Название | Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221413 |
Sattel. Mechanisch schob er den Jagdbogen in die richtige Position und
prüfte, ob die Pfeile richtig im Köcher saßen. Sie durften sich beim Ritt nicht
lösen, mussten aber jederzeit griffbereit sein.
»Wahre die richtige Form, Nedeam«, ermahnte sie ihn. »Das Du ist nur in
der Familie erlaubt, jedem anderen gebührt die höfliche Anrede. Achte stets
darauf, guter Herr oder gute Frau zu sagen, damit man dich nicht für
ungehobelt hält.«
»Ich weiß, Mutter«, versicherte Nedeam.
»Sollte dir der Heiler begegnen, so nenne ihn Hoher Herr.«
»Was auch für den Ersten Schwertmann gilt«, warf Balwin lächelnd ein.
»Ach,
Meowyn, Weib, er weiß doch wohl, wie er sich zu benehmen hat.«
»Ja, das tue ich«, bestätigte Nedeam und reckte sich im Sattel.
Balwin grinste beifällig. »Schneller Ritt und scharfer Tod.«
Nedeam sah seinen Vater zustimmend an, doch Meowyn legte ihre Hand
auf Balwins Arm. »Noch ist dein Sohn kein Pferdelord, Balwin.« Sie sah
Nedeam aufmunternd an. »Auch wenn er jetzt fast schon so aussieht.«
Der Zwölfjährige reckte sich stolz und strahlte glücklich. In diesem
Augenblick war es ihm gleichgültig, dass die Farbe seines Umhangs noch
Braun war und nicht das Grün der Pferdelords aufwies. So verabschiedete er
sich von seinen Eltern, zog Stirnfleck herum und trabte von dem kleinen
Gehöft in Richtung auf die große Stadt Eternas und seinem Abenteuer
entgegen.
Balwin legte den Arm um seine Frau Meowyn und zog sie zärtlich an sich.
»Keine Sorge, Weib. Er reitet ins Innere der Mark. Dort ist er sicher.«
Meowyn seufzte leise. »Die toten Wolltiere beunruhigen dich mehr, als du
eingestehst.«
Balwin erwiderte nichts. Aber das brauchte er auch nicht.
Kapitel 4
Die Sonne stand hoch am Himmel, und die Felsen warfen das Licht seltsam
gleißend zurück, sodass es unangenehm rasch blendete. Trotzdem war es
nicht heiß, denn der stete Wind der Hochmark brachte eine Linderung, die
Kormund als angenehm empfand. Sie ritten über einen der zahlreichen Pässe
der Hochmark in die Ebene von Eternas ein, und das Bild der Landschaft
verwandelte sich vor ihren Augen in ein saftiges Grün. Die Ebene, die in der
Mitte von einem Gebirgsfluss geteilt wurde, zog sich zwischen steil
aufragenden Bergen entlang, und wer die Fruchtbarkeit ihrer Weiden sah,
erkannte rasch, warum es sich hier gut leben ließ. Obwohl die Wolltierherden
die Weiden rasch abgrasten, wuchs ihr Gras schnell genug nach. Außerdem
war nahezu die gesamte Ebene von einem dichten Ring seltener
Gebirgswälder umgeben, die unter dem strengen Schutz des Pferdefürsten
Garodem standen. Um die Stadt selbst zog sich ein leuchtend gelber Gürtel
aus Getreidefeldern, deren Ernte kurz bevorstand. Man sah zahlreiche Männer
und Frauen, die sich zwischen den hoch aufragenden Halmen bewegten. Die
Ähren standen voll, und es würde wieder eine gute Ernte geben, denn der
Boden Eternas’ war fruchtbar.
Eternas war eine offene Stadt ohne Befestigungsanlagen, denn noch nie
hatte sich ein ernsthafter Feind bis hierher vorgewagt, und die Häuser der
Stadt wirkten durch ihre zwei- und dreigeschossige Bauweise und ihre
zahlreichen Schrägen und Winkel nahezu verspielt. An fast jedem Dachgiebel
waren die gekreuzten Pferdeköpfe, das Symbol des Landes der Pferdelords,
ausgearbeitet, und oft waren diese Verzierungen aus blankem Metall
geschmiedet. Der Reichtum der Hochmark zeigte sich in seinem
verschwenderisch wirkenden Umgang mit Metallen, und viele der Türen und
der Fensterrahmen waren aus geschmiedetem Eisen. Holz hingegen war
seltener zu sehen, und je mehr des kostbaren Rohstoffes an einem Haus
verarbeitet war, desto höher war die gesellschaftliche Stellung seines
Bewohners einzuschätzen. Ja, Stein und Metall dominierten das Bild von
Eternas, aber dennoch wirkte die Stadt nicht kalt. Pflanzen und Blumen
zierten fast jedes Haus, und die Freundlichkeit der Bewohner tat ein Übriges.
»Reitet langsam und blickt immer freundlich«, ermahnte Kormund seine
Männer. »Es gibt keinen Grund, die Leute zu beunruhigen.«
Er führte seine Schar die Hauptstraße entlang und wirkte dabei
vollkommen entspannt. Der Scharführer achtete darauf, dass sein grüner
Umhang die leere Scheide seines Schwertes verdeckte. Denn nachdem sich
kein Pferdelord jemals ohne triftigen Grund von seiner Klinge trennte, würde
es Fragen geben, sobald jemand die leere Lederhülle zu sehen bekäme.
Niemand sah ihm seine sorgenvollen Gedanken an, die immer mehr
zunahmen, je näher sie der Burg Eternas kamen, welche sich hinter der Stadt
erhob. Kormund kannte die Stadt des Pferdekönigs, deren überwiegend
hölzerne Bauten sich auf einem kegelförmigen Berg in einer ganz ähnlichen
Ebene erhoben, und er hatte auch dessen Fluchtburg gesehen, die in die
gewaltige Spalte eines steilen Berges hineingebaut worden war. Aber die
Burg Eternas war anders.
Massiv und aus kantigen Felsquadern errichtet, ragte sie in stumpfem Grau
am Ende der Stadt auf. Ihre hohen und mit Zinnen bewehrten Mauern wurden
nur noch von den beiden Ecktürmen und dem Hauptturm überragt. Und selbst
von der unteren Stadt aus konnte man die schlanke Nadel aufragen sehen, an
deren Spitze sich das Signalfeuer befand. Ein Feuer, das nur im Falle der
Gefahr entzündet wurde. Es gab eine ganze Kette ähnlicher Feuer, die bis
zum fernen Königshaus der Pferdelords führte. Und Kormund wusste, dass
die Kette sogar noch weiter, bis zur weißen Stadt der alten Könige reichte.
Er war stolz auf seine Männer, die sich ihre Sorge ebenfalls nicht
anmerken