Название | Adler und Leopard Teil 3 |
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Автор произведения | Peter Urban |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847618331 |
Arthur holte aus einer Schreibtischschublade ein schweres, in Leder gebundenes Buch hervor. Viele hundert eng beschriebene Seiten waren das Ergebnis seiner einsamen Tage und Nächte in der politischen und gesellschaftlichen Verbannung gewesen. Er hatte sich die Inkompetenz Dalrymples, Burrards und des gesamten, militärischen Establishment in den Horse Guards von der Seele geschrieben und ebenfalls die Denkfehler von John Moore, John Hope und John Craddock, den drei Oberkommandierenden die nach Cintra das Expeditionskorps auf der Iberischen Halbinsel übernommen hatten. Den Brief von Robert Castlereagh in Händen, war er nun bereit, nach London zu fahren und seinen Ruf, seine Ehre und sein Leben für diese Ideen in die Waagschale zu werfen. Alle behaupteten sie, dass Portugal nicht verteidigt werden konnte, wenn Spanien sich in Feindeshand befand. Doch er würde ihnen beweisen, dass sie sich irrten. Portugal war Lissabon und wer die Hauptstadt beherrschte, hielt die Macht über das ganze Land in Händen.
Arthur verließ seine Residenz Phoenix Park und durchquerte den Schlossgarten zu Fuß, um nach Dublin Castle, zu gelangen. Er wollte zuerst Charles Lennox, den Herzog von Richmond mit seinen Überlegungen vertraut machen. Wie immer betrat er das düstere, kalte Gebäude durch den Dienstboteneingang, damit er nicht mit den Ränkeschmieden und Bittstellern im Vorzimmer des Vizekönigs von Irland zusammentraf. Als er an die Hintertür klopfte, öffnete ihm nicht Fanny Baxter, die Haushälterin, sondern sein alter Sergeant. Wellesley musste lächeln. John verbrachte jede freie Minute mit Fanny und da der General ihn kaum beanspruchte, war der alte Mann häufiger in Dublin Castle zu finden, als bei ihm, in Phoenix Park: “Wenn Sie mir eine Tasse heißen Kaffee besorgen, dann erzähle ich Ihnen die letzten Neuigkeiten aus Portugal, John.“ Lockte er mit einem breiten Grinsen.“ Haben Sie wieder Post von Lady Sarah bekommen, General.“ Dunn war neugierig und lies sich sofort auf das kleine Spiel ein. “ Nein, John. Heute war es ein Brief von Robert Castlereagh.” Dunns Gesicht hellte sich mit einem Schlag auf. “ Heißt das, dass wir wieder zusammen ins Feld ziehen werden, mein Junge.” Arthur legte seine ganzen Papiere auf einem Küchenstuhl ab und drückte sich in eine warme Ecke, dicht neben den Ofen. Obwohl es bereits Mitte März war, war es in Irland noch empfindlich kalt: “Möchten Sie denn wieder los, John. “ Er blickte seinen Sergeanten belustigt an. Der alte Mann nickte eifrig.” Natürlich. Wir beide sind einfach nicht für ein ruhiges Leben geschaffen.”
“ Und was wird dann aus Fanny und unserem Gut in Kildare, mein Freund.” Dunn zuckte nur die Schultern: “ Die kommen beide eine Weile auch ohne mich klar.”
“ Wir werden lange nicht nach Hause zurückkommen.”
“Aber wir werden Bonny ganz schön einheizen.”
Arthur leerte grinsend seine Kaffeetasse. Dann klopfte er Dunn auf die Schulter.” Packen Sie unsern Krempel zusammen, John. Morgen oder übermorgen verschwinden wir aus diesem verdammten Schlangenpfuhl. Zuerst fahren wir nach London und dann nach Portugal.” Eilig begab der General sich zum Herzog von Richmond um ihm seine Pläne für die Iberische Halbinsel vorzustellen und um ihn darüber zu informieren, dass er all seine öffentlichen Ämter niederlegen wollte. Er hatte entschieden nur noch Soldat zu sein. Seit der Affäre von Cintra ekelte Parteipolitik ihn an.
Am 6.April 1809 verließen Arthur und John Dunn auf der H.M.S. Surveillante zum zweiten Mal Cork in Richtung der Iberischen Halbinsel. Whitehall hatte sowohl Arthurs Strategiepapier, als auch seine weiteren Bedingungen akzeptiert. Er würde als Oberkommandierender der britischen und portugiesischen Streitkräfte nur der britischen Regierung direkt unterstellt sein. Sämtliche Intrigen, Keulenschläge und Boshaftigkeiten aus St.James mussten jetzt die Minister abfangen.
Inzwischen war es Marschall Soult gelungen, Oporto und das ganze, nördliche Portugal zu besetzen. Doch aufgrund seiner Erfahrungen aus dem Jahr 1808 war Arthur sich sicher, dass er begriffen hatte, wie man den kampferprobten, französischen Truppen begegnen musste. Er würde Soult nicht nur aus Portugal vertreiben, sondern Napoleons Soldaten über die Pyrenäen zurück nach Frankreich drängen und den Krieg auf französischen Boden tragen. Er wusste, dass dies Jahre dauern würde und große Blutopfer notwendig waren. Doch es war die Anstrengung und die Opfer wert: Sollte der Krieges auf der Iberischen Halbinsel zu Ungunsten der Franzosen ausgehen, dann würde Bonaparte heftig ins Wanken kommen. Vielleicht würde eine Niederlage in Portugal und Spanien sogar zu seinem Sturz führen.
In Arthurs Plänen spielte die Geographie seines künftigen Kriegsschauplatzes eine große Rolle. Das Gelände, auf dem die Briten gegen die Franzosen antreten mussten, bot sich für eine Umsetzung seiner neuen Ideen in der Kriegführung an. Die Bevölkerung von Portugal, genauso wie die Spanier, wollte um jeden Preis ihre Freiheit zurück erringen. Und die gut ausgebildeten, englischen Infanteristen und eine inzwischen auf viertausend Mann angewachsene, britische Kavallerie würden das Rückgrat seines neuen Feldheeres bilden. Er hatte der Regierung in Whitehall erklärt, dass er keine zusätzlichen Truppen aus England erwartete. Er war sich darüber im Klaren, dass er seine Verstärkung vor Ort selber rekrutieren und ausbilden musste. Doch dreißig tausend portugiesische Milizionäre und vierzigtausend reguläre, portugiesische Soldaten, kompetent geführt von erfahrenen britischen Offizieren und Unteroffizieren würden zweifelsohne in der Lage sein, mindestens einhunderttausend französische Soldaten zu binden und langsam aufzureiben.
Während der knapp zweiwöchigen Überfahrt von Cork nach Lissabon sah und hört John Dunn nichts von seinem General. Arthur hatte sich in Karten vergraben und tüftelte seinen ersten Schachzug gegen Soult aus. Trotz seiner monatelangen Verbannung hatte die katholische Kirche über Gewährsmänner weiter dafür gesorgt, dass alle nachrichtendienstlichen Informationen aus Portugal und Spanien bei ihm aufliefen. Die Konvention von Cintra hatte die Kirchenmänner weit weniger erschreckt, als die Politiker: Keinen Augenblick lang hatten sie dem irischen General ihre Unterstützung entzogen. Doch Arthur hatte viel von seinem Glauben an das Gute im Menschen verloren und wusste, dass er für die katholische Kirche lediglich eine interessante Figur auf dem Schachbrett der Katholikenbefreiung war. Er war Ire. Seine Familie war nur unter dem Zwang der puritanischen Schreckensherrschaft im siebzehnten Jahrhundert zum protestantischen Glauben übergetreten. Es war nie viel mehr als ein Lippenbekenntnis gewesen. Wenn er aufstieg, dann würden Irlands Katholiken eines Tages ihre Gleichberechtigung erhalten und der blutige Konflikt, der seine Heimat seit den Tagen Oliver Cromwells heimsuchte, würde vielleicht ein Ende finden. Wellesley hatte begriffen, dass die Kirche ihn nur benutzen wollte. Aber er war bereit, diesen Preis zu bezahlen und um des militärischen Erfolges willen sogar einen Pakt mit dem leibhaftigen Teufel zu schließen, wenn dies notwendig werden sollte. Um mit so wenigen britischen Soldaten, so viele französische Soldaten zu besiegen, musste er Informationen haben. Nur ein hervorragender Geheimdienst, ein Netzwerk wagemutiger Spione, um den Feind zu unterwandern und die Möglichkeit der Gegenspionage konnten seinen Mangel an Geld, politischer Unterstützung, Artillerie, Kavallerie und Rotröcken ausgleichen. Vor seiner Landung in Lissabon wollte er darum die Einsatzpläne für das Expeditionskorps fertiggestellt haben, um so bald, wie möglich gegen Soult zu marschieren. Nur ein schneller Sieg über den kampferprobtesten Weggefährten Bonapartes konnte seine Position festigen und ihm diesen Hauch von Unbesiegbarkeit bringen, den er schon in Indien für schwierige Koalitionsverhandlungen benutzt hatte: Er brauchte Einfluss und Macht, um die miteinander verfeindeten politischen Fraktionen und Interessengruppen Portugals und Spaniens und seine wankelmütigen Herren in Whitehall bei der Stange zu halten!
Am 22. April 1809 lief die H.M.S. Surveillante in den Hafen von Lissabon ein. Colin Campbell und Fitzroy Somerset erwarteten Wellesley bereits am Quai. Die Stadt war in Aufruhr. Der herrliche, alte Praça do Comércio mit seinem riesigen schwarzen Bronzepferd in der Mitte war überfüllt mit einer jubelnden Bevölkerung, die die Schande der Konvention von Cintra vergessen zu haben schien. Überall sah man Gruppen junger Frauen, die in festlichen Landestrachten zum Klang der Kastagnetten und Trommeln tanzten. Die wohlhabenden, älteren Damen ließen sich in ihren Sänften zum Ort der Festlichkeiten tragen, begleitet