Couscous Crème fraîche. Iris Maria vom Hof

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Название Couscous Crème fraîche
Автор произведения Iris Maria vom Hof
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783738006544



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mit der Fresse in der Kartoffelsuppe wieder finden. Danach taucht er sie in die Kloschüssel, bevor sie wieder einmal vor die Wand kracht. Man glaubt nicht, wie viel Zorn ein angesoffener Vater hat, wenn er ein Kind vermöbelt. Brasil, la-lalalalalala-la. Katy hat mächtig Schiss. Eines Tages bringt er sie um. Und die fette Larve presst Katy die feisten Hände auf den Mund, damit keiner ihre Schreie hört, wenn der Alte ihr den Garaus macht. Eins, zwei, drei, raus aus dem Leben. Ich scheiß auf mein Leben, denkt Katy oft. Mist, Mann, heute in der Schule haben die Sozialassistenten Läusepulver ausgeteilt. Direkt auf die Murmel, damit es auch jeder gleich sieht. EineMütze von Schnee auf ihren Araberschädel, da kotzt du im Dreieck! „Dschungelkind im Schnee!“, so haben die andren geschrien. „Dschungelkind im Schnee-e!“ Deine dicken Haare sind einfach nicht zu bändigen, behauptet die Larve. Weil sie keinen Bock hat, Zöpfe zu flechten oder Katy einen Pferdeschwanz zu binden. Und so was will eine Mutter sein. Die wäscht auch Katys Kopf nie. Die findet das ekelhaft, weil Katys Haare lang und schwarz gekräuselt sind und in alle Himmelsrichtungen abstehen. Kämmen, kein Gedanke, nicht für die Larve. Wenn Katy aus ihrer Haut heraus schlüpfen könnte, sie würde es sofort machen. Zum Glück ist sie nicht auf den Namen Rashida getauft. Das fehlte noch. Rashida Ben Ali, wie es der Vater gerne gehabt hätte. Da bleibst du bis an dein Lebensende gezeichnet. Oder Cherif, wie Denis heißen sollte, bescheuert! Ben Ali reicht, um dir dein Leben komplett zu versauen. Wenn Katy in der Schule aufgerufen wird: „Ben Ali!“ Null Reaktion. Wenn sie aber Katy gerufen wird, hopp, da springt sie auf und macht ihr Lieb-Kind-Gesicht. Als Höhepunkt des Läusepulver-Schultages hat einer von den Großen, ein blonder, sommersprossiger Creme fraîche, in der Pause gefrotzelt: „Katy ist ein schwarzes Stinktier. Katy ist ein Stinktier!“ Leck mich. Katy hat rot gesehen. Und leider kein Bruder zur Hand der dem Idioten die nötige Abreibung verpasst. Also macht Katy, was ihre Brüder in der Situation getan hätten. Sie flitzt so schnell sie kann hinter den Creme fraîche und zieht ihn an den Eiern. Und bum, der Penner knallt sofort auf die Kiesel im Schulhof. „Ich kriege keine Luft!“ Der Jammerlappen fasst sich in den Schritt, als würde er durch die Eier Luft holen. „Du, Bleichgesicht“, spottet Katy, „jetzt pfeifst du aus allen Löchern? Was, du pfeifst nicht? Dann serviere ich dir noch mal die gleiche Nummer.“ /// Für ihre sieben Jahre ist Katy ziemlich fix drauf, oh ja. In der Schule schlagen sich Katy und ihre Brüder als echte Rabauken durch. Kann man nicht anders sagen. Normal, dass die Geschwister gehasst werden. Und ihr belämmerter, versoffener Vater, der macht alles noch viel schlimmer. Irgendwann in der ersten oder zweiten Klasse – meistens vergisst Katy, wann was passiert ist – da ballerte der Alte mit seinem Karabiner vom Fenster auf die Straße. Bloß weil ein Junge aus der Schule ganz brav neben Katy her marschierte. Madre mio Katy hörte den Schuss an ihrem Ohr vorbei zischen. Da hat sich der Junge so was von verpisst, normal. Und in der Schule erzählte er herum, der alte Ben Ali, der wäre ein kompletter Irrer, super. /// Was der Vater treibt ist Gesetz. Unumstößlich. Und das schließt das gesamte Familienleben ein. Wenn etwas schief läuft, das heißt, in seinem Sinne nicht klappt, dann legt er los. Noch gar nicht lange her, da tauchte er in der Schule auf. Und hat Madame Marge abserviert. Dass Katy mit Madame Marge auf Kriegsfuß steht, dass Katy Madame Marge zur Weißglut bringt weil sie nie in nichts mitkommt - das interessierte den Vater nicht die Bohne. Katy hasst diese unmögliche Lehrerin in ihren piekfeinen weißen Söckchen und legt sich regelmäßig mit ihr an. Madame Marge erlaubt zum Beispiel nicht dass man während des Unterrichts die Beine übereinander legt. Also schlägt Katy gerne mal die Beine übereinander. Das bringt ihr bösartige Fußtritte von Madame ein, egal. Madame Marge ist nicht zimperlich, blöde Kuh das! An diesem Tag, den Madame Marge so schnell nicht vergessen wird, schnallte Katy wieder einmal nichts. Ja, leider, aber ist so. Und weil Katy sich so mega doof vorkam, machte sie auf Clown und brüllte: „Null Bock, Madame, null Bock, Madame!“ Autsch, in einem Rutsch packte Madame Marge Katy an den Haaren und verfrachtete sie in die letzte Reihe. „Hier bleibst du sitzen für den Rest des Schuljahres, schwarzes Biest!“ So nicht, Madame, so nicht. Katy sprang auf den ihr zugewiesenen Stuhl, streckte Madame Marge die Zunge heraus und klopfte sich wie ein Äffchen auf die Brust: „Uh! Uh! Hier! Hier! Null Bock, Madame!“ Unter lautem Grölen der gesamten Klasse ergriff Madame Marge Katy hart an beiden Wangen und zerrte sie wütend auf den Fußboden herunter. „Kein Mucks mehr, verstanden! Und für heute haust du ab, Katy! Ich kann dich nicht mehr sehen!“ Und die dachte, sie tut Katy weh. Da mussten ganz andere kommen. Wenn Katy das erst ihrem Vater erzählt, dann kracht es volle Kanne. Und ihr Plan ging eins zu eins auf. Als Katy nachhause kam, war der Alte bereits voll geladen. Auf seinem üblichen Pegel um diese Zeit. Der Vater schob die Aktion auf der Stelle an und krallte seinen Hut. „Die Schulnutte hat dich geschlagen? Los!“ Mit Katy im Schlepp brauste er wie ein Stier in die Klasse von Madame Marge. „Gut zuhören jetzt: Sie misshandeln meine Tochter nicht!“ Katy lachte sich die Hacke. Mit einem Arm, mit einem Arm nur hob der Vater die konsternierte Madame in ihrem marineblauen Kostüm und den weißen Söckchen hoch und hängte sie wie ein abgestochenes Vieh an die Garderobenstange, so. „Meine Kinder misshandelt hier keiner! Wenn jemand meine Tochter bestraft, dann bin ich es, merken Sie sich das!“ Umnebelt von einer bestialischen Geruchswolke aus Schweiß, Ricard und Gauloises verließen Vater und Tochter die Klasse. Die gedemütigte Lehrerin wurde sich selbst überlassen. Scheiß egal, wie es mit Madame und den wiehernden Schülern weiterging. Nicht Katys Ding im Augenblick. „Warte, bleib stehen!“, befahl der Vater auf dem Heimweg. Katy überfiel ein mulmiges Gefühl. Nicht dass er ihr wieder eine schallert, weil er den Vorfall plötzlich umgedreht sieht. Es kam noch anders. Ihr Vater nahm Katys kleine Hände in die seinen, öffnete sie mit einer unerwarteten Zärtlichkeit und ließ eine Handvoll Erdnüsse hinein rollen. „Für dich, Zwerg!“ Ein Händchen Erdnüsse gibt es sonst nur sonntags. Irgendetwas hatte sie heute richtig gemacht. Sie hätte zu gern gewusst, was das war. „Danke, Papa. Danke!“, Katy ist immer ganz von den Socken, wenn ihr jemand Gutes tut oder ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Und das mit ihrem Vater und den Nüssen, so was gab es noch nie. Nicht sehr lange nachdem sie eingeschult wurde, da ist ihr schon einmal was total Blödes mit einer Lehrerin passiert. Mademoiselle Kadir, Tochter algerischer Eltern, die war anfangs so nett. Und die roch so gut! Katy hat Mademoiselle Kadir aus ihrem Platz in der ersten Reihe vergöttert. Die anderen Schüler fingen an zu kichern, wenn Mademoiselle das Klassenzimmer betrat, weil Katy sofort aufsprang und Mademoiselle die Tasche abnahm. Oder die Bücher oder was sie sonst so mitbrachte. Eines Tages: Schock! Mademoiselle Kadir wurde knallrot, als Katy wieder hellauf begeistert auf sie zugeschossen kam. Oh je, das war zu viel des Guten. „Nach der Stunde, wenn die anderen in die Pause gehen, bleibst du in der Klasse, Katy!“ Mademoiselles Ärger kochte hoch und ihr Gesicht wechselte von rot zu blass und zurück zu rot. Eine scharfe Zornesfalte teilte ihre Stirn in zwei Hälften. Die arme Katy

      drehte durch. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr konzentrieren, sie war sich keiner Schuld bewusst, aber das war nicht unbedingt ein Grund für Bestrafung oder Nicht-Bestrafung. Für Katy nichts Neues. Sie war voll aufgeschmissen. Ihr Schwarm, ihr Ein und Alles war böse mit ihr. Oh, oh, oh, sie kann mich nicht mehr leiden, sagte sich Katy. Als die nervige Stunde endlich überstanden war, nahm Mademoiselle Kadir Katy zur Seite. „Warum sehen Sie mich auf diese aufdringliche Weise an, Schülerin Ben Ali? Katy, meine Kleine, was ist denn los mit dir?“ Katy glotzte wie eine Blöde Löcher in die Luft und antwortete scheu: „Weil Sie so schön sind, Mademoiselle.“ Paff, heraus war es und konnte nicht mehr zurückgenommen werden. Katy biss sich auf die Zunge, zu spät. Mademoiselle Kadirs Wangen glühten wieder hochrot auf, dann schickte sie Katy in die Pause. „Los, Katy, auf den Hof. Ab der nächsten Stunde setzen Sie sich weiter nach hinten, Ben Ali!“ Das war das erste von vielen Malen, dass Katy in der Schule von vorne nach hinten verbannt wurde. Sie trottete vollkommen zerstört in die Restpause und hatte wieder einmal keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte oder wie es richtig gewesen wäre. Seltsam irgendwie, es war so schwer herauszubekommen, das Richtige und das Falsche.

      Ich will hier weg

      Le Havre, April 1963 /// Der Vater ist aus dem Haus. Die Mutter hat sich noch mal aufs Ohr gehauen. Die beiden älteren Brüder spielen auf dem Hof Fußball. Und Laurent, der kleine Hosenscheißer, jagt wie blöd in der Küche herum und kräht jedes Mal vor Stolz, wenn er eine Kakerlake erfolgreich zerlegt hat. Im Fernsehen stemmt der Präsident in großen Gesten Worte zu Atom. Blablabla. Dagegen kommt Francoise Hardy mit