NY Phönix. U. Kirsten

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Название NY Phönix
Автор произведения U. Kirsten
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783737561181



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vom 8.Dezember 1980 um 22:50 Uhr, in der er mit vier Schüssen in den Rücken hier vor dem Dakota von einem verbitterten, ruhmsüchtigen „Fan“, Mark David Chapman, niedergeschossen wurde. Wenige Stunden zuvor hatte sich Chapman an der gleichen Stelle von John Lennon noch eine Schallplatte signieren lassen. Ein Tourist machte zufällig ein Foto und es war das letzte Foto von Lennon. Es zeigt Attentäter und Opfer auf einem Bild. Seit dieser Zeit setzt sich seine Ehefrau auch für das Verbot von Waffen in den USA ein. 1981 und dann erneut 2013 veröffentlichte die Aktionskünstlerin ein Bild von John Lennons blutverschmierter Brille vor dem Fenster ihres Appartements mit Blick auf den Central Park. Dazu schrieb sie: „Über 1.057.000 Menschen starben in den USA durch Waffengewalt, seit John Lennon am 8. Dezember 1980 erschossen wurde.“ „Warum geben die Menschen dem Frieden keine Chance?“ muss Lenny denken. Er zieht Kanaj am Arm. „Komm, wir machen einen kleinen Umweg. Ich möchte Dir etwas zeigen.“ Lenny folgt ihm in den Park, unter die Bäume. Nur wenige Meter von der belebten Central Park West entfernt, bleibt er vor einem unscheinbaren, runden Mosaikbild, dass in den Fußweg eingelassen ist, stehen. In die weißen Steine ist das Wort „Imagine“ eingelassen. „Was bedeutet das?“ fragt Kanaj. Lenny schaut ihn erstaunt an. „Du kennst „John Lennon nicht?!“ Das hier ist sein Denkmal. Die Gegend hier im Central Park ist nach einem seiner bekanntesten Lieder in „Strawberry Fields“, die Erdbeerfelder umbenannt worden. „Wer war John Lennon?“ fragt Kanaj. Lenny überlegt kurz, wie er es seinem Freund am besten erklären kann, dann sagt er: „Er war ein Träumer.“ Und dann fügt er hinzu: „Und er war vor allem ein positiver Kämpfer, ein friedvoller Krieger.“

      Lenny und Kanaj gehen beide in Gedanken verloren zur Straße zurück, als ihn Kanaj plötzlich zurückzieht. Sie bleiben im Schatten eines Baumes stehen. Auf der anderen Straßenseite sehen sie den Eingang des Apartmenthauses Nr.145. Es ist das San Remo, in dem Lenny mit seiner Familie wohnt. Er war nur wenige Meter davon entfernt, endlich seine Mutter, seinen Vater und natürlich auch seine Schwester Mati in die Arme zu schließen. Seinen Namen erhielt das Gebäude von dem früheren Hotel gleichen Namens, das an dieser Stelle stand. Es ist durch seine beiden barocken Türme eines der auffälligsten Häuser rund um den Central Park. Im Fahrstuhl hatte Lenny immer wieder einmal berühmte Mitbewohner getroffen. Dustin Hoffman, Steven Spielberg oder sogar Bono gönnten ihm schon ein freundliches „Hallo“ und ein Lächeln. Was Lenny vor dem Eingang jedoch sieht, lässt ihn nichts Gutes ahnen. Die Männer in roten Umhängen sehen wie Wächter aus. Äußerlich sind keine Waffen zu sehen, aber sie haben die straffe Haltung von Soldaten. „Das sind die Elitetruppen der Krähe.“ raunt Kanaj ihm ins Ohr. „Die hat Crow geschickt, um Dich hier abzufangen. Die Kroks haben es nicht geschafft. Jetzt macht er ernst. Mit denen ist nicht zu spaßen. Die sind real und gefährlich.“ „Deine Eltern jetzt zu sehen, kannst Du Dir abschminken. Komm, wir gehen erst einmal zu mir. Das YMCA ist nicht weit von hier. Wir kommen wieder hierher, wenn sich die Situation beruhigt hat.“ Kanaj zieht ihn zurück in den Park.

      Lenny merkt, wie sich ihm der Magen zusammenzieht. Er fühlt sich plötzlich innerlich leer. Eine tiefe Enttäuschung breitet sich lähmend in seinem Geist und in seinem Bauch, seinen Gefühlen aus. Kanaj legt seinem Freund den Arm um die Schulter. „Lass den Kopf nicht hängen. Komm mit. Wir gönnen uns eine Verschnaufpause. Ich zeige Dir meine Lieblingsstelle im Park.“ Kanaj führt ihn um den Lake, den zweitgrößten See des Central Park herum. Der See ist nicht so steril, wie das große Reservoir. Es gibt viele, von Bäumen überschattete Buchten und felsige Halbinseln, die in den See hineinreichen. Nach einigen Minuten verlassen sie den Hauptweg. Sie überqueren die Bankrock Bridge. Sie ist eine der kleineren, aus Eichenholz erbauten Brücken des Central Park. Lenny bewundert die schönen Ornamente und Verzierungen des Holzgeländers. Dann führt Kanaj ihn durch das Unterholz und sie erreichen das Ufer des Sees. Ein großer, rund geschliffener Granitfelsen ragt in den See und lädt zum Verweilen ein. Lenny ist verzaubert von diesem Ort. Mitten in der hektischen Großstadt ist dies eine kleine Oase der Ruhe und Harmonie. Kanaj erklärt „Ich komme öfter hierher, zum Meditieren.“ Sie setzen sich nebeneinander an den Rand des Sees. Das grüne Dach der Ahorn- und Eichenbäume hüllt sie ein. Vor ihnen spiegelt sich beruhigend der See und hinter dem Wald an Laubbäumen erhebt sich die prächtige Kulisse der New Yorker Skyline. Sie haben einen direkten Blick auf die Zwillingstürme des San Remo und können bis hinüber zu den Hochhäusern der South Side schauen. Kanaj und Lenny sitzen in Gedanken versunken nebeneinander. Keiner sagt ein Wort. Nach einigen Minuten beginnt Lenny zu reden. Oft geht es ihm besser, wenn er die Dinge, die ihn bedrücken, ausspricht, wenn er sie mit jemandem teilt, der ein offenes Ohr für ihn hat. Eigentlich sind es seine Mutter und sein Vater, mit denen er über alles reden kann, was ihn beschäftigt. Und er spürt, wie sehr sie ihm jetzt fehlen. „Kanaj, was ist, wenn ich meine Eltern nicht mehr wieder sehe. Vielleicht hat die Krähe sie längst verschleppt. Es geht ihnen sicher schlecht. Und was ist mit meiner Schwester. Ich habe Angst, dass ihnen allen etwas Furchtbares passiert ist.“ Lenny hat in diesem Augenblick schreckliche Bilder vor sich. Er sieht, wie die Schergen seinen Vater niederschlagen. Seine Schwester hängt weinend an seiner Mutter. Sie werden in einen schwarzen Minivan gezerrt.

      Kanaj hört seinem Freund zu, ohne ihn zu unterbrechen. Aus Lenny sprudeln die Gefühle und Gedanken hervor. Kanaj weiß, dass man Anregungen von anderen Menschen, gut gemeinte Empfehlungen nur annimmt, wenn man bereit dafür ist. Und soweit ist man erst, wenn der letzte Rest von Traurigkeit und Empfindungen ihren Weg an die Oberfläche gefunden haben. Kanaj ist ein wirklich guter Zuhörer. Er ist konzentriert und aufmerksam. Von Zeit zu Zeit nickt er Lenny zu oder stellt eine Frage, die bestätigt, dass er voll bei der Sache ist. Er schenkt seinem Freund damit Zeit und Aufmerksamkeit, welche die wirklich großen und wichtigen Geschenke des Lebens sind. Langsam wird Lenny ruhiger. Die Pausen, die den anfänglichen Redeschwall unterbrechen, werden länger. „Lenny, ich weiß, dass die Situation schlimm für Dich ist und dass Du Angst um Deine Familie hast.“ beginnt Kanaj. Ich und meine Freunde werden Dir helfen, Deine Eltern wieder zu finden. Wir werden alles tun, was in unserem Einfluss und in unserer Macht steht. Du wirst sehen, dass wir eine positive Lösung finden werden. Ich möchte Dir an dieser Stelle etwas erklären, was wichtig ist, damit dies wirklich eintritt. Wir geraten in unserem Leben oft in Situationen, die wir nicht mögen, die nicht in unser Lebenskonzept passen. Viele Menschen neigen dazu, ihre gesamte Aufmerksamkeit, ihre Energie auf das zu richten, was ihnen gerade an Schlechtem passiert ist. Sie betrachten das Problem von allen Seiten, nehmen es auseinander, setzen es wieder zusammen. Sie beschäftigen nicht nur ihren Geist mit der negativen Situation, sondern mobilisieren alle ihre Gefühle und richten diese auf das Geschehene. Sie bemerken jedoch nicht, dass sie damit ihr gesamtes Energiepotential auf das negative Ereignis richten. Sie laden sich und ihre Umwelt negativ auf. Und daher ist es nur selbstverständlich, dass diese eigene negative Energie gleiche, negative Energie anzieht. Gleiches zieht Gleiches magisch an. Oft werden die Betroffenen auch in ihrer Kommunikation und ihrem Handeln negativ. Sie fühlen sich als Opfer und beschuldigen eventuell ihre Umwelt, Schuld zu sein. Sie meinen, sich verteidigen zu müssen. Dabei werden sie jedoch selbst zu Angreifern. Sie schreien, sie weinen, sie werfen vor. Solange wir in uns diese negative Energie produzieren und aufrechterhalten, haben wir einen negativen Energiekreis um uns herum aufgebaut. Wir stoßen die Menschen, die wir lieben, ab. Sie werden sich von uns entfernen und wir erreichen damit genau das Gegenteil, was wir eigentlich möchten. Stattdessen zieht diese negative Energie andere negative Energie an. Diese potenziert sich und die Situation verschlimmert sich ebenso, anstatt sich zu entspannen. Neue negative Ereignisse werden uns finden und treffen. Wir generieren hier unser Schicksal. Uns fällt das zu, was wir erschaffen und zwar den negativen ZuFall. Lenny, ich stelle Dir eine entscheidende Frage: Was möchtest Du wirklich?!“ Lenny hat bis jetzt in die Ferne über den See gestarrt. Nun schaut er Kanaj erstaunt und fragend an. „Ja Du hast richtig gehört. Das ist immer wieder die wesentliche Frage, um die es wirklich geht. Konzentriere Dich und damit Deine Energie auf das, was Du wirklich möchtest! Deine Energie äußert sich in Deinen Gedanken, Deinen Gefühlen, Deiner Kommunikation und Deinem Handeln. Du generierst, wie gesagt, damit Dein Schicksal. Du erschaffst, mit dem, was Du wiederholt tust, mit Deinen Gewohnheiten Deine Zukunft, Dein Leben. Möchtest Du ein positives Leben, dann denke, fühle, spreche und handele positiv. Es gibt kein: mal so oder mal so. Es gibt nur ein entweder oder. Fange jetzt an und kehre bei jedem Rückschlag wieder auf Deinen positiven Weg zurück. Natürlich wirst Du hinfallen. Du