Название | Lydia - die komplette Reihe |
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Автор произведения | Janine Zachariae |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752923773 |
»Ja, wir haben es gestern Abend festgestellt!«
»So, so! Dann will ich euch zwei Turteltauben mal alleine lassen! Bis heute Nachmittag, Tom!«
Natürlich sagte er Turteltauben extra laut.
»Ach Kleines, zieh dir den mal lieber an!«
Auf einem Stuhl lagen ihre Klamotten und oben drauf ihr BH, den er ihr entgegen schmiss.
»Du bist so blöd, natürlich zieh ich das an, woher sollte ich denn wissen, dass ich mit dir solange unten sitze und hier oben noch!« Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.
Tom beobachtete und grinste. »Bis dann!«
Nachdem Steve das Zimmer verlassen hatte, wollte Tom wissen, wann sie losmusste. Sie sagte es ihm und fügte hinzu: »Ich muss mich jetzt anziehen. Da ich das ja nicht im Zimmer machen kann, geh ich mal ins Bad!«
»Ach du, von mir aus kannst du dich gerne umziehen. Ich schaue auch nicht mit beiden Augen hin. Indianer-Ehrenwort!« Er symbolisierte das Zeichen und grinste. Sie musste darüber so lachen, das sie sich zurückhalten musste, sonst würde Sam doch noch wach werden.
»Also, bis später dann.« Sie schloss wieder das Fenster und schnappte sich ihre Sachen.
*
Steve machte sich schon Sorgen um Lydia, seit jeher im Grunde.
Nicht wegen Tom, sondern weil sie manchmal wirklich eine Mutter brauchte. Er wartete etwas, ehe er zögernd an die Badezimmertür klopfte.
»Ich bin’s, bist du schon angezogen?«
Lydia öffnete. Sie war gerade dabei, sich die Zähne zu putzen.
»Was hattest du den Nachbarn über deine/ unsere Mutter gesagt?«
Sie sah ihn verdutzt an, spülte ihren Mund aus und meinte:
»Das sie scheinbar überfordert war. Sie hatte ja schon drei Jungs und dann noch ein Mädchen, das war vielleicht zu viel.«
»Glaubst du das?« Sie zuckte die Schultern.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, weißt du?! Der Gedanke, sie würde uns vermissen, ist angenehmer als alles Negative. Sam war ja auch erst drei, als sie fortging. Für ihn ist es ja noch schwerer. Ich hab früh gemerkt, dass keiner von euch darüber reden will und hab es dabei belassen. Natürlich wollte ich alles wissen, aber Papa sah dann immer geknickt aus und ich wollte ihn nicht verletzen oder euch. Sowieso, was er alles aufbrachte, um alles unter einen Hut zu bringen, mit zwei sehr kleinen Kindern und euch, die schon etwas größer waren, finde ich bewundernswert«, gab sie zu und sagte: »Tom fragte mich, ob ihr Jungs mich nicht als Belastung gesehen habt.« Mit ihren großen Augen blickte sie Steve nun an und hielt den Atem an, unsicher, was sie denken sollte.
»Du und eine Belastung? Ich hab dich und Sam einfach immer geschnappt und bin mit euch zum Fußballplatz gegangen.
Da wart ihr ja schon selig und du konntest sehen, wie dein Lieblingsbruder«, dabei zeigte er auf sich selbst, »ein Tor nach dem anderen schoss.«
»Davon träumst aber auch nur du.«
Um für etwas Farbe im Gesicht zu sorgen, benutzte sie eine getönte Tagescreme, die zu ihrem Teint passte, nahm etwas Puder, um den Glanz wegzubekommen, benutzte Wimperntusche und Lipgloss vervollständigte alles.
Ein letzter Blick im Spiegel zeigte ihr, dass sie mit ihren 15 Jahren gut genug aussah, um sich so vor die Tür zu wagen.
Als sie sich zurechtmachte, bemerkte sie, wie Steve sie beobachtete. Sie lächelte ihn an und er zuckte leicht zusammen.
Manchmal war es einfach zu deutlich: Dieser Schritt, den dieses Mädchen zur Frau gerade vollbrachte. Für Stephen war es immer wieder ein Schock.
*
Halb neun verließ sie das Haus. Sie war nervös, freute sich aber total. Als sie aus der Tür ging, stand Tom schon da.
»Guten Morgen.« Sie lächelte. Er nahm ihre Hand in seine.
Verlegen schaute sie ihn an. Als sie außer Sicht der Häuser waren, blieb er stehen.
Er drehte sie zu sich. Sie schauten einander tief in die Augen und küssten sich, es war ein zärtlicher, aber zaghafter Kuss.
Dann küssten sie sich noch einmal. Dieser war etwas intensiver, vorsichtig tasteten sie sich mit ihrer Zunge vor.
Verliebt sahen sie einander an. Dann wünschte er ihr Glück und drehte sich um.
Er sah ihren Vater, der aber sofort wieder ins Haus ging. Ob er ihnen hinterhergegangen war, wusste Tom nicht.
Kurz darauf trommelte Herr Schaf alle zusammen und telefonierte sehr lange, besonders mit Michael.
Irgendwas war seltsam.
»Guten Morgen, Lydia, du bist aber früh da!«
»Guten Morgen. Tut mir leid«, sagte sie zurückhaltend.
»Das muss es nicht, ist schön. Lieber überpünktlich als zu spät.«
»Ja, das sage ich auch immer, Madlen.« Die Chefin lächelte und wies sie ein. »Zuerst sortierst du die Bücher ein. Im Lager sind die ganzen Exemplare. Wie du siehst, sind einige Lücken in den Regalen, die füllst du auf.«
»Alles klar, mach ich.«
»Wenn du Fragen hast, weißt du ja, wo du mich findest.«
»Danke, wie lange hab ich Zeit?«, erkundigte sich Lydia.
»Sehen wir dann.« Madlen wollte sie nicht unter Druck setzen, aber Lydia wusste, wie es gemeint war. Also sah sie sich im Laden um, bemerkte - Reihe für Reihe - fehlende Bücher und holte diese mit einem kleinen Wagen, der extra dafür vorgesehen war - wie sie es schon oft beobachtet hatte. Madlen sah ihr immer wieder dabei zu, begrüßte aber freundlich Kunden.
Während Lydia einen schweren Stapel in den Händen hielt und diese gerade einräumen wollte, wurde sie von einer Frau angesprochen:
»Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen,
wo ich die Kinderbuchabteilung finde?« Lydia legte die Bücher weg und zeigte in die Ecke.
»Dankeschön.«
»Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
»Äh, ja. Für meinen Neffen, er wird 8, aber eigentlich weiß ich nur, dass er gerne liest.«
»Kommen Sie!« Sie begleitete die Frau zu den Büchern.
»Hier, das wird Ihrem Neffen sicher gefallen!« Sie reichte ihr eins, welches auch nicht zu teuer oder zu dick war.
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe drei Brüder. Gut, die sind alle schon erwachsen, aber ich weiß, was sie mögen. Männer tun nämlich immer so, als seien sie schon zu groß für so was, aber tief in ihrem Herzen sind sie manchmal immer noch wie 8-Jährige.« Die Frau lachte dabei und stimmte ihr zu.
»Haben Sie vielen Dank!«
»Sollte Ihr Neffe es doch nicht mögen, können Sie es innerhalb von 14 Tagen - mit Kassenbeleg - umtauschen.«
»Gut zu wissen, danke.« Daraufhin bezahlte die Kundin das Buch bei Madlen und die Chefin rief Lydia zu sich.
Irgendwie hatte sie nun Angst, einen Fehler gemacht zu haben.
»Tut mir leid, hab ich was Falsches gesagt?«
»Nein, im Gegenteil. Das war wirklich klasse.«
»Danke!«
Lydia ging zurück an ihre Bücher und sortierte weiter ein, als wieder ein Kunde zu ihr kam. Dieser beschrieb ein Buch, wusste aber nicht mehr, von wem es war, nur noch ansatzweise