Das Friedrich-Lied - 2. Buch. Henning Isenberg

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Название Das Friedrich-Lied - 2. Buch
Автор произведения Henning Isenberg
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847612025



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auch nur im Geringsten zu heilen.”

      Ein Raunen ging durch die Basilika, denn die Aussage des Papstes kam einem Zwischenurteil gleich. Caccia und Monacho schauten sich an. Der Papst war Richter und Betroffener. Caccia hatte, wie Langchamps vor ihm, auf die falsche Karte gesetzt. Dieser Richter würde diesem Betroffenen, dem der Kaiser die sein Eigen geglaubten Gebiete verwüstet hatte, nicht widersprechen.

      Ergriffen und betroffen verzogen die Welfischen unter den Zuhörern die Gesichter und bogen die Leiber, als seien sie von Schmerzen ergriffen. Mit letzten Versuchen fuhren Monacho und Caccia mit ihrer Verteidigung, in den sieben von dem Markgrafen erhobenen Punkten, fort. Doch der Kaiser schien verloren. Einige der Anklagpunkte des Markgarfen wie die Besetzung des Frauenklosters in Quedlinburg konnten entkräftet werden. Andere Punkte wie die Gefangennahme des Bischofs von Münster oder die Unterstützung des Bremer Erzbischofs hingegen blieben bestehen. Als es zur Verhandlung des Punktes, wonach Otto Friedrich II. als Pfaffenkönig bezeichnet hatte, kam, erhoben sich auf Seiten der Papsttreuen empörte Rufe gegen die Welfenpartei. Innozenz nahm diese erneuten Unruhen zum Anlass, die Verhandlung mit einer auffordernden Handbewegung von seinem Thron aus für beendet zu erklären. Sogleich begannen die Kirchendiener die Menge aus der Basilika hinauszudrängen.

      Am dreißigsten November fand die dritte feierliche Plenarsitzung statt, mit der das Konzil gleichzeitig seinen Abschluss finden sollte.

      Wieder eröffnete Innozenz die Verhandlung, indem er über die Fragen, wie mit den Häretikern zu verfahren sei und in dem er seinen Aufruf zum fünften Zug unter dem Kreuz gegen die Ungläubigen erneuerte.

      Als das Konzil in vollem Gange war und die Unterwerfung König Johanns von England unter das Kreuz besprochen war, ergriff Siegfried von Mainz das Wort.

      „

      Verehrte Herren, es freut mich als deutscher Bischof zu hören, dass die Kirche ihre Position durch die Reform zu stärken im Stande sein soll, dass sich die deutschen und englischen Fürsten als Teil der kirchlichen Hoheit begreifen sollen. Doch frage ich, wird es der Kaiser sein, der die Heere nach Jerusalem anführen soll?”

      Er hob an, um fortzufahren, doch der Bischof wurde von Innozenz unterbrochen.

      „

      Nun hört mir zu, Bischof und alle Ihr anderen, später höre ich euch wieder zu. Doch dies sei mein Spruch in dieser Frage.“

      Nun endlich sollte das Unausgesprochene, das seit dem ersten Tag des Konzils im Raume stand, vom Papst selbst ans Licht befördert werden.

      „

      Es soll der deutsche Fürst unser Vertrauen besitzen, der von den Wahlfürsten und der Kurie gewählt wurde. Diesem wird meine Unterstützung auch für den Kreuzzug in das heilige Land zuteil.” Proteste erhoben sich von den welfischen Abordnungen. Denn mit dem päpstlichen Wort war offenkundig, dass der Papst für Friedrich II., den er selbst über die Alpen geschickt, dem er selbst durch die päpstliche Urkunde in Überlingen, Breisach und Aachen Einlass verschafft hatte, öffentlich Partei ergriff.

      Die Proteste der Welfen wollten nicht abebben. Keinen interessierte nun noch, ob der Papst den Kaiser vom Bann befreien würde. Was hatte das noch für eine Bedeutung?

      Die Welfen drängten ins Freie, auf dass das Konzil ohne sie beendet werde.

      Als sich schließlich die großen Pforten öffneten, sah Tankred, wie Siegfried von Mainz, freudig ins Gespräch mit Dietrich von Trier vertieft, die Basilika verließ, während die ganze welfische Partei mutlos vor dem Gotteshaus stand.

      „

      Auch wenn der Papst, von Gott befohlen, die Entscheidung an den Rat weitergegeben hat, ist es offensichtlich, dass Erzbischof Siegfried, wie auf ein Signal, das Wort ergriffen hat und in feister und dummer Weise den Boden für die Ausführungen zugunsten des Staufers geebnet hat,“ sagte Tankred zu Scauffius.

      „

      Einen weiteren Kreuzzug gegen die Albiginser. Damals war ich dabei, als der Graf von Toulouse den Kaiser aufsuchte, um Nachsicht bei der Behandlung der Ketzerfrage zu erwirken. Ich fand es zu der Zeit und finde heute immer noch nicht richtig, diese armen Teufel zu verfolgen.“

      „

      Wollen sehen, ob er die Reise auch wirklich antritt.”

      „

      Ich habe damals die Kommission begleitet, die die Minoriten in den Bergen des Apennin befragen sollte“, sagte Tankred, „es waren alles Anhänger des heiligen Franz von Assisi, absolute Fanatiker. Unterscheiden sich wohl kaum von den Häretikern, aber die werden nicht verfolgt, stattdessen werden die Dominikaner auf die Häretiker angesetzt.”

      „

      Nur geistig sollen sie die Ketzer bekehren”, warf Heinrich ein, der sich zu ihnen gesellt hatte.

      „

      Wenn es da dann noch etwas zu bekehren gibt. Das heutige Glaubensbekenntnis Innozenz’ war fast Satz für Satz gegen den katharischen Glauben gerichtet; er kennt seine größte Bedrohung im Abendland genau und will sie vernichten; nur darum geht es ihm. Zwölfhunderundelf haben die Dominikaner auch keinen am Leben gelassen und genau so wenig werden sie es dieses Mal tun.“

      Ich bin Eurer Meinung, Heinrich. Ich werde bei so etwas auf keinen Fall mitmachen; ich will nicht sagen, dass ich mit den Katharern sympathisiere, aber an Frauen und Kindern vergreife ich mich nicht.”

      „

      Also werdet Ihr dem Staufer nicht die Treue schwören?!“

      Trankred hielt nachdenklich inne. „Ich sehe ihn noch nicht auf dem Kreuzzug.“

      „

      Und wenn er geht?!“

      „

      Quält mich nicht mit dieser Frage. Die Partei der Welfen ist stark. Wenn sie standhaft bleibt, wird es auch mir möglich sein, Welfe zu bleiben.“

      Auch, wenn die Kaiserfrage entschieden schien, so wurde in der verbleibenden Nacht in den Wirtshäusern Roms um die Gefolgschaft des Staufers auf dem Kreuzzug gefeilscht. Doch die Macht der römischen Entscheidung trieb die Besucher des Konzils dorthin, wo sich nun ihre Geschicke entschieden. In den darauffolgenden Tagen leerte sich die heilige Stadt und die Menschen konnten wieder unaufgeregt ihren Geschäften nachgehen.

      Die Zeit des Wartens war vorbei. Die Frage der Herrschaft im deutschen Reich würde sich binnen kürzester Zeit zugunsten des Staufers klären. Ebenso würde die Kurie bald das Tauziehen zwischen Adolf von Altena und Dietrich von Heimbach um den Stuhl des Erzbischofs zu Cölln beenden. Große Umbrüche standen nun an in den Landen nördlich der Alpen.

      49. Kapitel

      Adolf von Berghe hatte das Spiel des Jahres zwölfhundertundfünfzehn eröffnet.

      Anfang März setzte ein Kaufmann auf seinem Weg nach Münster am Fährhof der Isenburg über die Lenne. Er war über den Helinkiweg von Cölln heraufgekommen, wo er schon nach kurzer Wegstrecke am ersten März einem Heer des Grafen Adolf von Berghe begegnet war. Der Fährmeister brachte die Nachricht zu Rinkerod, der sie, beim Essen mit der Familie, Friedrich erzählte.

      „Endlich”, sagte Friedrich, indem er die Faust auf den Tisch sausen ließ, dass die Becher nur so zu tanzen begannen, „endlich, tut sich etwas!”

      Rinkerod überlegte und um etwas beizutragen, sagte er, „sicherlich will er dem Staufer huldigen.”

      „

      Wenn Adolf zum Staufer zöge, um ihm zu huldigen, würde er kein Heer mitnehmen. Nein, ich glaube eher, er will Friedrich einen Dienst erweisen. Im Winter waren Aachen und am Rhein die Städte Cölln und Kaiserswerth und die Burg Landskron noch im Lager des Welfen. Ich glaube, dass er eine Stadt oder Landskron niederzwingen will.”

      „

      Der Bischof von Münster sitzt immer noch in Kaiserswerther Kerkerhaft.