Название | Das Friedrich-Lied - 2. Buch |
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Автор произведения | Henning Isenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847612025 |
48. Kapitel
Rom
Dem Einladungsschreiben zum zwölften lateranischen Konzil in den letzten Novembertagen des Jahres waren die Punkte der Kirchenreform und der Kreuzzüge zu entnehmen. Den Punkt über die Entscheidung des Doppelkönigtums in deutschen Landen hingegen suchte man vergebens, obwohl das Land weiterhin im Schwebezustand lag.
Doch wie war es möglich, dass der mächtigste Mann des Okzidents die Zäsur von Bouvines ungenutzt lassen würde, um neben dem Thronstreit auch offene Fragen im Cöllner Erzbistum zu klären? Schließlich brauchte der Papst einen loyalen und starken Statthalter im Nordreich.
Erzbischof Adolf konnte sich wenig Hoffnung machen. Auch, wenn er und Heimbach nun beide wieder die Staufer begünstigten – Innozenz III. hatte ihm seinen Vertrauensbruch, den er vor zehn Jahren begangen hatte, nie verziehen.
Die Menschen im Abendland waren sich sicher: Das zwölfte Laterankonzil würde über das Schicksal der weltlichen und geistlichen Macht entscheiden.
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Es war mäßig warm und ein leichter Windzug trieb den Staub auf der Via Romana auf. Der Herbst war trocken gewesen, doch nun verdunkelten graue Wolken den Himmel über Rom und kündigten die ersten Regengüsse des Winters zwölfhundertfünfzehn an. In Mailand hatte sich ein buntgemischter Zug aus lombardischn und deutschen Fürsten, Geistlichen und Bürgern zusammengefunden.
Tankred von Sartiano schlug den mit Zobel besetzten Kragen seines Mantels hoch und beugte sich im Sattel seines Pferdes nach vorn, so dass ihm der kühle Luftzug nichts anhaben konnte. In Mailand hatte er von dem Deutschen erfahren, den der Rat der Stadt Cölln nach Rom entsandt hatte.
Sie hatten die Tore von Mailand noch nicht lange hinter sich gelassen, als Tankred sich zu dem Zug der Deutschen begab.
„
Ist ein Bürger aus der Stadt Cölln unter euch?“, rief er immer wieder, indem er an der Reihe der Reisenden entlang ritt.
Scauffius horchte auf, als er seinen Namen vernahm. „Heh, Scauffius, du bist doch aus Cölln, wurde der Cöllner Bürger von Scholaster Heinrich, der ebenfalls im Deutschen Zug mitreiste, neben ihm angestoßen. Scauffius schaute seinen Nebenmann verwirrt an. Dann schaute er sich um und sah den stattlichen Ritter, in Schwarz und Silber gekleidet.
Trotz seiner Zugehörigkeit zur Cöllner Kaufmannsgilde, wollte die Erscheinung des prachtvollen Ritters Scauffius in den Bann der ständischen Unterschiede schlagen; doch der Adlige vor ihm machte einen freundlichen Eindruck und nahm dem Kaufmann die Ehrfurcht.
So rief er ohne Furcht: „Hier, Herr! Ich bin aus Cölln!“
Tankred sprang aus dem Sattel und führte sein Pferd am Zügel, während Scauffius an den Rand der Menschenschlange herüberkam.
„
Wie ist Euer Name Bürger aus Cölln?“
„
Mein Name ist Scauffius“, antwortete der zierliche Kaufmann, während er sich seinen Weg an den Rand des Zuges bahnte.
„
Sagt”, fragte Tankred den Älteren nach den ersten Worten des Kennenlernens, „Ihr vertretet die Bürgerschaft der Stadt Cölln auf dem Konzil auf Seiten des Kaisers?
Scauffius nickte, sich gegen Regen abschirmend, „ich vertrete den Rat der Stadt, der auf der Seite der Welfen steht, während es unser Stadtherr, Erzbischof Adolf, mit den Staufern hält.“
Tankred wusste, dass Scauffius ein Welfe war. Ihn interessierte etwas anderes.
„
Ich hatte einstmals einen Gefährten und Freund auf dem Apulienfeldzug des Kaisers. Das war zwölfhundertelf. Sein Name ist Friedrich von Altena. Kennt ihr ihn?”
„
Ja,… Nein, „korrigierte er sich, „ich kenne ihn nicht persönlich, doch weiß ich, dass er auf Seiten des Kaisers in Bouvines gekämpft hat und sich dort als tapfer und mutig hervorgetan hat. Er ist mit der Tochter des mächtigen Grafen von Limbourgh und Luxembourgh verheiratet, in dessen Heer er dann auch kämpfte. Walern von Limbourgh ist mit der Stadt Cölln im Bunde und....”
„
Er hat sie geheiratet”, Tankred erinnerte sich versonnen an den Ring, den er Friedrich bei ihrem Abschied bei Brescia gemacht hatte.
„
Und ist er nach wie vor bei den Welfen?”
„
Ja, möglicherweise und andere auch.“
Scauffius kam wieder auf die deutsche Frage zu sprechen, die ihn weitaus mehr interessierte.
„
Aber die Situation in den deutschen Landen des Reiches hat sich verändert. Nach Bouvines wurde der Kampf um die Gunst heftig ausgetragen und der Staufer hat mit französischem Geld und Unterstützung der Kurie viele Fürsten und Bistümer gewinnen können. Aber Otto hat sich die Vertreter auf dem Konzil gut vorbereitet und hofft, dass sie ihn gut verteidigen.“
„
Hauptsächlich wird es wohl darum gehen, dass die Kurie ihn vom Bann befreit, denn dann ist er, ohne dass eine Neuwahl nötig ist, der von Rom bestätigte Kaiser und steht über Friedrich II.“
„
Der ist aber im Juli zu Aachen von einer großen Versammlung von Fürsten und Bischöfen zum König des deutschen Reiches gewählt worden.”
„
Es müssen schon viele sein, denn die Zahl eures Gefolges könnte größer sein.”
„
Nun, es könnten noch andere größere Gruppen nach Rom ziehen. Aber möglicherweise ist Euer Gedanke nicht abwegig, Herr Graf. Man darf nicht vergessen, dass immer noch die Kurie die Herrin der deutschen Bischöfe ist und viele werden sich hüten, als Parteigänger Ottos vor den Papst zu treten – außer den Engländern vielleicht.“
„
Also keine Anhängerschaft mehr aus den Bistümern im Nordreich?!“
„
Ihr könnt davon ausgehen, dass die meisten Bistümer im deutschen Norden und im Osten noch auf der Seite der Welfen stehen. Ich habe gehört, dass sich die Bischöfe von Lübeck, Ratzeburg und Schwerin ebenfalls auf dem Marsch befinden. Bei einigen Kirchenfürsten weiß ich nicht so recht, ob sie noch im Welfenlager stehen. Zum Beispiel gibt es da den Bischof von Utrecht. Er soll sich nach Bouvines von Otto abgewendet haben.”
„
Mit ihm verhält es sich wohl so ähnlich wie mit Wolfger von Aquileia. Er hat den Welfen auch den Rücken gekehrt. Dennoch, in Italien wird Otto wohl noch den stärksten Rückhalt haben. Nicht bei der Kurie aber bei den Städten und den Fürsten. Diepold hält Ancona und Spoleto in Schach, so dass sich kein Pfaffe nach Rom traut. Von den Rom nahen Bistümern sind von zehnen nur Todi, Amelia und Narni vertreten – wohl aus Angst vor den Diepolds Truppen. Rom selbst ist jedoch bis auf zwei vollständig auf der Seite der Kurie vertreten. Leider bleiben auch einige Vertreter aus dem kaisertreuen Siena und Tuszien fern.”
„
Schlimm sind die, die fernbleiben. Es gibt jedoch eine ganze Reihe, die erscheinen werden, wie zum Beispiel Siegfried