Die Falle. Emanuel Müller

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Название Die Falle
Автор произведения Emanuel Müller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738036053



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      »Das weiß ich, das weiß ich!«, beeilte sich Maria zu versichern. »Die Polizei fand damals keine Hinweise, bis auf sein Auto, und ein Privatdetektiv, den ich angeheuert hatte, ebenfalls nicht. Im Gegenteil, der verschwand auch!«

      Diesmal hob Braden merklich eine Augenbraue. »Sie haben sich an einen Privatdetektiv gewandt, um Ihren verschwundenen Ehemann zu finden, und dieser verschwand dann gleichfalls, richtig? Das klingt zweifellos seltsam, aber ich sehe noch immer nichts, was in mein Fachgebiet fällt.«

      »Anfang des Jahres war ich mit meinem Bruder unterwegs und wir fanden einen Verletzten auf der Straße. Wir riefen den Rettungsdienst und die brachten ihn ins Krankenhaus.«

      Braden legte den Kopf schief und lauschte wortlos.

      »Nach ein paar Wochen schien es dem armen Mann besser zu gehen und er wurde entlassen. Darauf kam er bei mir vorbei, um sich dafür zu bedanken, dass wir ihn nicht auf der Straße erfrieren ließen.«

      »Frau Brandes, vorsorglich weise ich Sie darauf hin, dass Sie alleine dieses Gespräch bereits Geld kostet und ich die Gebühr nach Minuten abrechne, sofern ich den Fall nicht annehme. Also erinnere ich sie daran, dass ich medizinische Ermittlungen betreibe. Was mit Medizin nichts zu tun hat, fällt nicht in mein Gebiet, so interessant es sich auch anhören mag! Dass sich Privatpersonen an mich wenden, ist ohnehin selten. Normalerweise werde ich von Krankenhäusern oder Versicherungen beauftragt.«

      »Ich weiß.« Maria nickte. »Lassen Sie mich trotzdem berichten. Der Verletzte war Arzt. Und er erzählte mir ...« Ihre Stimme begann zu zittern und sie stockte. Braden verzichtete darauf, sie erneut zu unterbrechen und wartete, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. »Also, er erzählte mir, dass mein Mann noch lebt und er ihn getroffen hätte. Waldemar hatte ihn gebeten, mir das auszurichten.«

      »Hat er gesagt, wo Ihr Mann sich aufhält?«

      Sie nickte. »Im Wald auf der Nordseite des Brockens.«

      Er runzelte die Stirn. »Was tut er da?«

      »Das ist es ja! Was dieser Arzt berichtete ... Angeblich wurde Waldemar von einem verrückten Wissenschaftler entführt, der dort Experimente an Menschen durchführt!« Maria brach in Tränen aus. Braden erhob sich mit interessierter Miene. »Möchten Sie einen Kaffee?«

      Daniel Menk warf die grünen OP-Klamotten in den bereitstehenden Wäschesack und schlüpfte in die weiße Hose und das Hemd. Dann zog er sich seinen Arztkittel über und verließ die Schleuse. Den ganzen Tag hatte er im OP gestanden. Irgendwie war heute Fraktur-Tag. Ein Haufen Leute mit mehrfach gebrochenen oder zertrümmerten Knochen kamen in die Notaufnahme. Und das im Sommer, das kannte er sonst nur, wenn draußen Glatteis herrschte.

      Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und er erstarrte. Vor der OP-Schleuse stand ein Typ, als hätte er auf ihn gewartet. Während er noch das kanariengelbe Hemd und die schräge Brille musterte, schien der Fremde das Namensschild auf Daniels Arztkittel zu lesen und sah ihn dann erwartungsvoll an. »Dr. Menk, richtig?«

      Voll böser Vorahnungen nickte Daniel. Wahrscheinlich ein Angehöriger, der mit ihm über seine Mutti sprechen wollte. Dass er ihn direkt am OP abgepasst hatte, war kein gutes Zeichen. Mit einem gequälten Lächeln schüttelte er die dargebotene Hand.

      »Ich bin Dr. Braden.«

      Braden? Der Name sagte ihm irgendetwas. Schließlich fiel es ihm ein. »Etwa Oberarzt Dr. Braden?«, rutschte es ihm heraus. Braden bedachte ihn mit einem belustigten Grinsen. »Oberarzt schon seit Jahren nicht mehr. Ich bin jetzt freiberuflich tätig. Sie kennen mich?«

      »Professor Dr. Knapp erzählte oft von Ihnen.«

      »Kann ich mir denken.«

      »Worum geht es denn?«, wollte Daniel wissen.

      »Das würde ich gerne unter vier Augen besprechen, wenn es möglich ist.«

      »Nun, ich habe beinahe Feierabend. Gegenüber der Klinik gibt es ein nettes Café.«

      »Klingt gut. Dort weiß man wenigstens noch, was das Wort Kaffee bedeutet. Lassen Sie sich von mir einladen.«

      »Dr. Braden lädt mich auf einen Kaffee ein? Was für eine Ehre«, grinste Daniel.

      Braden legte den Kopf schief. »Ehre?«

      »Naja, nachdem was der Professor und ein paar ältere Ärzte so erzählen, sind Sie ja fast eine Legende! Stellen Sie sich vor, Dr. House würde mich auf einen Kaffee einladen!«

      »Dr. House? Ich weiß nicht, ob ich das jetzt als Kompliment auffassen soll.«

      Draußen schien die Sonne und die beiden hatten sich einen Tisch an der Straße ausgesucht. Während Daniel einfach einen Cappuccino bestellte, gab Braden (Daniel sollte ihn Phelan nennen) dem Kellner detaillierte Anweisungen, wie er seinen Kaffee gerne zubereitet hätte. »8 Gramm fein gemahlener Kaffee für meine Tasse bitte. Die Temperatur des Wassers sollte exakt 88 Grad Celsius betragen und der Brühvorgang muss 12 Sekunden dauern. Haben Sie das?«

      Wahrscheinlich geht der jetzt nach hinten und drückt trotzdem nur das Knöpfchen auf der Kaffeemaschine, dachte Daniel belustigt. Nachdem der Kellner abgezogen war, machte er ein erwartungsvolles Gesicht. »Also, was will der berühmte Dr. Braden von mir?« Er kippelte leicht mit seinem Stuhl.

      »Auskünfte.«

      »Worüber?«

      Phelan lehnte sich zurück. »Weißt du, wen ich heute Morgen in meinem Büro hatte?«

      »Nein, aber mit Sicherheit werde ich es gleich erfahren.«

      »Maria Brandes.«

      Mit einem Klacken landete Daniels Stuhl wieder auf allen vier Beinen. »Maria Brandes!«

      »Der Name sagt dir etwas, richtig?«

      »Machen Sie ... Äh ... Machst du Witze? Das ist die Frau, die mich nach meinem Unfall im Januar gerettet hat, zusammen mit Ihrem Bruder.«

      Phelan nickte. »Du erzähltest ihr eine abenteuerliche Geschichte über Ihren Mann.«

      »Das stimmt. Und?«

      »Ich glaube sie nicht.«

      »Meine Geschichte?«

      »Exakt.«

      Daniel schwieg und beobachtete den Kellner, der ihnen ihre Tassen hinstellte. Als er wieder verschwunden war, blickte er Phelan ernst an. »Du meinst also, ich hätte Maria eine falsche Geschichte über ihren Mann aufgetischt?«

      »Nicht über ihren Mann, den hast du wirklich getroffen. Die Rahmengeschichte war gelogen.«

      »Warum hätte ich das tun sollen?«

      Phelan nahm einen Schluck Kaffee. »Wahrscheinlich, weil dir Frau Brandes die Wahrheit kaum geglaubt hätte. Und du wolltest nicht, dass sie denkt, du hättest dir das nur ausgedacht, richtig?« Er sah prüfend in seine Tasse. »Dieser Kaffee wurde mindestens 17 Sekunden gebrüht!«

      Daniel senkte den Kopf. »Was hat Maria von meiner Geschichte erzählt?«

      Phelan trank noch einen Schluck. Dann schaute er sich um, bevor er begann, zu erzählen: »Angeblich warst du mit einem Freund unterwegs auf dem Brocken, eine winterliche Wanderung. Am Nordhang habt ihr ein altes Gebäude gefunden, in dem ein verrückter Wissenschaftler lebte. Dieser hielt unter anderem Waldemar Brandes gefangen. Ihr konntet mit Waldemar reden und er trug dir auf, seiner Frau zu bestellen, dass er am Leben sei. Bei dem Versuch, ihn zu befreien, wurde dein Freund getötet und du von einer Meute Kampfhunde schwer am Arm verletzt.« Er warf einen prüfenden Blick auf Daniels rechten Arm, der von tiefen Narben bedeckt war.

      Daniel trank seine Tasse aus und nickte. »Das habe ich ihr erzählt.«

      »Warum das und nicht die Wahrheit?«

      »Weil ich ihr schlecht hätte erzählen können, dass ... dass ihr Mann ... Pass auf, das wirst du mir nie im Leben glauben!«

      Phelan legte den Kopf