Название | Mark Feller |
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Автор произведения | Michael Bardon |
Жанр | Языкознание |
Серия | Mark Feller |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763556 |
»Auch einen Kaffee?«
Ich schreckte aus meinen Überlegungen hoch, brauchte jedoch zwei, drei Sekunden um in die Realität zurückzufinden. Mein Blick irrte umher und blieb schließlich bei einer Frau hängen, die rechts außen am Tisch saß. Sie sah mich an, ihre Augen, sanfte braunen Augen schienen mich zu fragen – und sie erinnerten mich an Julias.
»Möchten Sie auch einen Kaffee, Herr Feller?«, fragte sie erneut. Ihre Stimme, auch sie war sanft, obwohl sie nun mit ein wenig mehr Nachdruck sprach.
Auch das erinnerte mich an Julia; mir wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr ich sie vermisste. Hörte das denn niemals auf?
Ich räusperte mich, es geschah aus Verlegenheit. Ich hatte das dumme Gefühl, dass man mir meine Verunsicherung an der Nasenspitze ansah.
»Gerne«, sagte ich daher schnell und rang mir ein Lächeln ab. »Ein Kaffee wäre jetzt genau das Richtige.« Meine Stimme klang noch immer heiser und seltsam fremd. Ich spürte ein Kratzen im Hals. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Kehlkopfentzündung. »Und wenn Sie noch einen Schluck Wasser für mich hätten«, krächzte ich weiter, »wäre das ganz toll. Ich habe vorhin wohl ein bisschen viel Staub geschluckt. Das Sprechen fällt mir noch immer schwer.«
»Natürlich. Ein Wasser.« Sie lächelte. In ihrem fein gezeichneten Gesicht, das von einer blonden Kurzhaarfrisur eingerahmt wurde, tanzten keine Sommersprossen. Sie streckte mir ihre Rechte entgegen: »Pia Kirchhofer. Ich bin die Analystin.«
Während wir uns noch herzlich die Hände schüttelten, erhoben sich nun auch die anderen am Tisch. Ich schüttelte weitere Hände und gewann einen ersten Eindruck von meinen neuen Kollegen. Meine Bilanz fiel durch die Bank positiv aus. Ich war überrascht, Briegel hatte allem Anschein nach ein erstklassiges Team zusammengestellt.
Nur das Mischungsverhältnis stimmte noch nicht so ganz. Doch das würde ich mit dem Staatssekretär in einem Vieraugengespräch klären.
-5-
»Ich soll was? Das ist jetzt nicht dein Ernst, Mark. Mit so was habe ich doch gar keine Erfahrung.«
»Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben«, unkte ich und grinste mein Gegenüber herausfordernd an. »Außerdem hast du Erfahrung mit so etwas. Denk doch mal an Afghanistan, da hast du doch auch in Sachen Terrorismus und Widerstandskampf ermittelt.«
»Du vergleichst gerade den Osterhasen mit dem Weihnachtsmann, Kumpel. Das in Afghanistan waren militärisch geplante Operationen. Wir haben die Scheißer aus ihren Löchern gescheucht und solange Jagd auf sie gemacht, bis wir sie hatten. Das hat nix, rein gar nix mit Ermittlungsarbeit zu tun.«
»Sagt wer?« Ich grinste erneut.
»Das sage ich.«
»Aha …« Ich tat so, als müsste ich kurz über das Gehörte nachdenken. Dann schüttelte ich ein paar Mal den Kopf und presste die Lippen aufeinander.
»Ich komme aus der Nummer nicht raus, wie?«
»Nein!«
»Verdammt! Du und Briegel, ihr beide habt bereits über meinem Kopf hinweg entschieden. Stimmt doch, oder?«
Ich nickte und verkniff mir erneut eine Antwort.
»Klasse, vielen Dank auch.«
Ich schürzte die Lippen – so schwierig hatte ich mir die Unterredung mit Peter Schuller nicht vorgestellt. Doch ich wollte ihn unbedingt in meinem Team. Warum, wusste ich selbst nicht so genau, ich verließ mich da ganz auf meine Intuition oder nennen Sie es von mir aus auch: auf mein Bauchgefühl.
»Denk doch mal an die Vorteile, Peter«, sagte ich. »Eine Versetzung zum Bundesnachrichtendienst eröffnet dir ganz neue berufliche Perspektiven. Außerdem musst du deinen Kopf nicht mehr ständig für Briegel hinhalten. Das alleine müsste doch schon genügend Motivation für dich sein.«
»Was bist du? Ein Wanderprediger? Die Nummer zieht bei mir nicht.«
»Autsch …« Ich verzog das Gesicht, als hätte ich einen Tiefschlag kassiert – er quittierte es mit einem hämischen Grinsen. Dennoch, ich spürte, wie Schullers Widerstand erlahmte. Es war nur noch eine Frage von Zeit, bis er einknicken würde.
»Scheiße Mann, ihr könnt doch so was nicht einfach über meinen Kopf hinweg bestimmen«, maulte der Leibwächter erneut. Er legte seinen Kopf schief und schaute mich herausfordernd an. »Vielleicht habe ich ja eine Freundin oder familiäre Verpflichtungen und kann gar nicht weg aus Berlin.«
»Hast du?«
»Nein!«
Ich grinste, Schuller grinste zurück. »Na dann ist doch alles klar«, sagte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. »Willkommen im Team, die Soko Menschhandel erwartet dich schon sehnsüchtig.«
»Jaja, ich kann es kaum erwarten, mich zum Affen zu machen.« Schuller rollte unbehaglich mit den Schultern. »Was bin ich denn jetzt? Geheimagent oder Bulle?«
»Streng genommen bist du ein Agent. Der BND gehört laut den Statuten zu den Geheimdiensten. Meine Gratulation, Peter, du bist ab heute ein Mitarbeiter der legendären Drei«, sagte ich mit feierlicher Mine, konnte mir ein Grinsen jedoch nicht ganz verkneifen.
»Toll, ich kann es kaum noch erwarten. Wann geht’s los?«
»Am besten gleich. Ich mache dich noch kurz mit dem Team bekannt und zeige dir, wo sich unsere neuen Büroräume befinden. Im Anschluss daran kannst du dann nach Berlin fahren und deine Angelegenheiten regeln. Du hast zwei Tage, mehr Zeit kann ich dir leider nicht zugestehen. Kriegst du das hin?«
»Würde es was ändern, wenn ich Nein sage?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Peter, ich brauche dich hier. Das Team arbeitet seit knapp zweieinhalb Wochen an dem Fall. Es sind eine Menge Daten aufgelaufen, die abgearbeitet werden müssen. Du weißt selbst, wie schwierig es wird, wenn man erst mal ins Hintertreffen gerät.«
Schuller nickte, sagte jedoch nichts. Ich sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, wie er versuchte, sich auf die neue Situation einzustellen. Er hielt meinen Blick stand.
»Sag mir eins, Mark, was ist dein Antrieb? Sinnst du auf Rache oder nach Gerechtigkeit?«
Ich schürzte die Lippen. Peters Frage hatte mich überrascht; er hatte mich kalt erwischt. Seine grünen Augen taxierten die meinen, ich fühlte mich ertappt; ich kam mir vor, als säße ich vor einem Tribunal.
Abzuwiegeln war zwecklos, Lügen auch. Wir lagen auf derselben Wellenlänge, Peter würde die kleinste Unaufrichtigkeit sofort durchschauen.
»Beides …« Ich presste das Wort hervor, als müsste ich die Buchstaben durch ein Sieb quetschen.
Schullers Augen fixierten mich. Er suchte nach einer Wahrheit, die ich selbst nicht kannte.
»Okay, Mark, damit kann ich leben. Vorerst jedenfalls.« Peters Blick verlor an Härte, blieb aber dennoch wachsam.
»Weißt du, mein Opa hat immer gesagt, dass man die Vergangenheit hinter sich zurücklassen muss, bevor man einen Neuanfang wagen kann. Ich kenne deine Vorgeschichte, Mark, denk einfach mal über die Worte meines Opas nach.«
Ich nickte, jedes Wort von mir wäre eines zu viel gewesen.
Rache … ging es mir wirklich nur um Rache? Ich glaubte nicht. Sicher, ich wollte Julias Mörder zur Strecke bringen. Ich wollte Genugtuung und die Hintermänner bestrafen, die Julias Tod billigend in Kauf genommen hatten. Jede Faser meines Körpers pochte auf Gerechtigkeit, ich verlangte nach dem Zoll für das, was ich erlitten hatte.
Verständlich oder? Ich denke, so hätte jeder empfunden, der in