Alexanders letzter Traum. Heinz-Joachim Simon

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Название Alexanders letzter Traum
Автор произведения Heinz-Joachim Simon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862826650



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in meinem Leben spielen würde und dass von nun an unser Leben aneinander gekettet war. Wenn ich eine Frau gewesen wäre, hätte ich sicher gesagt, dass ich mich vom ersten Augenblick in ihn verliebt hatte. Aber dies ging nicht nur mir so. Alle Gefährten Alexanders sprachen von ähnlichen Gefühlen zu ihm.

      „Ja. Ich verstehe mit Pferden umzugehen!“ bestätigte ich Alexander.

      „Vielleicht glauben die Götter, dass sie dich dafür entschädigen müssen.“

      Er wies auf mein Bein und nickte nachdenklich.

      „Apollon ist mir sehr gewogen.“

      „Apollon ist ihm heute Nacht erschienen“, bestätigte Spitames.

      Später erklärte er mir, dass ihm bewusst war, dass dieser Augenblick über mein Leben entschied und er mir helfen wollte, mich ins rechte Licht zu rücken.

      Alexander, der von Kindheit an in einem engen Verhältnis zu den Göttern stand, legte mir die Hand auf die Schulter und sah mir direkt in die Augen.

      „Apollon ist dir erschienen?“

      „Vielleicht war es auch nur ein Traum.“

      „Erzähle!“

      Und ich berichtete ihm von meiner Erscheinung und dass dies schon das zweite Mal war und erzählte ihm auch von meiner Begegnung im Hades und er hörte mir geduldig zu.

      „Dann hat Apollon dich zu mir geschickt. Du hast mir das Liebste gerettet, das es auf der Welt für mich gibt. Das alles sind Zeichen, dass du zu mir gehören wirst. Du wirst zukünftig zu meinem Schutz bei den Gefährten reiten.“

      „Parmenion liegt uns doch dauernd in den Ohren, den älteren Sohn des Anthes zu den Gefährten zu holen!“ sagte ein breitschultriger Jüngling, dessen Namen ich erst später erfuhr. Es war Perdikkas. Auch er war im gleichen Alter wie Alexander. Sie alle waren jung, die uns umstanden. Wie ich später erfuhr, nannte Alexander sie seine Verwandten.

      „Ja. Meinen Bruder Antiochios. Er hinkt nicht“, klärte ich Alexander auf.

      „Wir können nur einen von der Familie zu uns holen und das sollte der sein, der mir das Leben gerettet hat!“ warf Hephaistion ein.

      „Und der einen Gott auf seiner Seite weiß“, setzte Alexander zustimmend hinzu. „Du wirst von mir hören.“

      Dann half er seinem verletzten Freund aufs Pferd und sprang aus dem Stand hinter ihm auf den Rücken des Tieres, was ich nie hinbekommen habe. Er nickte mir noch einmal zu und die Kavalkade verschwand wie ein Traumgespinst.

      Nur der Bär zeugte davon, dass hier etwas passiert war, was ein Gott vorausgesagt hatte. Benommen stand ich vor dem Tier. Ich wusste nun, dass ich auf dem Weg war, von dem Apollon gesprochen hatte. Spitames sah mich mit seltsamer Scheu an.

      „Das hat er gut hingekriegt!“

      „Wer?“

      „Dein Gott. Los, häuten wir das Tier. Das Fell wird dir eine gute Zudecke sein.“

      Und sie wurde es auch. Das Fell des Kyros hat mich bis Indien begleitet.

      Wir waren im Regen ausgezogen und kamen im Regen wieder aus den Bergen zurück. Und doch war etwas anders. Ich fühlte mich nicht mehr minderwertig. Es war etwas passiert, was mich heraushob, und ich wusste, dass der Tod des Kyros nur ein Anfang war. Es war nicht mehr wichtig, dass ich hinkte. Noch ehe wir meine Hütte erreichten, kam uns Phokis freudig winkend entgegen gelaufen. Verblüfft schaute er uns an.

      „Ihr habt es geschafft? Ihr habt es tatsächlich geschafft!“ Er umsprang uns wie ein schwänzelnder Hund und strich immer wieder über das Fell des Kyros, das hinter mir auf dem Rücken des Pferdes lag.

      „Und wo sind die Hunde?“

      „Tot.“

      „Und dennoch habt ihr ihn ….?“

      „Ja. Es war ein Kampf von Angesicht zu Angesicht!“ bestätigte Spitames. „Unser Junge ist ein Mann geworden.“

      Als wir Wochen später auf die Burg meines Vaters zurückkehrten, da in den Bergen der erste Schnee gefallen war, gab es natürlich großen Auflauf. Mittlerweile hatte sich der Tod des Kyros in der ganzen Gegend herumgesprochen. Das Gesinde kam aus den Ställen herausgelaufen und bestaunte das Fell, als wäre es das goldene Vlies des Jason. Für mich hatte es diese Bedeutung. Vater kam finster blickend aus dem Haupthaus und mit ihm mein Bruder. Eurydike machte ein Gesicht, als hätte man ihr den Beischlaf verweigert. Unwirsch scheuchte mein Vater die Knechte wieder an die Arbeit.

      „Hast allerhand Hallotrie getrieben in den Bergen, was?“ begrüßte er mich. „Wir haben keine Ziege verloren.“

      „Na schön. Sperrt die Ziegen in den Stall. Ihr könnt noch später erzählen, was ihr angestellt habt. Aber du, Spitames, scher dich vom Hof!“

      Meinen Wolfstöter beeindruckte dies nicht. „Ich hatte ohnehin nicht vor zu bleiben. Ich wollte dir nur sagen, dass du schon die ganze Zeit auf das falsche Pferd setzt. Aber besonders gescheit warst du noch nie.“

      „Scher dich vom Hof“, brüllte mein Vater und rief nach seinem Schwert.

      Spitames nickte mir zu und wendete das Pferd und ritt langsam aus dem Burghof. Eine schmale einsame Gestalt. Mein Vater starrte ihm mit hochrotem Kopf hinterher.

      „Ich sollte ihn töten!“

      „Nein, Vater, was bringt’s?“ wandte mein Bruder ein. „Es ist doch nur der olle Spitames. Ein Nichts. Auswurf, wie Leonnatos.“

      Ich hatte angenommen, dass sie mich nun fragen würden, wie ich den Kyros getötet hatte. Doch sie fragten nicht. Von meiner Begegnung mit dem Kronprinzen erfuhren sie also erst einmal nichts.

      Umso größer war ihre Überraschung, als Tage später der Bote des Königs erschien. Als er mit dem weißen Stirnband in den Hof ritt, eilten Vater und Antiochios hinaus und begrüßten ihn freudig und ehrfurchtsvoll. Vater führte ihn in die Halle an den großen Tisch und ließ Wein kommen und Braten und Eurydike holte die besten Mischpokale heraus. Der Bote, aus dem Geschlecht des Andros, ließ sich erst einmal ordentlich bewirten. Vater und Antiochios bedrängten ihn nicht, weil sie ohnehin zu wissen glaubten, weswegen der Bote des Königs gekommen war. Ich hielt mich zurück, wie es sich für den Zweitgeborenen gehörte. Der Bote sah immer wieder neugierig zu mir herüber und mein Vater wunderte sich.

      „Das ist nur Leonnatos. Kümmere dich nicht um ihn. Er ist ein Krüppel.“

      „Er soll ein sehr mutiger Jüngling sein.“

      „Ach was. Die Geschichte mit dem Bär wird fürchterlich übertrieben. Es war ein alter Bär.“

      „In Pella hörte ich anderes darüber.“

      „Man spricht in Pella über Leonnatos?“ rief Antiochios erstaunt.

      „Ja. Jeder im Land kennt die Geschichte.“

      Mein Vater grunzte dazu. Nach dem Essen reckte sich der Bote zufrieden und satt und dankte für die Gastfreundschaft und holte eine Rolle aus seinem Umhang und reichte sie meinem Vater.

      „Dein Sohn ist unter die Gefährten des Kronprinzen aufgenommen worden“, sagte er dazu, und Vater strahlte und warf Antiochios einen triumphierenden Blick zu und dieser blickte drein, als beglücke er gerade die Eurydike. Vater rollte den Papyrus auf und las mühsam, denn weder Lesen noch Schreiben zählte zu seinen Stärken, und wurde kreidebleich und schließlich grau wie ein Felsen und ließ fassungslos die Hände fallen und sah mich an.

      „Was ist denn, Vater?“ rief Antiochios.

      Mein Vater reichte ihm die Rolle. „Lies!“ krächzte er und Antiochios ergriff sie und las und schüttelte immer wieder den Kopf.

      „Das muss ein Irrtum sein!“ stammelte er schließlich.

      „Nicht Leonnatos, sondern Antiochios sollte zu den Gefährten!“ kam ihm mein Vater zu Hilfe.

      „Nein.