Wolfsrevier. Elias Reich

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Название Wolfsrevier
Автор произведения Elias Reich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738073430



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sie irgendwo entsorgt, wo sie niemand findet. Stimmst du mir da zu?“ Sie zögerte. “Da ist was dran. Aber wer war es dann?“ Ich stierte auf den Zeitungsartikel und knurrte unwillkürlich. “Irgendein fremder Werwolf, der in meine Stadt eingedrungen ist und Ärger will.“ “Deine Stadt?“ Ich verzog das Gesicht. “Werwölfe sind sehr territorial. Diese Stadt gehört sozusagen mir. Ich weiß, wie schräg das klingt, aber so ist es halt. Instinkt ist Instinkt.“ Sie schüttelte den Kopf. “Die übernatürliche Welt ist eigenartig.“ “Wem sagst du das!“, erwiderte ich. “Wenn ein neuer Werwolf in der Stadt ist und munter vor sich hin mordet, müssten sich eigentlich schon einige Leute bei mir gemeldet haben...“ Da fiel mir ein, das ich mein Handy ausgeschaltet hatte. Rasch kramte ich es hervor und schaltete es wieder ein. Fünf SMS und eine Nachricht auf der Mailbox hatten sich angesammelt, allesamt von Jovana, meiner einzigen und ältesten platonischen Freundin, die nebenbei auch noch eine gut 250 Jahre alte Vampirin war. Ich hörte die Nachricht ab: “Hallo, Oskar. Schau in die Zeitung. Es ist wichtig. Melde dich bitte bei mir... Am besten heute noch. Komm in die Kneipe. Bis später.“ Ich legte mein Handy beiseite und holte mir endlich ein Glas Wasser, dann setzte ich mich an den Küchentisch und trank es in großen Schlucken aus. Violetta knabberte an ihrem Toast. “Hast du Hunger? Soll ich dir auch was machen?“ Ich schüttelte den Kopf. “Nein, danke. Ich geh jetzt gleich erst mal duschen, anschließend schaue ich, was als nächstes ansteht. Wir müssen Jovana besuchen. Sie möchte höchstwahrscheinlich auch mit mir über den Wolfsangriff sprechen.“ “Was passiert deswegen jetzt?“ Ich zuckte mit den Schultern. “Wir werden sehen. Ich kümmere mich darum.“ Kurze Stille. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. “Mal was anderes: Hast du eigentlich schon was von dem Computer Experten gehört, dem du die Festplatten geschickt hast?“ Bevor das Versteck der Sekte samt ihrer toten Mitglieder abgebrannt wurde, wurden die Festplatten von Computern sichergestellt, um weitere Informationen zu erhalten. Diese Festplatten hatte ich einem Bekannten geschickt. Ich schüttelte den Kopf. “Nein. Bisher konnte er nichts rauskriegen.“ “Woher kennst du den Kerl überhaupt?“ “Ach vor Jahren hatte er ein paar ernsthafte Probleme mit einigen zwielichtigen, gefährlichen Typen, die hatten jemanden beauftragt, um ihm das Leben zur Hölle zu machen. Ich habe geholfen.“ “Und wie?“ Ich lachte. “Ganz einfach. Ich habe seine Katze nicht vergiftet und auch nicht seine Wohnung abgefackelt, stattdessen sind wir zu unserer jetzigen Vereinbarung gekommen.“ Violetta schaute mich, wie ein Auto an. Kichernd stand ich auf. “Du müsstest dich jetzt mal sehen können. Wirklich zum totlachen!“ “Irgendwann musst du mir dringend mehr über deine Vergangenheit erzählen!“, sagte sie. “Bisher kamen immer nur kleine Häppchen und Andeutungen.“ “Irgendwann werde ich das bestimmt machen“, antwortete ich und stand auf. “Aber nicht jetzt. Jetzt gehe ich nämlich erst mal duschen.“ Und damit verschwand ich in Richtung Badezimmer. Dort angekommen zog ich mich aus und ging unter die Dusche. Erleichtert schrubbte ich den Dreck aus dem Wald ab und seifte mich gründlich ein. Als ich endlich wieder sauber war, stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und streifte einen Bademantel über. Nun schlenderte ich in mein Schlafzimmer und zog mir frische Sachen an. Ohne lange zu überlegen nahm ich einen grauen Pullover, eine schwarze Anzughose und Halbschuhe aus Leder, außerdem zog ich einen schwarzen Wollmantel über. Ruck zuck war ich fertig. Startklar lief ich in die Küche, wo Violetta gerade mit dem Frühstücken fertig geworden war. Ich nahm mir ein paar Bananen aus der Obstschale. “Machst du dich bitte auch ausgehfertig?“, fragte ich. “Wir müssen los. Jovana hat sich so angehört, als wäre es dringend.“ Sie schaute mich überrascht an. “Warum muss ich mit? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du meine Hilfe gebrauchen könntest...“ “Darum geht es auch gar nicht“, antwortete ich. “Du bist ein Teil der übernatürlichen Welt, weißt aber so gut wie nichts über sie. Du musst Erfahrung sammeln, um alleine klarkommen zu können. Außerdem ist es ja nicht so, als wärst du ein Klotz am Bein. Du kannst mir bestimmt irgendwie, irgendwo helfen.“ Sie verzog ihr Gesicht. “Das hört sich so an, als wäre ich die Letzte, die beim Völkerball gewählt wird, weil die keiner im Team haben will.“ “Mach dich nicht lächerlich“, erwiderte ich. “Aber wenn du nicht mit willst, brauchst du auch nicht. Ich bin der Letzte, der dich zu irgendwas drängt.“ “Nein, nein, schon gut“, sagte sie. “Gibt mir 10 Minuten und ich bin fertig.“ “Alles klar. Ich warte.“ Sie verließ die Küche und ging zu ihrem Zimmer in der oberen Etage. Ich wusste das, weil ich mit meinen übermenschlich guten Ohren ihre Schritte verfolgen konnte. Gemächlich aß ich die Bananen und ging zur Haustür. Kurze Zeit später kam Violetta. Sie steckte nun wieder in einem ihrer üblichen Grufti Outfits, bestehend aus klobigen kniehohen Lederstiefeln, einer schwarzen Jeans, einer schwarzen Bluse und einer schwarzen gefütterten Lederjacke gegen die Kälte draußen. Um das Ganze zu vollenden, hatte sie sogar noch die Zeit gefunden sich zu schminken. Ihre Augen waren schwarz umrandet und sie hatte schwarzen Lippenstift aufgetragen. Ich lächelte. “Können wir los, Prinzessin der Dunkelheit?“ Sie verdrehte die Augen. “Sicher, Wolfi. Es sei den, du musst nochmal Gassi gehen.“ Sie lief an mir vorbei, öffnete die Tür und trat nach draußen. Amüsiert folgte ich ihr. Wir liefen zu meinem >Mercedes-Benz GLK<. Meinem SUV mit Vierradantrieb, Automatikschaltung und extra großem Kofferraum, falls ich mal wieder sperrige Sachen transportieren musste. Ich schloss auf und setzte mich auf den Fahrersitz. Violetta nahm auf dem Beifahrersitz platzt. Und schon ging die Fahrt los. Keiner von uns sagte allzu viel. Ich war eher schweigsam, weil ich mich über das Eindringen des fremden Werwolfes ärgerte und weil ich von der letzten Nacht noch müde war. Warum Violetta nur still aus dem Fenster starrte, wusste ich nicht. Vielleicht, so absurd es auch klingen mag, hatte sie einfach nichts zu erzählen. Soll es ja auch geben... habe ich mal irgendwo gehört. Wie auch immer. Wir sprachen jedenfalls nicht viel miteinander und kamen rasch und ohne Zwischenfälle an unserem Ziel an. Ich parkte meinen Wagen vor einer Spelunke, die aussah, wie eine ganz normale Kneipe, doch in Wahrheit handelte es hierbei um einen >Treffpunkt der Freaks<, wie Violetta es genannt hatte, als ich sie zum ersten mal hierhin mitgenommen hatte. Dieser Treffpunkt der Übernatürlichen gehörte meiner langjährigen platonischen Freundin Jovana, die mich ja so unbedingt hatte sehen wollen. Ich wandte mich an Violetta, die schon dabei war sich abzuschnallen, um auszusteigen. Behutsam, aber bestimmt hielt ich sie am Handgelenk fest. “Da drinnen bleibst du dicht bei mir, verhältst dich ruhig und passt auf, okay? Ich habe es dir schon mal gesagt, nicht Jeder in der übernatürlichen Welt ist so freundlich, wie ich. Gib keine persönlichen Informationen weiter und traue niemandem. Verstanden?“ Sie verdrehte die Augen. “Diesen Vortrag hast du mir schon beim letzten mal gehalten! Ich habe es verstanden! Meine Güte für einen Werwolf bist du ehrlich eine verdammte Glucke! Erzählst du mir als nächstes, dass man bei rot nicht über die Straße gehen soll?“ “Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn da drin gleich die Hölle losbricht und ich anfange Köpfe abzureißen“, sagte ich amüsiert, ließ Violettas Handgelenk los und stieg aus. Wachsam lief ich zum Eingang der Kneipe und betrat das schummrige Lokal. Es stank nach Alkohol und Zigarettenqualm. Der Mief stach ganz fürchterlich in meiner hypersensiblen Nase. Angewidert verzog ich das Gesicht und schaute mich um. Die Kneipe war gut besucht. Im Raum verteilt standen Vierertische herum und an den Wänden gab es kleine Sitznischen. All dies interessierte mich herzlich wenig. Ich bin kein Kneipenbesucher. Mir ging es nur um die Frau, die an den Bartresen gelehnt, da stand und uns schon zu erwarten schien. Sie hatte rostbraune gelockte Haare, die heute zu einem komplizierten Bauernzopf geflochten waren, nur einige Haarsträhnen hingen ihr lose ins Gesicht. Sie steckte, wie fast immer, in einem kunstvollen mittelalterlichen Kleid mit weißen flauschigen Ärmeln und einem langen wallenden Rock. In beiden Ohren trug sie kleine goldene Ohrringe. Ihre Hände und ihr Hals waren ebenfalls mit allerlei Schmuck verziert. An den Füßen trug sie hohe Stiefeletten aus Leder. Das war meine Zigeuner-Vampir Freundin Jovana. 250 Jahre jung und, wie bereits erwähnt, stolze Besitzerin dieser Kneipe. Hinter ihr, in einem kleinen Abstand, befand sich eine unruhige Menschenmenge, die bei meinem Eintreffen noch unruhiger wurde. Genauer gesagt, war es keine Menschenmenge, weil die versammelten Leute allesamt keine Menschen waren, sondern diverse übernatürliche Wesen. Irritiert musterte ich die Szenerie. Was soll der Aufstand? Ich blieb vor Jovana stehen. “Hallo. Hier bin ich. Was kann ich für dich tun?“ “Hallo“, sagte sie. “Hast du die Frau umgebracht?“ Ich runzelte die Stirn. “Du bist heute schon die zweite, die mich das fragt. Wirke ich neuerdings so blutrünstig?!“ Sie lächelte. “Nein. Nicht mehr als sonst. Ich frage dich nicht, weil ich denke, du hättest die