Название | ALs die Zeit zu Ende war |
---|---|
Автор произведения | Doreen Brigadon |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748597704 |
Alfons bestellte das Gewünschte zweimal. Der Kellner wartete noch auf etwas.
„Das wäre vorläufig alles“, meinte Alfons.
Somit verschwand der Kellner.
„So, und jetzt kannst du von dir erzählen. Bis uns der nächste Kellner stört.“
„Ich weiß nicht, was Agnes über mich erzählt hat?“, wich ich kurz aus.
„Nicht viel! Eigentlich viel zu wenig.“
„Also ich bin hier nur aus Versehen reingerutscht. Aus einer blöden Alkohol-Laune heraus haben wir, meine Freundin Michi und ich, uns bei der Agentur beworben. Michi ist fünf Jahre jünger als ich, schminkt sich sogar und wurde trotzdem nicht genommen. Und ich, die sich fast nie schminkt, bekam eine Einladung. Michi war viel aufgeregter als ich. Sie bedrängte mich, doch mal herzufahren und sich alles anzuhören. Agnes war wahrscheinlich auch neugierig auf mich. Ja, und dann rief sie mich mittwochs an und sagte, ich habe am Freitag meinen ersten Termin. Ich war so was von perplex. Ich glaube, ich bin eine halbe Stunde vorm Telefon gesessen und habe es angestarrt. Ich dachte immer noch an einen Scherz. Aber als noch die Mail kam, wurde es ernst. Und so bin ich mit viel Nervosität hierhergefahren. Habe nichts zum Abendessen runtergebracht und dann soll ich noch solche Tierchen essen, die ich mir nie kaufen würde. Nicht mal zum Kosten.“
Endlich kam jetzt unser Essen. Als der Kellner uns die Teller auf den Tisch stellte, blieb mir der Mund vor lauter Staunen offen. Jetzt verstand ich auch, als sie fragten: Nicht mehr? Alfons konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
„Was hattest du denn gedacht, was kommt?“
„Salat mit gegrillten Hühnerstreifen? Das ist ja nur ein Häppchen. Das würde mein Sohn mit einem Bissen runterschlucken.“
Jetzt kam es mir auch zu Bewusstsein! Wir waren ja in einem der feinsten und teuersten Lokale. Und da gab es keine großen Portionen. Dafür viele kleine. Aber die brauchte ich nicht. Alfons grinste nur mehr. Das schien ihm zu gefallen. Ich aß die zwei Stück Hühnerfleisch und die paar Blätter Salat. Mein Magen war immer noch hungrig. Alfons holte wieder den Kellner zu uns. Dann bestellte er Schweinsmedaillons, geräucherten Lachs und Tiramisu.
„Aber für beide die doppelte Portion vom Tiramisu!“, dann verschwand der Kellner mit der Bestellung und dem Geschirr.
„Ich hoffe, das ist eher nach deinem Geschmack.“
„Ja, und wie!“
Wir stießen wieder mit Champagner an. Bevor ich aber selbst noch nachschenken konnte, weil die Gläser leer waren, kam schon ein Kellner daher und schenkte nach.
„So, jetzt kannst du weitererzählen. Also einen Sohn hast du auch? Wie alt ist er? 15 oder 16?“
Jetzt grinste ich.
„20!“
Jetzt fielen ihm die Augen fast raus.
„20? Wann hast du ihn denn schon bekommen? Mit 15?“
„Nein, mit 19. Und meine Tochter mit 21. Die ist 18.“
Jetzt war er dran, verwirrt zu sein.
„Lügst du mich jetzt etwas an?“
„Nein, ganz und gar nicht. Agnes war genauso überrascht wie du. Du kannst sie ja anrufen. Sie wird sicher noch im Büro sein. Oder soll ich dir meinen Führerschein zeigen?“
„Nein, nein. Ich muss es dir ja glauben. Dass du eine ‚Spätzünderin‘ bist, hat sie mir ja gesagt, aber mir nicht dein Alter verraten. Dann bist du jetzt …“
Jetzt wusste er es nicht mehr. Ich half ihm rechnen.
„Ich werde heuer 40. Tut mir leid, wenn Sie nicht mit so einer alten Frau gerechnet haben.“
Ich lehnte mich zurück und wartete seine Reaktion ab. Er sah mich durchdringend an, ob das auch alles wahr sein konnte, was ich ihm gerade erzählt hatte. Ich hielt seinem Blick stand. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Er konnte mich nachher nur mehr zurückbringen und ich könnte später von meinem Ausflug in die Escort-Branche erzählen.
„Das hätte ich jetzt echt nicht erwartet. Ja, dass du nicht die Jüngste bist, habe ich schon bemerkt. Aber du siehst wirklich nicht so alt aus und darum war ich auch so überrascht. Und deine Kinder sind wirklich schon so groß?“
„Ja, ich kann dir …“
Jetzt kam gerade der Lachs und ich erzählte nicht weiter. Der schmeckte auch großartig. Danach tranken wir wieder etwas Champagner. Ich wartete schon, dass der Kellner kam und nachschenkte. Aber es kam noch keiner.
„Ich bin immer noch verwundert darüber, wie gut du trotz deines Altes aussiehst. Was hast du für ein Geheimnis, das du noch so jugendlich bist? Vielleicht könntest du es vermarkten?“
Jetzt musste ich lachen.
„Das geht leider nicht. Ich benutze leider kaum Cremen, trinke selten Alkohol, mache keine Sonnenbäder und rauche nicht. Und das Beste daran sind wahrscheinlich meine Gene. Meine Mutter sah mit 80 noch aus wie 60. Sie ist leider vor einem Jahr verstorben. Ich war ein Nachzügler.“
„Nein, die Gene muss man haben, die kann man nicht vermarkten. Auch wenn die Kosmetikindustrie das gerne machen würde. Aber da ist ihnen ein Riegel vorgeschoben“, meinte er gelassen.
Dann kam schon der nächste Gang. Die Schweinsmedaillons. Die schmeckten hervorragend. Der größte Hunger war danach schon mal gestillt. Jetzt war ich noch neugierig, wie groß die Portion Tiramisu war, auch wenn er sie doppelt bestellt hatte.
„Was machen deine Kinder? Und was sagt dein Mann dazu? Oder hast du einen Freund?“
„Ich bin geschieden, seit zehn Jahren. Mein Sohn ist Bauingenieur und hat eine Freundin. Meine Tochter ist für ein Jahr in England, Auslandssemester. Sie will Dolmetscherin werden.“
„Welche Sprachen?“
„Englisch, Französisch, Spanisch kann sie auch schon etwas. Und dann will sie noch Chinesisch lernen und vielleicht noch Japanisch.“
„Braves Mädchen.“
Wir tranken den Champagner aus und schon stand wieder ein Kellner da und schenkte nach.
„Wie weiß der, wann er nachschenken muss?“
„Er ist nur für das Nachschenken da und muss alles im Auge haben. Sobald jemand ein leeres Glas niederstellt, muss er sofort kommen und nachschenken. Oder dem Sommelier ein Zeichen geben, das der nachfragt, ob noch etwas benötigt wird.“
„Was ist, wenn ich mir selber nachschenke?“
„Wenn das der Oberkellner oder der Restaurantleiter mitbekommt, ist er seinen Posten los.“
„Oh! Sind die so streng?“
„Sehr streng.“
Ich traute mir mein Glas nicht niederzustellen, denn dann kam er sicher wieder und schenkte nach. Und ich spürte jetzt schon leicht den Champagner.
„Wieso stellst du dein Glas nicht ab?“, fragte mich da auch schon Alfons.
„Weil er dann wiederkommt und nachschenkt. Und ich spüre jetzt schon den Alkohol“, flüstere ich ihm zu.
„Falls du es noch nicht mitbekommen hast, der Champagner ist leer“, flüsterte er mir auch zu.
„Aber dann kommt der Sommelier und bringt wieder einen. Oder müssen wir einen bestellen?“
„Nein ich werde keinen bestellen. Dafür einen Kaffee zum Dessert.“
Und, wie auf Kommando, kam schon die Nachspeise. Diesmal war es eine gute Portion. Ich wollte gar nicht wissen, wie groß das Stück normal gewesen wäre. Alfons bestellte sich einen schwarzen Kaffee dazu. Der Kellner sah mich auch an.
„Danke nein, um diese Zeit keinen mehr.“
Er