Meine Mutter und der Pauker. Silke Naujoks

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Название Meine Mutter und der Pauker
Автор произведения Silke Naujoks
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847610144



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ihrer besten Freundin gleich vom Scheitern ihrer Ehe, mit Horst, zu erzählen.

      Lange hatte sie versucht, damit selbst fertig zu werden, immer in dem Bewusstsein, das sie natürlich schuld sein musste.

      Ein so fabelhafter Mann wie Horst konnte keinen Charakterfehler haben. Sie war es selbst, die es nicht verstand, ihren Ehemann zu halten. Immer wieder war Monika fassungslos, wenn sie ihr damaliges Verhalten heute betrachtete.

      Sie war wirklich nicht mehr als ein Mäuschen gewesen, ein Anhängsel. Das würde ihr nie mehr passieren, nie mehr.

      Während Monika die Brote für ihre Kinder bestrich, begann sie zu überlegen, was sie heute Abend anziehen sollte.

      Zu sexy durfte es auf keinen Fall sein. Darauf sprang Maik immer sofort an. Sie hatte nicht vor, mit zu ihm nach Hause zu gehen. Ein schönes Essen, ein kleiner Flirt, eine Unterhaltung, danach stand ihr der Sinn. Maik war wirklich unersättlich nach Sex.

      Er behauptete, dass er sich sexuell noch nie so perfekt mit einer Frau verstanden habe und deshalb so gern mit ihr zusammen war.

      Monika fand es schmeichelhaft, aber sie sahen sich mindestens viermal die Woche. Immer wieder wurde das Essen hastig beendet, weil er es so eilig hatte, mit ihr in seine Wohnung zu gehen, um sie in die Arme zu nehmen.

      Langsam fand Monika das ein wenig mühsam. Wenn sie erst zusammen lebten, würde sich das bald regulieren, denn jetzt musste sie ja immer spätestens um ein Uhr zuhause sein, damit sie am nächsten Tag frisch für die Arbeit war. Am Wochenende konnte sie auch nicht bei ihm schlafen, weil die Kinder dann maulen würden. Es war nicht leicht, es jedem Recht zu machen. Eigentlich sollte sie es gar nicht erst versuchen, wie sie selbst wusste.

      Immer erst überlegen, was sie wollte und dann möglichst danach handeln, das hatte ihr die Psychologin Astrid Mertens geraten, denn dann sei sie, sie selbst. Leicht gesagt, wenn man drei Kinder hat, die alle einen eigenen Willen haben.

      Im Grunde ging es ihr aber trotzdem gut, war Monikas Meinung, als sie die Brote jetzt auf die beiden Teller legte und noch zwei Tomaten aufschnitt. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.

      „Marie, Lara, ihr könnt jetzt essen!“ Keine Antwort. Die beiden hatten offensichtlich noch keinen Hunger. Monika deckte eine Folie über die Teller und ging ins Badezimmer, um sich für ihr Treffen, mit Maik den Lehrer, vorzubereiten.

      Kapitel 3

      Im Restaurant sah Maik sie fragend an. „Und du willst wirklich nicht mitkommen? Monika, wenn ich dich anschaue, könnte ich dich immer nur umarmen.“ Maiks Augen bestätigten seine Worte. Er ließ keinen Blick von Monika.

      Sie lächelte. „Du musst doch auch mal an was anderes denken.“

      Das tue ich doch auch.“

      „Aber deine Augen und dein Mund, ach, ich liebe dich abgöttisch. Und du? Liebst du mich auch so?“

      „Natürlich liebe ich dich. Sonst würde ich ja nicht mit dir, na ja du weißt schon.“

      „Wie viele Männer hast du schon geliebt? Bist du noch mit ihnen in Kontakt?“

      Es gab Fragen, die wollte Monika nicht beantworten. Sie hatte das komische Gefühl, das Maik diese Informationen eines Tages gegen sie verwenden könnte. In einem Streit vielleicht. Ihre Ehrlichkeit hatte Horst jedenfalls immer auf diese weise missbraucht.

      „Kaum der Rede wert. Du weißt ja, dass ich meinem Mann treu war.“

      „Das meine ich auch nicht. Hinterher. Du musst doch einen ganz schönen Nachholbedarf gehabt haben.“ Seine Stimme klang ein wenig angespannt, Monika war auf der Hut.

      „Nein, eigentlich nicht. Ich hatte genug mit mir zu tun, nicht vollkommen die Nerven zu verlieren.“

      „So sehr hast du diesen Horst geliebt?“

      „So sehr war ich verletzt. Ich habe ihn nicht so sehr geliebt, wie ich damals glaubte. Im Grunde war ich noch gar nicht richtig erwachsen. Eher ging das in Richtung Schwachsinn.“

      Diese Antwort schien Maik zufrieden zu stellen. Er lächelte und griff nach Monikas Hand.

      „Wann wirst du mir endlich ganz gehören? Ich meine jeden Tag und jede Nacht? Wann ziehen wir zusammen?“

      „Sobald die Kinder sich an dich gewöhnt haben. Ich kann sie nicht einfach übergehen, das musst du verstehen.“

      „Natürlich verstehe ich das. Aber wir sollten öfters mit ihnen zusammen sein, damit sie auch Gelegenheit dazu haben. Lara sehe ich ja jeden Tag, aber die anderen beiden …“

      „Das können wir machen, wenn Tom von seiner Klassenfahrt zurück ist. Aber dann darfst du mich nicht dauernd ansehen.“ Maik küsste ihre Hand und fuhr dann mit der Zungenspitze an der Innenkante entlang. Monika spürte ein kribbeln am ganzen Körper. Vielleicht sollte sie doch.

      „Gehen wir?“ Drängte er.

      „Ach, Maik.“

      „Komm schon. Ich merke doch, dass du auch willst.“ Er warf ihr einen flehenden Dackelblick zu.

      „Na gut. Aber um zwölf muss ich zu Hause sein.“

      „Wie Aschenputtel.“ Grinste er.

      „Und du bist mein Prinz?“

      „Natürlich, wer sonst?“

      „Ich genieße das Privileg, dir den gläsernen Schuh und auch sonst noch was auszuziehen.“ Hauchte Monika ihm entgegen.

      „So ging das Märchen aber nicht.“

      „Wir schreiben es um.“

      Er zahlte, wie immer und sie verließen das Restaurant.

      Monika lachte. Maik war wirklich süß. Vor allem, wenn er wusste, das er gleich seinen Willen bekam.

      Seine Wohnung lag nicht weit von dem Restaurant entfernt. Er konnte es kaum erwarten, die Tür hinter sich zu schließen. Nicht einmal das Licht schaltete er an, bevor er sie in die Arme zog und sie zu küssen begann. Seine Hände schienen überall zu sein.

      Monika stöhnte leise. Eigentlich war es schön, so viel Leidenschaft zu empfangen. Sie landeten im Wohnzimmer auf dem Sofa. Durch das Fenster schien der Mond auf Monika herab. Sie sah ihre nackte Haut weißlich schimmern, es wirkte ein bisschen wie Marmor. Maik umarmte sie fest und begann langsamer zu atmen.

      Gleich würde er einschlafen und dann nach zehn Minuten wieder erwachen und sie mit Liebesworten zu überschütten. Monika kannte den Ablauf bereits, sie rekelte sich etwas, um eine bequemere Lage zu finden. Maik war nicht gerade ein Leichtgewicht. Seine Haare auf der Brust kitzelten sie. Schließlich schloss sie ebenfalls die Augen und lauschte seinem Atemzügen. So würde es dann immer sein, er würde neben ihr liegen, sie konnte seinem Atem lauschen und sich geborgen fühlen.

      Sie hätte keine Geldsorgen, müsste nicht mehr allein mit allem fertig werden, könnte sich jeden Abend mit einem Erwachsenen unterhalten, dem offenbar nichts zu viel war, um sie zu verwöhnen.

      Eine schöne Vorstellung. Warum zögerte sie dann noch? Dieser Gedanke schoss ihr so plötzlich durch den Kopf, dass sie den Atem anhielt. Woher kam er jetzt, dieser Gedanke?

      Sie zögerte doch gar nicht, sie wollte nur vermeiden, dass die Kinder und Maik nicht miteinander auskämen, wenn sie ihnen nicht genügend Zeit ließe, sich aneinander zu gewöhnen. Schließlich hatte sie keine Lust, noch einmal zu scheitern, weil sie einen Fehler gemacht hatte, wie damals, als sie Horst heiratete, obwohl mehrere Freunde sie gewarnt hatten.

      Bisher kannte sie nur Sahra und Andys Meinung zu ihrer Beziehung mit Maik, dem Pauker.

      Sahra war nach wie vor der Ansicht, das nur Mark, der Psychiater, der Richtige wäre.

      Die Worte die Andy ihr an den Kopf geworfen hatte, brachten sie noch immer in Wut.

      „Ist doch klar, dass du jetzt in eine Art Torschlusspanik