Meine Mutter und der Pauker. Silke Naujoks

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Название Meine Mutter und der Pauker
Автор произведения Silke Naujoks
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847610144



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es dann soweit?“

      „In vierzehn Tagen. Sie hat vorhin angerufen. Heute war sie beim Arzt, es ist alles in Ordnung. Ich bin ja gespannt. Mensch, drei Kinder auf einmal, eine echte Horrorvorstellung, aber Sarah freut sich und ihr Mann Thomas, bemüht sich sehr um sie. Er hat schon eine Kinderschwester engagiert.“

      „Die können sich das auch leisten.“

      „Das stimmt allerdings.“

      Das Sahara nicht alleine vor der Aufgabe stand, drei Babys zu pflegen, zu füttern und in den Schlaf zu wiegen, freute Monika sehr. Obwohl sie ihrer Freundin ohne weiteres zutraute, das auch irgendwie zu schaffen.

      Marie ging ins Haus und warf sich in ihrem Zimmer auf das Bett.

      Sie dachte an ihren Liebsten.

      Wenn Torsten doch bloß hier wäre! Hatte er denn gar keine Sehnsucht nach ihr? Sie vermisste seine Küsse, hin und wieder auch, das er mit ihr schlief.

      Ob er mit anderen Mädchen flirtete? Diese Vorstellung trieb sie manchmal in den Wahnsinn. Dass sie es damit nicht so genau nahm, fand Marie dagegen nicht so schlimm. Sie meinte es schließlich ja nicht ernst. Heute Abend wollte ihre Mutter wieder mit ihrem Freund ausgehen. Dann könnte sie versuchen, Torsten zu erreichen. Die hohe Telefonrechnung müsste sie dann später erklären.

      Monika dachte auch gerade an Rechnungen. Es war unwahrscheinlich, was der fünf Personenhaushalt verschlang. Sie wusste nicht wo sie sparen sollte. Viele Jahre hatten sie wirklich knapsen müssen. Denn Horst, der damals noch ihr Ehemann war, hatte sich als Versicherungsagent selbstständig gemacht und verdiente nicht so viel, wie er gehofft hatte.

      Dann, nach der Scheidung, war es noch viel schlimmer geworden. Sie hatte Kleidung und alles, was außer Lebensmittel gebraucht wurde, im Versandhaus gekauft und ab stottern müssen.

      Als Lara, die sechsjährige Tochter, dann als Kinder-Fotomodel entdeckt worden war, hatte Monika sich bei ihrer Tochter Geld geliehen. Das Geld war inzwischen zurück gezahlt, mit Zinsen. Darauf war Monika stolz.

      Seit sie verdiente, konnte sie sich auch hin und wieder ein wenig Luxus leisten und genau das war es eben. Sie mochte nicht mehr darauf verzichten, sich mit schönen Dingen zu umgeben und auch einmal ein besonderes Stück Fleisch auf den Tisch bringen.

      Maik Kluge, ihr neuer Freund sprach schon vom zusammen ziehen. Wenn sie das täte, würde es besser. Sie könnten sich die Kosten des Haushaltes teilen. Er war großzügig was Einladungen und Geschenke anging. Kein Wunder, er hatte ein recht gutes Einkommen und niemanden, dem er Rechenschaft schuldig war.

      Es gäbe da noch eine andere Möglichkeit, mehr Geld zu haben. Herr Holz, ihr Chef, hatte ihr schon viele Male angeboten, ganztags in dem schicken Möbelgeschäft zu arbeiten, weil Monika sich zu seiner besten Verkäuferinnen entwickelt hatte.

      Drei Tage in der Woche arbeitete Monika von morgens bis abends, aber mehr wollte sie ihren Kindern nicht zumuten. Sie brauchten sie noch zu sehr, als das sie die Kinder so lange allein lassen konnte.

      Vor allem Tom und Lara hatten nach der Schule das Bedürfnis, ihr zu erzählen, was sie erlebt hatten. Dabei würde Monika das Angebot ihres Chefs gerne annehmen, zumal es dann auch die Einkaufsreisen in die eleganten Städte Europas beinhaltete. Sie durfte gar nicht daran denken, wie sie sich fühlen würde in Paris, London oder Rom … immer im Flugzeug natürlich, mit Übernachtungen in schönen Hotels. Eigentlich konnte sie stolz sein, auf das Erreichte. Von der Hausfrau, die abends wie erschlagen im Sessel hing, hatte sie sich zu einer erfolgreichen Verkäuferin gemausert, der man den Einkauf für das ganze Geschäft anvertrauen wollte.

      Dabei war Monika nach der Scheidung so unglücklich gewesen, dass sie nicht nur einen Nervenzusammenbruch bekommen hatte, sondern am liebsten gestorben wäre. Ihr Leben schien, nachdem Horst sich in Lena Fleischer verliebt und sie verlassen hatte, vorbei zu sein. Heute musste sie über diesen Gedanken lachen.

      Horst war derjenige, der den kürzeren gezogen hatte.

      Inzwischen bemühte er sich um die dritte Freundin, Toms Englischlehrerin, Anja Flur mit der er ein Kind, seinen Sohn Paul, hatte. Sie tat allerdings nicht das was er wollte, nämlich mit ihm zusammenziehen, weil Horst mit Sicherheit nicht verrückt vor Liebe, sondern scharf auf ihr Einkommen war. Tja, das war dumm gelaufen.

      „Warum lächelst du Mama? Ist dein Buch lustig?“ Fragte die kleine Lara.

      „Nein, Lara, ich habe gerade an Maik gedacht. Du magst ihn doch, oder?“

      „Ich finde ihn nett. In der Schule ist er auch okay.“

      Wenn ihre Kinder Maik ablehnten, könnte sie nicht mit ihm leben. Das war natürlich klar. Bisher hatte sie den Eindruck, dass er es noch nicht so richtig geschafft hatte, ihre Herzen zu erobern. Maries Herz ausgenommen, sie würde nie zugeben, dass sie ihn mochte. Aber Tom und Lara musste er gefallen.

      Tom hatte sich immer noch nicht so richtig geäußert.

      Monika wusste, dass er sehr an seinem Vater hing und enttäuscht von ihm war. Horst hatte versucht, seinen Sohn einzuspannen, um erfolgreich an Anja Flur und auch an seine vorige Freundin, eine blonde Barbie-Puppe, heranzukommen.

      Als Tom das begriffen hatte, war es sehr schlimm für ihn gewesen. Das hatte Monika Horst nie verzeihen. Er war ein Idiot, für eine fremde Frau auf die Liebe seiner Kinder zu verzichten. Wie hatte sie nur je glauben können, dass er die Erfüllung ihres Lebens sei? Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es Zeit wurde, das Abendessen für die beiden Mädchen zu machen.

      Susanne, ihr Aupairmädchen, würde erst um neun kommen. In der letzten Zeit war sie auch am Nachmittag weg. Wahrscheinlich hat sie einen Freund, aber Monika beunruhigte das nicht sonderlich. Susanne war achtzehn Jahre alt und damit mündig. Außerdem war sie vernünftiger als sie selbst. Das kam ihr jedenfalls manchmal so vor.

      „Ich mache jetzt das Abendessen für euch, Schatz. Möchtest du etwas Bestimmtes auf dein Brot?“

      „Nougat.“

      Die Frage hätte sich Monika sparen können. Lara war ein ausgesprochener Nougatfan. Allerdings sah sie das nicht so gern. Lara hatte im letzten Jahr Leukämie gehabt, und seitdem achtete sie noch strenger auf eine ausgewogene Ernährung. Der Schock saß ihr immer noch in den Knochen. Wie schrecklich war es gewesen, um das Leben ihrer Kleinen bangen zu müssen!

      „Eine Scheibe, aber eine Scheibe Schwarzbrot mit Käse isst du vorher. Ja?“ Mahnte Monika ihre Tochter.

      „Na gut.“

      Lara war wirklich lieb, seit sie ihre Therapie hinter sich gebracht hatte.

      Eine Zeitlang war sie Monikas Sorgenkind gewesen, nicht wegen der Krankheit, sondern später, als sie begonnen hatte sich Geschichten auszudenken und vor ihren Kindergartenfreundinnen fürchterlich anzugeben. Sie erzählte, dass einer der Fotografen sie unsittlich berührt hatte. Der Skandal war gewaltig gewesen und hätte fast die Existenz des Mannes vernichtet. Gott sei Dank war die Wahrheit noch rechtzeitig ans Licht gekommen.

      Monika hatte sofort eingesehen, das Lara eine Therapie brauchte und war mit der Arbeit der Psychologin und Ärztin, Astrid Mond, mehr als zufrieden.

      Seit Astrid wieder mit ihrem Exmann zusammen lebte, mochte Monika sie noch lieber. Vorher hatte sie nämlich befürchtet, dass Astrid ihr Mark, ihren damaligen Freund, wegschnappen könnte.

      Monika kannte Mark, den Psychologen, schon lange, er war ihr erster Kunde in dem Möbelgeschäft, als sie damals dort angefangen hatte. Mit Mark verband Monika eine merkwürdige Art von Freundschaft. Sie hatte einige male mit ihm geschlafen, obwohl sie ihn nicht liebte. Es war schön gewesen, aber wiederholen wollte Monika es trotzdem nicht.

      Nun, jetzt stand es ja auch nicht mehr zur Debatte. Sie war nicht sicher, was Mark noch für sie empfand. Sicher war nur, dass er einmal sehr verliebt in sie gewesen war.

      Na ja, das spielte jetzt keine Rolle mehr. Seine Freundschaft war Monika wichtig, mehr nicht. Freunde konnte man ja nicht genug haben, das hatte sie inzwischen gelernt.

      Zwar hatte es