Название | Blut für Gold |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752923964 |
Drei Tage Ungewissheit, drei Tage bangen und Stunden, die sich endlos hinzogen. Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und das Gefühl, gefangen im eigenen Haus zu sein.
Sie durften nicht nach draußen, nicht zu den Verhandlungen. Darcar hatte versucht, wegzulaufen, zum Rathaus zu gelangen, aber Magdas älteste Söhne hatten ihn nach zwei Straßen eingefangen und zurückgeschleift. »Das hat keinen Sinn, Junge, du machst es nur schlimmer.«
Darcar verstand nicht, was sie damit meinten, er wollte doch nur für seinen Vater sprechen.
Pass auf deine Brüder auf.
Letztlich war es das Einzige, was er noch tun konnte.
Die ganze Zeit hatte er erwartet, dass die Tür aufging und sein Vater erschöpft, aber mit einem Lächeln über die Schwelle trat und die Arme ausbreitete. Dass er zurückkäme, der Beschützer der Familie. Der Mann, der immer jedes Unheil abwenden konnte, bis auf den Tod selbst.
Doch als die Tür lautstark aufgestoßen wurde, war es nicht ihr Vater, der zurückkehrte. Darcar hatte gerade durch das Fenster beobachtet, wie malvenfarbenes Licht die graue Morgendämmerung verdrängte, wie Hoffnung in die Dunkelheit drang, als sich jemand mit Gewalt Zugang zum Haus verschaffte.
Es war, als würde man aus einem lieblichen Traum mit einem Schlag in den Magen geweckt werden, er saß sofort aufrecht im Bett, sein Herz raste so schnell, dass es ihm fast aus dem Hals rauskam.
Mit einem erschrockenen Laut wurde auch Veland wach und klammerte sich an ihn. »Was war das?«
»Bleib bei Evi«, befahl Darcar leise, griff nach dem Küchenmesser, das er unter dem Kissen deponiert hatte, und wollte aufstehen.
Veland hielt ihn fest, seine großen, wässrigen Augen flehten ihn an. »Lass uns nicht allein«, wisperte er mit brüchiger, von Panik durchdrungener Stimme.
»Bin gleich zurück, versprochen!« Darcar musste Velands Hände gewaltsam aus seinem Baumwollhemd lösen, da sein Bruder sich wie eine Krähe an ihm festgekrallt hatte. Er verzichtete darauf, sich etwas über die lange Unterhose zu ziehen, schlich auf nackten Füßen zur Tür und schlüpfte in den engen Flur. Es war dunkel, keine Kerze oder Laterne brannte, sodass sein Schatten ihn nicht verraten konnte. Mit angehaltenem Atem schlich er an der Wand entlang zum Treppenhaus.
Unten herrschte aufgebrachter Lärm, Magdas erboste Stimme kam den Eindringlingen entgegen. »Was soll das hier werden? Das ist Hausfriedensbruch!« Sie schlief unten in einer Stube neben der Küche und war sofort in der Diele, sie trug nur ein Nachthemd und zur Waffe ihre tadelnde, alte Miene. Schwere Stiefel polterten durchs Haus, es klang wie eine Herde Büffel. Schubladen wurden aufgezogen, Vasen und Bilder zu Boden geworfen, jede noch so geringfügig persönliche Sache mit Füßen getreten. Es sah wie eine Räumung aus.
Es war eine Räumung.
Einer der Uniformierten trat Magda in den Weg und fragte erbost: »Wo sind die Jungen?«
Darcar zog sich der Magen zusammen. Doch Magda entgegnete verwirrt: »Jungen? Welche Jungen?«
Der Uniformierte schnaubte ungehalten und baute sich bedrohlich vor Magda auf, doch erst als er seinen Revolver aus dem Holster zog, wich sie vor ihm zurück. Er hob die Waffe nicht, er hielt sie an seinen Schenkel, doch die Drohung genügte. Er drängte Magda rückwärts, bis die alte Frau buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stand.
Wie dieser Kerl mit ihr umging machte Darcar rasend vor Wut, er ballte die Faust um das Messer, bis seine Knöchel weiß hervortraten.
»Keine Spielchen, alte Frau! Wo sind die Jungen? Wir wissen, dass van Brick Söhne hatte.«
Darcar knirschte mit den Zähnen.
»Nun«, Magdas Stimme klang beneidenswert gefestigt, »wenn dem so wäre, wären die Jungen wohl bei ihrer Stiefmutter, oder nicht? Ich bin nur eine einfache Haushälterin, die sich um das Anwesen des edlen Herrn kümmert, bis er wieder da ist.«
Der Uniformierte spuckte verachtend vor ihr aus. »So, so. Der edle Herr wird jedoch nicht mehr zurückkommen, er wurde zum Tode verurteilt.«
Als Darcar genau das hörte, worauf er sich seit Tagen innerlich vorbereitete, erwartete er unbändige Wut, die ihn zu etwas Dummen verleiten würde. Doch sie blieb aus, stattdessen war er wie gelähmt, hörte für einen Moment alles nur noch gedämpft, als würde er langsam ertrinken. Und dann spürte er das Zittern in seinen Beinen, wobei er es eher dadurch bemerkte, dass seine Knie einknickten und er gegen die Wand sackte wie ein gebrechlicher, alter Mann. Er keuchte geräuschlos, hielt sich an der Kante fest.
»Und die junge Lady sagt sich los von seiner Brut«, fuhr der Uniformierte kalt fort. »Da die Jungen nachweißlich nie bei ihr lebten, hat sie das Recht, die Stiefmutterschaft abzuerkennen. Van Brick wurde des Verrates angeklagt, sein Unternehmen geht an diejenigen, denen er geschadet hat, wie es das Gesetz vorsieht. Demnach haben seine Jungen kein Recht mehr auf Anteile davon, und da sie keine Mutter und auch sonst keine Mittel zur Verfügung haben, sind sie nun Waisen und obdachlos. Dieses Haus hier wird verkauft, sie müssen ausziehen!«
Magda wurde bleich, sie schüttelte vehement den Kopf. »Es sind doch nur Jungen! Kinder! Bitte, Herr, lasst sie einfach in Ruhe. Lady Ilona wird sich bestimmt ein Herz fassen und sie aufnehmen.«
»Lady Ilona hat vor dem Schwarzen Rat vehement verkündet, dass sie von ihrem Ehemann geschlagen, missbraucht, zu dieser Ehe gezwungen und in ihrem Haus festgehalten wurde wie eine Sklavin. Ich glaube nicht, dass man der jungen Lady zumuten sollte, die Brut dieses Monsters aufzuziehen. Und jetzt holt die Jungen, sonst müssen wir sie mit Gewalt auf die Straße zerren…«
Magda presste die Lippen zusammen. »Die Jungen sind nicht hier.«
Der Uniformierte schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass ihr Kopf herumflog und ihre grauen Haare sich aus ihrem wirren Geflecht lösten. Blut klebte an ihrer Lippe, aufgerissen von dem Siegelring des Mannes. Sie leckte es sich ab, dann schielten ihre Augen für den Bruchteil eines Augenblicks zu Darcar nach oben. Sie sah ihn direkt und eindringlich an.
Er zog sich zurück und eilte auf wackligen Beinen ins Zimmer. Gerade, als er den Uniformierten sagen hörte: »Seht oben und auch im Keller nach. Zieht die kleinen Bastarde an ihren Haaren raus aus ihrem Versteck.«
Schritte erklangen auf den knarrenden Stufen. Leise drückte Darcar dir Tür zu und holte einen Stuhl, um ihn unter die Klinke zu stemmen.
Dann drehte er sich um. Veland stand hilflos im Nachtanzug mitten im Raum, offensichtlich verängstigt, und drückte Everett an sich, der natürlich überhaupt keine Ahnung hatte, was passierte, er konnte ja kaum allein auf seinen kleinen, dünnen Beinchen stehen. Er war noch zu klein, und Darcar machte es einen Moment unendlich traurig, dass Evi sich weder an Mutter noch an Vater erinnern würde. Doch solche Gedanken durfte er jetzt nicht aufkommen lassen, er biss wütend die Zähne zusammen.
»Was ist los?«, jammerte Veland.
Darcar legte einen Finger über seine Lippen, um ihm zu bedeuten, still zu sein. Sie sahen sich in die Augen, verstanden sich, nickten. Veland hielt eine Hand über Evis Mund und Nase, als dieser zu wimmern begann.
Nebenan wurde die Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters aufgestoßen, sie vernahmen deutlich, wie die Männer Möbel umstießen und den Schrank durchwühlten, Teppiche wegzogen und den Boden, sowie die Wände abklopften.
»Schnell«, flüsterte er beinahe tonlos zu Veland.
Darcar schlug das Herz bis zum Hals, sie waren in einem einfachen Haus, es gab keine versteckten Fluchtwege oder doppelte Böden, wie in den Geschichten, die Magda ihnen gerne vorgelesen hatte. Es war nur ein stinknormales Haus. Immerhin hatten sie bis dorthin auch niemals Feinde gehabt, vor denen sie sich hätten verstecken und um ihr Leben bangen müssen.
In Windeseile zog Darcar die Schubladen der Kommoden auf und zog seinen Brüdern Pullover und Socken an, wobei Veland das natürlich allein schaffte, aber Evi brauchte Hilfe.
Es war keine Zeit, um mehr einzupacken, er wickelte Everett noch