Amerika ist schon ein schrulliges Land, vielleicht weil so viele Menschen aus der ganzen Welt hier ankommen, vielleicht aber auch, weil es so groß und immer noch so jung ist. Aber die politische Situation und das Verhalten der Menschen allgemein geben doch viel Anlass, sich eher sarkastisch darüber zu äußern. Albrecht Classen lebt und lehrt nun schon seit 1984 in den USA, seit 1987 in Arizona, und da ergeben sich zahllose Möglichkeiten, etwas satirisch darüber zu reflektieren, wie der Alltag so verläuft, wie die Politik gestaltet ist [oh Gott, muss man leider heute, 2018, sagen!], und wie der kulturelle Unterschied zu Europa eher wächst denn kleiner wird. Der Autor hat hier so manche Szenen oder Menschen etwas bissig beschrieben und nimmt dreist die Position eines ehemaligen Deutschen ein, der nach so vielen Jahren in der Neuen Welt immer mehr den Kopf über seine lieben Mitbürger schütteln muss. Natürlich macht sich dadurch auch die Liebe zu diesem merkwürdigen Land bemerkbar, denn warum würde man sonst so bissig darüber lachen wollen? Während Classen bisher bereits neun Bände mit eigenen Gedichten veröffentlicht hat, legt er hier seine erste Sammlung von Satiren vor.
Ob Limericks, Schüttelreime, Vierzeiler, Gedichte, Wortspielereien, Geschichten oder Zeichnungen, überall verspürt man bei Günther Fiege Heiteres, aber auch Liebevolles und Erotisches. Der Autor hat die Gabe, mit wenig Worten das zu fabulieren, was viele denken und gerne möchten. Fiege hat beispielsweise herausgefunden, dass sogar der Beruf des Friseurs sehr erotisch ist, dass es beim Skat auch ganz schön heiß hergeht, wenn man sagt: »Den Stich macht mein Jüngster.« Der Autor erzählt auch von manchen romantischen Liebestreffs im Sportlerheim Sanssouci oder im Kaffeegarten, damals in Torgau. Auch Das Goldene Schiff hat er nicht vergessen. Auf alle Fälle sollte man vorsichtig sein, »… denn wenn die Vögel in den Büschen euch beim Liebesspiel erwischen …« Ein Lesevergnügen für Jung und Alt.
Auch der dritte Kurzgeschichtenband des Autors Ulrich Borchers bietet für jeden Geschmack etwas. Die Sehnsucht nach Seesternen führt zu skurrilen Situationen, der ewige Kaptein bleibt geheimnisvoll, die Liebe treibt seltsame Spiele, Stragula spielt in B-Movies mit und auch in der heutigen Zeit gibt es märchenhafte Begegnungen in Hans Christian Andersens Geburtsstadt. Bunt wie das Leben ist diese Mischung. Es wurde wieder geschmackvoll angerichtet. Guten Appetit beim Genießen der neuen Kurzgeschichtenhäppchen.
Ein Kellner wird wegen eines Mordes unbeabsichtigt zum Straßenmusiker, eine Mutter bittet den Paketzusteller, sich in das Bett ihrer Tochter zu legen, eine Frau leiht einem Herrn einen Rucksack mit einem Delphin darin, in einem Bioladen werden Tofuwürstchen mit Menschengeschmack verkauft, und ein Vater bricht vor Weihnachten im Kindergarten seiner Tochter ein. Selten waren Grauenvolles und Albernes, Nachdenkliches und Absurdes so dicht verwoben. Es gelingt dem Verfasser, morbide und surreale Elemente mit anarchischem Humor zu vermengen. – Ruedi Strese lebt seit 1980 mit einiger Kontinuität und hat auch schon ein Buch geschrieben, nämlich dieses.
Renate Sültz aus Lünen hat bereits mit Erfolg ihr erstes Kinderbuch »Das Schweinchen Klecks und andere Kindergeschichten« geschrieben. Es folgten mit Uwe H. Sültz das Buch »Spannende Kurzgeschichten für unterwegs« und das Kinderbuch »Fitus, der Sylter Strandkobold«. Die Insel Sylt ist ihre zweite Heimat, auf der Renate Sültz die Gedichte, Kurzgeschichten und Kindergeschichten schreibt und von der herrlichen Landschaft inspiriert wird. – Uwe H. Sültz aus Lünen wohnte eine längere Zeit in Keitum auf Sylt. In dem Buch »Fitus, der Sylter Strandkobold« setzte er kindgerecht Informationen und Bilder über die Insel ein. Weiterhin hegte er immer schon den Wunsch, während der Zugfahrt zur FH eine kleine abgeschlossene Geschichte zu lesen. Seine Geschichten brachte er in dem Buch »Spannende Kurzgeschichten für unterwegs« mit ein. Dieses neue Buch ist nun in Science-Fiction, Schicksal, Krimi und Horror unterteilt.
Problemzone Gehirn? Ein Flöte spielender Hund? Die Gemeinsamkeit von Weltanschauungen und Küchenmaschinen? Kein Thema ist für Kathrin Dittmer zu skurril, kein Kommentar zu bissig, um nicht aufs Papier gebracht zu werden. Die Leiterin des Literaturhauses Hannover hat Kolumnen für das Programmheft ihres Hauses als ideales Format für erzählerische Miniaturen genutzt, die nun erstmals in einem Buch versammelt erscheinen. Schließlich ist da über die Jahre einiges zusammengekommen an scharfsinnigen Gedankenspaziergängen und melancholischen Denkbildern, ebenso kurzweilig wie originell.
Wenn man mit Worten Bilder malen kann, werden die kleinsten Dinge lebendig. Kurzgeschichten von Grete Ruile.
Wenn mit dem Herzen unterwegs, ist man nie allein, sagt man in England. Im Kongo heißt es: Es ist das Herz das gibt; die Hände geben nur her. Im deutschen Sprachraum klingen diese Erfahrungen wieder etwas anders: Reiche jedem deine Hand, doch denen, die du gern hast, gib auch dein Herz! Und im »Kleinen Prinzen« von Saint-Exupéry wird es noch kompakter formuliert: »Man sieht nur mit dem Herzen gut!« Dieser Band greift diese Kernbotschaften auf; Menschen mit viel Lebenserfahrung können sie bestätigen: Dem Herzen folgen, auf die andern zugehen, das Herz sprechen lassen und auch den Mitmenschen Gutes zutrauen und sie auf positive Weise animieren – dazu möchte dieses Buch anregen – mit zahlreichen Erlebnissen, Kurzgeschichten, humorvollen Aphorismen, kleinen Erzählungen und nachdenklichen Sinnsprüchen. Der Autor ist davon überzeugt: Wer sich müht, mit dem Herzen zu sehen, erfährt auch jene Zufriedenheit, Heiterkeit und Harmonie, die glücklich machen und mithelfen, den Frieden unter den Menschen und Völkern zu fördern.
Wer kennt sie nicht, die guten, alten Märchen, die wir schon als Kinder gehört haben? Aber kaum einer denkt darüber nach, welche Gruselgeschichten er eigentlich manchmal den lieben Kleinen vor dem Einschlafen vorliest. Und weil der Sachse eben nicht nur »helle, heeflich un heemdiggsch« ist, sondern auch ein sonniges Gemüt hat, gibt es keinen besseren Dialekt, in dem man diese Märchen mal von einer ganz anderen Seite aus betrachten und er zählen kann. Silvia Sachse hat das in diesem Buch ausführlich getan und Thomas Oberbuchner hat die Illustrationen für die »neu off gemeebelden un gereimden« Geschichten gezeichnet, die dabei entstanden sind. Erzählungen, mit viel, manchmal auch schwarzem, Humor, die nicht nur für Kinder geeignet sind. Denn wir Sachsen wissen es besser: Das Obersächsische lebt!
In den vorliegenden Kurzgeschichten beschäftigt sich Mario Monteiro mit den »kleinen Brasilianern«, die uns nur allzu oft auf Straßen und Gassen des Riesenlandes begegnen. Ob es die halb ausgewachsenen Sklaven der Drogenkapitäne sind oder ob sie oft genug von den eigenen Kindern zur Kinderarbeit in Fabriken und auf Bananenfarmen gezwungen werden, ob sie als streunende Straßenhändler, die eine Schule höchstens von außen sehen und lieber an Kreuzungen und Bushaltestellen betteln, überall begegnen wir ihnen. Mario Monteiro, der ihr dramatisches Dasein durch hautnahen Kontakt am Besten kennt, führt uns mitten hinein in die andere brasilianische Realität, abseits von millionenschweren Fußballstars und weltberühmten Formel-1-Fahrern. Jenseits vom glitzernden Luxus der Millionenstädte erleben wir im Blitzlicht das Schicksal der Kleinsten, aber auch man unerwartete Wendung auf einem kurvenreichen Weg ins Leben. Brasilien ist überall!