"Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag." Viktor Klemperers Analyse der Sprache des Nationalsozialismus dokumentiert in bewegender Weise auch die Selbstrettung eines Sprach- und Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit. Heinrich Detering hat die zentralen Teile aus Klemperers «LTI» ausgewählt und stellt in einem Nachwort die Brisanz und beunruhigende Aktualität heraus.
Was war die Aufklärung? Ist sie gar am Ende? Das Erstarken politischer Ränder, ansteigende religiöse Gewalt und ein Vertrauensverlust in Wissenschaft und Medien legen dies anscheinend nahe. Marie-Luisa Frick führt durch die Geschichte und spannungsgeladene Normativität aufklärerischen Denkens und zeigt: Aufklärung ist kein «Erbe», bei dem wir immer schon wüssten, worum es sich handelt. Mutiges und eigenständiges Denken müssen wir uns immer wieder neu erarbeiten und immer wieder neu entdecken. Oder wie Frick es ausdrückt: «Die Zukunft des Humanismus, sie liegt zwischen Verzagtheit und Übermut.»
Thomas Nagels ebenso kurze wie genaue und umfassende Einführung in die Philosophie findet in verständlicher Form Antworten auf die großen Fragen des Lebens: Woher wissen wir etwas? Wie hängen Körper und Geist zusammen? Was bedeuten Wörter? Gibt es Willensfreiheit wirklich? Was ist Recht und was ist Unrecht? Was ist der Tod? Und worin könnte der Sinn des Lebens bestehen?
Am 22. Mai 1979 hielt der spätere Nobelpreisträger und indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen in Stanford einen Vortrag, der unser Denken über Entwicklungshilfe und Verteilungsgerechtigkeit nachhaltig erschüttern sollte: Mit Bezug auf die Gerechtigkeitstheorie des Philosophen John Rawls führte er seine These aus, dass es nicht um die Verteilung von Gütern oder Geld (z.B. in der Entwicklungshilfe), sondern um die Chancen gehen solle, die jeder einzelne zur Verwirklichung seiner Lebensträume vorfindet. Dieser einflussreiche klassische Aufsatz wird hier erstmals in deutscher Übersetzung mit Kommentar und einem einführenden Nachwort veröffentlicht.
Der Kunstdrechsler Paul Paulsen erzählt die Geschichte seiner Ichfindung: Als Kind vom Puppenspiel fasziniert, wird er als «Pole Poppenspäler» verspottet, lernt dann aber, Phantasie und Realitätssinn zu einem geglückten Leben zu verbinden.Theodor Storm verfasste die Novelle für die Jugendzeitschrift ›Deutsche Jugend‹. Zuvor hatte er sich intensiv mit dem Thema der Jugendliteratur befasst, um schließlich eine Form zu finden, die für Jugendliche geeignet, aber auch von Erwachsenen ernst zu nehmen ist. Die Edition in behutsamer Modernisierung beruht auf der ersten Buchausgabe von 1875 und enthält ein neues Nachwort von Anne Petersen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
Georg Christoph Lichtenberg war für Tucholsky ein Schriftsteller, «der einen Verstand gehabt hat wie ein scharf geschliffenes Rasiermesser, ein Herz wie ein Blumengarten, ein Maulwerk wie ein Dreschflegel, einen Geist wie ein Florett». Seine ›Sudelbücher‹ sind bis heute unergründlich, unerschöpflich und hinreißend lesbar. Dieser Band versammelt eine vergnügliche wie repräsentative Auswahl der Lichtenberg'schen Bonmots und Aphorismen, ausgewählt von Alexander Kluy.
Kernprobleme unserer Zeit: Was soll der Staat tun? Was muss der Staat tun? Was sollte er besser lassen? Und was vermag die Wirtschaft? John Maynard Keynes zählt zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Bis heute ist der «Keynesianismus» von großem Einfluss auf die Wirtschaftspolitik. Die neoklassische Theorie, dass die Märkte schon alles von sich aus richten würden, griff er scharf an: Dies sei nicht richtig, sondern nur einfach gedacht und deshalb so erfolgreich. Der Essay gehört «in seiner ganzen Unvollkommenheit», wie Nikolaus Piper in seinem Essay zusammenfasst, «zu den wichtigsten Dokumenten in der Geschichte des ökonomischen Denkens».
Können wir wichtige Lebensentscheidungen rational treffen, obwohl wir die Zukunft nicht kennen? Die Philosophin L. A. Paul meint: Nein, denn wenn unsere Prognosen und Vorstellungen auf unbekannten Faktoren und deren Folgen basieren, sind sie nicht rational, können es auch gar nicht sein. Am Beispiel der Frage, ob man Kinder bekommen solle, entwickelt sie den Begriff der «transformativen Erfahrung». Um eine bessere Entscheidung zu treffen, folgert sie, solle man sich nicht fragen: «Soll ich oder soll ich nicht?», sondern: «Will ich herausfinden, wie mich eine Entscheidung verändert?»
Horváths 1932 erschienener Theaterklassiker, dessen Uraufführung die Nationalsozialisten zunächst verhinderten, ist heute von den Bühnen nicht wegzudenken: In Anlehnung an das berühmte Zitat aus dem 1. Korintherbrief des Paulus «Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen» handelt das Stück vom Schicksal der alleinstehenden, arbeitslosen Elisabeth, die immer wieder von Männern verstoßen, verlassen, verraten wird, und von ihrem Kampf um ein bisschen Glück im Leben. Diese Ausgabe, die auch Vorstufen des Stücks enthält, wird zusammen mit Martin Vejvar herausgegeben und kommentiert von Klaus Kastberger, dem Gesamtherausgeber der neuen historisch-kritischen Horváth-Ausgabe. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.