12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland

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Название 12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956178467



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Zeit lebt, ist wohl zwangsläufig nicht sehr kommunikativ", erwiderte ich.

      "Ach Jesse", wandte sich jetzt Carter in meine Richtung. "Ich habe vielleicht etwas über den Mann, der sich dir gegenüber Crazy Joe nannte."

      Ich hob die Augenbrauen.

      Carter holte aus einem Aktenkoffer eine Mappe hervor, die mit Computerausdrucken gefüllt war. Er öffnete sie. Ich blickte auf ein Foto, das ein bärtiges Gesicht zeigte.

      "Ist er das, Jesse?"

      Ich nickte. "Ja."

      "Er heißt Joseph Kelvin Mendrovsky, wurde in Wichtita, Texas geboren und mit Mitte dreißig in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Er litt unter Verfolgungswahn. Vor fünf Jahren brach er aus dem St. George Sanatorium in Dorset, Kentucky aus. Seitdem fehlt jede Spur von ihm..."

      Ich nahm das Dossier an mich, warf einen Blick hinein.

      "Ich will dir damit nur sagen, dass dieser Tunnel King vielleicht nur die Fantasie eines seelisch Kranken ist...", fuhr Carter indessen fort.

      Ich mochte an diese Möglichkeit einfach nicht glauben.

      Schließlich war Crazy Joe nicht der einzige, der vom Tunnel King erzählt hatte. Andererseits konnte es natürlich gut sein, dass auch diese Berichte nur auf dem basierten, was Joe in den Jahren, die er bereits bei den Mole People lebte, an Geschichten ausgestreut hatte. Geschichten, die sich längst verselbständigt hatten...

      Ich hatte keine Gelegenheit, länger darüber nachzudenken.

      In diesem Augenblick kam Mandy, die Sekretärin unseres Chefs in den Raum. Auf dem Tablett standen dampfende Kaffeebecher und einige geöffnete Kuverts.

      Die Post für Mister McKee. Zweifellos hatte sich erst unsere Sicherheitsabteilung damit beschäftigt, um zu verhindern, dass Mister McKee zusammen mit einem dieser Hassbriefe eines Tages auch eine Ladung Sprengstoff auf den Schreibtisch bekam.

      "Diesmal war nichts dabei, Mister McKee", sagte Mandy mit sichtlicher Erleichterung. Sie brauchte das nicht näher zu erläutern. Jedem im Raum war klar, wovon sie sprach.

      Mister McKee war das Schweigen, das sich plötzlich im Raum ausgebreitet hatte offenbar unangenehm.

      "Was ist los?", fragte er. "Unsere Aufgabe ist es, die Schwachen zu schützen - und dabei machen wir uns eben nicht nur Freunde!"

      9

      Es war Nachmittag, als wir in die unterirdische Welt, tief unter dem Big Apple zurückkehrten. Eine Welt, die bis zu zehn übereinandergeschichtete Etagen hatte. Ein Labyrinth, in dem man sich unter Umständen Jahre verstecken konnte, selbst wenn man auf irgendeiner Fahndungsliste stand.

      Crazy Joe konnten wir nirgends finden. An keinem der Orte, von dem wir wussten, dass der sympathische Sonderling sich dort ab und zu aufhielt.

      Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

      Wir suchten den sogenannten Professor auf, einen Bücherwurm und ehemaligen Bibliothekar, der nach dem tragischen Krebstod seiner Frau mehr oder weniger durchgedreht war. Er wohnte in einer Rangiernische, hatte dort sein Feuer und sogar elektrisches Licht. Einer seiner Freunde hatte eine Leitung abgezweigt und hierher verlegt. Es war relativ trocken hier, trotzdem hatte er seine mindestens 3000 Bücher sorgfältig einzeln in Plastik verpackt.

      Der Professor hieß eigentlich Simon McDonald.

      Er gehörte zu denjenigen Tunnelmenschen, die ihre Flucht in den Bauch der Erde als eine Art Lebensphilosophie ansahen und die nichts auf der Welt dazu hätte bringen können, sich wieder an ein Leben oberhalb zu gewöhnen.

      Hier unten in dem Tunnel war der Professor eine bekannte Persönlichkeit. Wir kannten ihn durch eine Sozialarbeiterin.

      Und über McDonald hatte wir Crazy Joe kennengelernt.

      "Toll", murrte Milo, als wir die Rangiernische erreichten.

      "Wir sind wieder am Ausgangspunkt, Jesse."

      "Meinst du, mir gefällt das?"

      "Was mir noch weniger gefällt ist mein Gefühl in Bezug auf Joe..."

      "Was meinst du damit?"

      "Dass wir ihn vielleicht vergeblich suchen, Jesse."

      "Und wenn er sich versteckt hält?"

      "Warum sollte er das tun? Niemand würde versuchen, ihn hier unten aufzustöbern, um ihn wieder in eine Anstalt zu bringen."

      "Es muss ja nicht alles vernünftig sein, was er tut", erinnerte ich ihn.

      Der Professor sah uns kommen. Wir gingen den Schienenstrang entlang und mussten dabei auf der Hut sein, um nicht von einer vorbeirasenden Subway erfasst zu werden. Immer wieder kamen Mole People durch Züge um.

      McDonald blickte uns misstrauisch an.

      "Was wollt ihr hier?", fragte er. "Mir meine Konserven leeressen?"

      "Wir suchen Crazy Joe", sagte Milo. "Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?"

      "Bin ich ein Hellseher?"

      Wir setzten uns zu ihm ans Feuer. Er hatte ein paar alte, ziemlich stockige Matratzen ausgebreitet. Eine davon war aufgerissen und Flocken aus gelbem Schaumstoff lösten sich.

      "Was ist los, Professor?", fragte ich.

      Irgendetwas hatte sich verändert.

      Das spürte ich ganz genau.

      "Man erzählt sich seltsame Geschichten über euch beide..."

      In McDonalds Gesicht zuckte ein Muskel. Er kratzte sich an dem dicken Eitergeschwür links am Hals, etwas unterhalb des Adamsapfels.

      "Was denn für Geschichten?", hakte ich nach.

      "Ihr gehört nicht hier her..."

      Milo und ich wechselten einen kurzen Blick.

      "Was soll das?", fragte ich.

      "Ich meine es so, wie ich es sage. Jedes Wort. Es gibt einige fiese Gerüchte über euch. Die einen sagen, ihr seid Cops, die anderen meinen, ihr habt irgendetwas mit den maskierten Mördern zu tun, die sich hier unten ihre Opfer holen. Und wieder andere sagen, ihr wärt wahrscheinlich Perverse, die hier unten ihre niederen Instinkte ausleben, weil sie wissen, dass ein Mord hier unten selten aufgeklärt wird..."

      "Professor, das ist alles Quatsch!", erwiderte ich.

      Innerlich fluchte ich. Das Vertrauen, das Milo und ich uns hier unten mühsam aufgebaut hatten, war weg. Das lag auf der Hand.

      McDonalds Nasenflügel zitterten.

      Ich sah, dass seine Hand in die Taschen seines fleckigen Mantels aus Wildleder gewandert waren, dessen Originalfarbe kaum noch zu erkennen war.

      Ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten.

      Irgendetwas umklammerte seine Hand.

      Eine Waffe. Ein Messer vielleicht, oder ein Revolver.

      "Jedenfalls ist Sid und Brett die Bekanntschaft mit euch nicht gut bekommen", stellte er fest.

      "Du glaubst, dass wir etwas mit ihrem Tod zu