Alles anders, aber viel besser. Dagmar Glüxam

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Название Alles anders, aber viel besser
Автор произведения Dagmar Glüxam
Жанр Личностный рост
Серия
Издательство Личностный рост
Год выпуска 0
isbn 9783709500330



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mit Aktien, Fonds und Anleihen scheint mühsam zu sein. Außerdem muss man kein Risiko tragen, so glaubt man zumindest. Die Bank vermittelt ein Sicherheitsgefühl, genauso wie der Arzt im weißen Kittel.

      Nur, wie uns etliche Skandale mit Banken einerseits und mit gefälschten medizinischen Studien andererseits gezeigt haben: Diese Sicherheit trügt. Wenn wir unsere Gesundheit oder unser Geld blind jemandem anvertrauen, ist das Risiko zu verlieren bzw. nicht das Bestmögliche herauszuholen, ungleich höher, als wenn wir als mündige Patienten oder als Investoren auftreten. Denn: Wer kennt besser meinen Körper und meine Seele, als ich selbst? Wer kann mir am besten sagen, was mir guttut und was nicht? Nur ich selbst, wenn ich mich ausreichend mit mir beschäftigt habe. Der Arzt kann mir höchstens Therapien vorschlagen oder Empfehlungen abgeben; für meine Heilung muss ich selbst sorgen. Das ist eine Tatsache, die in vielen klugen Büchern immer wieder betont wird. Und wer hat das höchste Interesse daran, Ihr Geld optimal anzulegen und zu vermehren? Der Bankberater, der primär die Interessen seiner Bank vertreten muss, oder ich? Freilich bieten Bankberater uninteressante Finanzprodukte oder Sparformen nicht aus purer Böswilligkeit an, sondern sie müssen die Vorgaben ihres Arbeitgebers erfüllen und für Umsatz sorgen.

      Ich möchte den Ärzten hier nicht unterstellen, dass sie ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen handeln, wenn auch die Krebstherapie und die Pharmaindustrie ein Kapitel für sich darstellen. Das Krebsbusiness ist ein Milliardengeschäft, so nennt Lothar Hirneise ein Kapitel seines Buchs (S. 183) und trifft damit ins Schwarze. (Ich weiß, was meine eigene schulmedizinische Therapie gekostet hat …) So werden zum Beispiel nur selten wissenschaftliche, großflächig angelegte Studien durchgeführt, die sich mit der heilenden Wirkung natürlicher Nahrungsmittel beschäftigen, dafür aber solche, welche die Wirksamkeit eines bestimmten Medikaments beweisen sollen. Diese Studien werden von Pharmafirmen finanziert, die ihre Medikamente patentieren lassen und damit Unsummen verdienen. Wie schon jemand gesagt hat: Himbeeren lassen sich nicht patentieren und Knoblauch hat keine Lobby …

      Ein großes Problem ist meiner Meinung nach, dass die meisten Ärzte zwar Krebs heilen wollen, selbst aber diese Krankheit nicht am eigenen Leib erfuhren. Nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich möchte keinem Arzt Krebs wünschen. Es ist aber eine Tatsache, dass jene Ärzte, die selbst erkrankt sind, mit dieser Krankheit anders umgehen. Sie nützen ihr schulmedizinisches Wissen und die Möglichkeiten, die ihnen die Schulmedizin bietet, öffnen sich aber in ihrem eigenen Interesse und vor allem dann, wenn ihnen schulmedizinische Maßnahmen nicht weiterhelfen können, für andere, alternative Wege.

      Ein Paradebeispiel dafür ist der Neurowissenschaftler und Psychiater David Servan-Schreiber, der an einem Hirntumor erkrankt war. Auch er ließ sich zunächst schulmedizinisch behandeln. Als er aber nach einigen Jahren einen Rückfall erlitt, begann er, sich intensiv mit seiner Lebensweise zu beschäftigen und damit, wie der Lebensstil die Heilung des Krebses entscheidend begünstigen kann. Servan-Schreiber ist schon als Autor des internationalen Bestsellers Die neue Medizin der Emotionen in Erscheinung getreten (ein Buch, das Krebspatienten auf jeden Fall lesen sollten!). Sein zweites Buch, Das Antikrebs-Buch, in dem er erklärt, wie man durch gezielte Maßnahmen dem Krebs den Nährboden entzieht, sollte als Pflichtlektüre auf jeder Krebsstation ausliegen. Die dort enthaltenen Informationen und Prinzipien sollten als Krebsvorbeugung auch gesunden Menschen nahegelegt werden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite des Covers die Empfehlung »Ein unverzichtbares Werk für Kranke wie für Gesunde«. Auch ich fand in dieser Lektüre viele unentbehrliche Hinweise für meine Genesung.

      Ich selbst machte in dem Krankenhaus, in dem ich behandelt wurde (eines der modernsten Krankenhäuser Europas …), eigentlich fast nur deprimierende Erfahrungen, denn es wurde mir vielfach vermittelt, selbst gegen die Krankheit eigentlich nichts tun zu können. Ich sollte mich der Operation und der Chemotherapie unterziehen und den Rest sozusagen in Gottes Hände legen. Ja, und die Nachsorge regelmäßig durchführen, um einen Rückfall rechtzeitig zu entdecken. Ich war verzweifelt, denn ich konnte und wollte nicht tatenlos warten, bis mich die nächste Hiobsbotschaft erreichen würde.

      Sie können sich vorstellen, wie mulmig mir wurde, als ich einige Zeit später auf den Seiten 9 bis 10 folgende Zeilen in Servan-Schreibers Antikrebs-Buch lesen konnte. Ich zitiere:

       »Nach Operation und Chemotherapie fragte ich meinen Onkologen, der mir so viel geholfen hatte, um Rat. Was sollte ich tun, um ein gesundes Leben zu führen? Welche Vorsichtsmaßnahmen konnte ich treffen, um einen Rückfall zu vermeiden? ›Es gibt nichts Spezielles, was Sie tun können. Leben Sie ganz normal. Wir führen in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durch, und wenn Ihr Tumor wiederkehrt, können wir das frühzeitig feststellen‹, antwortete der Arzt, einer der führenden amerikanischen Onkologen.«

      Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Sind etwa der Arzt von David Servan-Schreiber und meine Ärzte aus dem Krankenhaus in dieselben Vorlesungen gegangen? Und haben sie sich dann nicht weiter informiert? Oder kommt diese Übereinstimmung daher, dass so viele europäische Ärzte einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolvieren? Können Sie sich vorstellen, an wie viele Hunderte, Tausende und Abertausende von Krebspatientinnen und -patienten diese typische schulmedizinische »Weisheit« weitergegeben wurde? Und wie viele sich darauf verließen? Mir wird schummrig.

      Will man mit dieser verordneten Passivität nicht vielleicht die Hilflosigkeit der Patienten stärken und sie auf diese Weise noch stärker an die Schulmedizin binden? Vielleicht bin ich jetzt ganz böse, aber erlauben Sie mir noch diesen Gedanken: Die Unterbindung des selbstständigen Denkens war schon seit Urzeiten (und in jeder Form von Machtausübung oder Diktatur) eine äußerst wirksame Maßnahme zur Beherrschung der Massen.

      Anders aber als diese Ärzte, die sich noch über ihre Gesundheit freuen konnten, war Herr Servan-Schreiber an einem Gehirntumor erkrankt. Er machte sich eigene Gedanken über seine Krankheit sowie über seinen Lebensstil und forschte diesbezüglich. Es ging nämlich um SEIN Leben. Und beim Vergleich der typischen »westlichen« Krebsarten wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, die in Asien dagegen unverhältnismäßig seltener auftreten, wurde ihm etwas in aller Deutlichkeit bewusst, wofür es schon seit einigen Jahren wissenschaftliche Untersuchungen gibt, dass offenbar »etwas an unserer Lebensweise« nicht stimmt, dass unsere Lebensweise auch unsere Abwehr gegen Krebs schwächt (S. 11).

      Ich muss wohl nicht besonders hervorheben, dass ich im Krankenhaus während meiner Behandlungen weder von den von Servan-Schreiber empfohlenen Methoden – die zu jenem Zeitpunkt keineswegs ganz neu oder unbekannt waren – noch von dem Buch selbst erfuhr. Das Antikrebs-Buch, dessen französische Originalausgabe 2007 in Paris und 2008 auch auf Deutsch erschien, fiel mir beim Stöbern in einer Buchhandlung zufällig in die Hände. Im Gegenteil, die Speisen etwa, die den krebskranken Frauen auf der Station zugemutet wurden, sind schon seit Langem als das beste Futter für Krebszellen bekannt. So viel zum blinden Vertrauen …

      Dem Anschein nach sind von den Ärzten, die noch keine eigene Erfahrung mit Krebs haben, die wenigsten bereit, sich in Hinsicht auf alternative Heilmethoden und Veränderung der Lebensweise freiwillig weiterzubilden. Irgendwie tritt hier ein typisch menschliches Verhalten zutage: Erst, wenn der Hut brennt, wird etwas unternommen … Es ist viel bequemer, sich auf den ausgetretenen Pfaden der Krebsbehandlung zu bewegen – von denen man allerdings nicht immer weiß, wo sie hinführen –, als sich neues, unkonventionelles Wissen anzueignen. Es muss sich dabei gar nicht um noch unbewiesenen »Hokuspokus« handeln. Ich habe selbst erlebt, wie die sogenannten Krebsspezialisten auch längst bekannte Tatsachen ernsthaft in Frage stellten, wie etwa die wissenschaftlich erwiesene, für die Genesung essenzielle Rolle der Ernährung oder der positiven Emotionen.

      Auch hier kann man durchaus einen Vergleich mit dem Bankberater anstellen. Natürlich wird mir ein Bankberater nicht dazu raten, mein Geld lieber in hochwertige (und deshalb sichere) Aktien anzulegen, wenn er keine Erfahrung mit dieser Geldanlage oder selbst ein Minus am Konto hat. Er wird mir auch nichts über die Möglichkeiten von verschiedenen Finanzstrategien erzählen, darüber, wie man etwa das Risiko streuen und dadurch Renditen erzielen kann, die weit über jenen der klassischen Sparbücher liegen. Und was wissen wir überhaupt über unsere Bankberater? Wissen wir, wie diese Menschen mit ihrem eigenen Geld umgehen? Sind sie tatsächlich