Название | Kompetenzorientierte Hochschullehre (E-Book) |
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Автор произведения | Heinz Bachmann |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783035511178 |
Kommunikationsfähigkeit (z. B. Umgang mit Heterogenität, Führungskompetenz),
Konfliktfähigkeit (z. B. Umgang mit Mobbing).
Selbstkompetenzen sind Fähigkeiten und Einstellungen, in denen sich die individuelle Haltung zur Welt und zur Arbeit ausdrückt (Orth 1999). Dazu gehören:
Selbstmanagement (z. B. Stressmanagement, Lernmotivation),
Ethisches Bewusstsein (z. B. Gendersensibilität, Berufsethos),
Identität (z. B. Selbstkonzept, Fähigkeit zur Selbstkritik).
Abb. 5 Unterscheidung zwischen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen.
Kompetenzorientierte Hochschullehre zu gestalten bedeutet, dass die Studierenden immer wieder Gelegenheit erhalten müssen, ihr Wissen anzuwenden. Bei einer kompetenzorientierten Hochschullehre ist die «Outcome-Orientierung» zentral – welches Wissen und Können, welche Fertigkeiten und Einstellungen sollen die Studierenden am Ende einer Lerneinheit erworben haben? Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass eine Kohärenz zwischen Lernzielen, Unterricht und Prüfungsformen besteht. Multiple-Choice-Tests sind zum Beispiel denkbar ungeeignet, das überfachliche Ziel der Kooperationsfähigkeit der Studierenden zu prüfen. Mit den neuen Anforderungen an die Studierenden gilt es auch die traditionellen Prüfungsformen zu hinterfragen. Zusätzliche Überlegungen zu diesem Punkt finden Sie im Beitrag von Tobias Zimmermann in diesem Band.
Im Rahmen der Bologna-Reform wurden und werden die Studiengänge an Hochschulen überarbeitet. Dies wird oft zum Anlass genommen, anhand von Kompetenzprofilen die Lehrgänge neu zu beschreiben. Gerade an Fachhochschulen, wo das Studium zur Berufsbefähigung führen soll, ist der Lebensweltbezug zentral. Ausgangspunkt ist dabei eine Analyse der beruflichen Anforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven – aus Sicht der Arbeitgeber, Arbeitnehmer, der Auszubildenden, aber auch bildungspolitische Überlegungen sollten Berücksichtigung finden. Interessierte Leserinnen und Leser, die sich über einen solchen berufsorientierten Curriculums-Prozess näher informieren möchten, finden aus dem angelsächsischen Raum auf folgenden Webseiten nähere Angaben:
http://www.dacum.org
http://www.onetcenter.org/content.html
Zum Schluss dieses Unterkapitels soll ein Beispiel eines Kompetenzprofils vorgestellt werden, das im Rahmen einer Studiengangsentwicklung (CAS Leitung von Studiengängen an Hochschulen) von Franziska Zellweger Moser in Diskussion mit Teilnehmenden der Weiterbildung am Zentrum für Hochschuldidaktik an der Pädagogischen Hochschule in Zürich entwickelt worden ist (vgl. Abb. 6).
Das vorliegende Kompetenzprofil dient im zitierten Studiengang primär der Klärung der gegenseitigen Erwartungen. Darüber hinaus legen die Teilnehmenden ausgehend von den individuellen Bedürfnissen eigene Schwerpunkte, welche sie im Rahmen der Weiterbildung bearbeiten möchten. Ein solches Kompetenzprofil könnte auch die Grundlage für die Anrechnung anderweitig (formell oder informell) erworbener Kompetenzen darstellen. Dies erfordert jedoch eine präzise Formulierung von Mindeststandards (vgl. Abb. 7).
Abb. 6 Kompetenzprofil für Studiengangsleitende an Hochschulen nach Zellweger Moser.
Abb. 7 Standard mit Beschreibungen auf 2 Niveaus nach Zellweger Moser.
Das Erstellen von Kompetenzprofilen und den darauf basierenden Standards ist alles andere als trivial und bedarf grosser Erfahrung. Oft lohnt es sich, Fachexperten und Didaktikspezialisten beizuziehen. Ein professionell erstelltes Kompetenzprofil findet sich auf der Website der HSLU: http://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/search/#?q=kompetenzprofil
Neue Rolle der Dozierenden und Studierenden
Wenn in einem Theaterstück eine Schauspielerin eine bestimmte Rolle spielen will, muss sie einen vorgegebenen Text (Skript) auswendig lernen, ein bestimmtes Kostüm anziehen und sich gemäss einer Spielanleitung verhalten. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen kann die Schauspielerin ihre Rolle frei interpretieren und ausfüllen. Entfernt sie sich allerdings zu weit von ihrer Rolle und entspricht in ihrem Verhalten und Auftreten nicht mehr den Erwartungen des Publikums, stösst sie auf Ablehnung und wird unglaubwürdig. Das Rollenverhalten bewegt sich also im Spannungsfeld von Rollenerwartungen und Rolleninterpretation. Des Weiteren gilt, dass in einem Theaterstück die Rollen der beteiligten Protagonistinnen und Protagonisten aufeinander bezogen sind. Damit es zu einem Spiel kommt, müssen die beteiligten Akteurinnen und Akteure aufeinander eingehen.
Mit der Neuausrichtung in der Lehre haben sich die Erwartungen an die Rollen der beteiligten Protagonistinnen und Protagonisten geändert. Von den Studierenden wird zum Beispiel erwartet, dass sie sich aktiver in den Lehrveranstaltungen einbringen, mehr Eigenverantwortung übernehmen und sich in learning communities vernetzen. Von den Dozierenden wird unter anderem erwartet, dass sie weniger dozieren und dafür vermehrt das studentische Lernen fördern. Da aufgrund der Neuausrichtung in der Hochschullehre die Erwartungen oft noch unklar oder nicht kommuniziert sind, kommt es nicht selten zu Irritationen zwischen Dozierenden und Studierenden. Anhand der obigen Erklärungen wird einleuchtend, dass sowohl von den Dozierenden als auch von den Studierenden ein verändertes Rollenverhalten gefordert ist. Es genügt daher nicht, nur die Dozierenden entsprechend zu instruieren, auch die Studierenden müssen auf die veränderten Studienbedingungen vorbereitet werden. Lernen wird im positiven Sinne vermehrt ein dialogischer Prozess, der nur gelingen kann, wenn beide Seiten ihren Teil dazu beitragen. Neben Weiterbildungen in Hochschuldidaktik für Dozierende ist es darum sinnvoll, in Einführungsveranstaltungen die Studierenden im ersten Semester auf die veränderten Erwartungen hinzuweisen. Bewährt hat sich z. B. ein kleiner Faltprospekt (Bachmann 2006) (vgl. Abb. 5), in dem wichtige Dimensionen guten Hochschullernens und -lehrens zusammen mit einer Gegenüberstellung der entsprechenden Erwartungen an Studierende und Dozierende dargestellt werden. Mit der Verteilung eines entsprechenden Faltprospektes an alle Dozierenden und Studierenden macht eine Institution die Erwartungen an Dozierende und Studierende transparent, erhöht dabei die Verbindlichkeit und unterstreicht die Bedeutung der Lehre.
Abb. 8 Vorlage für Faltprospekt mit Dimensionen guten Hochschullernens und -lehrens mit Erwartungen an Dozierende und Studierende (Bachmann 2006).