Slow Slim. Marion Reddy

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Название Slow Slim
Автор произведения Marion Reddy
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783990012215



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gab es Aperitif, Wein und Bier. »Ich habe alles liebevoll zubereitet, so gut es eben auf einer Hundeausstellung möglich ist, ich dachte, wir könnten uns eine gemütliche Mittagspause machen«, erzählte mir Marion, »aber meistens war es so, dass die Kinder und ich kräftig zulangten, Emily aber nur einen Schluck Wasser trank und fast nichts aß. Ich dachte, es ist ihr vielleicht zu stressig, weil sie sich konzentrieren musste, oder es schmeckt ihr einfach nicht. Sie hat immer nur gesagt, sie habe heute keinen Hunger.«

      Emily wiegt gute 120 Kilo. Dieses Gewicht würde sie nicht beibehalten können, wenn sie immer nur so wenig essen würde wie in der Öffentlichkeit einer Ausstellung. Marion konnte sich keinen Reim auf die Zurückhaltung ihrer Freundin machen. Bis sie eines Tages bei Emily zuhause zum Abendessen eingeladen war.

      Das Essen war gut. Es gab Suppe und Salate als Vorspeise, Rindsbraten mit Pappardelle und zum Abschluss Schokokuchen mit Erdbeeren. Alle langten mit Appetit zu, alle bis auf Emily. »Sie hat an ihrem grünen Salat herumgekaut wie ein Wiederkäuer, es war echt eigenartig«, erzählte Marion, die sich mit ihren Kindern bald verabschiedete. Auf der Heimfahrt bemerkte sie, dass ihre Tochter Berli ihr Stofftier bei Emily vergessen hatte. »Das gab natürlich ein Drama im Auto, also bin ich zurückgefahren und habe noch einmal bei Emily angeklopft.«

      Emilys Mann Peter öffnete. Während Marion ihm das Problem mit dem Stofftier erkläre, sah sie vom Vorraum aus in die Küche, wo Emily vor dem offenen Kühlschrank stand. In der einen Hand hatte sie eine offene Chipstüte, und mit der zweiten stopfte sie alles bunt gemischt und direkt aus dem Eiskasten in sich hinein: Fleisch, Käse, Nudelsalat. »Da war mir alles klar. Sie wollte nicht vor uns essen, es dürfte ihr peinlich gewesen sein.«

      Übergewichtige Menschen haben oft Scheu, in Gesellschaft zu essen. Sie beherrschen sich und essen, wenn sie alleine sind oder sie sich nicht beobachtet fühlen. Schlanke Menschen können sich das vielleicht nicht vorstellen und fragen sich nach dem Grund. Menschen mit Gewichtsproblemen kennen ihn.

      Essen kann für Übergewichtige Angst vor Kritik bedeuten und deshalb sehr schambesetzt sein. Sie schämen sich für ihr Gewicht genauso wie dafür, dass sie in diesem Zustand überhaupt noch was essen. Emily dürfte diese Sorge haben. Sie befürchtet, dass sie von ihrer Umgebung schräg angeschaut wird, wenn sie sich trotz ihres Übergewichts eine Ladung Bratwürste oder den Rindsbraten gönnt.

      Heimlich zu essen schützt Emily vor vielen fragenden Blicken und seien es nur die, die sie sich einbildet. Gerade Übergewichtige möchten den direkten oder indirekten Vorwürfen der Umgebung entkommen. Sie verstecken sich beim Essen, um sich nicht dem auszusetzen, was sie sich selbst vermutlich am meisten vorwerfen.

      Eine Einstellung, die lange Schatten wirft.

      Wenn wir heimlich essen, entgeht uns sehr viel an sozialem Miteinander: das Frühstücken im Bett zu zweit, ein Mittagessen mit Arbeitskollegen, die gemeinsamen Abendessen mit der Familie, dem Partner oder Freunden, das gemeinsame Kochen, Kaffee und Kuchen mit den Freundinnen. All das, was uns erwiesenermaßen glücklich macht, findet gar nicht mehr oder nur mit schlechtem Gewissen statt und schlechtes Gewissen ist eine üble Beilage im Menü des Lebens.

      Sozialpsychologen können erklären warum. Prinzipiell wollen wir alle ein positives Selbstbild von uns haben. Wenn wir nun Dinge heimlich machen, verbergen wir etwas vor anderen. Futtern wir eine halbe Torte heimlich im Bett, obwohl wir vor anderen den Salatesser spielen, entsteht im Gehirn ein Konflikt zwischen dem positiven Selbstbild, das wir gerne von uns hätten, und der Wirklichkeit mit dem täglichen Rendezvous mit dem Kühlschrank um elf Uhr nachts. Die Folge davon: Wir beginnen das heimliche Essen zu verdrängen. Prompt beginnt der Teufelskreis. Laut psychologischen Studien bleiben diese Geheimnisse nämlich besonders lange im Gedächtnis gespeichert. Ausgerechnet an die verschwiegenen Gedanken erinnern wir uns immer und immer wieder, dadurch geraten wir schnell in einen Kreislauf aus Versuchung zwischen dem heimlichen Essen und dem schlechten Gewissen, und dadurch wiederum können wir uns und unsere Gedanken immer weniger und weniger kontrollieren.

      Womit wir wieder bei unserem Essensprotokoll wären. Um es so zu führen, dass es tatsächlich einen Sinn hat, ist es wichtig, auch diese Gefühle zu erfassen:

      Wie fühle ich mich während des Essens?

      Kann ich meine Mahlzeit genießen?

      Fühle ich mich wohl und aufgenommen?

      Fühle ich mich beachtet?

      Hoffe ich, dass mich bloß niemand ertappt?

      Habe ich Schuldgefühle oder Wut?

      Schäme ich mich?

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      Frage Nummer 3: Wie essen wir?

      Es geht dabei nicht um Tischmanieren. Ob wir das Dessert mit der Salatgabel gegessen haben, bringt im Slow Slim-Spiel keinen Level-Verlust. Das Wie fasst nur zusammen, ob wir bei unseren Mahlzeiten alles getan haben, um das Essen zu einem Genuss, einem Vergnügen, in jedem Fall aber zur Hauptsache zu machen.

      Haben wir alleine oder in Gesellschaft gegessen?

      Haben wir uns ganz auf das Essen konzentriert oder nebenbei telefoniert, mit dem Handy gespielt, Zeitung gelesen oder die Hände für etwas anderes gebraucht, als das Besteck zu halten?

      Haben wir geschmeckt was wir essen?

      Wie viel Zeit haben wir uns genommen, um den Tisch vorzubereiten?

      Wie hat der Esstisch ausgesehen?

      Haben wir zwischen Bergen von Rechnungen und Erledigungen gegessen? Neben dem Computer? Im Stehen in der Küche? Im Auto? Oder auf der Straße im Gehen?

      Haben wir schon gegessen, während wir noch gekocht haben?

      Haben wir die Pralinen schnell zwischendurch genascht oder in Ruhe in der Badewanne?

      Welches Geschirr haben wir für das Frühstück benützt?

      Noch genügt es, das alles nur zu beobachten und zu dokumentieren. Wir sind noch immer auf Level 1, Fleißaufgaben müssen nicht sein. Niemand soll sich schlecht oder schuldig fühlen, wenn er in der Einkaufsstraße einen Hotdog im Gehen braucht oder in der Arbeit am Schreibtisch über den Tag verteilt eine Packung Gummibären isst. Sofern sich auch das auf dem Essensplan findet, ist die Welt ganz in Ordnung.

      Marion war vor zwei Jahren auf einem neurochirurgischen Kongress in Polen, weit weg von der nächsten Stadt, in einem Seminarhotel mitten in der Natur. Es war April, alles war grün, der Kongress war spannend und die Landschaft rundherum ein Traum.

      »Aber weißt du, was das Tollste war?«, hat mir Marion nach ihrer Rückkehr gemailt und gleich die Antwort dazugeschrieben: »Es war der Grillabend. Sie hatten im Garten des Hotels einen Teil überdacht und dort für alle Kongressteilnehmer die Tische gedeckt. Alles in Weiß. Weiße Tischtücher, weiße Blumen, weiße Kerzen, wunderschön und an den Seiten lange Buffettische mit Beilagen, Salaten und den Desserts. Dazwischen brannten Fackeln.« Mir lief schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammen.

      »Als Vorspeise haben sie eine regionale Spezialität gemacht«, schrieb Marion weiter, »eine Pilzsuppe, die in einer kleinen Halbkugel aus Brot serviert wurde, unglaublich war das. Und erst die Grillspeisen, wirklich beeindruckend, Berge von Steaks, Würsten, und Blutwürsten, gegrilltes Gemüse, unglaublich, welches Festessen die aus einem ganz normalen Grillbuffet gemacht haben und dann noch in diesem wunderschönen Ambiente. Das war ein absolut unvergessliches Erlebnis für mich!«

      Es gibt ein Sprichwort für das Phänomen: Das Auge isst mit.

      Als ich vorigen Sommer in Italien war, gab es eine Kaltfront über mehrere Tage in Norditalien und Österreich. Am Nachmittag hatte es zu regnen aufgehört, aber das Meer war noch sehr stürmisch und es war noch zu kalt zum Schwimmen. Ich wollte die Atmosphäre auf der Terrasse genießen, den Blick auf die Bucht und die wilden Wellen. Ich machte mir also einen großen Cappuccino und setzte mich damit vors Haus.

      Ich würde