Grüne Antibiotika. Eberhard J. Wormer

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Название Grüne Antibiotika
Автор произведения Eberhard J. Wormer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783863742263



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Knochen-Knorpel-Schädigung in der Regel nicht einnehmen.

      Pleuromutiline

      Antibiotika dieser Gruppe hemmen wie Makrolid-Antibiotika die bakterielle Proteinsynthese via Bindung an ein Enzym der ribosomalen 50S-Untereinheit. Pleuromutilin wurde erstmals 1950 in einem Pilz der Clitopilus-Spezies entdeckt. Raptamulin wird beim betroffenen Menschen als Lokalantibiotikum eingesetzt. Valnemulin und Tiamulin finden bei Tieren Anwendung. Noch im Erprobungsstadium befinden sich Azamulin und BC-3781. Seit 2013 sind auch Resistenzen gegen Pleuromutiline beobachtet worden.

      Sulfonamide

      Sie werden auch als Folsäure-Antagonisten bezeichnet und gehören zu den Antibiotika der ersten Stunde. Sulfonamide beeinträchtigen die Produktion von Nukleinsäuren im Bakterium durch Störung des Folsäurezyklus und wirken bakteriostatisch. Sie sind gegen Streptokokken, Pneumokokken und Chlamydien wirksam. Aufgrund weitverbreiteter Resistenz werden Sulfonamide heute weniger häufig verwendet, hauptsächlich bei Harnwegs-, Atemwegs- und HNO-Infektionen. Nebenwirkungen sind Blutbildveränderungen, allergische Hautreaktionen, Verdauungsbeschwerden, erhöhte Lichtempfindlichkeit und Gelenkprobleme. Zu den Hauptvertretern dieser Gruppe zählen Trimethoprim und Sulfamethoxazol.

      Deutschlandweit und kassenübergreifend wird pro Jahr rund 40 Millionen Mal ein Antibiotikum verordnet, überwiegend durch Hausärzte. Platz vier der Medikamenten-Top-Ten! 2013 waren schätzungsweise 30 Prozent der rezeptierten Antibiotika potenziell unnötig.

      Chloramphenicol

      Das Breitbandantibiotikum wurde 1947 erstmals aus grampositiven, aeroben, Sporen bildenden Bodenbakterien (Actinobakterien) gewonnen. Heute wird es synthetisch hergestellt. Es wirkt bakteriostatisch als Translationshemmer: Bindung an die 50S-Untereinheit und 70S-Ribosomen behindert die Eiweißproduktion im Bakterium. Indikationen sind schwere Infektionskrankheiten wie Typhus, Paratyphus, Pest, Fleckfieber, Ruhr, Diphtherie und Malaria. Die Substanz kann lebensbedrohliche Komplikationen verursachen (aplastische Anämie), wirkt giftig auf das Nervensystem, verursacht allergische Reaktionen und Interaktionen mit anderen Arzneimitteln. Das Mittel gilt als Reserveantibiotikum für spezielle Fälle. Obwohl von der lokalen Anwendung abgeraten wird, findet sich der Stoff in Europa noch immer in vielen Mitteln, besonders in Augen-, Ohrentropfen, Augensalben und Hautarzneien!

      Reserveantibiotika

      Dieser Begriff kennzeichnet Antibiotika, die nur nach strenger Indikation benutzt werden dürfen: antibiotics of last resort, drugs of last resort. Diese Vorgabe soll verhindern, dass sich gegen die wenigen verbliebenen wirksamen Antibiotika Resistenzen entwickeln. Motto: Je gezielter ein Antibiotikum eingesetzt wird, desto besser lassen sich Resistenzen vermeiden. Der gezielte Einsatz erfordert, dass man vor der Verordnung des Antibiotikums ein Antibiogramm anfertigt, um die Empfindlichkeit der Keime für bestimmte Antibiotika zu ermitteln. Reserveantibiotika sind heute insbesondere zur Behandlung von Infektionen durch multiresistente Keime (MRSA) von großer Bedeutung. In der Praxis werden diese Vorgaben oft ignoriert: Jedes dritte in Deutschland verordnete Antibiotikum war ein solches Reserveantibiotikum (AOK-Studie 2003)!

      Auch in der Massentierhaltung werden zunehmend Reserveantibiotika (z.B. Colistin) eingesetzt (2013). Die Resistenz entwicklung gegen Reserveantibiotika ist hochgradig beunruhigend.

      Zu den Reserveantibiotika zählen etwa Carbapeneme (Imipenem, Meropenem und Ertapenem), Lincosamide (Lincomycin und Clindamycin), Glycopeptide (Oritavancin, Vancomycin und Teicoplanin), Polymyxine (Colistin), Streptogramine (Quinupristin und Dalfopristin), Oxazolidinone (Linezolid) sowie Chloramphenicol, Daptomycin und Tigecyclin (grampositive/-negative, atypische, multiresistente Keime).

      Der Darm ist in zweierlei Hinsicht lebensnotwendig. Er ist ein wichtiges Verdauungsorgan und er ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Damit beides störungsfrei funktioniert, sind wir auf die Kooperation von unzähligen Bakterien angewiesen, die auf der gesunden Darmschleimhaut, vor allem im Dickdarm als „Untermieter“ leben (Darmflora/-fauna). Sie helfen bei der Verdauung und bei der Abwehr krank machender Keime, die über die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen. Normalerweise sind die Anteile der verschiedenen Bakterien optimal ausgewogen, angepasst und im Gleichgewicht. Die prozentuale Verteilung von nützlichen, schädlichen und neutralen Bakterien beträgt etwa 20% : 30% : 50%. Durch Einnahme von Antibiotika können auch die nützlichen Bakterien der Darmflora angegriffen und vernichtet werden. Die Balance des Keimspektrums der gesamten Darmflora wird dadurch gestört; es kommt sehr häufig zu Verdauungsproblemen und Störungen der Immunabwehr.

      Darmsanierung

      Die Darmsanierung nach Antibiotikagabe umfasst möglicherweise die Ausleitung von Giften, die Wiederherstellung der Balance der Darmflora, Anwendung von Präbiotika, Probiotika und Bitterstoffen und eine allgemeine Abwehrstärkung. In jedem Fall sollten Sie während der gesamten Regenerationsphase reichlich Wasser trinken, um die Ausschwemmung von Giftstoffen zu verbessern.

      Ausleitung von Giftstoffen

      Nach einer Antibiotikaanwendung müssen Rückstände der Arzneimittel und andere belastende Giftstoffe (z.B. Zerfallsprodukte der Erreger) aus dem Körper entfernt werden. Hierbei können ausleitende Organe wie die Nieren, die Leber und die Haut mithelfen.

      ► Pflanzen, die Senfölglykoside enthalten, binden Giftstoffe: zum Beispiel Brunnenkresse, Knoblauch oder Bärlauch.

      ► Löwenzahn, Mariendistel, Wermut und Artischocke unterstützen die Leberfunktion.

      ► Schweißproduktion fördert die Ausscheidung von Giften über die Haut: Holunder-, Lindenblüten oder Klettenwurzel wirken schweißtreibend.

      ► Birkenblätter, Goldrute oder Zinnkraut wirken harntreibend über die Nieren.

      Eine Teemischung mit je einem Kraut der genannten Kategorie (maximal vier Kräuter parallel, insgesamt 200 Gramm) sollte dreimal täglich, frisch aufgebrüht, getrunken werden (1 Tasse); dies fördert die Ausleitung. Nach vier Wochen können Sie die Teekur mit vier anderen Pflanzen wiederholen. Diese Kuren wären vor allem dann notwendig, wenn hartnäckige Verdauungsstörungen, eine ausgeprägte Infektanfälligkeit und eine starke Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens vorliegen.

      Die Balance der Darmflora wieder herstellen

      Es kann Wochen dauern, bis die Balance der Darmflora nach antibiotischer Behandlung regeneriert ist. Mit einer Ernährung, die reich an Nähr- und Ballaststoffen ist, wird der Genesungsprozess der Darmflora wirksam unterstützt. Empfehlenswert sind vor allem reichlich frisches Obst und Gemüse (roh oder leicht gedünstet), frische Kräuter, Vollkorngetreideprodukte, Nüsse und Samen und Pflanzenöle. Gleichfalls empfehlenswert sind Biomilch, Frischkäse, Butter-, Dickmilch, Naturjoghurt, Magerquark, frischer Fisch, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte.

      Präbiotika und Probiotika

      Zur Unterstützung der Regeneration der Darmflora sind Präbiotika wie Inulin, das in Artischocken, Chicorée, Topinambur, Löwenzahn-, Schwarzwurzeln und Pastinaken enthalten ist, sehr hilfreich. Inulin, ein stärkeartiges Polysaccharid, kann von körpereigenen Darmbakterien gut verstoffwechselt werden.

      Probiotika sind spezielle Zubereitungen, auch aus Bakterien, die die Darmfunktion günstig beeinflussen. Hierzu gehören Bifidobakterien und Milchsäurebakterien (Lactobazillen). Sie sind vor allem in sauren Milchprodukten wie Joghurt oder Kefir enthalten. Probiotika zur Nahrungsergänzung gibt es auch in der Apotheke.

      Stärkung der Immunfunktion

      Ein gesunder Lebensstil hilft nicht nur bei der Darmsanierung, sondern beschleunigt auch die Genesung im Krankheitsfall. Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft, genießen Sie Sonne, Wind und Regen. Körperliche Bewegung wie Lauftraining oder Fahrradfahren verbessert Ihre Fitness und ihre Abwehrkräfte. Heizen Sie Ihre Wohnung im Winter nicht zu stark. Ziehen Sie Pullover und warme Hausschuhe an. Wechselwarme Duschen stärken Ihre Abwehrkräfte. Sorgen Sie für erholsamen Schlaf, der die Regeneration des gesamten Körpers unterstützt. Gesunde, ausgewogene Ernährung mit reichlich frischem