Das Geheimnis der positiven Ausstrahlung. Carolin Lüdemann

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Название Das Geheimnis der positiven Ausstrahlung
Автор произведения Carolin Lüdemann
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783863740191



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      Gehen wir noch einen Schritt weiter: Schönheit gilt nicht nur als Sympathieträger, sondern auch als Garant für Beliebtheit. Wer schön ist, erhält mehr Aufmerksamkeit, ist beliebter und wird eher geliebt. Ein Vorteil muss das nicht unbedingt sein.

      Ein Schulkamerad war schon in der Grundschule extrem hübsch. Alle Mädchen schwärmten für ihn. Da er sehr ruhig war, vermuteten alle dahinter ein großes Geheimnis. Tatsächlich jedoch war er einfach nur langweilig. Dies fiel nicht so schnell auf, da seine Mitschülerinnen alle ihre Wünsche und Sehnsüchte auf ihn projizierten. Die meisten gut aussehenden Jugendlichen haben es im Umgang mit Menschen leichter als andere, deshalb sind sie nicht gezwungen, Witz oder Charme zu entwickeln, um auf andere zu wirken.

      Jeder von uns weiß, wie gut es tut, für die erbrachten Leistungen gelobt zu werden. Sehen wir uns hierzu ein Beispiel aus dem Berufsleben an. Es gibt leider viele Vorgesetzte, die einen autoritären Führungsstil pflegen und mit ihren Mitarbeitern nach dem Motto „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ verfahren. Sie sind damit zum Scheitern verurteilt. Beruflicher Erfolg stellt sich immer nur dann ein, wenn Menschen etwas (wie vielleicht Lob und Anerkennung) erreichen möchten – und nicht, wenn ihr Ansinnen die Vermeidung (von Bestrafung, Ärger etc.) ist. Doch manchmal bleibt Anerkennung aus. Mit seltsamen Folgen ...

      In Seminaren kommt es vor, dass einzelne Teilnehmer – vor allem, wenn sie noch jünger sind – als Unruhestifter auffallen. Sie reden dazwischen, führen separate Gespräche oder reißen laut Witze und lenken die anderen Teilnehmer dadurch vom Thema ab. Wer als Vortragender nun versucht, diese störenden Teilnehmer zu ermahnen, sie um Aufmerksamkeit und Ruhe zu bitten, hat damit oft keinen Erfolg. Die entscheidende Frage ist: Was treibt die Teilnehmer zu ihrer Unruhe? Gehen wir einmal davon aus, dass es sich um einen interessanten Vortrag handelt. Langeweile kann es dann also nicht sein. Unkonzentriertheit? Vielleicht. Aber sehr viel häufiger steht hinter diesem Verhalten der Wunsch nach Aufmerksamkeit. Wenn man das Gefühl hat, dass man keine Anerkennung bekommt, dann holt man sich zumindest Aufmerksamkeit – auch wenn diese nicht positiv ist und (wie in diesem Fall) nur aus Ermahnungen besteht.

      Ähnliches gilt für den Fall eines pubertierenden Teenagers. Dieser testet seine Grenzen aus, indem er bei seinen Eltern negativ auffällt. Entziehen die Eltern jetzt dem Teenager Liebe und Aufmerksamkeit, wird sich das negative Verhalten noch verstärken. Denn wenn wir schon nicht geliebt werden – oder zumindest nicht das Gefühl haben, dass wir geliebt werden –, ist der nächste Schritt das Streben nach Aufmerksamkeit. Der Klassenclown zum Beispiel hungert nach nichts anderem als nach Aufmerksamkeit. Er fällt durch seine Scherze auf und bekommt für seine lustige Art dementsprechende Beachtung.

      Alles eine Frage der Maße?

      Was empfinden wir als besonders sympathisch und ansprechend, wenn wir einem fremden Menschen begegnen. Ist es die – nach westlichen Maßstäben – „perfekte“ Schönheit? Nein. Am attraktivsten finden wir erwiesenermaßen das Durchschnittsgesicht. In einer amerikanischen Untersuchung wurden Probanden 100 Fotos mit Gesichtern vorgelegt. Ein Foto davon war so bearbeitet, dass es von allen Gesichtern das am meisten symmetrische war. Ein perfekter Durchschnitt aller Gesichter. Spontan entschieden sich alle Probanten für dieses Gesicht als das angenehmste. Warum das so ist? Beim Übereinanderlegen verschwinden Unregelmäßigkeiten, wie zum Beispiel kleine Hautunreinheiten oder leichte Asymmetrien. Denn gerade die Symmetrie spielt eine große Rolle in der Attraktivität. Gesichter werden als besonders schön empfunden, wenn sie einen hohen Grad an Ordnung und Proportionalität aufweisen. Das Top-Model Claudia Schiffer beispielsweise erreicht bei dieser Vermessung einen unglaublichen Wert von 94 % Symmetrie. Als schön empfunden werden also Gesichter, die symmetrisch und damit besonders gleichmäßig sind.

      Frauen werden darüber hinaus als besonders hübsch eingestuft, wenn sie Merkmale des „Kindchenschemas“ aufweisen. Dazu gehören ein großer Kopf, eine hohe Stirnregion, große Kulleraugen, eine kleine Nase, ein kleines Kinn und rundliche Wangen. Entspricht das Aussehen einer erwachsenen Frau – zumindest teilweise – diesem „Kindchenschema“, so wird auch das mit positiven Charakterzügen verknüpft: Freundlichkeit, Unschuld, Arglosigkeit, Jugendlichkeit und Gesundheit. Als Prototyp der „Kindfrau“ gilt die junge Brigitte Bardot, die ohne Frage auf Männer besonders attraktiv wirkte. Das „Kindchenschema“ alleine reicht jedoch nicht aus, um maximale Attraktivität zu erreichen. Als unschlagbar attraktiv wirkt demnach eine Kombination aus „Kindchenschema“ und Reifemerkmalen (zum Beispiel hohe, ausgeprägte Wangenknochen, schmale Wangen). Bei Männern hingegen steigert das „Kindchenschema“ die Attraktivität nicht. Die Merkmale von Schutzbedürftigkeit und Sanftheit vertragen sich eben mehr schlecht als recht mit offenbar gewünschter männlicher Stärke und Beschützerinstinkten.

      Schönheit im Überfluss

      Seit einiger Zeit werden wir mit „schönen Menschen“ geradezu überschwemmt. Von jeder Plakatwand und aus jedem Werbespot lächeln uns makellose Menschen entgegen. Nicht immer sind alle „natürlich“ schön. Erstaunlich häufig wird der Schönheit mit kleinen oder großen kosmetischen Maßnahmen nachgeholfen – häufig schon in jungen Jahren. Wissenschaftler der Universität St. Andrews (England) haben aber herausgefunden, dass sich die Attraktivität von „Durchschnittsgesichtern“ steigern lässt, wenn man minimale Brüche oder Unperfektheiten in das Gesicht zeichnet. So zum Beispiel einen kleinen Leberfleck à la Cindy Crawford, eine kleine Narbe oder etwas größere Augen. Denn Symmetrie unterdrückt Einzigartigkeit. Erst wenn die Symmetrie durch Kleinigkeiten „gestört“ wird, gewinnt ein Gesicht an Individualität und an Ausdrucksstärke.

      Lange vor den englischen Wissenschaftlern ahnte das bereits Immanuel Kant, der sagte: „Das Mittelmaß scheint das Grundmaß und die Basis der Schönheit, aber noch lange nicht die Schönheit selbst zu sein, weil zu dieser etwas Charakteristisches erfordert wird.“ Es ist tatsächlich nicht die Schönheit an sich, die andere begeistert und die fasziniert – es geht vielmehr um eine unverwechselbare, schöne Ausstrahlung. Auch Sie haben bestimmt schon die Erfahrung gemacht, dass Ihnen ein Mensch begegnet, der objektiv gut aussieht, Ihnen aber auf Anhieb äußerst unsympathisch ist. Umgekehrt gibt es Menschen, die keine Models sind, die wir jedoch als interessant und anziehend wahrnehmen. Manchmal stoßen wir auch bei Paaren auf verblüffende Erkenntnisse: Es gibt Beziehungen, in denen der eine Partner ungleich „schöner“ ist als der andere. Bei näherem Hinsehen können wir oft feststellen, dass der vermeintlich unattraktivere Partner in Wirklichkeit die interessantere, amüsantere und unterhaltsamere Person ist. Betrachten wir zum Beispiel den irischen Schauspieler und James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan. Seine Frau Keely erscheint auf den ersten Blick weniger attraktiv als ihr unstrittig umwerfender Ehemann. Doch führen die beiden seit Jahren eine harmonische Beziehung und Brosnan scheint sich von keiner anderen Frau stärker angezogen zu fühlen. Warum das so ist? Nun, genau wissen wir es nicht – jedoch besitzt seine Frau Keely eine ausgesprochen positive, heitere, gelassene Ausstrahlung, scheint mit sich selbst sehr zufrieden zu sein und darüber hinaus Charaktereigenschaften zu haben, die einem Pierce Brosnan offensichtlich wichtiger sind als Schönheit im klassischen Sinne. Oder nehmen Sie zum Beispiel Lapo Elkann, Fiat-Erbe und Lieblingsenkel von Gianni Agnelli: Auch er ist objektiv keine Schönheit, aber durch sein fröhlich-witziges, überschäumendes Auftreten und seinen Ideenreichtum durchaus anziehend, mitreißend und irgendwie besonders. Das Besondere hatte unter anderem auch Henry Kissinger bemerkt, bei dem Elkann einige Zeit als persönlicher Assistent arbeitete. „Was er in die Hand nimmt, erhält Stil“, schwärmte die italienische Presse und der „Stern“ bezeichnete Elkann im Jahre 2007 gar als „Italiens heimlicher Prinz“. Über seine „nebenberuflichen“ Ambitionen als Sonnenbrillen-Designer sagte Elkann äußerst aufschlussreich: „Meine Produkte sind für Leute, die mit sich zufrieden sind und mit dem, was sie machen. Die selbstbewusst sind und keine Marke brauchen, um selbstbewusst zu sein.“ Besser hätte er nicht in Worte fassen können, worauf es tatsächlich ankommt ...

      Perfektion macht unsympathisch

      „Charme und Perfektion vertragen sich schlecht miteinander. Charme setzt kleine Fehler voraus, die man verdecken