Anabasis. Xenophon

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Название Anabasis
Автор произведения Xenophon
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 4064066388652



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nichts zu essen und ohne dafür gesorgt zu haben, würde es Keiner wagen, den Griechen von Waffenstillstand zu reden.« Auf diesen Bescheid ritten die Herolde fort, und bei ihrer Rückkunft, die sehr bald erfolgte, und auf die Nähe des Königs oder einer andern bevollmächtigten Person schließen ließ, sagten sie: ihre Gründe leuchteten dem Könige ein, und sie kämen mit Wegweisern, um ihnen, wenn sie zu einem Vertrage geneigt wären, Lebensmittel anzuweisen. Klearch fragte weiter: ob sich der Waffenstillstand nur auf die hin- und zurückgehenden Unterhändler oder auf Alle erstrecken solle. »Auf Alle,« erwiederten sie, »so lange, bis der König eure Anträge gehört hat.« Hierauf ließ Klearch sie abtreten und legte die Sache den Heerführern zur Berathschlagung vor. Diese hielten es allgemein für rathsam, den Vertrag sogleich anzunehmen, um ohne Schwierigkeit Lebensmittel zu erhalten. »Auch ich,« sagte Klearch, »bin dieser Meinung; indessen will ich mich nicht sogleich erklären, sondern eine Weile zögern, bis sie besorgt werden, ob wir den Vertrag auch annehmen möchten. Ja, ich glaube, selbst unsere Soldaten werden dasselbe befürchten.« Als es ihm nun Zeit schien, machte er seine Einwilligung zu dem Vertrage bekannt und verlangte, daß die Abgesandten sogleich zu dem Empfange der Lebensmittel den Weg zeigten. Dies geschah, und Klearch ließ nun, um den Vertrag zu schließen, das Heer, dessen Hintertreffen er führte, in Ordnung den Marsch antreten. Da man auf diesem Wege Graben und Kanäle antraf, die voll Wasser waren, und ohne Brücken nicht passirt werden konnten, so bewerkstelligte man den Uebergang dadurch, daß man Palmbäume, die theils schon da lagen, theils erst gefällt wurden, darüber hinwarf. Auch hier zeigte sich Klearch als Anführer von der trefflichsten Seite; die linke Hand mit einer Lanze, die rechte mit einem Stocke bewaffnet, gab er Achtung, und wenn er unter den zu diesem Geschäfte commandirten Soldaten einen bemerkte, der sich lange besann und eine bequeme Stelle auswählte, so züchtigte er ihn und legte dann selbst, auch wenn er in Schlamm waten mußte, Hand ans Werk. Die Scham ermunterte nun Alle, gleiche Thätigkeit zu beweisen. Eigentlich waren zu dieser Arbeit nur Leute bis ins dreißigste Jahr beordert; als aber die älteren den Klearch so thätig sahen, griffen auch sie das Werk an. Klearch eilte um so mehr, dieses Hinderniß bald aus dem Wege zu räumen, weil er vermuthete, daß die Gräben nicht immer so voll Wasser wären, sondern daß der König durch die Bewässerung dieses Feldes, die der Jahreszeit gar nicht anpaßte, den Griechen nur die vielen Schwierigkeiten ihres ferneren Marsches habe vorspiegeln wollen. Sie setzten dann ihren Zug fort und kamen in die Dörfer, wo nach Angabe der Wegweiser Lebensmittel anzutreffen waren. Man fand daselbst viel Getreide, nebst Palmwein und Palmessig. Die Datteln von der Größe, wie man sie in Griechenland sieht, werden fürs Gesinde aufgehoben; die ausgewählten aber, Stücke von bewundernswürdiger Größe und Schönheit, und an Farbe dem Bernstein ganz gleich, sind den Herrschaften bestimmt. Manche pflegen sie zu trocknen und zum Nachtisch aufzusetzen. Auch das Getränk davon schmeckte angenehm, verursachte aber Kopfweh. Hier aßen die Soldaten auch zum ersten Male Palmmark, und viele konnten sich über die Gestalt und den eignen Wohlgeschmack desselben nicht genug wundern. Es verursachte aber ebenfalls starken Kopfschmerz. Der Palmbaum, aus dem das Mark herausgenommen war, verdorrte gänzlich.

      Während ihres hiesigen Aufenthalts, der drei Tage dauerte, kam Tissaphernes, nebst dem Bruder der Königin und noch drei anderen Personen, mit einem starken Gefolge von Sklaven, von dem Großkönige zu ihnen. Die griechischen Heerführer waren ihnen entgegen gegangen und Tissaphernes hielt durch einen Dolmetscher folgende Anrede an sie:

      »Da ich, ihr Griechen, als Griechenlands Nachbar, es sah, in was für schlimme und rettungslose Lagen ihr euch stürztet, so hielt ich es für ein nicht leicht zu hoffendes Glück, wenn es mir gelänge, von dem Könige die Erlaubniß zu erwirken, euch wohlbehalten in euer Vaterland zurückzubringen, denn für diesen Dienst glaube ich doch auf euern und des ganzen Griechenlandes Dank rechnen zu dürfen. In dieser Voraussetzung bat ich den König und gründete meine Ansprüche auf seine Bewilligung darauf, weil ich ihn zuerst von den Absichten des Cyrus unterrichtete, und mit dieser Nachricht zugleich auch Hilfstruppen mitbrachte; weil ich ferner von den persischen Feldherren, die gegen euch fochten, der einzige war, der nicht floh, sondern sich durchschlug und mit dem Könige in eurem Lager, wohin er nach Cyrus' Fall vorgedrungen war, vereinigte, weil ich endlich die barbarischen Truppen des Cyrus eben mit dem Corps, das ich mitbrachte, und das aus den getreusten Leuten des Königs besteht, verfolgte. Der König versprach mir, die Sache in Ueberlegung zu ziehen, doch trug er mir auf, euch zu fragen, warum ihr gegen ihn gefochten habt. Wenn ihr euch nun rathen laßt, so antwortet gemäßigt, um mich zu unterstützen, der ich mich bei ihm für euer Wohl verwende.«

      Hierauf entfernten sich die Griechen, um zu berathschlagen und brachten folgende Antwort, die Klearch vortrug, zurück: »Weder beim Zusammenziehen unserer Truppen, noch später auf dem Marsche hatten wir die Absicht, den König zu bekriegen. Aber Cyrus, wie dir auch sehr wohl bekannt ist, erfand mancherlei Vorwände, um uns nach Oberasien zu führen, und euch recht unvermuthet anzugreifen. Da wir nun seine Absicht erst dann erfuhren, als er sich schon in der schlimmsten Lage befand, so bewog uns die Scheu vor Göttern und Menschen, einen Mann, von dem wir uns vorher hatten Wohlthaten erzeigen lassen, nicht zu verrathen. Jetzt aber, da Cyrus todt ist, haben wir keinen Grund mehr, gegen das Leben oder die Herrschaft des Königs feindliche Absichten zu hegen, oder seine Länder zu verwüsten; nur wolle man uns ungefährdet in unser Vaterland ziehen lassen. Gegen den, der uns angreift, werden wir uns mit Hilfe der Götter zu wehren wissen; behandelt man uns aber freundschaftlich, so wollen wir Alles aufbieten, um uns auch hierin nicht übertreffen zu lassen.«

      »Diese Erklärung,« sagte Tissaphernes, »will ich dem Könige bringen und euch seine Antwort darauf bekannt machen. Bis dahin dauert der Waffenstillstand fort, und wir versorgen euch mit Lebensmitteln.« Am folgenden Tage blieb er aus, und die Griechen fingen schon an besorgt zu werden. Am dritten Tage aber kam er und brachte folgende Antwort: »Ich habe es nun beim Könige ausgewirkt, euch in Frieden nach Griechenland zurückzuführen, obgleich mir Viele aus dem Grunde widersprachen, daß es der Ehre des Königs entgegen sei, seine Feinde so ruhig ziehen zu lassen. Und nun, sagte er am Schlusse, könnt ihr euch von uns die Versicherung geben lassen, daß ihr in unserem Lande nichts zu besorgen habt, sondern Lebensmittel und sicheres Geleit nach Griechenland erhalten werdet. Da, wo wir euch etwa keinen Marktplatz anweisen, dürft ihr euch das Nöthige selbst aus der umliegenden Gegend nehmen. Ihr müßt uns aber auch im Gegentheil schwören, friedlich durch unser Land zu ziehen, da, wo kein Markt ist, nur Essen und Trinken zu nehmen, auf den Marktplätzen aber die Lebensmittel baar zu bezahlen.«

      Dies wurde genehmigt und von beiden Theilen beschworen, wobei Tissaphernes und der Bruder der Königin mit den griechischen Heerführern und Hauptleuten den Handschlag wechselten. Hierauf sagte Tissaphernes: »Jetzt gehe ich nun wieder zum Könige, nach Beendigung meiner Geschäfte aber komme ich marschfertig wieder, um in meine Provinz abzugehen und euch nach Griechenland zu bringen.«

      4.

       Inhaltsverzeichnis

      Ariäus und das griechische Heer, die sich nahe neben einander gelagert hatten, warteten auf den Tissaphernes über zwanzig Tage. Während dieser Zeit erhielt Ariäus einen Besuch von seinen Brüdern und anderen Verwandten und zu seinen Truppen kam eine Anzahl Perser, die ihnen theils gute Hoffnung machten, theils sogar im Namen des Königs die Versicherung gaben, daß er weder ihren mit dem Cyrus unternommenen Kriegszug, noch irgend einen andern ihrer früher begangenen Fehler strafen würde. Nach diesem Vorfalle äußerte sich bei Ariäus und seinem Heere eine sichtbare Kälte gegen die Griechen. Mehreren unter diesen fiel es auf; sie kamen deshalb zum Klearch und sagten zu ihm und den übrigen Anführern:

      »Worauf warten wir noch? Ist es uns etwa unbekannt, daß der König nichts lieber sehen würde, als unser Verderben, um auch die andern Griechen von Kriegszügen gegen ihn abzuschrecken? Er hält uns jetzt absichtlich hier auf, weil seine Truppen zerstreut sind; sobald er diese wieder zusammengezogen hat, was sollte ihn dann abhalten, uns anzugreifen? Vielleicht zieht er auch irgendwo Gräben oder wirft Schanzen auf, um uns den Rückzug abzuschneiden. Denn gutwillig wird er uns wol nicht nach Griechenland die Nachricht bringen lassen, daß wir, solch ein Häuflein, die Heeresmacht des Königs in der Nähe seiner Hauptstadt besiegten und dann lachend abzogen.«

      Klearch