Gesammelte Werke von Xenophon. Xenophon

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Название Gesammelte Werke von Xenophon
Автор произведения Xenophon
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 4064066498634



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denn die Verehrung dieser Gottheit war ihm von dem Orakel zu Delphi empfohlen worden; und von hier leitete er auch jenen Traum her, der ihm kurz zuvor erschien, ehe ihm eine der Feldherrnstellen übertragen wurde. Auch erinnerte er sich jenes Adlers, der ihm, als er von Ephesus abreiste, um sich den Cyrus vorstellen zu lassen, zur Rechten schrie und der Auslegung des Sehers, der ihn begleitete: diese Vorbedeutung sei zwar wichtig, deute auf Macht und Ruhm, aber auch auf Arbeit und Mühe, denn die Vögel wären einem sitzenden Adler am meisten aufsässig; auch verspräche der Umstand des Sitzens keine Vortheile, denn der Adler finde seinen Unterhalt besser im Fluge. Da Xenophon also opferte, gab ihm die Gottheit sehr deutliche Winke, weder um den Oberbefehl anzuhalten, noch ihn, wenn er ihm auch übertragen würde, anzunehmen. Dies Letztere geschah wirklich. Die Soldaten versammelten sich und stimmten einmüthig für die Wahl eines Oberfeldherrn, und nach diesem Beschlusse wurde Xenophon in Vorschlag gebracht. Sobald es für entschieden angesehen werden konnte, daß man ihn wählen würde, wenn Jemand die Stimmen sammelte, so stand er auf und sagte: »Soldaten, ich freue mich zwar, denn ich bin ein Mensch, über eure für mich so ehrenvolle Gesinnung, danke euch dafür und bitte die Götter um die Kraft, zu eurem Glücke etwas beitragen zu können. Allein, daß ihr mich vor Andern zum Feldherrn erwählt, da ein Lacedämonier gegenwärtig ist, dies ist, meiner Meinung nach, weder für euch, noch für mich vortheilhaft, sondern würde es euch erschweren, im Nothfall von den Lacedämoniern Unterstützung zu erhalten und meine eigne Sicherheit, wie ich glaube, in einige Gefahr setzen. Denn es ist mir bekannt, daß sie auch den Krieg gegen mein Vaterland nicht eher endigten, bis die ganze Stadt sich darein fügte, den Lacedämoniern auch über sich den Oberbefehl einzuräumen. Nach dieser Erklärung endigten sie sogleich den Krieg und belagerten Athen nicht länger. Wenn ich nun, durch diese Erfahrung belehrt, dennoch mich dem Verdachte aussetzte, ihr Ansehn, wie ich nur könnte, zu verringern, so begreife ich wohl, daß sie mich sehr bald in meine Grenze zurückweisen würden. Was eure Erwartung anbelangt, unter dem Commando eines Einzigen weniger dem Parteigeiste ausgesetzt zu sein, als unter mehreren Anführern, so seid überzeugt, nie werdet ihr mich, wenn ihr einen andern Oberfeldherrn erwählt, gegen ihn aufsässig finden; denn ich bin der Meinung, daß derjenige, der sich im Kriege dem Oberanführer widersetzt, sich gegen seine eigne Sicherheit auflehnt: übertragt ihr mir aber das Commando, so würde mich es gar nicht befremden, wenn manche Personen euch und mir ihre Unzufriedenheit bemerklich machten.«

      Nach dieser Erklärung standen sie auf und drangen noch weit mehr in ihn, das Obercommando zu übernehmen. Der Stymphalier Agasias sagte: »Es wäre lächerlich, wenn das so weit gehen sollte, daß die Lacedämonier es zum Beispiel auch übel nähmen, wenn bei einer Gasterei die Gesellschaft zu ihrem Zechkönige keinen Lacedämonier wählte. Wenn das gelten sollte,« fuhr er fort, »dann müßten wir auch wol, dem Ansehn nach, keine Compagnien anführen, weil wir Arkadier sind.« – Ein lautes Getöse bezeugte den Beifall, den Agasias sich durch diese Rede erwarb. Da nun Xenophon sah, daß es einer noch stärkern Erklärung bedurfte, trat er hervor und sagte: »Soldaten, um euch völlig zu uberzeugen, so schwöre ich euch heilig, bei allen Göttern und Göttinnen, ich suchte, sobald ich eure Gesinnungen merkte, durch ein Opfer zu erforschen, ob es vortheilhaft sei, für euch, mir den Oberbefehl zu übertragen und für mich, ihn anzunehmen: allein die Götter gaben mir in den Opfern so deutliche Anzeigen für die Ablehnung dieses Oberbefehls, daß sie sogar ein Laie verstanden hätte.«

      Nun endlich wurde Chirisophus gewählt. Hierauf trat dieser hervor und sagte: »Seid überzeugt, Soldaten, ich würde mich nicht aufgelehnt haben, wenn ihr auch einen Andern gewählt hättet. Für Xenophon ist es vortheilhaft, nicht gewählt worden zu sein, da Dexippus ihn sogar jetzt schon beim Anaxibius nach bestem Vermögen verleumdete, von mir aber zum Schweigen gebracht wurde. Ich glaube, sagte er, Xenophon wollte lieber den Dardanier Timasion, der unter das Klearchische Corps gehört, als mich, einen gebornen Lacedämonier zum Mitanführer haben. Da ihr also mich gewählt habt, so werde auch ich mich bemühen, nach meinem Vermögen euch nützlich zu sein. Haltet euch nun bereit, morgen, wenn uns der Wind günstig ist, abzusegeln. Die Fahrt geht nach Heraklea: ihr Alle müßt daher streben, mit einander dort anzukommen. Das Uebrige wollen wir nach unserer Ankunft daselbst überlegen.«

      2.

       Inhaltsverzeichnis

      Am folgenden Tage segelten sie bei gutem Winde ab und fuhren zwei Tage am Lande hin. Auf dieser Fahrt betrachteten sie die Küste des Jason, wo die Argo, der Erzählung nach, anlegte und die Mündungen der Flüsse Thermodon, Iris, Halys und Parthenius. Hinter dem letztern erreichten sie Heraklea, eine griechische Stadt und Colonie von Megara, in der Landschaft der Mariandyner. Sie legten neben der Halbinsel Acherusias an. Hier soll Herkules zum Cerberus hinabgestiegen sein, und man zeigt jetzt noch das Wahrzeichen dieser Unternehmung, eine mehr als zwei Stadien tiefe Höhle. Die Herakleer schickten hierauf den Griechen Gastgeschenke, nämlich dreitausend Scheffel Gerstenmehl, zweitausend Eimer Wein, zwanzig Ochsen und hundert Schafe. Durch die dortige Ebene fließt der Lykus, dessen Breite etwa zwei Plethren beträgt.

      Die Soldaten versammelten sich hier und berathschlagten, ob die noch rückständige Reise auf dem Pontus zu Lande oder zu Wasser gemacht werden müsse. Der Achäer Lykon stand auf und sagte: »Soldaten, ich wundere mich über die Heerführer, daß sie sich keine Mühe geben, uns Reisezehrung zu verschaffen: denn mit den Gastgeschenken kommt die Armee nicht drei Tage lang aus, und eine Gegend, woraus wir uns mit Proviant für die Reise versorgen könnten, gibt's hier nicht. Ich rathe daher, von den Herakleern nicht weniger als dreitausend Cyzicener zu verlangen.« »Nein,« sagte ein Anderer, »nicht weniger als eine monatliche Löhnung, zehntausend Cyzicener. Wir müssen sogleich in unserer jetzigen Versammlung Gesandte in die Stadt abfertigen und dem erhaltenen Bescheide gemäß dann unsre Maßregeln treffen.« Hierauf wurde zum Behuf dieser Gesandtschaft erstlich Chirisophus, weil man ihn zum Oberfeldherrn gewählt hatte, und dann auch von Einigen Xenophon in Vorschlag gebracht. Allein sie lehnten diesen Auftrag in entschiedenster Weise ab: denn sie hatten beide den Grundsatz, von einer griechischen und verbündeten Stadt nur freiwillige, aber keine erzwungnen Lieferungen zu nehmen. Da man also sah, daß sie dieses Geschäft eben nicht mit Wärme betreiben würden, so wurden Lykon aus Achaja, Kallimachus ans Parrhasia, und Agasias aus Stymphalus abgeordnet. Diese eröffneten der Stadt das Verlangen der Armee, und Lykon fügte, wie es hieß, sogar Drohungen hinzu, wenn man nicht dieses Alles bewilligte. Die Herakleer erwiederten, sie würden hierüber berathschlagen. Unmittelbar darauf aber führten sie alle Güter vom Lande in die Stadt zusammen, verlegten den Markt mit Lebensmitteln eben dahin, schlossen die Thore zu, und dann sah man sie die Mauern besetzen.

      Die Urheber dieser Verwirrung beschuldigten jetzt die Heerführer, den Plan verdorben zu haben. Die Arkadier und Achäer traten zusammen, besonders von dem Parrhasier Kallimachus und dem Achäer Lykon dazu verleitet. Ihre Behauptungen waren folgenden Inhalts: es wäre doch schimpflich, daß ein einziger Athenienser über Peloponnesier und Lacedämonier commandirte, ohne der Armee Truppen zugeführt zu haben; ihnen fielen die Beschwerden und Andern die Vortheile zu. »Wir sind es doch,« fuhren sie fort, »denen man die Rettung zu danken hat; denn diese wurde durch die Arkadier und Achäer bewirkt, die übrigen Truppen kamen dagegen nicht in Betracht.« – Und wirklich bestand mehr als die Hälfte des Heeres aus Arkadiern und Achäern. – »Wenn ihr also weise seid, so haltet zusammen, wählt euch Anführer aus eurer Mitte, setzt den Marsch allein fort und sucht euch einige Vortheile zu verschaffen.« Dies wurde beschlossen. Alle Arkadier und Achäer, die unter dem Chirisophus standen, verließen ihn und Xenophon, vereinigten sich und wählten unter sich selbst zehn Anführer, die das, was die Mehrheit unter ihnen beschlossen hätte, ausführen sollten. Chirisophus verlor also das Obercommando am sechsten oder siebenten Tage nach seiner Erwählung.

      Xenophon war nun zwar Willens, den Marsch mit ihnen gemeinschaftlich zu machen, weil er diese Maßregel für sicherer hielt, als jeden Heerhaufen getrennt von den andern ziehen zu lassen; allein Neon redete ihm zu, besonders zu marschiren, denn nach Chirisophus' Aussage habe Kleander, Statthalter von Byzanz geäußert, er werde mit dreirudrigen Fahrzeugen in den Hafen von Kalpe kommen. Er gab ihm also deswegen diesen Rath, damit Niemand als sie selbst mit ihren Soldaten den Vortheil, auf den Galeeren abzusegeln, benutzen könne. Chirisophus, der