Название | Gesammelte Werke von Xenophon |
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Автор произведения | Xenophon |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066498634 |
8.
Man beschloß ferner, auch die Feldherrn sollten von ihrem bisherigen Betragen Rechenschaft ablegen. Es geschah, und Philesius und Xanthikles mußten wegen Nachlässigkeit in der Bewachung der Schiffsladungen eine Geldstrafe von zwanzig Minen erlegen. Sophänetus wurde um zehn Minen gestraft, weil er als Oberaufseher der Transportschiffe seine Pflichten vernachlässigt hatte. Auch gegen Xenophon traten Einige mit der Klage auf, er habe sie geschlagen und übermüthiger Weise beschimpft. Xenophon stand auf und befahl dem, der zuerst gesprochen hatte, den Ort zu nennen, wo er wäre geschlagen worden. Da, versetzte dieser: »Wo wir in dem tiefsten Schnee vor Kälte beinah' umkamen.« »Nun wirklich,« sagte Xenophon, »wenn ich bei solchem Wetter, wie du es beschreibst, wo uns der Proviant fehlte und nicht so viel Wein vorhanden war, um daran riechen zu können, wo Viele dem Uebermaß der Mühseligkeit erlagen, wo uns der Feind auf dem Fuße folgte, wenn ich da noch übermüthig war, so muß ich gestehen, daß ich an Uebermuth noch die Esel übertreffe, die auch, wie man sagt, vor Kitzel die Müdigkeit nicht gewahr werden. Doch sage mir,« fuhr er fort, »warum bekamst du denn Schläge? verlangte ich etwas von dir und schlug dich, weil du es mir nicht geben wolltest? oder forderte ich etwas zurück? oder gerieth ich mit dir einer Liebschaft wegen in Streit? oder mißhandelte ich dich in der Trunkenheit?« Als er dies Alles verneinte, so fragte ihn Xenophon weiter: »Dienst du unter den Hopliten?« »Nein.« »Unter den Peltasten?« »Auch nicht; ich hatte, von meinen Zeltkameraden dazu bestellt, ein Maulthier zu treiben, obwol ich übrigens ein Freigeborner bin.« Nun erkannte er ihn und fragte: »Bist du nicht der, der den Kranken fortbrachte?« »Jawol, der bin ich: du zwangst mich dazu, da du die Geräthschaften meiner Kameraden zerstreutest.« »Nun, mit dieser Zerstreuung ging es so zu: ich vertheilte dies Gepäck unter Andre mit dem Befehl, es mir wieder zuzustellen, es wurde mir Alles richtig eingeliefert, und ich gab es dir wieder zurück, nachdem du mir jenen Menschen gezeigt hattest. Laßt euch aber doch erzählen, wie das zusammen hängt; es ist der Mühe werth. Ein Mann, der nicht mehr weiter marschiren konnte, blieb liegen; ich kannte ihn weiter nicht, als daß er zu uns gehörte. Um ihn nicht umkommen zu lassen, gab ich dir den Befehl, ihn fortzubringen; denn der Feind, wie mich dünkt, war uns im Rücken.« – Der Mensch bejahte dies. – »Ich hatte dich vorausgeschickt,« fuhr Xenophon fort, »und als ich mit dem Nachzuge vorwärts rückte, traf ich dich wieder an, als du eben eine Grube machtest, um den Menschen zu verscharren. Ich trat hinzu und lobte dich. Allein, während wir noch dastanden, zuckte der Mensch mit dem Beine. Alle Anwesenden schrieen: »Er lebt!« nur du sagtest: »Meinetwegen so viel er will; ich aber bringe ihn nicht weiter.« Darauf schlug ich dich, da hast du Recht: denn du schienst es mir gewußt zu haben, daß er lebte.« – »Nun aber,« versetzte dieser, »war er nicht dennoch gestorben, als ich ihn dir nachher zeigte?« »Ja sterben,« sagte Xenophon, »müssen auch wir Alle: soll man aber deshalb uns lebendig begraben?« Nun schrieen Alle: dieser habe noch zu wenig Schläge bekommen. Xenophon forderte jetzt, daß jeder Andre, der bestraft worden wäre, den Grund davon angeben sollte; und als Niemand auftrat, so sprach er selbst:
»Ich läugne nicht, Soldaten, daß ich Viele ihrer ordnungswidrigen Aufführung wegen gezüchtigt habe, Leute, die es sich zwar gefallen ließen, durch euch, die ihr auf dem Marsche geschlossen bliebt, und wo es nöthig war, fochtet, geschützt zu sein, selbst aber ihre Reihen verließen und voraus eilten, um zu plündern und mehr Beute zu machen als ihr. Wenn wir es Alle so gemacht hätten, so wäre wol von uns kein Mann mehr am Leben. Auch den Trägen, der nicht aufstehen wollte, sondern sich lieber den Feinden aussetzte, schlug ich und zwang ihn zum Fortmarsch. Als ich selbst einmal bei jener durchdringenden Kälte, während ich noch auf Einige wartete, die sich zum Marsche erst fertig machten, eine gute Weile gesessen hatte, konnte ich kaum aufstehen und die Beine ausstrecken. Seit dieser eigenen Erfahrung trieb ich Jeden, den ich niedersitzen und einschlafen sah, zum Gehen an. Denn Bewegung und Anstrengung brachte eine gewisse Wärme und Biegsamkeit hervor: aber beim Niedersitzen und Ruhen verdickte sich, wie ich bemerkte, das Blut und die Zehen froren ab. So ist es, wie ihr selbst wißt, Vielen gegangen. Dann habe ich vielleicht auch einen Andern, der irgendwo, um auszuruhen, stehen blieb, und sowol euch beim Vortrabe, als uns beim Nachzuge am Marschiren hinderte, mit der Faust geschlagen, um ihn den feindlichen Wurfspießen zu entziehen. Jetzt, nachdem sie gerettet sind, steht es diesen Leuten frei, mich zur Verantwortung zu ziehen, wenn ich ihnen etwas zu Leide that: wären sie aber den Feinden in die Hände gefallen, wegen welcher Beleidigung, und wenn sie auch noch so groß war, hätten sie dann Genugthuung fordern können? Laßt mich reden, wie mir's ums Herz ist: habe ich Jemanden zu seinem Besten gezüchtigt, so halte ich mich eben so, wie Eltern oder Lehrer in Ansehung ihrer Kinder oder Schüler, ihm Genugthuung zu geben, für verpflichtet. Schneiden und brennen doch bisweilen die Aerzte in wohlthätigen Absichten. Haltet ihr mein damaliges Verfahren für eine Folge des Uebermuths, so überlegt doch nur, daß ich jetzt, Dank sei den Göttern, muthigern und raschern Sinnes bin und mehr Wein trinke als damals: und dennoch schlage ich Keinen, denn ich sehe euch in Sicherheit. Wenn bei einem Sturm das Meer hochgeht, seht ihr da