Über Herbert den Greisen und Leo den Weisen. Peter-Erwin Jansen

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Название Über Herbert den Greisen und Leo den Weisen
Автор произведения Peter-Erwin Jansen
Жанр Афоризмы и цитаты
Серия
Издательство Афоризмы и цитаты
Год выпуска 0
isbn 9783866749009



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beschreibt. In: Adorno/ Benjamin (1994), S. 235/236. Dort finden sich ebenfalls abwertende Äußerungen gegenüber Löwenthal und Fromm.

      15 Vgl. Thomas Wheatland (2009), Kapitel 2.

      16 Löwenthal (1987), S. 82.

      17 Vgl. Katz (1989), Kapitel 2 und Neumann/Marcuse/Kirchheimer (2016).

      18 Zur amerikanischen Rezeption dieser Jahre siehe: Robert Zwarg (2017).

      19 Löwenthal/Guterman (1949/1970). Vorwort Marcuses übersetzt aus dem Englischen und mit einer ausführlichen Einleitung, Jansen, P.-E. (1993), S. 40–42.

      20 Vgl. Marcuse (1967), Kapitel 9.

      21 Angaben von Jochen Stollberg, Nachlass Leo Löwenthals im Archivzentrum der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a. M., in: Jansen (2000) (Hrsg.), S. 175.

      22 Vgl. hierzu: Heissenbüttel, Helmut (1967): Vom Zeugnis in Fortleben der Briefe, Merkur 21. Dies war der erste Teil einer Reihe von Kritiken, die hauptsächlich in der radikalen Zeitschrift Alternative (Berlin) auftauchten. Einen weiteren Angriff aus einer anderen Perspektive löste Hannah Arendt aus. Vgl. Müller-Dohm (2011).

      Teilweise unveröffentlichte Fotos1

      Herbert Marcuse und Leo Löwenthal im Sommer 1934.

      Herbert Marcuse. In Marcuses Album steht unter dem Foto: »Horkheimers Hund. 1934, Genf«.

      Von links nach rechts: Peter Marcuse, Leo, Golde und Daniel Löwenthal sowie Sophie Marcuse.

       Die beiden anderen Personen konnten nicht ermittelt werden. Vermerk im Album: »Genf, Route des Ferney 1934«.

      Golde, Daniel und Leo Löwenthal, ca. 1942/1943.

      Herbert, Sophie und Peter Marcuse, ca. 1942/1943.

      Sophie, Herbert und Peter Marcuse, ca. 1934.

      Herbert Marcuse, ca. 1935.

      Daniel und Golde Löwenthal.

      Leo, Golde und Daniel Löwenthal, ca. 1937.

      Leo und Golde Löwenthal, ca. 1936.

      Peter Marcuse und Daniel Löwenthal, Genf 1933.

      Herbert und Sophie Marcuse auf der Reise nach Los Angeles, 1934.

      Sophie und Herbert Marcuse 1934, Reise nach Los Angeles.

      Herbert und Peter Marcuse, ca. 1974.

      Leo Löwenthal und Herbert Marcuse zu Beginn der 1970er Jahre.

      Herbert Marcuse und Leo Löwenthal, ca. 1977.

      1 Bis auf die beiden Fotos, die Marcuse und Löwenthal in den 1970er Jahren zeigen, sind alle Fotos aus dem Privatalbum von 1933/34 von Herbert Marcuse. Die Rechte der Fotos liegen bei Peter und Harold Marcuse sowie bei Peter-Erwin Jansen.

      Brutale Pragmatiker und zynische Sachlichkeit

      Marcuses Analysen über Nazideutschland

       Peter-Erwin Jansen

      Die sozialpsychologische Studie Der autoritäre Charakter. Studien über Autorität und Vorurteil des Instituts für Sozialforschung orientiert sich an der Erscheinungsform des sich in Europa ausbreiteten Faschismus der 1930er Jahre. Weitere wichtige Mitarbeiter waren Daniel J. Levinson, R. Nevitt Sanford und die im polnischen Lemberg geborene, in Wien ausgebildete Psychologin und Psychoanalytikerin Else Frenkel-Brunswik. Sie lehrte bis zu ihrem Tod 1958 in Berkeley.

      Adorno sah im Nationalsozialismus eine »kleinbürgerliche Massenbewegung« und stellte davon ausgehend die Hypothese auf, »dass die Anfälligkeit für faschistische Propaganda weniger mit politischen, wirtschaftlichen und sozialen Vorstellungen per se zusammenhänge, sondern dass solche Meinungen als Reaktionen auf psychische Bedürfnisse zu verstehen seien«.1

      Daraus resultierend ging es den an der Studie beteiligten Wissenschaftlern nicht alleine um eine Enthüllung autoritärer Persönlichkeitsstrukturen, sondern um die Analyse potenziell faschistischer Einstellungen, die auch unter nicht-totalitären – also durchaus auch demokratischen – gesellschaftlichen Bedingungen überdauern und unter bestimmten Veränderungen dieser Gesellschaften ähnliche Einstellungen erneut freilegen können. Was hier als Charakter benannt ist, meint nicht eine unveränderbare Konstante, die, wie es heute in ideologischer Absicht heißt, als »bestimmter Charakterzug einer Volksgruppe« angesehen wird. Was Adorno anspricht, ist ein dynamischer, sich unter bestimmten sozialen Bedingungen verändernder Begriff der Persönlichkeitsstruktur, die auf eine autoritäre Grundhaltung treffen kann. Erst in ständiger Wechselbeziehung von gesellschaftlichen Einflüssen, biografischen Brüchen und gruppenspezifischen Orientierungen etablieren sich individuelle Einstellungen, Meinungen, Haltungen und Wertvorstellungen. Diese werden umso stärker in »autoritäre« Bahnen gelenkt, je früher sich die eigene Persönlichkeitsentwicklung mit fest gefügten Bildern und Vorurteilen abschottet gegen einen offenen Erfahrungshorizont, der darüber die eigenen Veränderungen als Teil seiner Persönlichkeitsentwicklung zulassen könnte und diese Veränderungen dann nicht als Bedrohung empfindet.

      Gegenteiliges findet aber statt, wenn das Individuum eine übermäßige und überhöhte Identifikation mit der eigenen Gruppe gegenüber einer »Fremdgruppe« als Sinnersatz für drohenden Werteverfall oder für einfache Deutungsmuster einer konfliktreichen »flüchtigen Moderne« (Zygmut Baumann)2 einsetzt. Abschottung wird zur Überlebensfrage. Ein Instrumentarium, welches schnell und unkompliziert dabei hilft, ist das Vorurteil. Es erhält eine alles erklärende Kraft und verfestigt irreale Annahmen zu leicht einsetzbaren Sinnkrücken und Erklärungsstützen für reale Missstände. Die Tatsache der leichten und leichtfertigen Verallgemeinerung mithilfe des Vorurteils etwa gegen die Juden ist allein durch (negative) individuelle Erfahrungen nicht zu erklären. Adorno schreibt: »Die objektive Situation des Individuums kommt als Ursprung solcher Irrationalität kaum in Frage«. Obwohl die Erforschung antisemitischer Stereotypen und Vorurteile einen großen Teil der Studie einnimmt und von den ersten Resultaten des »Antisemitismus-Projekts« der Berkeley-Gruppe um Levinson und Sanford bereits unterfüttert war, blieb die Studie nicht auf die Erforschung des