Juana - Vom Pech verfolgt. Lee Kojek

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Название Juana - Vom Pech verfolgt
Автор произведения Lee Kojek
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783946127413



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Mensch, aber ich wollte ihn eben nicht heiraten.«

      So wie Kanika das sagte, klang es wie eine Selbstverständlichkeit, dass man jemanden heiratet, den man nicht heiraten möchte.

      »Warum hast du nicht mit deinen Eltern darüber geredet?«

      »Naja…«, begann Kanika, schien dann jedoch noch einen Moment zu überlegen, ehe sie den Kopf schüttelte, »das ist eine lange Geschichte. Sie hätten es auf jeden Fall nicht hören wollen. Und Kiran hat mir seine Hilfe angeboten.«

      »Brauchst du noch irgendetwas, bevor wir losfliegen?«

      Hope war erleichtert, als der Neuzugang den Kopf schüttelte. Wenn Hope etwas noch weniger mochte als schwindelerregende Höhen, war in schwindelerregenden Höhen Stunden damit zu verbringen, Kleidung zu kaufen.

      »Hier gibt es doch irgendwo diesen Aussichtsturm!«, bemerkte Kanika auf einmal ganz hektisch und begann, auf und ab zu wippen, »gehen wir doch dahin!«

      Sofort spürte Hope, wie ihr Herz schneller schlug. Aussichtsturm bedeutete, dass das Gebäude sehr hoch sein musste. Und auf so etwas wollte Kanika hinauf? Sie spürte Sarahs unsichereren Blick auf sich ruhen.

      »Ich weiß nicht. Wäre das denn für dich in Ordnung, Hope?«

      »Klar, warum nicht«, murmelte sie in der Hoffnung, es würden jetzt tatsächlich Marinesoldaten hervorspringen, um sie davon abzuhalten. Stattdessen war es Kanika, die sprang – vor Freude.

      »Super, ich kann uns hinführen!«

      »Wir müssen noch höher.«

      »Noch höher?«, fragte Hope verunsichert. Warum hatte sie nur zugestimmt? Für die wenigen Menschen, die ausstiegen, kamen sicherlich doppelt so viele hinein. Sie quetschten sich rücksichtslos in den Aufzug, sodass Hope an die Wand gedrückt wurde. Und wieder starrte jeder sie an, ehe die Blicke abgewendet und sie, wohl mit größter Mühe, ignoriert wurde. Sie war beinahe schon froh, als sie endlich ganz oben ankamen und Hope aus dem Aufzug steigen konnte. Doch die Erleichterung hielt nicht lange, als sie die große Scheibe mehrere Meter vor sich sah. Sie stand auf einer runden Plattform, die sich langsam zu drehen schien, damit man als Besucher die ganze Stadt im Überblick hatte. Kanika eilte sofort nach vorne, doch Hope blieb wie angewurzelt stehen. Sarah schien das zu bemerken und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

      »Ich kann mit dir wieder runterfahren und wir warten dort auf Kanika, wenn du möchtest.«

      Der Vorschlag klang schön, doch Hope schüttelte den Kopf. Jetzt, wo sie schon hier oben stand, wollte sie auch die Stadt sehen.

      Auf der Toilette angekommen, suchte Hope sich die erstbeste Kabine und übergab sich. Sie bekam gar nicht mit, dass ihr jemand in die Kabine folgte, sondern nahm dies erst wahr, als jemand ihr über den Rücken streichelte. Sie erschrak so sehr, dass sie sich beinahe verschluckte.

      »Ganz ruhig, ich bin es nur«, ertönte Sarahs ruhige Stimme, während ihr weiter über den Rücken gestreichelt wurde.

      Nachdem Hope ihren gesamten Mageninhalt losgeworden war, betätigte sie die Spülung und lehnte sich erschöpft an die Kabinenwand. Dabei blickte sie zu Boden. Sie hatte sich vor Sarah übergeben. Das war so peinlich. Die Zahlmeisterin hockte sich zu ihr und streichelte ihre Wange.

      »Wie geht es dir?«

      »Ich will hier weg.«

      »In Ordnung. Du kannst dich frisch machen und ich sage Kanika Bescheid.«

      »Ist mit dir alles in Ordnung? Es tut mir so leid, hätte ich gewusst, dass es dir dann so schlecht geht, dann hätte ich das nie vorgeschlagen.«

      Hope schüttelte den Kopf.

      »Es geht schon wieder. Du konntest es ja nicht wissen.«

      Der Aufzug nach unten war glücklicherweise leerer. Zu Hopes Entsetzen knurrte ihr Magen in genau dem Moment laut, in dem sie das Gebäude verließen. Wie konnte sie nur ausgerechnet jetzt Hunger haben? Sarah kicherte leise.

      »Ich denke, wir sollten etwas essen gehen.«

      »Sind du und Felicia wirklich die Kinder von Owen? Also seid ihr Schwestern?«, fragte sie neugierig, woraufhin Sarah lächelnd den Kopf schüttelte.

      »Nicht direkt. Felicia wurde adoptiert, als sie noch ein Baby war. Ich kam erst viel später in die Familie, wurde aber von Owen wie eine Tochter behandelt.«

      »Achso… und was ist mit Owens Frau?«

      Sarah sah sich um und lehnte sich über den Tisch. Dann begann sie, sehr leise zu sprechen.

      »Sie waren ein gleichgeschlechtliches Paar. Felicias anderer Vater hat sich das Leben genommen.«

      Sarah sprach so leise, dass Hope sie kaum verstehen konnte. Doch das, was sie hörte, überraschte sie. Felicias Vater hatte sich umgebracht?

      »Wie schrecklich.«

      Es war das einzige, was ihr dazu einfiel.

      Hope legte den Kopf schief.

      »Das reicht!«

      »Sarah, es tut mir leid.«

      »Ist schon gut.«

      Kurz nach dem Kellner kam auch Kanika wieder und setzte sich zu den beiden Frauen. Für den köstlichen Kuchen hatte sich die Wartezeit wirklich gelohnt. Sie aßen zum Großteil schweigend, nur ab und an wurde über Belangloses geredet. Wirklich lange blieben sie nach dem Essen nicht. Sarah zahlte direkt und schlug vor, zurück zu Owen zu gehen, mit der Begründung, der Weg sei weit. Doch man konnte ihr ansehen, dass sie sich schlichtweg unwohl fühlte. Auf dem Weg zurück wurde Kanika das Schweigen zu viel. Sie sah zu Hope und Sarah.

      »Ist irgendetwas passiert, während ich auf Toilette war?«

      Sarah schüttelte den Kopf.

      »Nein, wie kommst du darauf?«

      »Ihr habt was verpasst! Jeff hatte Torte dabei, er ist Konditor! Aber wir haben sie schon alleine gegessen«

      Sarah lächelte lieb.

      »Das ist nicht schlimm. Wir waren vorhin in einem Café. Ich würde aber Tee für alle machen. Hope, würdest du mir helfen?«

      »Kannst du bitte die Tür schließen?«, bat Sarah in ruhigem Tonfall. Dabei sah sie Hope nicht an.

      »Ähm… klar…«, antwortete Hope unsicher und schloss die Tür. Dann blickte sie nervös zu Sarah. Ihr war schon bewusst gewesen, dass die Zahlmeisterin wohl keine Hilfe beim Teekochen brauchte. Aber warum sollte Hope dann mitkommen? Und wieso sollte sie die Tür schließen?

      Hope fühlte sich auf einmal so schuldig. Sie hatte doch die ganze Zeit gesehen, dass Sarah sich unwohl fühlte, und trotzdem hatte sie dann solche Fragen gestellt.

      Sarah nickte leicht.

      »Ich verstehe…«

      »Sarah?«

      »Ja?«

      »Hat deine Familie dich wirklich rausgeschmissen, weil du doch kein Junge warst?«

      »Du musst nicht antworten. Entschuldigung, ich…«

      »Nein, ist schon gut.«

      Sarah atmete durch und schien zu überlegen, was genau sie jetzt sagen sollte.

      Verwirrt legte Hope den Kopf schief.

      »Aber du bist doch gar nicht schwul?«

      »Ich weiß… Aber das habe ich erst herausgefunden, als ich bei meiner Schwester gewohnt habe. Damals habe ich… naja…«

      Sarah wendete peinlich berührt den Blick ab und begann, herumzudrucksen. Irgendwann strich sie sich ein paar Haare aus dem Gesicht und atmete erneut durch.

      »John? Der John von Molly?«, fragte Hope fassungslos, »du hattest mit ihm eine