Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg. Hardy Klemm

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Название Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg
Автор произведения Hardy Klemm
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783959630368



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      Seneca: Theorien basieren meistens auf Fakten, diese sind in bestimmter Weise angeordnet, die passende Theorie ist vorhanden. Den verbleibenden Rest und den Aufbau kann man selbst errechnen. Man schlägt vor, dass diese Suchoperation von Drohnen angesetzt wird. Hier ist die Entdeckungswahrscheinlichkeit weit geringer und sie sind, was das Kopieren der Daten angeht, effektiver.

      Im Planungsfieber ließ Martin den Finger nach oben wandern.

      Martin: Ist das der Plan, Seneca?

      Seneca: Das ist der erste Lösungsvorschlag, um die Informationen zu erhalten, die Kesino über den Neutronen-Stopper besitzt. Darüber hinaus beginnt man, sich Sorgen um den Geisteszustand des Besitzers zu machen. Der Mensch ist ein sehr soziales Lebewesen und die übereilte Entscheidung, Menschen zu treffen, zeigt, dass der Drang nach Geselligkeit eventuell Ihre Entscheidung beeinflusst hat. Wollen Sie darüber reden?

      Martin war nicht direkt einsam. Er hatte Arbeit und er hatte Seneca, da aber die Lage allzu asymmetrisch war, zwei gegen ein ganzes Volk, hielt Seneca wohl nur gut überlegte Züge für sinnvoll. Der Tatendrang in Bezug auf die Möglichkeit, die Erde zu retten, schien dem Computer kontraproduktiv. Es war für Martin jedoch eine Arbeit, die ihm gefiel. Er kam sich wie ein Comic-Held vor, und der Wille, Geschichte zu schreiben, war immer noch groß.

      Seneca konstruierte die Drohnen klein und unsichtbar, und lenkte sie zielgenau nach Schweid, der Kolonie, auf der sich Kesino befand. Sie war als Haufen Kästen ohne Fenster gebaut worden, nach einem Bausteinprinzip, mit schwimmenden Schornsteinen.

      Schweid hatte genau zwei einsame Ressourcenquellen:

      1. den Gulper, einen Tiefseefisch, der in angestrahlten Kelpwäldern hauste und dort alles fraß.

      2. Manganknollen.

      Das fast reine Erz wurde dort auch verarbeitet, zusammen mit Steinkohle aus der Kolonie Bitoll. Die lag im Kanal. Schweid lag in der Nordsee.

      Früher hatten sie noch ein anderes Gut gehabt, Erdgas.

      Die zwölf Drohnen bahnten sich ihren Weg durch die in der Demontage befindlichen Erdgaspumpen, durch die Kelpwälder, die ebenfalls bearbeitet wurden, genau in der Fahrrinne der U-Boote. Seneca hatte scheinbar viel zu tun mit den Strömungen und Strudeln. Die Drohnenkameras zeigten oft den Boden.

      Die Schleuse war eine runde Sache, denn da die U-Boote weder Turm noch Periskop besaßen, waren sie nur ein Zylinder.

      Nach dem Durchqueren der runden Sache stiegen die ersten Drohnen durch die Wasseroberfläche. Der Wartesaal war voller Menschen, und die Kästen waren durch sich immer wieder schließende und öffnende Schleusen verbunden. Diese stellten das erste Problem dar. Die eigentlich nur an einem schwarzen Punkt erkennbaren Drohnen mussten an den Menschen vorbei. Die Schleuse aber war praktisch von Menschen verstopft.

      Eine Gruppe von Kindern, die diese Schleuse in ihren Dimensionen nur wenig beanspruchten, ermöglichte dieses Manöver. Nach stundenlangen Aufklärungsflügen fand der Quantencomputer den Mann mit den Informationen. Er unterhielt sich, typischerweise, mit einer weitaus jüngeren Frau.

      Kesino: Der Doktor Jakobson sei ein Kostverächter, nein, der genießt nur im Dunklen, wo ihn keiner sieht! Sie wissen, was ich meine.

      Fräulein: Und Sie?

      Kesino: Ich mache so etwas nicht!

      Hier ging es nicht so, wie der Herr wollte, nur heiß und wild war nicht drin. Der Rest des Gesprächs basierte auf Nonsens über Politiker. Die direkte Dame wollte, dass er kandidiert.

      Kesino: Ich befürchte, dort nichts zu sagen zu haben, es geht um Wirtschaft, nicht um Teilchenphysik.

      Er ging dann zum Essen in die Kantine, daraufhin nach Hause, wo die Drohnen alles durchsuchten und ein paar Forschungsunterlagen fanden. Herr Bretz wollte es ihm gleich tun und schlafen gehen.

      Martin: Seneca, glaubst du, dass die Daten irgendetwas nützen?

      Seneca: Das Programm stellt sich die Frage, ob dies etwas nützt. Man weiß, es sind neue Daten und ihre Relevanz wird beim erfolgreichen Abschluss der Aufgabe ersichtlich.

      Mit hochgezogener Augenbraue wollte der müde Martin folgendes wissen:

      Martin: Gibt es eine Möglichkeit, dass du dich kürzer ausdrückst, Seneca?

      Seneca: Ja, wenn …

      Unterbrechend schaltete sich der Schlafinstinkt ein:

      Martin: Morgen, Seneca.

      Seneca machte in der Nacht einen regelrechten Hausputz in den Räumlichkeiten des Kesino, fand in der Zweiraumwohnung aber nichts Interessantes. Zum Frühstück gab es dann wieder etwas von Wert. Kesino war an seinem Arbeitsplatz, einem Reaktor zu Forschungszwecken. Hier wurde aus Kohle Plastik gemacht. Ziel war es, Material für möglichst langlebige Maschinen zu erschaffen, die trotzdem nachhaltig waren. Eine Drohne überwachte die Fachgespräche, und die anderen elf erkundeten die Gegend.

      In einer der Kantinen hörte man den Buschfunk ab. Zwei Arbeiterinnen, zu erkennen an der Einheitskleidung, unterhielten sich über die Theorie.

      Arbeiterin: Das geht nicht, das ist ein Spinner, hat nichts zu sagen, und er will auch nur durch Probleme für Aufmerksamkeit sorgen, er ist wie ein Prediger für die Strahlung.

      Sie biss von ihrem Essen ab, kaute und schluckte, Martin war gespannt.

      Arbeiterin: Die Strahlung kommt runter, tötet dich und mich.

      Andere: Prediger, das Wort kenne ich nicht. Die Strahlung tötet deinen Kumpel Finger auch.

      Die andere Andere: Der stirbt nie, genau so wird der fertig.

      Finger war der Spitzname eines Exfreundes.

      Es wurden noch viele Szenen wie diese gezeigt.

      Seneca: Man könnte mit einer solchen Theorie viele Wähler auf seine Seite ziehen, dies ist vielleicht Wahlwerbung.

      Martin: Länger angucken. Der muss diese Theorie ja irgendwo herhaben, so was saugt man sich nicht aus den Fingern.

      Die Kolonie wurde geradezu durchleuchtet.

      Es stellte sich heraus, dass Kesino nur mit normalen Menschen über seine Arbeit, Politik und seine Theorie sprach. Mit Menschen, die seine Vorschläge beeindruckend fanden. Auf Arbeit fanden seine Kollegen das keineswegs beeindruckend. Manchmal wusste selbst der Amateurspion es besser als dieser Experte.

      Martin: Mit dieser Einstellung vom Reaktor gibt das eine Staubexplosion, jede Menge Kohlenstaub in einem Raum ohne Fenster, dazu kommt noch, dass der kleinste Riss alles überschwemmen würde. Seneca, das geht doch nicht, oder?

      Seneca: Der Vorschlag birgt eine große Anzahl Risiken.

      Kollegin Maike wusste das auch. Kesino war neu in der Kolonie und baute sich ein paar Freundschaften auf, allerdings nicht mit Politikern, wie Seneca ständig wiederholte.

      Seneca: Politische Strukturen, wie Kesino sie beschreibt, sind unauffindbar, dortige Strukturen sind wesentlich komplexer. Kesino hat nur eine wesentlich geringe Anzahl von korrekten Vermutungen, besonders im Privaten treffen sie zu. Trefferquote bei zehn Prozent. Man stellt die Theorie auf, dass er bei einer Kandidatur gewinnt. Seine Beliebtheit wächst bei der freizeitarmen Bevölkerung. Er hat jedoch keine eigene Linie, außer der Progressivität.

      Martin: Bist du eigentlich auch auf Wahlkampf programmiert?

      Seneca: Ja!

      Kesino baute sich Freundschaften auf mit denen, die seine Sprache sprachen. Durch die Übersetzungen war dem Amateurspion entgangen, dass in Schweid mehrere Sprachen gesprochen wurden. Nur bei den neuen bunten Worten war der Übersetzer Seneca nicht in der Lage, ein passendes Pendant zu finden. Das waren Worte, wie sie jemand brüllt, wenn ihm etwas Schweres auf den Fuß gefallen war.

      Seneca: Eine Gruppe von Wählern entscheidet sich für denjenigen, den sie verstehen, nicht für den, der sie versteht.