Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg. Hardy Klemm

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Название Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg
Автор произведения Hardy Klemm
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783959630368



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man nichts gegessen hatte. Einen Antrieb brauchte er nicht. Dieser war noch auf dem Rückflug eingeplant, nun herrschte Gravitation, aber er besaß schon nützliche Lebenserhaltungssysteme. Normal sollte er sich an die Form der Rüstung anschmiegen, trotz der Fülle der Kurven des menschlichen Körpers. Martin versuchte wirklich verzweifelt, seinen Podex zu vermessen, als er den Anzug zum dritten Mal anprobierte.

      Martin: Bin ich Schneider?

      Die NASA hatte schließlich einen Artdirector, der die Anzüge entwarf, Raymond Loewy.

      Ein Bild wie gemalt, die Arme krumm, weil die Ärmel zu kurz waren. Die Schultern hätten brechen müssen. Die Elastizität von Martins Körper war ein Wunder in Anbetracht der Winzigkeit des Oberteils, im Rücken sagten zwei übereinander liegende Säcke »umarme mich«, das hatte schon was von einem Kamel. Den Beinen ging es schlecht, Blutstau. Der Platz für die Fersen war etwas zu groß bemessen und der Brustpanzer reichte lediglich bis zu den Brustwarzen. Beim vierten Versuch war der Anzug zum Sack geworden, der mittels Draht an den Körper gebunden war. Eine volltransparente Kuppel, ein Goldfischglas, diente als Helm. Neben einer sehr nützlichen Fernsteuerung für die Abrisskugel, gab es oben drauf noch einen schönen Vorrat Luft.

      Der Hawazuzie aus der Zeitungsbranche sollte auch wieder ein nützliches Werkzeug sein. Im Dauerlauf preschte er durch den Rettungstunnel. Hätte er dabei gesprochen, hätte es vielleicht eine Ladung Hiroshima-Tschernobyl-Strahlung gegeben. Der Gedanke daran, dass das Gesagte ihn durch Falschatmung langsamer machen würde, verhinderte es.

      Mit einer Hand bedeckte er seine Hoden, mit der anderen Hand zog er den Wagen. Das Poltern hörte er nicht. Nachdem er zweimal versucht hatte, die Schleuse zu öffnen, war wieder die Drohne an der Reihe. Fast hätte die ihn umgehauen. Die Kammeransicht des Spielzeugs spiegelte im Helm. Die Schleuse sprang mit einem nur schwach zu hörenden Donnern auf. Durch den Anzug drang nur wenig Schall. Mit einer Taschenlampe schleppte sich der Held mit dem Goldfischglas in den Gang dahinter. Die Luftvorräte hatten Qualitätsmängel, oder er sei eben Marathon und keinen Sprint gewöhnt, tröstete das Ego über sein Ausdauerdefizit hinweg. Die Schleuse wurde geschlossen. Der Lichtschalter besaß die Größe eines Suppentellers. Das Goldfischglas, der Helm, wurde in der nur wenig radioaktiven Umgebung zum Ballast.

      Martin: Püh, Höhlenforschen macht jedem Jungen Spaß.

      Nach dem Bewundern einer Lachskonserve, die auf den Boden lag:

      Martin: Besonders Fremde.

      Er nahm sie hoch, roch daran und verzog das neugierige Gesicht.

      Martin: Nichts.

      Er flaggte sie scheppernd in die Ecke und strich sich die Haare aus dem heißen und feuchten Gesicht.

      Martin: Ihr seid schon lange fort und habt alles mitgenommen, nicht wahr?

      Schnaufend trat er die Erkundung an.

      Martin: La Cucaracha.

      Ein Kakerlak bewegte sich auf der rechten Seite auf einem Kabel entlang. Martin hatte seit dem Abflug nicht mehr so eine fließende biologische Bewegung gesehen und überhaupt, wenn Martin spazieren war, entging ihm keine Raupe.

      Martin: Die sind weg und du isst die Reste. Hast du mir etwas übrig gelassen?

      Neugierig folgte er dem Krabbler, einem zehn Zentimeter großen Exemplar. Beim Gedanken, dass der Käfer ihn zum Essen führte, bekam er tatsächlich Hunger. Das Kabel führte um die Ecke in einen nicht beleuchteten Gang. Blitzen, Donnern und ein Flug gegen die linke Seite. Er rollte sich instinktiv nach hinten. Vor seinen Füßen landeten Splitter. Martin hatte die Beine eingezogen, bevor ihm klar war, dass dort anscheinend ein Maschinengewehr wartete. Das Donnern verhallte im Gang, das Blitzen stoppte.

      Er hatte nicht damit gerechnet, dass im Bunker noch Menschen ausharrten. Martin griff sich an die Seite und schnappte nach Luft. Ein heißer, dumpfer Schmerz zog von seiner linken Niere über den Bauch. Die Augen begannen zu tränen. Vom rechten Oberschenkel kroch ein Schmerz ins Knie. Kein Blut, kein Durchschuss, kontrollierte Martin. Das Öffnen des Anzuges lief unter pulsierenden Schmerzen vollautomatisch ab. Die rechte Hand riss am Kragen und die linke Hand rieb und drückte das Knie und die schmerzende Wade. Gleich würde ein amerikanischer Soldat um die Ecke biegen, dachte der Plünderer.

      Martin: Was heißt »unbewaffnet« auf Englisch? Scheiße! Stopp!

      Ihm fiel es nicht ein. Der Gang war dunkel und keine Schritte auszumachen. Hatte der Wachhabende gestoppt?

      Bei diesem Gedanken stoppten seine Bewegungen ebenfalls. Er zog weiter am Kragen, um die Schäden zu begutachten. Eine Minute später sah Martin einen roten Strich, der sich von rechts oben nach links unten quer über seinen Bauch abzeichnete. Ein ovaler rot-blau-grüner Fleck markierte das, was mal seine Niere war. Schnell überlegte er, dass das Gewehr, welches da schoss, ziemlich hoch hängen musste, der Winkel der Markierung verriet es. Die Kugel hatte ihn gegen die Wand geworfen. Es blieb aber nicht bei diesem einen Treffer, drei weitere folgten ins Bein, welches sich im Wahrnehmungsbereich des Bewegungsmelders der Kanone befand.

      Ein Robotergeschütz, kein Soldat, der schon lange neben ihm gestanden hätte. In seiner angeschlagenen Lage bevorzugte Martin die sitzende Position, um sich mit den Händen vorwärts zu schieben, so wie es Hunde tun, wenn die Analdrüse verstopft war. Der Sack nahm es mit einer kugelsicheren Weste auf, nur Striemen, keine Knochenbrüche.

      Es verbrannten fünf Zigaretten, weil der Angeschlagene nicht aufstehen konnte. Die Bewegungen entwickelten sich weiter zum Vierfüßlergang eines Hundes ohne verstopfte Analdrüse, dieser benutzte allerdings nicht die Knie, wie Martin es tat.

      Er ging so zur Drohne, die jetzt aufklären sollte. Drohnenpilot und Drohne vollbrachten es, die Falle trotz ständiger Feuerstöße von der Decke zu kneifen. Eine Kanone, die an das Gatling-Geschütz, das auf Schiffen der Ticonderoga-Klasse zur Raketenabwehr benutzt wurde, erinnerte. Nachdem das Halbrund von der Decke fiel, klimperte die doch größer eingeschätzte Munition auf den Fluren.

      Martin: Helmpflicht.

      Er stöhnte immer noch etwas. Ein Kopfschuss, Minen oder Giftgas machten die Operation "ich klau mich satt" nicht gerade schnell. Das ständige Sauerstofftanken des Anzugs, der doch einen zu kleinen Vorrat besaß und keine richtige Anzeige dafür hatte, führte auch zur längeren Exkursion. Mit der Drohne als Scout verlief man sich fast im riesigen Komplex, was wohl der Hauptgrund für den langen Marsch war. Eigentlich hoffte Martin nach der Sache mit der schmerzhaften Alarmanlage auch auf eine Begegnung mit Menschen.

      War sie vielleicht zum Selbstschutz angelassen worden, von jemandem, der nicht gerettet werden konnte? Andererseits war Bleiben bei eingeschalteter Alarmanlage ein zu hohes Unfallrisiko. Ein ständiger Schulterblick verhinderte ein Entspannen, noch ließ er eine Methodik beim Aufklären des Bunkers zu, da Martin immer einen bereits besichtigten Raum nochmals kontrollierte. Hinkend durchstreifte er die Wohnräume, wo er einen Kugelschreiber und einen Block Papier entwendete.

      Er kartographierte das Minenfeld. Sechs Kanonen folgten der ersten. Die Etage bestand aber nur aus Wohnräumen und Büros, Frischwasser, viele Quartiere hatten Duschen. Strahlungsfrei, das Chlor roch und schmeckte er bedauerlicherweise. Er konnte nicht sicher sein, ob das wirklich als Trinkwasser gedacht war.

      Schilder hatten schon früh den Weg zum Aufzug gewiesen, der aber erst fuhr, als Martin das gesamte Stockwerk durchsucht hatte, jeden Raum und jeden Flur mehrmals. Man hatte Zeit. Abwärts, es waren noch drei Stockwerke über diesem. Martin erkannte diese als zum Eingangsbereich gehörend.

      Im fünften Stockwerk fand er noch mehr Flure und Räume. Einen Flur fand er ganz besonders gut konstruiert, da sich Panzerschotten schnell hinter und vor ihm schlossen und sonst kein Ausweg wieder heraus führte. Der Allzweckschlüssel in Drohnenform entriegelte den Gang. Martin blieb trotz Metallregen unverletzt.

      Die Drohne verformte diese Schotten nicht nur. Sie mussten irgendwie gespannt sein, da die Schrauben, die brachen, mehrere Meter heraussprangen. Schnell waren die Scharniere ausgeschnitten. Dort gab es auch ein richtiges Krankenhäuschen. Röntgen konnte Martin nicht, aber kühlen und verbinden. Im Rollstuhl fuhr