Management 4.0 – Vorbereitung auf die Zukunft. Klaus Fetka

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Название Management 4.0 – Vorbereitung auf die Zukunft
Автор произведения Klaus Fetka
Жанр Зарубежная деловая литература
Серия
Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783701180769



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zu zerstören. Not und Tod, das Schicksal und das Leiden vom Leben abzulösen hieße, dem Leben die Gestalt, die Form nehmen. Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt.“ (Viktor Frankl, Ärztliche Seelsorge, S. 118).

      „Die Antwort, die der leidende Mensch durch das Wie des Leidens auf die Frage nach dem Wozu des Leidens gibt, ist allemal eine wortlose Antwort; aber sie ist die einzig sinnvolle Antwort.“ (Viktor Frankl, Der leidende Mensch, S. 241).

      Beide Zitate, wie auch noch viele andere Stellen im Werke Viktor Frankls, zeigen deutlich, dass in Würde ertragenes, unvermeidbares Leiden Leistung ist, die den Menschen ausmacht, ihm ureigen ist. Welchen Anspruch haben wir nun heute an Sinnstiftung in der Arbeit? Dieser Frage spüren wir seit Jahren nach. Positive Rückmeldungen zu unseren Vorträgen und da vor allem zu unseren Kerngedanken und Aussagen darüber, was unserer Ansicht nach zu tun ist, um Erfolg auch in Zukunft sicherzustellen, ließen uns dranbleiben an der Idee, all das in Buchform zu bringen. Wir widmen all jenen unser Buch, denen daran gelegen ist, zu wissen und dadurch auch zu steuern, wie Arbeitsplätze der Zukunft beschaffen sein müssen, wie Macht richtig ausgeübt werden kann und wie wir Sinn stiften können für jene, die nach einer neuen Perspektive suchen. Wir widmen unser Buch all jenen, die Alternativen zum Bisherigen ausprobieren oder sich einfach die Freude an der Arbeit zurückerobern wollen.

      Was gibt es Neues?

      Wer viel liest, den interessiert diese Frage als Erstes. Was steht Neues in diesem Buch? Was steht in diesem Buch, was nicht schon in Tausenden anderen auch auf die eine oder andere Art geschrieben wurde? Steht überhaupt etwas in diesem Buch, das wir nicht schon wissen?

      Wussten Sie zum Beispiel, dass in Deutschland jährlich rund 90.000 Buch-Neuerscheinungen auf den Markt kommen? Österreich bringt es im Jahr auf rund 8.000. 200 davon ordnet die Statistik dem Bereich Management zu. In Deutschland sind es im Jahr rund 2.500 Neuerscheinungen im Management-Sektor. Es wird also nicht vieles geben, worüber noch nicht ausführlich geschrieben wurde. Da ist es nicht verwunderlich, dass man beim Lesen diverser Management-Literatur immer wieder auf Aussagen stößt, die einem irgendwie bekannt vorkommen, die inhaltlich nicht wirklich neu sind. Die Realität klopft an die Tür, aber wir weigern uns, aufzumachen. Vor allem bei Ratgebern dominiert meist der Blick in die Vergangenheit. Das System „trial and error“ funktioniert am Computer, klappt aber im Arbeitsalltag nicht so gut. Warum nicht? Weil sich unsere Welt – auch wenn Sie es nicht mehr hören können und das wirklich auch nicht neu ist – beinahe täglich verändert und es nichts bringt, unser Verhalten an gestrige Gegebenheiten anzupassen. Aus Fehlern lernen ist zwar löblich, was aber, wenn die Umstände schon wieder ganz andere sind zu dem Zeitpunkt, an dem wir das Gelernte vermeintlich besser oder richtig machen könnten? Viele Teilnehmer unserer Vorträge und Vorlesungen wollen wissen, wie sie in Zukunft erfolgreich sein werden und was sie dafür tun müssen. Sie hören gerne die Geschichten aus unserer Vergangenheit, in der wir auch das eine oder andere richtig falsch gemacht haben, und leiten daraus ab, was sie selbst anders oder besser machen können. Wir sind umgeben von Menschen, die ihr Geld damit verdienen, jede Situation analytisch und rational zu beurteilen: Unternehmensberater, Coaches, Meinungs- und Zukunftsforscher. Solche Scheinsicherheiten kosten viel Geld. Allein für Prognosestudien werden weltweit 200 Milliarden Euro ausgegeben. Wir, die Autoren, fragen uns seit Jahren, warum wir nicht endlich damit beginnen, den Menschen und künftigen Generationen den Umgang mit Risiken und Unsicherheiten beizubringen, die nun einmal zu unserer Welt gehören. Es gibt kaum Bücher, die sich mit dem Thema Adaptivität und mit dem Umgang mit Unsicherheiten beschäftigen. Es gibt auch nur wenig Literatur über Resilienz, einmal abgesehen von psychotherapeutisch orientierten Werken. Der überwiegende Teil unserer Gesellschaft kann Überraschungen offenbar nicht viel abgewinnen. Hand aufs Herz. Wie oft gehen Sie morgens aus dem Haus, ohne nur die geringste Ahnung zu haben, wie das Wetter bis zum Abend wird? In unserer Realität ist es nicht möglich, Unsicherheiten auszuschalten, und vor lauter Kontroll- und Bürokratisierungswahn sind vielen von uns die Freude an der Arbeit und der Sinn derselben abhandengekommen. Die Realität klopft dauernd an die Tür, immer lauter, aber wir weigern uns beharrlich, aufzumachen.

      Nichts gelernt aus der Krise

      Ja, die Krise 2009 und ihre Folgen: Arbeit und Beschäftigung sind zur großen Herausforderung unserer Zeit geworden. An die 500.000 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt in Österreich, 30 Millionen ohne Beschäftigung in der Europäischen Union, über 40 Millionen in den OECD-Ländern bei durchwegs steigender Tendenz sind nicht als statistische Größe, sondern als echte gesellschaftspolitische und soziale Aufgabe zu sehen. Was haben wir aus der Krise eigentlich gelernt? Für die Japaner heißt Krise „kiki“: Das eine ki steht für Krise, das andere ki für Chance. Haben wir gesehen, welche neuen Chancen wir nutzen müssen, damit wir aus unserer aktuellen Krise herauskommen? Eher nicht. Wir dümpeln in einer kumulativen Lethargie herum, hoffen, dass es bald wieder aufwärts geht und wir unser gutes altes Wirtschaften zurückbekommen („In Summe geht es uns ja ganz gut.“ „Passt schon.“). Dabei war die Zeit für neue, innovative Ansätze nie so gut wie jetzt.

      Arbeit und Berufsbilder wandeln sich, aber unser Bildungssystem steckt im vorvorigen Jahrhundert. Heute gibt es kein industrialisiertes, westliches Land, das nicht über eine Änderung des Bildungssystems nachdenkt. Es kommt vermehrt zu Schwierigkeiten bei der Überleitung Jugendlicher aus dem Bildungswesen in das Beschäftigungssystem – und das auf allen Ebenen formaler Qualifikation. Unser Bildungssystem ist in der Entwicklung im vorvorigen Jahrhundert stehen geblieben. Es unterrichten Lehrer und Dozenten, die Zeit ihres Berufslebens die Schule bzw. Hochschule nicht verlassen und keinen Bezug zu den Anforderungen der Wirtschaft haben. Die Vermittlung von praxisrelevantem Wissen, die gezielte Potenzialförderung bleibt auf der Strecke. Aufgrund des technologischen und organisatorischen Wandels wird eine gute und vor allem die richtige Ausbildung immer wichtiger und die Arbeit für Geringqualifizierte weniger werden. Wie steuern wir dieser Entwicklung entgegen? Gar nicht: Reformen, die ihrem Namen nicht gerecht werden, werden vor der Wahl dem Wählervolk vor die Füße geworfen und nach den Wahlen zurückgenommen, was aber in den wenigsten Fällen schmerzhaft ist, da sie ohnehin an den falschen Ecken ansetzen. Was schmerzt, ist, dass sich nichts bewegt in unserem Bildungssystem – und das, obwohl Nationen wie Norwegen oder Finnland uns so wunderbar vorführen, wie es gehen kann. Wir müssten uns das nur abschauen.

      Unattraktive Karrieremodelle

      Die klassische Erwerbsarbeit – möglichst langfristig arbeitsrechtlich abgesicherte und sozialversicherte Beschäftigungsverhältnisse in Verbindung mit einer Stufenleiter der hierarchisch organisierten Karriere – wird für immer weniger Menschen ein kalkulierbares Element der Berufs- und Lebensgestaltung sein. Die work to have a nice life-Mentalität – der Job als notwendiges Übel, um ein angenehmes Leben führen zu können – nimmt zunehmend Überhand, wie viele Studien zeigen. Die Generation der Erben, die über ausreichend Vermögen verfügt und nicht mehr unmittelbar von ihrem Einkommen abhängig ist, spielt in diesen Statistiken eine erhebliche Rolle.

      Neue Berufe und Jobs

      Traditionelle Berufsbilder und Berufskarrieren verändern sich inhaltlich und in ihren äußeren Ausprägungen. Manche Berufe verschwinden beinahe unbemerkt: So verschwinden die Berufe des klassischen Reprotechnikers und des Druckers, dafür entstehen diese Berufsbilder in neuer Form durch die Digitalisierung. Ähnliches gilt im Medienbereich, bei Informationsleistungen und in vielen technischen Bereichen. Zehn der Top-Jobs im Jahre 2015 hat es 2005 noch nicht gegeben – zumindest konnten wir uns damals unter einem App-Designer oder einen Hochvolttechniker in der Automobilbranche noch nicht wirklich etwas vorstellen.

      „Was mit Medien!“ ist eine der Top-Antworten, wenn man Schul- und Studienabgänger nach ihrem Berufswunsch fragt. Besonders Mutige sagen sogar „irgendwas mit Mindestsicherung!“. Dabei ist der Arbeitsmarkt in vielen Bereichen der Medienbranche bereits ziemlich gesättigt. Viele Journalisten haben Schwierigkeiten, Jobs zu finden. Und weil immer mehr Verlage und Redaktionen fusionierten, die Zahl der Leser von Printprodukten stetig sinke und sich Zeitungen nur suboptimal an den digitalen Wandel anpassten, werden immer