Название | Tore zur Freiheit |
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Автор произведения | Andrea Dinkel-Tischendorf |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783964420077 |
Heilung durch Vergebung
Die heilsamste Sitzung, die mir Maya je gab, ereignete sich im Dezember 2002. Hier klärte sich mein Schuldgefühl in Bezug auf meine Mutter. Dieses Gespräch wurde zur Initialzündung meines heutigen Wirkens.
»Gib mir etwas, was du oft trägst. Du weißt, ich habe das gern!«, begann Maya mit ihrem holländischen Akzent. »Mal sehen, was meine ersten Gefühle sind ... Merkwürdig, bei all den Tausenden von Menschen gleicht sich nie einer dem anderen. Du sagtest, dass dich in letzter Zeit oft deine Kindheit beschäftigt. Was aus deiner Vergangenheit spielt bei dir noch eine große Rolle?«
Ich überlegte kurz: »Gefühle der Unterdrückung, denke ich.«
»Von deinem Vater oder deiner Mutter?«
»Von meiner Mutter«, antwortete ich und erinnerte mich gleichzeitig daran, wie dominant meine Mutter zu Lebzeiten gewesen war.
Maya folgte ihrem inneren Faden: »Ja, du hast dich eigentlich nie gegen deine Mutter gewehrt. Sobald du es versucht hattest, gab es Streit. Sie war dominant, und sie war so sehr davon überzeugt, dass sie das Beste für dich tut, dass sie dir keine Chance gab, selbst nachzudenken. Sie hat eigentlich den Raum um dich herum, deinen Seelenraum, eingeengt. Das kleine Bisschen, was du hattest, hast du wie einen Schutzmantel fest um dich herum gehalten. Und selbst da hindurch kam sie noch! Deine Mutter ist kein schlechter Mensch, sie hat sicher ihre Qualitäten, aber für dich als Kind … ja, das spielt noch eine große Rolle. Deine Mutter lebt nicht mehr, oder?«
»Nein. Sie hat sich das Leben genommen.«
»Und darum hat sie sich so an dich geklammert?«
Ich stimmte zu: »Ja, ich denke schon.«
»Deswegen hat sie wohl auch deinen Raum genommen, denn sie selbst hatte fast kein Licht mehr. Wie alt warst du damals?«
»Fünfundzwanzig.«
Maya fuhr fort: »Da wohntest du nicht mehr zu Hause. Siehst du, du hast sie immer beschützt! Du hattest doch eine erwachsene Seele in einem Kinderkörper. Hast du Angst vor deiner Mutter gehabt?« Fragend schaute sie mich an.
Ich erinnerte mich daran, dass ich mich tatsächlich bereits als Kind vor meiner Mutter ängstigte und bejahte die Frage.
Maya: »Hat dein Vater nie eingegriffen? Hat sie dich bestraft mit Sachen wie ›du musst in deinem Zimmer bleiben‹, oder so etwas Ähnliches?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so sehr auf diese Art und Weise, anders …«
»Was hat sich bei dir so sehr verankert, dass du mit Erschauern an deine Mutter denkst?«
Ich brauchte eine Weile, um darüber Klarheit zu erlangen. »Die Herrschsucht, die sie gehabt hat, denke ich.«
»Weißt du, die Seele deiner Mutter versucht, sich dir zu nähern. Aber sie wartet schüchtern, bis du dein Einverständnis gegeben hast. Es ist deine Entscheidung, ob du es ihr gestatten willst oder nicht. Möchtest du mit ihr reden?« Das war keine Frage für mich, natürlich wollte ich.
Maya fuhr fort: »Sie hat Tabletten genommen, nicht wahr?« Maya hatte bereits den Kontakt zu meiner Mutter Hanne hergestellt und sprach: »Sie sagt, dass sie hoffte, mit diesem Selbstmord, der viel Mut erforderte, vielleicht etwas Schuld dir gegenüber auflösen zu können. Außerdem empfand sie das Leben unerträglich. Sie fand nie Ruhe. Und das wiederum hängt mit einem früheren Leben in einem Kloster zusammen. Willst du, dass ich dir beschreibe, was ich sehe?«
Natürlich wollte ich Klarheit.
»Mit fünfzehn Jahren wurdest du vergewaltigt, bist schwanger geworden und wolltest das Kind nicht. Du wusstest nicht, was du tun sollst, und hast es keinem Menschen erzählt. Das war im Süden von Italien. Jemand in deiner Umgebung sah dich, inzwischen mit einem dicken Bauch, und sagte: ›Du kannst keine Abtreibung machen, das würde Gott nicht gestatten. Gib das Kind in ein Kloster, denn dort wird es gut versorgt und kann Gott kennenlernen.‹
Dieses Kind war deine jetzige Mutter. Und der Mann, den du damals geheiratet hast, hat dich auch nur aus Mitgefühl geheiratet. Denn eigentlich wolltest du nicht mehr leben. Du hattest zu viele Schuldgefühle. Merkwürdigerweise war dies der Vater des jungen Mannes, der dir das angetan hatte. Später hast du das Kind gesucht, aber es war nicht mehr da. Es wurde von Kloster zu Kloster weitergereicht. Und keiner kannte den Namen.
Die Seele deiner Mutter konnte dir nicht vergeben, und erst nachdem sie gestorben ist, erkannte sie, dass du erst ein Kind von fünfzehn Jahren und missbraucht worden warst.«
Erklärend fügte Maya hinzu: »Offensichtlich hat deine Mutter dieses Klosterleben gewählt, weil sie in einem anderen Leben als Mann die katholische Kirche bekämpft hat. Unfreiwillig in ein Kloster zu kommen, war für sie somit eine Möglichkeit, Buße zu tun. Es hat ihr allerdings nicht so gut getan, und sie konnte es nicht wirklich tief bereuen. Das ist es, was sie jetzt im Jenseits offensichtlich lernen kann: dass es auch gute Katholiken gibt!
Im Moment beschäftigt sie sich mit Seelen, die sehr katholisch waren und gerade im Jenseits angekommen sind. Sie sucht nach einem Priester und versucht, etwas herauszufinden. Voller Freude geht sie da hin, um sich über Vergebung und die katholische Kirche auszutauschen. Puh, sie kann reden wie verrückt!«
Ich musste herzlich lachen.
»Jetzt weißt du, dass sie das Leben bei dir ausgewählt hat; dass du deshalb das Kind bekommen musstest und sie deswegen ins Kloster gegeben hast, um ihr zu helfen, ihr eigenes Karma auszugleichen. Du brauchst nicht mehr dieses Schuldgefühl zu haben. Jetzt lebst du in Freiheit, Kind, die Schatten deiner Vergangenheit sind nicht mehr da, weil du dir selbst endlich verziehen hast. Deine Mutter bittet dich um Vergebung … und das, was du bist, deine Seele, dreht sich zu ihr um und bittet sie ebenfalls um Vergebung. ›Von Herzen!‹, antwortet deine Mutter, und sie lässt dich wissen, dass sie jetzt froh ist, dass sie weitergehen kann und frei ist.« Maya war in Tränen: »Danke, Gott!«
Der Nebel lichtete sich. Plötzlich verstand ich all die Zusammenhänge um meine Geburt, das Verhältnis zu meiner Mutter, ihre fühlbare Wut mir gegenüber, meine Furcht vor ihr in den ersten Jahren meines Lebens; mein Denken schon von Kindesbeinen an, dass ich sie beschützen müsse. Mein Leben lang fühlte ich mich für meine Mutter verantwortlich.
Erst viel später, als meine Mutter bereits verstorben war, erzählte mir meine Tante die Geschichte von meinen ersten Jahren: »Hanne wollte dich nicht behalten und zur Adoption freigeben. Man hatte bereits eine wohlhabende Familie für dich gefunden. Die Eheleute mochten dich sehr und wollten dich adoptieren, weil sie selbst keine Kinder bekommen konnten. Da warst du ein paar Monate alt.« Ich erinnerte mich damals sofort an ein Foto, das mich als Kleinkind lachend und auf wackligen Beinen stehend zwischen einem ebenfalls glücklich lachenden Paar mittleren Alters zeigte. Das waren meine angedachten Pflegeeltern.
Meine Tante fuhr fort: »Als du ein Jahr alt warst, begegnete Hanne Klaus, deinem künftigen Stiefvater. Als Klaus erfuhr, dass sie dich weggeben wollte, sagte er: »Auf gar keinen Fall. Das Kind bleibt bei uns!« Mein Vater, der selbst adoptiert worden war und eine traurige, unliebsame Kindheit bei einer Pflegefamilie verbracht hatte, setzte seinen Willen durch. Beide heirateten und bekamen dann meine Schwester. Mir wurde klar, weshalb ich mich bereits als Kleinkind nie sonderlich wohl an der Seite meiner Mutter fühlte. Ich fühlte mich nicht angenommen, und einige Situationen kamen mir in den Sinn, in denen sie – nicht nur mir gegenüber – meist in betrunkenem Zustand Gewaltausbrüche an den Tag gelegt hatte.
Maya fuhr mit der Sitzung fort: »Dein Vater, lebt er noch?«
Ich antwortete, noch verdauend, was ich soeben erfahren hatte: »Ich habe zwei. Einen Stiefvater und einen leiblichen Vater, und beide leben noch.«
Maya darauf: »Deinen leiblichen Vater, wie lange hast du ihn gehabt?«
»Ihn habe ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt, denn ich wurde als ›Zufallstreffer‹ gezeugt,