Название | Hand in Hand |
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Автор произведения | Patty Wipfler |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867812344 |
Bricht ein Kind bewusst unsere Regeln, glauben wir Eltern oft an Wut oder einen Manipulationsversuch als Ursache. Aber Ihr Kind will Sie nicht ärgern. In seinem unerfüllten Bedürfnis nach Verbundenheit verzweifelt es so sehr, dass ihm lieber ist, Sie wenden sich ihm verärgert zu, als dass es noch länger in seiner Isolation ausharrt. Seine Psyche benötigt die Verbindung zu Ihnen, pronto! Also sucht es einen todsicheren Weg, um Sie in seine Nähe zu beordern.
Rückzug
Manchmal kapituliert ein Kind. Dann wendet es sich nach innen und probiert das schmerzliche Gefühl der Isolation oder Angst mit einem kleinen Ritual zu betäuben: Daumenlutschen, an einer Haarsträhne drehen oder verzweifelt eine Schmusedecke oder Spielfigur an sich klammern. Dieses Signal bedeutet: „Was soll ich bloß machen? Mir geht’s nicht gut. Ich schalte in den Leerlauf, solange mir keiner hilft.“ Dieses Signal fällt nicht weiter auf. Aber Ihr Kind verliert währenddessen wertvolle Zeit zum Forschen und Lernen. Es riskiert damit noch keinen aktiven Aufruhr, fühlt sich aber doch so isoliert, dass es nicht den vollen Zugang zu seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten hat. Mit dem Schnuller im Mund kann es nicht reden, beim Umklammern der Puppe hat es nur eine Hand frei. Wenn es eine Haarsträhne dreht, kann es nicht rennen, lachen oder etwas erforschen. Es bittet solange schweigend um Hilfe, bis Sie kommen und mit ihm Verbindung aufnehmen.
Aggressionen
Wenn Ihr Kind mit seinem Verhalten andere oder sich selbst verletzt, bedeutet dies: „Verbundenheit: gleich null! Denken: Fehlanzeige! Ich hab’ keine Ahnung, wieso ich um mich schlage, kann aber nicht aufhören!“ Ein in aggressivem Verhalten gefangenes Kind hat Angst und braucht eine liebevolle, aber klare Grenze, von einem freundlichen Erwachsenen, der sich an den guten Kern des Kindes erinnert. Das Gefühl für Verbundenheit ist einfach versiegt. In Kapitel 11, Ängste auflösen, und Kapitel 12, Aggressionen überwinden, werden Sie erfahren, wie Sie bestimmte Zuhörstrategien anwenden, um Ihr Kind weg von angstgesteuertem Verhalten und hin zu echter Verbundenheit und Kooperation bewegen können.
Ablenkungsspiel
Ein Kind wirkt manchmal wie elektrisch aufgeladen, wenn in ihm schwache Angstgefühle rumoren. Den äußeren Schein kann es nur wahren, indem es von einer Tätigkeit zur nächsten springt und diesem Tun nur oberflächliche Aufmerksamkeit schenkt. Im Spiel kann es zu anderen keine Verbindung aufnehmen und ein Geben und Nehmen findet nicht statt. Schon bei der kleinsten Herausforderung sucht sich das Kind eine neue Beschäftigung. Diese Sprunghaftigkeit stört beim Lernen. Auch sind die Beziehungen des Kindes nicht zufriedenstellend. Leicht reagiert es pingelig, rechthaberisch oder impulsiv. Seine Botschaft lautet: „Ich fühle mich unruhig und nichts, was ich tue, ändert etwas dran. Ich muss mich die ganze Zeit bewegen, denn ich finde keinen Zufluchtsort. Bitte hilf mir.“
Ihr Kind ist für keine dieser Verhaltensweisen zu tadeln. Diese entstehen, wenn es verletzt ist und nicht denken kann. Einige Kinder senden immer wieder dasselbe Signal, andere wechseln in ihrem Bemühen um Aufmerksamkeit vom einem zum nächsten. Der Umgang mit diesen Signalen fällt uns Eltern schwer. Wir wollen unsere Kinder anleiten, ertappen uns aber immer wieder bei den üblichen Reaktionen: Wir brüllen, schlagen, schimpfen und beschämen unsere Kinder oder zeigen ihnen die kalte Schulter, obwohl dies einem sich verloren und einsam fühlenden Kind in keiner Weise hilft.
Stattdessen können Sie nun mit tauglichen Strategien und dem Verständnis für die Bedeutsamkeit von Verbundenheit in Ihrer Familie die Tür zu mehr Herzlichkeit, Spaß, Lachen und angenehmeren Zeiten öffnen. Arbeit macht es schon, aber es ist keine Hexerei. Jeden Tag lernen Sie dazu. Dabei ist Verbundenheit der Schlüssel. Verbundenheit und Ihr starker Wille zur Liebe.
1 “Das zerbrochene Keksphänomen“, in: „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte“ von Aletha J. Solter; Kösel Verlag 2015; Original: Attachment Play: How to solve children’s behavior problems with laughter and connection, Shining Star Press.
TEIL II
Wirksame Strategien für das Leben mit Kindern
Einführung
Jede der fünf vorgestellten „Hand in Hand“-Zuhörstrategien erfüllt für das Wohlergehen Ihrer Familie eine wichtige Rolle. In ihrem Zusammenwirken bauen sie Verbundenheit zwischen Ihnen und Ihren Kindern auf.
Wunschzeit ist ein einfacher Weg, Ihre Kinder mit Liebe und Aufmerksamkeit zu füllen. Sie reservieren einen begrenzten Zeitraum nur für Sie beide, und Ihr Kind bestimmt, was gemacht wird. Es wird Ihnen in dieser Zeit gerne zeigen, was ihm wichtig ist und womit es innerlich gerade kämpft. In der Wunschzeit erlebt sich Ihr Kind von Ihnen gesehen. Dabei wird sein Vertrauen in Sie gestärkt, während es Ihnen wiederum Einblick in sein Denken gewährt. Es entsteht ein kooperationsförderndes Gefühl der Sicherheit. Wunschzeit hilft Ihnen, sich mit Ihrem sehr kleinen Kind zu verbinden, funktioniert auch bei Teenagern, jungen Erwachsenen und auch noch darüber hinaus. Unter den fünf Strategien ist es immer dann erste Wahl, wenn Sie denken: „Was soll ich mit dem Kind bloß machen?“
Bleib-Ganz-Ohr übermittelt dem Kind gerade dann Ihre liebevolle Zuwendung, wenn es verletzt oder angsterfüllt seine heftigen Gefühle ausdrückt. Es lässt den Schmerz herausströmen, sie hören ihm zu und füllen Ihr Kind mit der stillen Zuversicht, dass es sich wieder erholen wird. Sie beschützen Ihr Kind, während es sich allein und verloren fühlt. Sie hören dem emotionalen Ausbruch Ihres Kindes ohne Bewertung seiner Gefühle zu. So baden Sie Ihr Kind während seiner heftigsten Kämpfe in liebevoller Zuwendung. Durch das Herausströmen der Gefühle, entledigt sich das Kind einer emotionalen Last und spürt anschließend nur noch Ihre Liebe und Unterstützung. Sie beide werden lernen, dass schmerzliche Gefühle dann heilen, wenn jemand teilnahmsvoll zuhört. Weil die meisten von uns diese Art des Zuhörens nicht selbst erfahren haben, kann Bleib-Ganz-Ohr für die Eltern sehr herausfordernd sein. Aber diese Strategie hat die Kraft, die Stimmung Ihres Kindes zu heben und lästiges Verhalten zu verwandeln.
Das Grenzen-Setzen gehört zu den wichtigsten elterlichen Aufgaben. Sobald sein Verhalten entgleist, braucht und verdient Ihr Kind eine sinnvolle Grenze. Diese ermöglicht ihm, die emotionale Spannung abzuladen, die sein Verhalten beeinträchtigt hat. Daraufhin lernt es wieder gerne und freut sich an den Menschen in seinem Umfeld. Wir helfen Ihnen, die ersten Warnzeichen bei Ihrem Kind zu erkennen, und zeigen, wie man liebevoll Grenzen setzt. Man kann dies sogar auf eine spielerische Weise tun, die Ihr Kind zum Lachen bringt.
Das Ganz-Ohr-Spiel ist die Kunst, Ihr Kind beim Spielen zum Lachen zu bringen, und zwar ohne Kitzeln. Mit dieser herzerwärmenden, kreativen Methode wird die Verbundenheit zwischen Ihnen gestärkt, indem Sie Raum für Lachen und vergnügliches Spiel schaffen. Lachen baut Stress sehr wirkungsvoll ab. Während Sie lernen, wie man Machtumkehrspiele und wohlwollend herausfordernde und liebevolle Spielideen anregt, wird in Ihrem Kind Vertrauen wachsen. Lachen wird in Ihrer Familie Herzlichkeit fördern.
Beim Gegenseitigen einfühlsamen Zuhören tanken schließlich Sie neue Energie für das Leben mit Ihren Kindern. Der regelmäßige Austausch und das gegenseitige Zuhören mit einem anderen Elternteil helfen, den Stress aus dem Zusammenleben mit kleinen Kindern abzuschütteln. Dieses gegenseitige einfühlsame Zuhören kann auch zur Lern-Oase werden. Sie bekommen einen sicheren, privaten Raum, an dem Sie Ihre Gedanken und Gefühle offen ausbreiten dürfen: Was wollen Sie bei der Erziehung Ihrer Kinder anders machen als Ihre Eltern? Welche Geschenke Ihrer Eltern wollen Sie weitergeben? Wenn Sie sich mit Ihrem Kind in einer bestimmten Sache abmühen, welche eigenen Kindheitserfahrungen spielen dabei eine Rolle? Auch haben Sie anschließend das Privileg, dem Denken, Fühlen und Lernen eines anderen Elternteils zuzuhören. Sie werden einander keine Ratschläge geben, aber bei jedem Treffen voneinander lernen. Da Sie zuhören und Ihnen einfühlsam zugehört wird, fällt es Ihnen jetzt leichter, sich an Ihren Kindern zu freuen und sich in ihren schwierigen Momenten liebevoll mit ihnen zu verbinden.
So, das war’s im Wesentlichen!