Oberbayern. Michaela Urban

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Название Oberbayern
Автор произведения Michaela Urban
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783968551128



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      Im größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt wird heute circa ein Drittel der globalen Hopfenernte und über 80 Prozent der deutschen produziert. Seit dem 8. Jahrhundert wird Hopfen hier angebaut, und mittlerweile erstreckt sich die Fläche auf über 2400 Quadratkilometer. Um einen Einblick in seinen Anbau und seine Verwendung zu bekommen, bietet sich der lehrreiche Hopfen- und Naturlehrpfad im Herzen der Holledau (der lokale Begriff für Hallertau) bei Wolnzach an. Dabei lernt man nicht nur Wissenswertes über das „grüne Gold“, sondern auch viel Interessantes zu dieser Kulturlandschaft. Außerdem werden typische Wild-, Wald- und Kulturpflanzen beschrieben und ökologische Zusammenhänge erklärt.

      Der Lehrpfad lässt sich auch per Rad erkunden.

      Hopfenreben in ihrer vollen Pracht

      Der Beginn des vier Kilometer langen Rundwanderwegs ist der Parkplatz am westlichen Rand des Ortes Wolnzach. Von dort aus führt die Straße Edenthal auf die Felder hinaus, wobei man am besten an der ersten Weggabelung auf den rechten Zweig abbiegt. Hier kommt man schon bald zu den Hopfenfeldern, welche kurz vor der Ernte von Mitte August bis Mitte September besonders beeindruckend sind. Bis zu sieben Meter recken sich dann die Ranken an Drahtgeflechten entlang in die Höhe, und üppig hängende Dolden zieren das satte Laub. Sie sind reif für die Trocknung und Weiterverarbeitung, wenn die pulverförmigen, gelben Hopfenharze herausrieseln und ihren aromatischen Duft verbreiten.

      Am Waldrand entlang geht es bis kurz vor die Staatsstraße und anschließend in einem scharfen Haken in das Waldstück linker Hand. Nach wenigen Hundert Metern kommt man wieder hervor, und ein weiteres Hopfenmeer breitet sich vor einem aus. Für den Fall, dass man in Versuchung gerät nachzuzählen: 2000 Einzelpflanzen werden pro Hektar gepflanzt. Glücklicherweise müssen sie nicht jedes Jahr neu eingesetzt werden, da Hopfen eine Dauerkultur wie Wein ist. Das heißt, dass er jedes Jahr im Frühjahr wieder aus dem Stock heraus treibt und neu wächst. Dabei werden die meisten Sorten ungefähr 15 Jahre alt, manche sogar 70.

      Infotafel entlang des Weges

      Lehrreich und informativ sind die zahlreichen Schilder am Wegesrand.

      Immer den insgesamt 26 Lehrtafeln folgend schlägt der idyllische Weg noch ein paar mehr Haken, und man erfährt unter anderem, dass der Hopfen nicht nur im Bier schmeckt. So hat schon Hildegard von Bingen festgestellt, dass er auch medizinische Zwecke hat. Kein Wunder also, dass er auch heute noch in der Pharmazie als Arzneipflanze verwendet wird.

      Wer trotz all der liebevoll aufbereiteten Informationen nach dem Rundweg noch unbeantwortete Fragen hat, kann anschließend noch im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach vorbeischauen. Hier werden außerdem regelmäßig Bierseminare und -verkostungen angeboten.

      INFO

      Lage: zehn Kilometer nordöstlich von Pfaffenhofen an der Ilm

      Anfahrt: Von der Autobahn A9 fährt man am Dreieck Holledau ab und folgt den Schildern nach Wolnzach auf der A93. Die Ausfahrt Wolnzach nehmend biegt man beim Feuerwehrhaus nach rechts auf die Preysingstraße ab und folgt dem Straßenverlauf, der nach der Tankstelle einen Knick erst stark nach links und dann nach rechts macht. Weitere 500 Meter später fährt man von der Auenstraße nach links auf die Schloßstraße und folgt dem Straßenverlauf nach rechts auf die Wendenstraße bis zu den letzten Häusern auf der linken Straßenseite. Dort fährt man auf die Straße Edenthal ab, entlang deren Beginn sich der offizielle Parkplatz für den Hopfenlehrpfad befindet.

      Öffnungszeiten: immer

      Eintritt: nichts

      Aktivitäten: Wandern

       Deutsches Hopfenmuseum: alles rund ums Thema Hopfen, vom Anbau über Handel bis hin zur Verwendung und Info; Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet; 5/1 EUR Erwachsener/Kind (6 bis 18 J.); Elsenheimerstraße 2, 85283 Wolnzach, Tel.: 08442 7574, hopfenmuseum.de

       Unterkünfte:

       Hotel Haimerlhof: historisches und gemütliches Hotel im Zentrum von Wolnzach; Doppelzimmer ab 115 EUR; Preysingstr. 7, 85283 Wolnzach, Tel.: 08442 956910, haimerlhof.de

       Moosburger Hof: Hotel mit angeschlossenem Restaurant im Herzen Pfaffenhofens; Doppelzimmer ab 110 EUR; Moosburger Straße 3, 85276 Pfaffenhofen an der Ilm, Tel.: 08441 2770080, moosburgerhof.de

       Berühmt ist der kleine Ort Scheyern heute für seine Benediktinerabtei und als Ursprung der jahrhundertelang in Bayern regierenden Wittelsbacher. Dabei hatte er selbst davor schon große Bedeutung: vor über 2000 Jahren siedelten sich hier nämlich Kelten an und hinterließen Denkmäler, welche die Landschaft bis heute verändert haben.

      Hügelgräber und eine Viereckschanze sind die sichtbaren Hinterlassenschaften dieses alten Volkes, welche sich auf einem Spaziergang auf dem ausgeschriebenen Keltenweg im Scheyrer Forst entdecken lassen. Der gut zehn Kilometer lange Rundweg beginnt an der Westseite des Klosters, von wo aus man bei der Klosterbrauerei die Schottertraße zum ausgeschilderten Tennisplatz nimmt. Hierbei geht es unter mächtigen Linden, Buchen und Kastanien von der Anhöhe hinab. Am Ende des kleinen Wäldchens lugt zwischen den Obstbäumen der Prielhof hervor, ein Vierseithof aus dem 18. Jahrhundert, der zum Kloster gehört und biologisch bewirtschaftet wird. Wer genau hinschaut, entdeckt zwischen den Apfel- und Zwetschgenbäumen außerdem eine ständige Wechselausstellung von Holz-, Stein- und Metallbildhauern aus der Region.

      Der Prielhof

      Basilika im Kloster Scheyern

      Linker Hand erstreckt sich eine Reihe von Weihern, die es sich lohnt ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen, während man an ihnen entlang weiterwandert. In einem findet sich nämlich die seltene Wassernuss, eine Pflanze, die es in ganz Bayern nur hier wild gibt. Kurz vor dem letzten Weiher biegt man auf den Weg nach rechts ab und geht die Anhöhe in den Wald hinauf. Dabei sollte man besonders am frühen Morgen oder Abend seinen Blick über die Felder dieser eiszeitlichen Hügellandschaft schweifen lassen, um eventuell Fasane und Hasen zu entdecken.

      Nach einem Kilometer durch den Mischwald erreicht man eine T-Kreuzung, an der man sich nach rechts wendet. Kurz bevor man auf die Wiese mit Blick auf das kleine Dorf Winden kommt, verstecken sich rechter Hand zwei keltische Hügelgräber. Die ungefähr 2300 Jahre alten Grabstätten sind zwar kaum mehr als leichte Erhebungen im Forst, die von Bäumen bewachsen sind, und fallen außer ihrer Höhe fast nicht mehr auf. Doch es beflügelt die Fantasie von Jung und Alt, sich vorzustellen, dass sich im Inneren ein uraltes Grab befindet, vielleicht sogar mit Grabbeilagen. Um sie vor Grabräubern und Tieren zu schützen, sind solche Grabkammern aus Holz in der Regel mit Unmengen an Steinen beschwert, welche durch darüber angehäufte Erde fast unsichtbar gemacht wurden.

      Der offizielle Weg führt weiter auf die Wiesen bei Winden entlang, durch ein kleines Waldstück nach Süden und anschließend quer durch den Forst nach Osten. Kommt man dort kurz aus dem Wald heraus, befindet man sich plötzlich auf einem Zubringerweg zur Hauptroute der weltberühmten Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Um zur Keltenschanze zu gelangen, wandert man allerdings nicht Richtung Spanien weiter, sondern nimmt den Weg links, nach Nordosten.