Chronik von Eden. D.J. Franzen

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Название Chronik von Eden
Автор произведения D.J. Franzen
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783957771285



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eines davon auf.

      »Wenn feder waff im Bauff hat, fau iff naff der Waffenbammer«, erklärte sie mit vollen Backen kauend.

      »Nach der was?« Martin war als einziger noch nicht am essen und schaute sie nun erstaunt an.

      »Waffenkammer.« Sandra hatte den Keksbrei mit einem kräftigen Schluck Bier hinuntergespült.

      Patrick hatte die Kiste hinter dem Tresen entdeckt und sich sogleich eine der Flaschen gekrallt. Sandra hatte nicht lange gezögert und es ihm gleichgetan. Das »flüssige Gold« schien ihr zu munden. Zumindest ließ dass der laute Rülpser erahnen, der soeben aus ihrem Mund kam.

      »Wohlsein!« Martin feixte. Insgeheim frage er sich, ob der Pfarrer in diesen Chor einstimmen oder bessere Manieren an den Tag legen würde.

      »O tempora, o mores!«, ließ sich dieser auch prompt vernehmen, zwinkerte Martin zu, nahm noch einen kräftigen Schluck und versuchte dann, Sandras Vorlage zu überbieten.

      »Das habe ich sogar verstanden«, stelle Martin fest. »Ich habe ebenfalls Asterix gelesen.«

      »Und es ist zwischen all dem Staub in Deinem Kopf hängengeblieben?« Sandra sah ihn provozierend an.

      »Lass ihn in Ruhe!« Gabi schob sich vor ihren Helden. »Er hat dir nichts getan. Das buchstabiert man G-E-T-A-N.«

      »Ach wie süß.« Sandra grinste schief. »Denkst du, ich habe Angst vor dir?«

      »Sandra, es reicht!« Die Heiterkeit war mit einem Mal aus Patricks Gesicht verschwunden, und er sah die junge Frau tadelnd an. »Das Mädchen hat recht, Martin hat dir nichts getan.«

      »Und wenn schon!«, giftete sie zurück. »Wo wärt ihr denn alle ohne mich, hm? Würdet immer noch in einem Dreckloch kauern und darauf warten, dass ihr gefressen werdet. So sieht es nämlich aus!«

      »Das ist der Alkohol. Du weißt nicht, was du redest.«

      »Als ob ich noch nie ein Bier getrunken hätte!« Sandra begann merklich zu lallen.

      »Das vielleicht schon, aber wohl nicht, nachdem du ein paar Tage lang nichts mehr gegessen hast, oder?«

      »Aaaach, scheisssss draufffff! Ihr gönndmich allemaaal!«

      Sandra stürzte den Rest der Flasche hinunter und wollte sich eine zweite greifen. Für einen Moment stand sie wankend vor der Bierkiste und stierte sie mit leerem Blick an. Mit einem Mal wurde ihr Körper von einem gewaltigen Schluckauf erschüttert.

      »Isch glaub, mirwirdschle …«

      Laut »Ullrich!« rufend kotzte Sandra den Inhalt ihres Magens über die Bierkiste, dann sackte sie in die Knie. Mit einem leisen »Scheiße!« kippte sie langsam zur Seite und blieb einfach liegen.

      »Was hat sie?«, wollte Rosi, die jüngste in der Gruppe, wissen. »Ist sie krank?«

      »Zum Glück sind die Flaschen dicht und lassen sich wieder abwaschen«, murmelte Patrick. Laut sagte er: »Nein, keine Angst, die wird wieder. Sie hat den Alkohol zu schnell auf nüchternen Magen getrunken, und ihr Körper hat ihr gezeigt, was er davon hält. In ein oder zwei Stunden ist sie wieder auf den Beinen.«

      *

      Während Sandra ihren Rausch ausschlief, suchte Patrick zusammen mit Martin die Waffenkammer. Deren Eingang befand sich unweit des Schießstands und war durch eine stabil wirkende Tür gesichert.

      »Einrennen ist wohl nicht«, stellte Martin fest.

      »Mit meiner Schulter laufe ich heute gegen keine Türe mehr, soviel ist sicher«, machte Patrick klar. »Aber vielleicht geht es ja auch mit Treten.«

      Er hatte das letzte Wort noch nicht zu Ende gesprochen, da krachte sein Stiefel auch schon gegen das Holz der Tür. Diese erzitterte unter der Wucht des Tritts, hielt aber stand.

      Es bedurfte zweier weiterer Versuche, bis das Holz ein Stück weit nachgab, doch die Tür war damit noch lange nicht offen.

      »Scheint zusätzlich durch ein großes Querriegelschloss gesichert zu sein«, sagte Patrick mehr zu sich selbst. »Da kommen wir so nicht weiter.«

      »Dann versuchen wir es halt damit!« Martin deutete auf einen Stuhl, der unweit der Tür an der Wand lehnte.

      »Ich glaube nicht, dass sich der Riegel von einem Sitzstreik beeindrucken lässt.«

      Statt einer Antwort schnappte sich Martin den Stuhl und hieb ihn mit aller Wucht auf den Boden. Bereits beim ersten Mal brachen dabei zwei der Stuhlbeine ab.

      »Jetzt weiß ich, was du meinst!« Patricks Gesicht hellte sich auf. »Ja, so könnte es gehen.«

      Jeder von ihnen schnappte sich ein Stuhlbein und rammte es in den Türspalt. Sie drückten mit aller Kraft gegen die improvisierten Hebel, und schließlich gab die Tür mit einem lauten Knall nach, als der Querriegel auf einer Seite aus seiner Verankerung gerissen wurde.

      »Das wäre geschafft!« Patrick klang zufrieden.

      Doch der Erfolg hielt nicht lang an. In dem relativ kleinen Raum befand sich nichts außer einer Reihe Stahlschränke, die allesamt einen sehr massiven Eindruck machten.

      »So ein Mist!« Patrick hämmerte seine Faust gegen die Wand. »Hier helfen uns auch die Stuhlbeine nicht weiter.«

      »Dann muss es eben anders gehen.« Martin flitzte aus dem Raum, ohne eine Antwort abzuwarten.

      Sofort fiel Patrick Sandras Pistole ein, aber er verwarf den Gedanken daran wieder. Wenn Martin mit der Waffe ankam, würde er ihm erklären müssen, dass das ein sinnloses Unterfangen war, denn im Gegensatz zu dem, was in manchem Hollywood-Film zu sehen war, konnte man ein solches Schloss keinesfalls aufschießen. Im Gegenteil musste man sich sogar höllisch vor Querschlägern in Acht nehmen, was es ratsam erscheinen ließ, erst gar nicht den Versuch zu unternehmen.

      Kurz darauf war Martin wieder da. Freudestrahlend schwenkte er einen Schlüsselbund vor dem Gesicht des anderen.

      »Wo hast du die her?«

      »Waren hinter dem Mehl in einem der Küchenschränke versteckt.« Martin grinste.

      »Und wie kommt man auf so etwas?«

      »Ich will es einmal so ausdrücken: Ich musste schon öfter in meinem Leben Dinge verstecken, also weiß ich auch, wie man Verstecke findet.«

      »Klingt logisch. Und wenn es jetzt noch tatsächlich die Schlüssel für die Waffenschränke sind, dann hast du dir einen Orden verdient, mein Junge. Oh, entschuldige bitte, alte Gewohnheit.«

      *

      Die meisten Schränke enthielten nur Sportwaffen, doch in einem wurden die beiden Männer fündig. Neben einem antiquiert wirkenden Vorderlader befand sich ein halbwegs passabel aussehendes Gewehr darin, das für ihre Zweck geeignet schien.

      »Oh ein original K98k« stellte Patrick mit Kennerblick fest. »Das war das Standardgewehr der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.«

      »Sie kennen sich mit Waffen aus?«

      »Nicht wirklich, dafür aber mit Geschichte. Und diese Waffe ist mir in Erinnerung geblieben, weil mir einst ein Jugendfreund in höchsten Tönen davon vorschwärmte. Mit einer entsprechenden Zieleinrichtung versehen, soll es sich selbst heute noch bestens als Scharfschützengewehr eignen. Das hat wohl mit dem starr verriegelnden Verschluss zu tun, wie er es ausdrückte, was irgendwie Einfluss auf die Präzision beim Schießen hat. Genau verstanden habe ich es aber nicht.«

      »Ich denke, die Theorie dahinter ist nicht wirklich wichtig. Hauptsache man kann sich damit effektiv gegen die Zombies zur Wehr setzen.«

      »Und der Herr belohnt all jene, die beharrlich sind. Das hier dürfte die passende Munition sein.«

      *

      Mit ihrer Ausbeute zufrieden hatten sich die beiden wieder im Schankraum bei den anderen eingefunden und warteten darauf, dass Sandra zu sich kam. Diese tat