Chronik von Eden. D.J. Franzen

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Название Chronik von Eden
Автор произведения D.J. Franzen
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783957771285



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etwas verdächtiges bemerkt.«

      Eine Welle bejahender Gedanken prasselte auf Martin ein. Verwirrt sah er die Kinder an und hob die Hand.

      »Und bitte ... macht es mit Worten. Nicht mit ... ihr wisst schon.«

      Gerhard und Kurt traten grinsend vor.

      »Du kannst es ruhig aussprechen«, sagte Gerhard.

      Kurt nickte heftig.

      »Ja, wir können es alle, wie wir gestern festgestellt haben.«

      »Bitte?«

      »Wir alle sind ... hm ... anders«, sagte Gerhard. »Wir haben es schon gespürt, als ihr gestern auf der Flucht vor den Knirschern ward.«

      Martin seufzte tief.

      »Na gut. Mich haut eh nichts mehr um. Wenn es Tote gibt, die mit einem Mordshunger auf frisches Menschenfleisch umherwandeln, warum soll ich DAS nicht auch noch glauben?«

      Er ging vor den Kindern in die Knie und sah sie eindringlich an.

      »Behaltet aber bitte eure Fähigkeiten für euch! Ich weiß nicht, wie die anderen beiden Erwachsenen darauf reagieren. Vor allem Sandra. Sie hat eine Waffe. Sie sie ist ... naja, etwas ruppig, und ich möchte deswegen nicht, dass sie etwas von euren Fähigkeiten erfährt. Und jetzt los. Und seid vorsichtig.«

      Die Kinder nickten mit einem absurd feierlichem Ernst, als Martin aufstand. Mit einem letzten, zweifelnden Blick wandte er sich ab und marschierte los. Nach einigen Schritten griff Gabi nach seiner Hand.

      Martin sah zu ihr herab.

      Wieder dieser Blick voller unverhohlener Heldenverehrung.

      Dürfen wir ein Lied singen?

      Martin zuckte zusammen. Konzentriert dachte er seine Antwort.

      Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?

      Wir würden ja auch leise singen. Du weißt schon ...

      Bevor Martin eine Antwort geben konnte, erklangen leise die Stimmen der Kinder in seinem Kopf.

      Wir sind die Pilger nach Eden

      dort wollen wir in Frieden leben

      und unter Seinem hellen Licht

      das Dunkel uns niemals anficht

      wir sind die Vergessenen

      beschimpft als die Besessenen

      doch wir sind nur die Pilger nach Eden

      wo in Frieden wir werden ewig leben

      *

      Ganz in der Nähe des Hauses stand ein Schemen mitten auf dem Feld. Je weiter sich die Flüchtlinge entfernten, um so schärfer wurden die Umrisse des Schemens, bildeten zuerst die Kontur eines menschlichen Körpers, dann ganz langsam die Gestalt einer Frau, und schließlich war die Metamorphose von Licht in Fleisch und Blut vollendet.

      Es war eine Frau.

      Groß und mit feinen Gliedern, gekleidet in einen weißen Anzug. Ihr Haar fiel in dunklen Wellen über ihre Schultern. In ihrem Blick lagen Weisheit, Liebe und Trauer.

      Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel der Frau.

      »Ja, ihr seid wahrhaftig Pilger«, sagte sie leise. Ihre Stimme war tief und klar, strafte ihr Aussehen Lügen. »Und ihr seid wirklich die Vergessenen. Aber ich habe euch nicht vergessen. Ich werde euch auf eurem Weg schützen, so wie ich es nach Kräften vermag.«

      Die Frau seufzte.

      »Vielleicht wird ER mich dann endlich verstehen, vielleicht darf ich dann endlich wieder zu seiner Rechten sitzen.«

      Die Frau folgte mit festen Schritten der Gruppe.

      »Ich werde euch schützen und nach Eden geleiten. Das schwöre ich bei meinem Namen. Luzifer, der Lichtbringer.«

      Ende des zweiten Buches der Chronik von Eden

      Drittes Buch: Verlorene Hoffnung

      von Ben B. Black

      Kapitel I - Das Häuschen im Grünen

      Die aufgehende Sonne suchte sich einen Weg durch die Schlitze des Rollladens, kleine Staubpartikel tanzten in ihren Strahlen und reflektierten das Licht. Stephan drehte sich grunzend auf die andere Seite, ließ donnernd einen Darmwind entweichen und versuchte, mit einem »nur noch fünf Minuten« auf den Lippen wieder einzuschlafen.

      Dann bemerkte er den beißenden Geruch, der definitiv nicht von ihm verursacht worden war, denn kein lebendes Wesen war in der Lage, so einen Gestank zu verbreiten. Vorsichtig öffnete er sein rechtes Auge ein winziges Stück weit und linste in Richtung der Sauerei am anderen Ende seines Schlafzimmers.

      »Schade«, seufzte Stephan, »dabei hatte ich gehofft, dass alles nur ein Traum gewesen ist. Du meine Fresse, muss ich strack gewesen sein, als der Freak hier aufgetaucht ist.«

      Kopfschüttelnd setzte er sich auf und bereute die schnelle Bewegung sofort. Ein stechender Schmerz suchte sich gleißend einen Weg durch sein Großhirn, nur um sogleich Kurs auf die Sehorgane zu nehmen, die Stephan umgehend schloss, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

      »Erstmal eine Aspirin einwerfen«, murmelte er, als er sich mit geschlossenen Augen langsam aus seinem Bett erhob und sich noch kurz an dessen Rand festhielt, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen.

      Als er einen einigermaßen stabilen Stand gefunden hatte, fühlte er sich auch wieder stark genug für das, was es hier zu sehen gab. Entschlossen hob Stephan seine Lider und schaute sich die versaute Zimmerecke an.

      In einer Lache geronnenen Blutes lag eine Gestalt mit merkwürdig verrenkten Gliedern, bei denen das teilweise fehlende Fleisch die Knochen hervorblitzen ließ. Dort wo der Kopf hätte sein sollen, befand sich nur noch eine breiige Masse, von der offenbar auch der größte Teil des widerlichen Gestanks ausging, der das Zimmer erfüllte.

      Stephans Magen rebellierte mit Macht und brachte sein Herrchen dazu, den wieder aufflammenden stechenden Kopfschmerz zu ignorieren und sich schnellstmöglich in Richtung der Kloschüssel in Bewegung zu setzen, um die Schweinerei im Schlafzimmer nicht noch weiter zu vergrößern.

      *

      Stephan saß am Küchentisch und sah der großen weißen Tablette dabei zu, wie sie sprudelnd in einem Glas Wasser tanzte. Mit zitternden Fingern rieb er sich einen Rest Erbrochenes aus dem Mundwinkel. Er schwankte noch ein bisschen auf dem Stuhl, auf den er sich hatte fallen lassen.

      Schließlich hatte sich das Schmerzmittel vollends aufgelöst, und Stephan stürzte gierig die schäumende Flüssigkeit hinunter. Es gluckerte kurz in seinem völlig entleerten Magen, dann brach sich ein ausgewachsener Rülpser Bahn, den Stephan hemmungslos in die Freiheit entließ.

      »Besser!«, stellte er zufrieden fest.

      In etwa einer Viertelstunde würde das leichte Medikament seine Wirkung entfalten und ihn endlich von den Kopfschmerzen befreien, die sich mittlerweile so anfühlten, als ob eine Horde Zwerge ein Bergwerk in seinem Kopf eröffnet hätte und dort begierig nach Bodenschätzen schürfte. Bis die ungebetenen Gäste vollends vertrieben waren, würde er sich ein leichtes Frühstück genehmigen, um anschließend genug Kraft zu haben, sich des Zustands seines Schlafgemachs anzunehmen.

      Stephan erhob sich von seinem Stuhl und schlurfte zum Fenster, um den Rollladen hochzuziehen. Zufrieden stellte er fest, das vor dem Haus alles so aussah wie immer. Der tote Freak in seinem Schlafzimmer musste sich offenbar verlaufen haben, denn von seinen Kumpels war weit und breit keiner zu sehen.

      »Tja, dein Pech, dass du meine Ruhe gestört hast.« Stephan grinste gehässig. »Mein Alu-Baseballschläger leistet eben immer noch hervorragende Dienste. Das ist Qualitätsarbeit Made in the USA,