Chronik von Eden. D.J. Franzen

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Название Chronik von Eden
Автор произведения D.J. Franzen
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783957771285



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Nummer Sicher gehen.«

      Martin nickte. Ja, das konnte er nachvollziehen, wenn da draußen wirklich Zombies rumliefen. Mit diesem Gedanken fuhr ihm eisiger Schrecken durch die Glieder.

      »Die Kinder?«

      »Sind in Sicherheit.«

      »Gut.«

      »Nichts ist gut, du Junkie.«

      »Bitte?«

      »Ich habe die Einstiche gesehen.«

      Unbewusst griff Martin sich an die Hoden. Die Rothaarige grinste.

      »Keine Angst. Ich habe deine Kronjuwelen nur beiseite gelegt, aber nicht geklaut.« Sie entspannte sich sichtlich, und auch Martin wurde ruhiger.

      »Machst du uns Ärger?«

      »Inwiefern?«

      Sandra griff auf den Schminktisch neben sich und warf Martin das Fläschchen mit Heroin zu.

      »Hier. Wie lange kommst du damit hin?«

      Martin griff vorsichtig nach dem Fläschchen auf seiner Brust.

      »Keine Frage nach einer Spritze?«

      »Du spritzt selten. Die Einstiche sind zu gut verheilt, als dass du dir regelmäßig eine Nadel neben die Eier setzt. Du sniffst mehr. Ich habe auch deine Nasenschleimhäute gesehen. Also, wie lange und wie sieht es mit Ärger aus?«

      »Lange genug, und keinen Ärger.«

      Das Auge der Pistolenmündung sank nach unten. Sandra ging zur Tür.

      »Zieh dich an. Wir warten unten in der Küche auf dich.«

      *

      Eine Stunde später saß Martin in der Küche des Bauernhofs. Eine Propangaslampe spendete gelbliches Licht und bei allen Fenstern waren die Fensterläden geschlossen, damit kein Licht nach draußen dringen konnte. Die Kinder waren versorgt und lagen nebenan im Wohnzimmer. Sandra und Pfarrer Stark hatten Martin schon berichtet, wie sie hierher gelangt waren. Jetzt war es an ihm, ihnen seine Geschichte zu erzählen. Er begann mit Karins Tod. Als er über seine schwammigen Erinnerungen nach seiner Festsetzung berichtete, schüttelten Sandra und der Pfarrer ungläubig die Köpfe. Sie schwiegen aber und stellten keine Fragen. Martin erzählten den beiden über sein Treffen mit den Kindern und ihrer Flucht. Als Martin Ritchies Namen und seinen Tod erwähnte, wurde der Pfarrer blass. Sandra zuckte sichtlich zusammen.

      »Und jetzt sind wir hier«, beendete er seinen Bericht. Sandra sah ihn misstrauisch an.

      »Und was ist mit deinem speziellen Problem?«

      Martin schluckte. Sollte er den beiden die Wahrheit sagen? Würde sie ihm glauben? Er atmete tief durch und fasste einen Entschluss.

      »Es fing sehr früh an bei mir. Ich war vierzehn. Erst war es nur dieses ständige Rauschen in meinem Kopf. Dagegen halfen ab und zu ein paar Aspirin. Dann kam ich in die Pubertät, und es wurde immer schlimmer.«

      Seine Finger wanden sich unruhig umeinander, als wären sie selbstständige Lebewesen.

      »Erst waren es nur nichtopioide Schmerzmittel. Dann halfen sie nicht mehr, ich nahm das starke Zeug. Tetrazepham, Novalgin ... aber das half irgendwann auch nicht mehr. Jedenfalls nicht langfristig. Ich bin dann durch Zufall auf einen Kommilitonen gestoßen, der Connections hatte. Ich wollte Gras, doch der Typ meinte, ich solle direkt was Ordentliches nehmen.«

      Martin sah auf. Weder in Sandras Gesicht, noch in dem des Pfarrers sah er einen Vorwurf. Ein gutes Gefühl, trotz der Scham über seine Schwäche.

      »Tja, und jetzt schnupfe ich an guten Tagen nur ein oder zweimal eine kleine Prise. An schlechten, oder wenn ich unter viele Menschen muss, setze ich mir eine Nadel.«

      »Wie lange?«, fragte Sandra.

      »Beides inzwischen etwa ein halbes Jahr. Ich habe immer neue Nadeln genommen.«

      »Du wirst runterkommen müssen. Die Columbia-Connection dürfte zusammengebrochen sein.«

      Eine Feststellung, keine Frage. Martin nickte Sandra zu.

      »Ja.«

      »Das wird hart.«

      Stark stand auf und holte eine Notration.

      »Wir werden hier nicht lange bleiben können«, sagte er. »Du wirst das Meiste unterwegs durchzustehen haben.«

      »Ich dachte, ihr wolltet euch hier verschanzen und bleiben?«

      Sandra schüttelte den Kopf.

      »Mit unseren begrenzten Vorräten? Das wird nicht funktionieren. Außerdem erscheint mir dieser Hof als sehr ungünstig zu verteidigen. Sicher, wir haben rundum freie Sicht. Aber was uns nutzt, hilft auch dem Feind.« Sie stand auf und ging an das Fenster. »Aber es gibt da noch eine Sache, die mich stutzig macht.«

      Sie holte tief Luft, sammelte sich und wandte sich dann Martin.

      »Was ist da draußen genau passiert? Hast du irgendetwas sonderbares bemerkt, als die Zombies euch angegriffen haben?«

      Martin ahnte, worauf sie hinauswollte.

      »Ich weiß nicht was du meinst?«

      »Ich weiß genau, wohin ich geschossen habe, und wohin nicht. Außerdem lässt die Munition, die ich in meiner Waffe habe, keine Schädel platzen, als seien es Melonen in einer Mikrowelle.«

      Martin rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.

      »Das ist nicht so leicht zu erklären.«

      Sandra zuckte mit den Schultern.

      »Dann versuche es einfach. Das war nämlich nicht das erste Mal, dass ich den Kopf eines dieser Dinger habe platzen sehen. Wenn du etwas weißt, das uns in dieser Scheiße helfen kann, dann heraus damit.«

      Martin holte tief Luft.

      »Das Rauschen, von dem ich euch erzählt habe und wegen dem ich ... äh ... abhängig geworden bin ...«

      Martin stockte. Wie sollte er das in Worte fassen, was er selber noch nicht so richtig glauben konnte, obwohl er es bewusst ausprobiert und wahrgenommen hatte?

      »Die Kinder können es viel besser. Glaube ich jedenfalls.«

      »Was?«, fragte Sandra. Martin schluckte trocken.

      »Ich kann Gedanken lesen.«

      Sandra lachte spöttisch auf. Sie schüttelte den Kopf.

      »Schwachsinn. Bist du schon so auf Droge, dass du nicht mehr zwischen Realität und stoned Dreams unterscheiden kannst?«

      Bevor Martin etwas sagen konnte, wurde ein warnendes Gefühl in ihm breit. Es war, als würde ihm Karins Stimme warnen und ihn dazu drängen, jetzt auf keinen Fall auf seiner Aussage zu beharren. Sandra wandte sich ab. Sie seufzte tief.

      »Ich glaube eher, dass es etwas mit der Seuche zu tun hat. Wenn sie dafür sorgt, dass Tote wieder aufstehen und Menschen fressen, warum soll sie dann nicht auch dafür sorgen, dass den Dingern irgendwann die Schädel platzen? Vielleicht müssen wir nur lange genug überleben und diese Dinger da draußen sterben von alleine aus?«

      Stark sah Martin die ganze Zeit tief in die Augen. Er nickte langsam.

      »Ich stimme Sandra zu«, sagte er langsam. »Alles andere wäre wider Gottes Natur. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, die Gedanken eines anderen Menschen zu lesen ... oder sogar schlimmeres.«

      Martin stemmte sich gegen die Stimme in seinem Kopf.

      »Und das Rauschen, dass ich höre? Das Knirschen, wenn die Zombies in der Nähe sind?«

      Sandra schüttelte den Kopf. Ihr Blick war hart.

      »Ich hatte mal einen Freund, der war HNO-Arzt. Er hatte eine kleine Patientin, die genau das gleiche behauptet hat, wie du. Und weißt du, was sich nach etlichen Untersuchungen herausgestellt hat? Sie hatte