Название | In Dankbarkeit und Freude |
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Автор произведения | Adalbert Ludwig Balling |
Жанр | Религия: прочее |
Серия | |
Издательство | Религия: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957448309 |
Vielleicht hing es aber auch damit zusammen, dass man über Jahrhunderte in den fränkischen Gauen die Kindererziehung mit Drohungen, Schlägen, Höllenpredigten und fast täglichen Aufforderungen zum Brav-Sein verbunden hatte. Das war über Generationen hinweg so – und galt allgemein als gut und korrekt. Man meinte, je härter und strenger die Erziehung der Kinder und Jugendlichen, umso größer die Chance, dass etwas aus ihnen würde; dass sie später das Leben auch meisterten.
Natürlich gab es auch früher schon Zweifel an dieser Methode. Von Georg Christoph Lichtenberg ist uns zum Beispiel folgende Aussage überliefert: Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns Zwergobst!
Heute, am Anfang des noch jungen dritten Jahrtausends, wundern wir (von der älteren Generation) uns umso mehr, wie unbelastet und auf kecke Weise frei und selbstsicher die Kinder inzwischen öffentlich auftreten. Von anerzogener oder eingeprügelter Schüchternheit keine Spur mehr. Und das ist gut so!
Andererseits, auch das muss man der Wahrheit wegen hinzufügen: Wenn einzelne Vertreter des Frankenlandes mit geschwellter Brust zu prahlen beginnen und sich zuweilen wie Hochstapler benehmen, dann tun sie es, leider, nicht selten im grenzenlosen Übermaß! Mitunter so maßlos übertrieben, dass man sich schämen möchte, sie als engere Landsleute zu bezeichnen und mit ihnen den gleichen Dialekt zu sprechen.
Sticheln und Frotzeln als Ausdruck echter Lebensfreude
Etwas anderes, meines Erachtens typisch Fränkisches, ist das Sticheln. Meine Onkel waren diesbezüglich fast schon geniale Könner; allen voran der Hopferstädter Onkel Schorsch! Aber auch mein Taufpate Onkel Ludwig sowie die eingeheirateten Männer von Papas Schwestern verstanden sich darauf – z. B. Onkel Martin und Onkel Hans. (Auf sie komme ich später noch zurück.)
Waschechten Unterfranken, so schien es, machte damals Sticheln allemal richtig Spaß: Sowohl denen, die zu sticheln verstanden, als auch denen, die auf den Arm genommen wurden. Denn eines war immer klar: Sticheln könne man allenfalls mit bzw. gegen diejenigen, die man gern habe; Feinde könne man nicht aufziehen. Heimtückische oder argwöhnische Feinde verstehen keinen Spaß. Bösewichte haben keinen Sinn für Humor! Ihnen fehlt jede Gelassenheit und jede Spur von innerer Heiterkeit.
Denn wer andere stichele, so meinten unsere Altvorderen, wolle ihnen keinesfalls wehtun, sondern sie eben nur ein bisschen stupfen oder kitzeln. Nach dem alten Sprichwort: Wer sich liebt, der neckt sich! – Wobei natürlich stets auch die Botschaft weitergegeben wurde: Nimm es nicht übel; lache mit! Und: Stichle zurück! Verdirb uns den Spaß nicht an der Freude!
Dazu brauchte es ein wenig Mut zum Duell, eine gewisse Schlagfertigkeit, aber auch genügend Fingerspitzengefühl und vornehmen Takt, wie weit man gehen dürfte, ohne dem Andern wehzutun.
Letztlich war Sticheln, so wie wir es früher verstanden, Ausdruck echter Lebensfreude und tiefer Zufriedenheit mit sich selber. Miesepeter eignen sich nicht zum Sticheln; trostlos Traurige auch nicht, und schon gar nicht ängstliche Pessimisten.
Also ein dreifaches Hoch auf die fränkischen Stichler! Und auf alle, die sich selber nicht gar zu wichtig nehmen; die Lebensfreude ausstrahlen und vielleicht auch dafür dankbar sind, dass Gott sie mit Humor ausgestattet hat, und dass es ihnen bei aller Freude am Frotzeln nicht darum geht, den Andern in die Suppe zu spucken, sie zu demütigen oder ihnen seelischen Schaden zuzufügen, sondern ganz im Gegenteil, sie bei allem Ernst des Lebens ein wenig aufzuheitern.
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