Osteopathie und Swedenborg. David Fuller

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Название Osteopathie und Swedenborg
Автор произведения David Fuller
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523395



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seine drei frühen Mitstreiter in New York der universalistische Geistliche und Verleger Samuel Brittan, dessen Schwager Silas Lyon, ein Arzt, sowie Rev. William Fishbough, ebenfalls ein universalistischer Geistlicher, der 1845 – 1847 Davis’ Trance-Vorträge aufzeichnete. In den universalistischen Kirchen der Gegend um New York gab es viele Menschen, die an Swedenborg sehr interessiert waren; die Gegend bildete gleichsam einen Brennpunkt der swedenborgianischen Bewegung in den 1840ern. Obgleich sie wahrscheinlich keine echten Swedenborgianer waren, hatten sie doch Interesse an Swedenborg. Auch der bekannte swedenborgianische Professor Bush besuchte die Vorträge von Davis und stand im Kontakt mit anderen Besuchern. 1847 wurden diese Vorträge als The Principles of Nature, Her Divine Revelations, and a Voice to Mankind veröffentlicht. Es handelte sich um Davis’ erstes Buch und es erschien, nachdem Davis Bushs öffentliche Unterstützung gewonnen hatte, was zu maßgeblich seinem anschließenden Erfolg beitragen sollte. Das Buch beruhte offensichtlich auf Swedenborgs Kosmologie und Theologie. Dem Historiker Frank Podmore zufolge geht es in The Principles of Nature inhaltlich um Folgendes:

       „Das Buch verkörpert philosophische und theologische Sichtweisen, die in der Luft lagen. Die Lehre vom Großen Menschen, die Wissenschaft der Entsprechungen, die Beziehungen zwischen der Welt der Materie und der Welt des Geistes – mit einem Wort der größere Teil seines theologischen Schemas – stammen von Swedenborg.”

      Andere Menschen traten in Verbindung zu dieser frühen Gruppe, darunter die Swedenborgianer Joel Tiffany, W. S. Courtney und W. M. Fernald, ferner Thomas Lake Harris, der einen universalistischen Hintergrund hatte und später als Swedenborgianer, wenn auch als sehr Freier Geist, verortet wurde.257

      W. M. Fernald verteidigte Davis früh und besuchte seine Sitzungen, in denen dieser um 1845 im Trancezustand diktierte Texte vortrug. Er war bereits sehr versiert in den Ideen und Prinzipien der ‚Theologie, der reinen Theosophie und des rationalen Spiritismus’. Bei einer dieser Sitzungen traf er auch Professor Bush. Sie wurden gute Freunde, wobei Bush Fernald über Swedenborgs Ideen ins Bild setzte. Dies führte dazu, dass Fernald zum Swedenborgianismus konvertierte und am Ende des Jahrzehnts als Geistlicher der Neuen Kirche ordiniert wurde. Fernald blieb ein enger Freund Bushs und schrieb nach dessen Tod eine Gedenkschrift. Er unterstützte außerdem Thomas Lake Harris nach Kräften. Fernald lässt sich gewissermaßen als Inbegriff eines Freien Geistes verstehen.

      Die Philosophie der Harmonie war also nachweislich und in erheblichem Maße von Swedenborgs Ideen geprägt. Das lag nicht nur an Davis’ revisionistischer Version der Schriften Swedenborgs, sondern ebenso am engen Kontakt ihrer Vertreter zu Swedenborgianern und ihr reges Interesse am Swedenborgianismus. Das Spektrum ihrer Anhänger reichte von neugierigen Lesern von Swedenborgs Schriften über ebenso begeisterte wie kreative Denker bis hin zu regulären Mitgliedern der Neuen Kirche. Letztere verfügten über ein breites und tiefes Verständnis von Swedenborgs Gedanken. Die daraus erwachsende und von der Gruppe verbreitete Philosophie der Harmonie bestand also zum guten Teil aus Swedenborgs Gedankengut, allerdings mit gewissen Modifikationen. Die hauptsächliche Differenz zum Swedenborgianismus bestand darin, dass die Philosophie der Harmonie davon ausging, der Kontakt mit Geistern könne ein gutes und hilfreiches Werkzeug sein, um eine tiefere Einsicht in die und ein Verständnis für die Realität zu gewinnen. Konservative Swedenborgianer der Neuen Kirche zitierten hingegen Swedenborgs Warnungen vor dem willentlich herbeigeführten Kontakt mit Geisterwesen und sie distanzierten sich davon – mit der bemerkenswerten Ausnahme der Swedenborgianer der Neuen Ära, welche ihre spiritistischen Praktiken in den 1850ern fortsetzten, wobei sie stark mit den Philosophen der Harmonie und der frühen spiritistischen Bewegung interagierten.258

      Die öffentliche Reaktion auf Davis’ Principles of Nature variierte erheblich. Einige Menschen glaubten, dass Davis wirklich mit Geisterwesen kommuniziere. Er sei vom Geist Swedenborgs über eine neue harmonische Vision instruiert worden, die den Beginn eines Neuen Zeitalters bedeute und welche auch einen Kontakt mit dem Reich der Geisterwesen umfasse. Andere wie Bush waren der Ansicht, obgleich Davis in der Tat Kontakt mit Geisterwesen gehabt haben möge, seien dies nicht diejenigen gewesen, von denen Davis angenommen habe, dass sie es gewesen wären. Seine Lehren hätten nichts von der Autorität Swedenborgs an sich. Obgleich auch die Reaktion innerhalb der Neuen Kirche selbst variierte, war ihre offizielle Reaktion doch darüber verdrossen, dass jemand Swedenborgs Werke im Namen eines angeblichen Geistes Swedenborgs plagiierte. Wieder andere äußerten in der Öffentlichkeit, dass Davis wirklich geglaubt habe, was er sagte und schrieb. Doch habe er sehr wahrscheinlich ein ausgezeichnetes Gedächtnis und sich an große Teile seiner eifrigen Lektüre Swedenborgs und anderer Autoren erinnert. Das sei dann in seinem System unter Hypnose bzw., als er im Trancezustand diese Gedanken wieder aufgerufen habe, durcheinander geraten. Einige der Textpassagen stimmen nahezu oder vollständig mit Swedenborgs Werken überein. Die größten Skeptiker meinten, dass Davis schlicht ein Opportunist mit exzellenter Erinnerung an seine Lektüren sei, der sein Fähnchen nach den Winden der öffentlichen Meinung ausrichte. Es handele sich um einen Scharlatan, der „[…] seine weit gebildeteren und unendlich leichtgläubigeren Brüder […] hereingelegt habe.259

      So unwahrscheinlich es auch klingt, Davis behauptete, dass er Swedenborgs Überlegungen und Texte weder gekannt habe, noch seien ihm überhaupt irgendwelche größeren Bücher vor seinen Trance-Vorträgen bekannt gewesen. Er behauptete, sein ganzes Wissen komme aus der Geisterwelt. Davis erklärte, dass er in seinem Leben nur fünf Monate Schulbildung genossen und nur ein einziges Buch gelesen habe, den Groschenroman The Three Spaniards. Ein früherer Freund, Rev. A. Bartlett, widersprach. Bartlett kannte Davis aus seinen frühen Jahren 1842 – 1845 und beschrieb ihn als eifrigen Leser, der:

      „[…] einen forschenden Geist besaß, Bücher liebte, insbesondere umstrittene religiöse Werke, die er stets bevorzugte, wenn er sie ausleihen konnte. Und er hatte die Muße, sie durchzulesen. Demzufolge schuldet er diesen Bemühungen einige achtbare Fortschritte in seinen Kenntnissen.”260

      Eine andere Quelle bemerkte, dass Davis den Schriften Swedenborgs begegnet sei, als er nach dem Tod seiner Mutter 1841 bei einem Schuhmacher arbeitete.261

      Wie auch immer der Entstehungsvorgang und die Quelle seiner von Swedenborg beeinflussten Ideen einzuschätzen sind, in jedem Fall wurde seine Philosophie der Harmonie äußerst populär und spielte bald eine bedeutende Rolle für die sich bereits ankündigende spiritistische Bewegung. Davis’ Principles of Nature erlebte 17 Auflagen und wurde bis in die Zeit nach dem Bürgerkrieg hinein veröffentlicht. Davis schrieb ununterbrochen über die Philosophie der Harmonie und entwickelte sie in den folgenden 30 Büchern weiter.262

      Kurz nach der Veröffentlichung der Principles of Nature begründete Samuel Brittan die Zeitschrift The Univercoelum and Spiritual Philosopher, deren Erstausgabe Dezember 1847 erschien. Brittan arbeitete als Herausgeber mit Silas Lyon und William Fishbough zusammen, Thomas Lake Harris stieß später zu der Gruppe und sie alle und weitere Autoren verfassten Artikel. Darin begleiteten sie zahlreiche Vorträge über mannigfache Themen, welche sich auf die Philosophie der Harmonie bezogen. Die meisten Autoren waren ehemalige universalistische Geistliche oder Swedenborgianer der einen oder anderen Art. Die Zeitschrift förderte Davis’ Ideen, widmete sich aber auch direkt denen Swedenborgs und gleichgesinnten aus dem Universalismus und dem Transzendentalismus. Dadurch entstand eine ausgeglichene Mischung von Denksystemen mit vielen Übereinstimmungen. Die Mitarbeiter des Univercoelum förderten naturgemäß die Philosophie der Harmonie und hier insbesondere die Idee, dass Harmonie allen voran die Einheit von Wissenschaft und Theologie bedeute. Man erreiche größere Harmonie durch ein besseres Verständnis der Beziehungen zwischen geistiger und materieller Welt sowie der Prinzipien der Naturgesetze, welche beide ebenso leiteten, wie die Interaktion zwischen ihnen.

      Die erste Ausgabe von The Univercoelum verkündete, dass sich eine notwendige und unausweichliche Veränderung in den religiösen Systemen der Welt nähere, welche antiquierte Ideen zum Verschwinden bringen werde. Diese würden durch eine neue Theologie der harmonischen Bewegung ersetzt, die jene intrinsische Intelligenz erforsche, welche die gesamte Schöpfung durchdringe und von die von der Höchsten Gottheit abstamme. Eine Zeit neuer Befreiung sei gekommen. Die Zeitschrift erschien bis Juli 1849. Brittan setzte seine Herausgebertätigkeit mit der spiritistischen