Osteopathie und Swedenborg. David Fuller

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Название Osteopathie und Swedenborg
Автор произведения David Fuller
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523395



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Ärzten, Lehrern, Rechtsanwälten und Literaten. Swedenborgs philosophischer Ansatz, seine übergreifende Kosmologie, seine der Wissenschaft entnommenen Veranschaulichungen (insbesondere aus der Anatomie) sowie seine menschenfreundliche und rationale Theologie mit der Betonung des persönlichen geistigen Wachsens und sein Bruch mit der Orthodoxie der ‚alten’ christlichen Kirchen erschien diesen Menschen als der Beginn eines neuen und aufgeklärten Zeitalters. Zudem waren viele seiner Schriften in lateinischer Sprache verfügbar, die viele gebildete Menschen aus diesen Berufen ohne Weiteres lesen konnten.158

      In den 1820ern bestanden mehrere bedeutende Zentren eines institutionellen Swedenborgianismus in Nordamerika, insbesondere in Baltimore, Boston, Philadelphia und New York. Es existierten aber auch Gruppen weiter im Westen, etwa in Cincinnati. Im folgenden Jahrzehnt sollte sich in Chicago ein starkes Aktivitätszentrum der Neuen Kirche entwickeln. Obgleich es stets starke Bemühungen gegeben hatte, Swedenborgs Schriften zu veröffentlichen und auf dem Wege des gedruckten Wortes zu verbreiten, kam es in den 1820ern zu einer besonderen Anstrengung, seine Lehren nach Westen zu verbreiten. Geistliche wurden zu diesem Zweck nach Ohio, Indiana, Illinois, Missouri, Tennessee, Kentucky und West Virginia entsandt. Sie hatten Erfolg und bald hielt eine ‚Westliche Gemeinschaft der Kirche des neuen Jerusalem’ regelmäßige Treffen ab, um Gesellschaften in diesen Staaten zu unterstützen. Im Zusammenhang mit dieser Bewegung nach Westen nahm die Neue Kirche einen stärker evangelikalen und emotionalen Ton an, doch sie gründete noch immer auf derselben Lehrbasis wie die intellektuellere Neue Kirche der Oststaaten. Die grundlegenden Lehren blieben gewahrt. Die Neue Kirche dieser Zeit hielt auch an ihrem Schwerpunkt, der Veröffentlichung von Swedenborgs Schriften, fest. In den 1820ern war De coelo et ejus mirabilibus ein amerikanischer Bestseller, der im Blick auf Popularität und Verkaufszahlen mit James Fenimore Cooper und Walter Scott konkurrierte.159

      Es gab einen unabhängigen Missionar der Neuen Kirche, ohne den keine Erörterung der Ausbreitung der Neuen Kirche nach Westen auskommen kann: Johnny Appleseed. Johnny Appleseed wurde als Jonathan Chapman 1775 in Boston geboren. Er entschloss sich zu einem Leben als wandernder Saatguthändler und brachte Apfelbäume zu den Grenzen Ohios und weiter in den Westen. Seine Apfelsamen bekam er von den Apfelpressen im Westen Pennsylvanias und er pflanzte sie in fruchtbaren, umfriedeten Flecken in den Grenzgegenden an. Später brachte er die kleinen Pflanzen direkt zu den Farmen der Siedler, verkaufte sie an diejenigen, die bezahlen konnten, und verschenkte sie an diejenigen, die es nicht konnten. Überraschenderweise machte er gute Geschäfte und hatte stets Geld für diejenigen, die in Not waren. Ein weiteres Projekt bestand darin, Pferde zu retten, die ermüdet und von den Pionieren auf ihrem schwierigen Weg nach Westen zurückgelassen worden waren. Er sammelte die Pferde in Einpferchungen in der Nähe ärmerer Siedlungen und bezahlte die Siedler dafür, dass sie die Pferde während seiner Abwesenheit pflegten. Er reiste im Kanu und auf Pferden, doch meistens ging er zu Fuß, oft ohne Schuhe. Anstelle eines Hutes trug er eine Blechpfanne und er hatte immer eine Ledertasche voll Apfelsamen bei sich. Die Siedler waren sich nicht sicher, was sie mit diesem schrägen Vogel anfangen sollten, die Kinder liebten ihn und die amerikanischen Ureinwohner verehrten ihn als einen mächtigen Medizinmann. Er liebte alle lebendigen Geschöpfe und war strenger Vegetarier. Unter dem Namen Johnny Appleseed wurde er weithin bekannt.160

      Johnny Appleseed transportierte aber auch Setzlinge anderer Art. Stets hatte er Abschnitte aus Swedenborgs Schriften bei sich, die er an Familien im Grenzland verteilte. Richter Young aus Greensburg versorgte ihn mit Büchern für seine Missionsarbeit. Chapman teilte die Bücher in Kapitel, die er zu Broschüren heftete. Er trug sie auf seinen Wegen durch die Wildnis in seiner Ledertasche zusammen mit Saatpflanzen, wie eine ‚menschliche zirkulierende Bibliothek’. Er hinterließ Kapitel bei verschiedenen Holzhäusern, wenn er unterwegs war. Bei der Rückkehr sammelte er sie wieder ein und die Zirkulation ging weiter. Es war zweifellos eine unorthodoxe Methode, Swedenborgs Ideen zu verbreiten, und es war auf diese Weise auch eher schwierig, ein Buch von Kapitel zu Kapitel zu lesen. Er predigte und sprach zudem abends am Lagerplatz zu faszinierten Gruppen. Viele Familien des Grenzlands kamen so durch Johnny Appleseed in Kontakt mit Swedenborgs Gedanken und später auch mit der organisierten Neuen Kirche, deren Mitglieder sie häufig wurden, sobald sie sich in der Gegend entfaltete. Nachdem Ohio besiedelt war, zog Appleseed weiter nach Indiana, stets an der Spitze der Siedler. Er mochte es, über Swedenborgs Ideen vor jedermann zu predigen: von amerikanischen Ureinwohnern bis zu protestantischen Predigern. Er setzte seine Wanderarbeit bis zu seinem Tod mit 72 Jahren fort.161

      In den 1830ern und 1840ern waren in den größeren Städten und auch in vielen kleineren Städten Gemeinschaften der Neuen Kirche bereits fest etabliert. Obgleich keine großen Gruppen, zogen sie doch immer wieder gut ausgebildete Anhänger an, die Swedenborgs Schriften ihrerseits kraftvoll verbreiteten und englische Übersetzungen verfügbar machten. Die primären institutionellen Zentren lagen dabei in Boston, Philadelphia, New York, Chicago, Cincinnati und Detroit, dazu kamen weitere, kleinere Gemeinschaften, die über die Oststaaten und den Mittleren Westen verbreitet waren. Obgleich es auch im Südosten in vielen Gegenden ein stärkeres Interesse an Swedenborg gab, entstanden dort keine organisierten Versammlungen und Gemeinschaften der Neuen Kirche.162

      Mitte der 1840 er bestanden etablierte Gemeinschaften der Neuen Kirche im Osten und im Mittleren Westen Nordamerikas. Obgleich sie nicht groß genug waren, um die größeren Gruppen zu bedrohen, wuchs die Neue Kirche während der ersten vier Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Sie zog eine Reihe begabter Führungspersonen an, Menschen mit Talent, Ausdauer und Mitteln. Eine ihrer Hauptaufgaben bestand in der Verbreitung der Schriften Emanuel Swedenborgs. Dieses Ziel erreichten sie und sie verteilten seine Schriften über das Land, veröffentlichten weit verbreitete, periodisch erscheinende Zeitschriften und beeinflussten dadurch auch viele Menschen weit außerhalb der eigenen Gemeinschaften.163

      Boston etablierte sich als ein Zentrum der Neuen Kirche, obwohl diese dort später als an anderen Orten entstanden war, denn obgleich es schon zuvor Interesse gegeben hatte, existierte die Bostoner Neue Kirche erst seit 1816, als sie mit der Familie Worcester begann. Das Haupt der Familie, Noah Worcester, DD, war ein Geistlicher der kongregationalistischen Kirche, und fiel dadurch auf, dass er die calvinistische Auffassung der Trinität ablehnte. Er war unabhängig im Denken und gab dies an seine Söhne weiter, die sich mit der Zeit zu Führungspersonen der Neuen Kirche in Neuengland entwickelten. Der ältere Bruder Samuel entdeckte die Lehren Swedenborgs 1815. Er hörte, dass Exemplare von Arcana Coelestia angeblich dem Harvard College übergeben worden waren, erzählte seinem dort studierenden jüngeren Bruder Thomas von den Büchern und reizte damit dessen Neugier, sich auf die Suche nach ihnen zu begeben. Thomas fand die Bücher in einem verstaubten Winkel. Er arbeitete sich durch die lateinischen Bände, wurde rasch zu einem begeisterten Student Swedenborgs und begründete schon bald darauf gemeinsam mit anderen interessierten Studenten, die ebenfalls eifriges Interesse an Swedenborgs Anschauungen entwickelten, eine Gruppe. Sie wurde vom College unterstützt, auch wenn die Mittel begrenzt waren, da es noch weitere Gruppen am College gab. Während Thomas in Harvard die Neugier schürte, begründete Samuel indes eine Gruppe der swedenborgianischen Neuen Kirche in Boston.164

      Sampson Reed war ein wissensdurstiger Student der Harvard Divinity School und ein Kommilitone von Thomas Worcester. Er war der Sohn eines örtlichen unitarischen Geistlichen, der in Harvard einen Abschluss machen und selbst Geistlicher werden wollte. Als regelmäßiges Mitglied der Swedenborg-Studiengruppe in Harvard wurde er zugleich Gründungsmitglied der Bostoner swedenborgianischen Gemeinschaft. Worcester graduierte 1818 zusammen mit Reed und beide schrieben sich unmittelbar darauf an der theologischen Schule ein. Während Worcester dabei blieb und seinen Kurs beendete, schlug Reed einen anderen Weg ein. Er erkannte, dass es schwierig werden würde, mit seinen swedenborgianischen Überzeugungen als Geistlicher bei den örtlichen Versammlungen akzeptiert zu werden. Daher wechselte er die Studienrichtung, erwarb ebenfalls in Harvard einen Master of Arts und wurde Apotheker. Dennoch blieb er eine kraftvolle Stimme in der Gegend, sprach und schrieb über swedenborgianische Themen, arbeitete als Herausgeber des New Jerusalem Magazine und außerdem half er später dabei, die Zeitschrift The Swedenborg Messenger zu etablieren.165

      Anlässlich seiner Abschlussfeier hielt er 1821 einen Vortrag