Osteopathie und Swedenborg. David Fuller

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Название Osteopathie und Swedenborg
Автор произведения David Fuller
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523395



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Geist einen Reinigungsprozess durchlaufe, eine Selbstprüfung und ein Selbstverstehen der eigenen, alles außer Kraft setzenden, lenkenden Liebe. Swedenborg beschreibt ein Prinzip geistiger Assoziation, demzufolge jedes Individuum von anderen mit ähnlichen geistigen Qualitäten und Zuständen in diesem und im nächsten Leben angezogen werde. Alle Geisterwesen verfügten im nächsten Leben über eine sie umgebende Sphäre, die ihrem Charakter und der Liebe entspreche, die von jedem Individuum ausgehe, einem Geruch vergleichbar, der von den Geisterwesen wahrgenommen werden könne. Wie es eine endlose Variation von Affektionen und Charakteren gebe, so gebe es auch eine analoge Verschiedenheit der Sphären, welche die Einzigartigkeit des Einzelnen zum Ausdruck bringe. Diejenigen mit ähnlichen Charakteren und Sphären seien miteinander kompatibel und zögen einander an, während diejenigen mit entgegen gesetzten Sphären voneinander abgestoßen würden. Swedenborg erklärt, dass eine Person nach dem Tod allmählich zu dem Ort ziehe, welcher mit ihrer herrschenden Liebe zusammenpasse, zu einer Gesellschaft ähnlicher Menschen im Himmel oder in der Hölle. Swedenborg schildert den Himmel als angefüllt mit Gruppen von Engeln, die ähnliche Sphären teilen. Sie fänden es gut, für andere nützlich zu sein, und genössen das Leben mehr als irgendetwas anderes in ihrer früheren natürlichen Existenz. Die Hölle bestehe dagegen in einer inversen Spiegelung des Himmels. Sie sei durch die zerstörerische Kraft der negativen Lieben derjenigen verformt, die sich entschlossen hätten, dort zu leben. Gleichwohl gebe es eine Art Ordnung, um die Einwohner davon abzuhalten, einander zu verletzen. Und sie müssten etwas Nützliches tun. Swedenborg stellt zudem deutlich fest, dass, obgleich die geistige Existenzebene in die natürliche einfließe, die Interaktion beider Ebenen unbewusst erfolge.127

      Swedenborg betrachtete sich selbst aufgrund göttlicher Vorhersehung bzw. sowohl durch seine Studien als auch durch sein geistiges Wachsen und seine spirituellen Erfahrungen in seinem gesamten Leben als vorbereitet, als ein besonderes Werkzeug zu dienen, der Welt neue Wahrheiten zu lehren und mitzuteilen. Er erklärte, dass es ihm ermöglicht worden sei, als Forschender nach Wahrheit bewusst in die geistige Welt einzutreten, um Einsichten zu bestätigen, die ihm vom Herrn eröffnet worden wären und die sich aus der Exegese des biblischen Buchstabens im Hinblick auf dessen innere Bedeutung ergeben hätten. Er stellte zudem fest, dass ihm mitgeteilt worden sei, dass kein anderer versuchen solle, Geisterwesen zu kontaktieren und die gleichen spirituellen Reisen zu unternehmen wie er, weil dies nicht der Ordnung entspreche. Er erläuterte, dass es durch ein Leben im Lichte der Selbstprüfung, der Reue und des geistigen Wachsens, welches auf der Anwendung der Wahrheiten auf das eigene Leben beruhe, von selbst zur Aufklärung käme. Dies beruhe auf der Beziehung jedes Individuums zum Herrn, insofern es in der geistigen Regeneration wachse. Swedenborg sah seine Mission darin, spirituellen Glauben zu vermitteln, indem er die verborgene Bedeutung im Alten und Neuen Testament erläuterte und so das Fundament für eine neue Kirche legte, der alle Menschen aller Zeiten angehören könnten. Entschieden riet er anderen davon ab, mit den Geisterwesen Kontakt aufzunehmen. Er erklärte, dass es zu unbewussten Verbindungen mit Geisterwesen kommen könne, sich diese jedoch nicht der Menschen dieses Lebens bewusst seien. Er stellte fest, dass der Versuch eines Kontakts mit den Geisterwesen einen unordentlichen Sachverhalt darstelle, denn dies fördere lediglich Kontakt mit bösartigen Geisterwesen, welche das Individuum täuschen und irreführen würden. Er erklärte, dass nichts Gutes aus bewusstem Kontakt mit Geisterwesen entstehen könne, wenn man davon absehe, dass großartige Sachverhalte offenbart und erfahren würden. Nur Verwirrung und Täuschung würden daraus resultieren.128

      Zu Swedenborgs einzigartigen Konzepten sind diejenigen von Entsprechungen, unterschiedenen Graden und Einströmen zu zählen. Er erklärte, dass es Beziehungen zwischen verschiedenen, einander entsprechenden Ebenen unterschiedener Grade gebe. Diese fielen typischerweise unter ein dreigliedriges Muster von Zweck, Ursache und Wirkung. Der höchste Grad in einer Folge sei der ‚Zweck’ bzw. die Absicht, der mittlere die ‚Ursache’ und der unterste die ‚Wirkung’. Vom höchsten Grad aus flössen die höchsten, universellsten Anschauungen und Sachverhalte in die unteren Grade hinab. Die unteren Grade bildeten umgekehrt Repräsentationen der höheren Grade. Eine Veranschaulichung stellten Liebe, Weisheit und ihr Gebrauch dar, wie bereits dargestellt. Ein anderes Beispiel seien Seele, Mentales und Körper. Jeder Aspekt sei von den anderen unterschieden, doch zusammen bildeten sie eine Einheit. Der Seele komme der Grad des Zwecks bzw. der Absicht zu, das Mentale liege auf der Ebene der Ursache und die Wirkung werde vom Körper ausgeführt. Es bestehe eine Entsprechung dieser drei unterschiedenen Ebenen. Diese Entsprechung könne ebenso in anderen Bereichen gefunden werden. Insbesondere entdeckte Swedenborg die verborgene Wissenschaft der Entsprechungen für den Buchstaben in der Heiligen Schrift. Indem er den Worten entsprechende Bedeutungen zuordnete, erkannte er darin enthaltene höhere Konzepte und Wahrheiten, welche den eigentlichen inneren, geistigen Sinn des Wortes enthüllten. In seinen gesamten theologischen Werken stimmen diese Entsprechungen überein. Er beschrieb ebenfalls eine Entsprechung zwischen geistiger und natürlicher Ebene aufgrund eines Einströmens des geistigen in den natürlichen Aspekt. Dieses Einströmen komme direkt vom Herrn und indirekt (vermittelt) durch die Welt der Geisterwesen, obgleich es keine bewusste Interaktion zwischen natürlicher und geistiger Welt gebe.

      Swedenborg war insbesondere am Einströmen der Seele in den Körper und an der Repräsentation des Körpers in der Seele interessiert.129

      Eine der Entsprechungen, die Swedenborg am häufigsten beschreibt, ist diejenige des universellen Menschen (auch als ‚großes menschliches Wesen’ oder ‚großer Mensch’ übersetzt). Er zeigte, dass der Zweck aller Himmel darin bestehe, eine übergreifende menschliche Form auszubilden, den universellen Menschen, welcher den Schöpfer spiegele, den göttlichen Menschen. Wenn wir geistig wüchsen, helfe uns der Prozess der Regeneration dabei, die Gestalt des universellen Menschen zu spiegeln. Tatsächlich sei die gesamte Schöpfung, insbesondere die menschliche Gestalt, in vieler Hinsicht ein Mikrokosmos des Makrokosmos.130

      Swedenborg präsentierte zahlreiche neue Interpretationen alter Ideen und viele neue Konzepte in seiner Theologie. Er beschrieb das zukünftige Wachstum einer neuen Spiritualität, welche die Welt einschließlich der bestehenden Kirchen durchdringen werde. Er empfand sich nicht an eine bestehende Gestalt des Christentums gebunden. Tatsächlich kritisierte er viele der Ansichten des Christentums seiner Zeit. Er nahm die schrittweise Ankunft eines neuen Zeitalters mit dem Anwachsen einer Neue Kirche voraus, welche die Krönung aller vorhergehenden Kirchen sein werde, die auf Erden existiert hätten, und die gesamte Menschheit durchdringen werde, sodass die Menschheit dem Herrn und einem Himmel auf Erden näher käme. Stets vertrat er eine optimistische Sicht auf die Zukunft des Menschengeschlechts.131

      WISSENSCHAFTLICHE ANSCHAUUNGEN

      Bevor Swedenborg seine theologische Berufslaufbahn einschlug, entwickelte er eine eigene Kosmologie, von einer Theorie der Teilchen bis hin zu einer Theorie des Sonnensystems und des ganzen Universums. Das spätere Werk konzentrierte sich jedoch auf eine Theorie des menschlichen Körpers. Swedenborg studierte die Anatomie intensiv und umfassend, wobei sein Interesse stets der Verbindung von Seele und Körper galt. Obgleich er seine wissenschaftlichen Unternehmungen zugunsten theologischer Studien fallen ließ, widersprechen seine theologischen Werke seinen wissenschaftlichen Anschauungen nicht. Sie ergänzen vielmehr sein wissenschaftliches Werk und dehnen es aus bzw. gehen darüber hinaus. Seine anatomischen Vorstellungen wurden bereits im biografischen Abschnitt berührt und weitere werden detaillierter beschreiben, wenn sie mit denjenigen von A. T. Still und W. G. Sutherland verglichen bzw. diesen gegenüber gestellt werden. Zunächst folgt jedoch ein Überblick über einige wissenschaftliche Schlüsselkonzepte.

      Was das Studium des Gehirns angeht, war Swedenborg ein Pionier. Er beschrieb das Gehirn auf eine Weise, die erst Jahrhunderte später Wertschätzung fand. Er entwickelte eine exakte funktionelle Theorie des Kortex, wie sie erst im nachfolgenden Jahrhundert von der Neurowissenschaft ‚entdeckt’ wurde. Er beschrieb die im frontalen Bereich des Gehirns lokalisierten Funktionen ebenso wie die somatotopische Anordnung der Muskelkontrolle im Cerebrum. Er beschrieb Neuronen, die er als sphaerula bzw. cerebellula bezeichnete, und verfolgte deren Axone und Funktionen durch den gesamten Körper. Er beschrieb sogar die deutlich unterschiedenen Funktionen der Gehirnhälften, wobei Verstehen und Intellekt die linke Hemisphäre bestimmen. Diese Konzepte wurden vom naturwissenschaftlichen