Arbeiten wie noch nie!?. Группа авторов

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Название Arbeiten wie noch nie!?
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Жанр Зарубежная деловая литература
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Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783867549462



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Wirtschaftssystem, dem Kapitalismus, zu finden. Bei der Herleitung der wirtschaftstheoretischen Modelle und den daraus gefolgerten Rückschlüssen für politische Empfehlungen gehen die akademischen Meinungen aber weit auseinander. Daher möchte ich die unterschiedlichen Denkrichtungen zwar mit Auslassungen, aber komprimiert auf ihre Hauptargumente skizzieren.

      Beginnen wir in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, weil damals die Grundsteine für eine neue Wirtschaftsordnung gelegt wurden. Bis dahin basierte die ökonomische Grundlage auf einer einfachen Landwirtschaft, und die in Europa vorherrschende Gesellschaftsform war der Feudalismus, eine anscheinend natürliche, gottgegebene Ordnung von adeligen Grundherren und unfreien, leibeigenen Bauern. Motor und Voraussetzung für die Befreiung aus den feudalen Verhältnissen waren das Wachstum der Städte, die Herausbildung des freien, städtischen Bürgertums, die zunehmende Bedeutung des Handwerks, der Zünfte und Manufakturen sowie der Geldwirtschaft, die wiederum Voraussetzung von Märkten war und dem Handel Auftrieb gab. Adam Smith (1723–1790) fasst als Erster die Charakteristika der neuen Ordnung zusammen, die wir heute Kapitalismus nennen4.

      In seinen zentralen Schriften zur Nationalökonomik legt er nicht nur eine Beschreibung sondern auch ein normatives und bis heute prägendes Leitbild vor. Smith arbeitet die Vorteile der Arbeitsteilung für die Produktivitätssteigerung heraus und beschäftigt sich mit den Austauschverhältnissen auf freien Märkten. Er führt die Unterscheidung zwischen dem Gebrauchswert und dem Tauschwert von Waren ein und ist der Ansicht, dass sich Angebot und Nachfrage durch Gestaltung von Löhnen und Preisen das Gleichgewicht halten. Eines seiner zentralen Anliegen ist es, damit zu zeigen, dass eigennütziges Handeln von Individuen nicht zu Chaos und Anarchie führe, sondern zu Wohlstand für die ganze Gesellschaft. Weil jeder ein Interesse daran habe, seine Lage stetig zu verbessern, fördere er indirekt auch das Gemeinwohl, indem er seine Profite wieder investiert und die Gesamtproduktivität steigert. Smith begründet das »einfache System der natürlichen Freiheit« auf ­einem universellen Freiheitsgedanken und geht davon aus, dass die Wirtschaftssubjekte intuitiv – von einer »unsichtbaren Hand« geleitet – zum Wohle aller das System im Gleichgewicht halten könnten. Damit liefert er eine verständlicherweise attraktive aber auch widersprüchliche Grundlage für die Weiterentwicklung der kapitalistischen Produktionsweise: Er weist die herrschaftlichen Privilegien und staatlichen Monopole in ihre Schranken und verschafft dem von feudalen Zwängen freien Bürgertum und dessen Privatbesitz der Produktionsmittel Legitimation. Er verschiebt den Fokus auf »freie Märkte« und marginalisiert, dass nicht alle freie Wirtschaftssubjekte und Eigentümer von Produktionsmitteln, Fabriken, Werkzeugen und Rohstoffen sind und dementsprechend Preise und Löhne nicht mitbestimmen können.

      Eine erste logische Konsequenz der Verschiebung gesellschaftlicher Steuerungsmechanismen auf freie Märkte lag im Abbau von Zöllen und Zollschranken und im Ausbau des Freihandels, der eine Internationalisierung der Arbeitsteilung und eine Verschärfung des Wettbewerbs mit sich brachte. Die Durchsetzungskämpfe verliefen jedoch nicht widerspruchsfrei, und es gab Argumentationsbedarf für die Abschaffung von Handelshemmnissen wie z. B. von Schutzzöllen. Aufbauend auf Smith arbeitet David Ricardo (1772–1823) die komparativen Kostenvorteile heraus, nach der die relativen Kosten der produzierten Güter im Austausch mit anderen Ländern wichtiger sind als die absoluten Produktionskosten; seine Außenhandelstheorie besagt, dass jedes Land profitiere, wenn es seinen Güterertrag bestmöglich steigere, indem es die Lohnkosten niedrig halte und die restlichen Güter über den Austausch beziehe. John Stuart Mill (1806–1873) übernimmt ebenfalls viele Grundgedanken von Smith und schreibt mit »Principles of Political Economy« (1848) das für den klassischen Liberalismus unumstrittene Standardwerk. Mill präzisiert die Freiheit des Individuums. Er unterscheidet nicht zwischen formal unterstellter und materiell ausgestatteter Freiheit, spricht sich jedoch für ein allgemeines Recht auf Eigentum an Produktionsmitteln aus, weil »jeder« Mensch einen Anspruch auf den Ertrag seiner Arbeit und Sparsamkeit haben solle und in der Verwertbarkeit seiner Leistungen auch sein Ansporn läge. Mit der Rechtfertigung, Eigentum rechtmäßig vererben zu können und in der Darstellung von Eigentum als Mittel zum Zweck der gesellschaftlichen Wohlstandsproduktion verfestigt Mill die neuen Herrschaftsverhältnisse. Mill erkennt zwar die Interessensgegensätze zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern, denkt aber, dass sie durch Bildung und Arbeiterassoziationen (heute Gewerkschaften) auszugleichen seien.

      Der springende Punkt ist, dass die idealtypischen Annahmen unmittelbar auf die Politik übertragen wurden und aufgrund ihrer Auslassungen (Machtungleichheiten, anderen Bedürfnis- und Motiva­tionsstrukturen) erneut für Ungleichheiten (Arbeiterklasse und Bourgeoisie) sorgten und Konflikte (Klassenkampf) auslösten. Ihren Siegeszug startete die industrielle Revolution in England, wo der von den oben skizzierten Theorien untermauerte Manchester-Liberalismus in eine ­Laissez-faire-Politik mündete.

      Dort wurden die enormen technischen Innovationen der Zeit (Dampfmaschine, Eisenbahn, Fabrikmaschinen, Telegraph) mit den rechtlichen Voraussetzungen des Freihandels gepaart. Diese Kombination führte explosionsartig zu Modernisierung und mehr Reichtum der Volkswirtschaft. Ebenso massiv fiel aber auch die Verelendung des vom Land in die Städte vertriebenen Arbeiterproletariats aus. Dies ist der historische Ausgangspunkt für alle weiteren Auseinandersetzungen, die uns bis heute (wenn auch in anderen Ausprägungen, aber in der Grundproblematik gleich) beschäftigen.

      Praktisch wurde mit Arbeiterkampf, Streiks, Sabotage und Bummelei geantwortet und punktuell wurden auch bessere Arbeitsbedingungen erkämpft. Theoretisch gehen die Argumentationslinien jedoch weit auseinander bzw. widersprechen sich. Grob lassen sich drei Richtungen unterscheiden: Die Marxisten kommen zu dem Schluss, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem zwar ungeheuren Fortschritt bringe, aufgrund seiner inneren Widersprüche aber in ständige Krisen bis zur Barbarei stürze und daher zu überwinden sei. Die Vertreter des Keynesianismus haben das Ziel, den Kapitalismus aufrechtzuerhalten aber mit staatlichen Regulierungen zu zähmen. Die neoklassischen Theoretiker gehen davon aus, dass staatliche Störungen auf an sich funktionsfähigen Märkten das Ungleichgewicht verursachen und die Markfreiheiten noch weiter ausgebaut werden müssten. Bevor die Wechselwirkungen zwischen Theorien und Realwirtschaft skizziert werden, soll die marxsche Kritik der Politischen Ökonomie umrissen werden, weil sie Schlüsselkriterien für die Analyse liefert.

      Der Philosoph und Jurist Karl Marx (1818–1883) erlebte die erste Hochblüte und das Elend des industriellen Kapitalismus in England. Er setzt der Rechtfertigungslehre der Politischen Ökonomie eine dialektisch verfasste Kritik entgegen und macht deren theoretische Widersprüche sichtbar, die praktisch schon verheerende Wirkung zeigten. Im Gegensatz zu den Nationalökonomen geht er nicht von eigennützigen Wirtschaftssubjekten aus, die auf anonymen Märkten ausschließlich rational handeln, sondern von gesellschaftlich verankerten und schöpferisch ausgerichteten Wesen. Die Verbindung zu den Mitmenschen und den Produkten der eigenen produzierenden Tätigkeit als natürliche Notwendigkeit geht jedoch durch die Zerlegung des Arbeitsprozesses in Teilverrichtungen und durch den Austausch der Waren auf anonymen Märkten verloren. Marx spricht von Entfremdung. Weil menschliche Arbeit als Arbeitskraft gedacht und von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt bestimmt wird, scheint es legitim, die Löhne möglichst niedrig zu halten, um den Profit maximieren zu können. Der Gewinn kann aber nicht von allen angeeignet werden, sondern fließt den Unternehmern als Profit zu. In seiner Arbeitswertlehre zeigt Marx den Doppelcharakter entfremdeter Arbeit auf. Die von den Arbeitern in den Fabriken hergestellten Waren haben einen Gebrauchswert und einen Tauschwert. Ihre Widersprüchlichkeit macht es möglich, dass die Arbeiter über die Löhne (den Tauschwert ihrer Arbeitskraft) weniger rückvergolten bekommen als sie an Wert produzieren. Die Differenz ist der Gewinn des Unternehmers. Darin steckt auch die schon bei Smith formulierte Erkenntnis, dass letztlich jede Wertproduktion auf menschlicher Arbeit beruht. Aus Kapital kann nicht mehr Kapital werden ohne menschliche Arbeit, auch wenn es an den Börsen so aussieht. Trotzdem haben die Arbeitskräfte, die den Wert schaffen (egal wie weit die Produktion ausgelagert wurde), eine schlechte Verhandlungsposition, weil sie nicht Eigentümer der Produktionsmittel sind und weil immer auch Menschen ohne Erwerbsmöglichkeiten für potenziell niedrigere Löhne zur Verfügung stehen. Marx bezeichnet die Arbeitslosen als industrielle Reservearmee (vgl. Stichwort industrielle Reservearmee, HKWM 6/II). Sie spielt eine wesentliche Rolle zur Steuerung der Preise, weil sie als Repressalie dient, die Löhne immer wieder zu drücken. Mit den Arbeitslosen bekommt die Kehrseite des kapitalistischen