Название | Das Leben ist ein Ponyhof |
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Автор произведения | Anja Lerz |
Жанр | Биология |
Серия | |
Издательство | Биология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783865068248 |
Und dann wurde Flaps plötzlich sehr krank. Die Diagnose lautete: Gehirnstaupe. Offensichtlich hat man adelige Pudel Anfang der Siebziger nicht dagegen geimpft. Eines Tages war Flaps dann nicht mehr da. Papa hat gesagt, eine wohlhabende Witwe, die sich gerne um kranke Tiere kümmert, habe ihn aufgenommen, und dort habe er es jetzt gut. Die Geschichte habe ich damals nur zu gerne geglaubt. Sehr viel später wurde mir klar, dass unser Hund eingeschläfert worden war. Mein Papa war schon immer gut darin, sich schöne Geschichten auszudenken. Mit zwölf habe ich Papas Fabulierkunst aber nicht weiter hinterfragt, sondern war einfach nur froh, die Verantwortung für Flaps los zu sein, ohne trauern zu müssen.
Viele Jahre später war ich selbst erwachsen und musste so einen schmerzhaften Abschied durch Einschläfern ganz bewusst ertragen. Aber das ist erst das Ende einer Geschichte mit eigenen Haustieren, zu denen ich immer kam wie die Jungfrau zum Kind – ungewollt und unerwartet.
Es begann mit zwei Zwergkaninchen, einem tragischen Unfall und einem Ehekrach.
Unsere Kinder waren knapp drei, fünf und sieben und wir waren nach sechs Jahren in Bayern frisch in die Nähe von Hamburg gezogen. Meinen Mann, der recht spontan ist, hatte irgendwie das schlechte Gewissen gepackt. Er war beruflich sehr eingespannt, dazu kam die Verpflanzung der Kinder. Eines Tages stand er nach Feierabend mit einem großen Indoor-Käfig auf der Matte. Darin saßen zwei entzückende junge Zwergkaninchen, eines war schwarz und das andere schneeweiß. Leider hatte er völlig vergessen, dieses Geschenk mit mir abzusprechen. Ja – selbst die besten Ehemänner der Welt schaffen es, hin und wieder handfeste Gründe für einen Ehekrach zu liefern, der sich gewaschen hat! Aber was sollte ich tun? Die Kaninchen waren da und ich konnte sie den Kindern nicht einfach wieder wegnehmen.
Leider hat das weiße Kaninchen unsere Familie nur einen Tag überlebt. Wir waren alle in einem Kinderzimmer versammelt, und ich tat zumindest so, als ob ich mich über den Familienzuwachs freute, der munter durch den Raum flitzte. Unser Dreijähriger freute sich wirklich und hüpfte vor Begeisterung auf seinem Kinderbett auf und ab. Das krachte dann im ungünstigsten Augenblick zusammen und erschlug das weiße Kaninchen. Da gab es viel Geschrei und Tränen. Die Beerdigungszeremonie im Garten stellte ich ganz in die Verantwortung des Gatten. Er hatte uns das schließlich eingebrockt!
So kurz das Leben des einen Tieres war, so lang war das des anderen. Maxi wurde eine Art Methusalem unter den Zwergkaninchen. Für mich bedeutete das, viele Jahre Käfig ausmisten und Streu aus dem Supermarkt schleppen. Es bedeutete Angst und Sorge. Maxi war ja ein „Drinnenkaninchen“. Für schöne Tage hatte der Gatte ihm einen großen Auslaufkäfig für draußen gebastelt. Leider ist mein Mann kein Heimwerker und der Käfig war entsprechend wackelig und schief. Ich hatte ständig Angst, eine der Nachbarskatzen würde den Kleinen töten, wenn er draußen ist. Und dann immer die Frage: Wohin mit dem Tierchen, wenn wir in Urlaub fahren? Maxi wurde so alt, dass unsere Kinder das Interesse an ihm verloren. Also blieb es an mir hängen, ihm ein schönes Leben zu machen. Beim Fernsehen hatte ich ihn jeden Abend auf dem Schoß. Zum Glück war er ein Kaninchen, das Streicheleinheiten wirklich genossen hat! Gestorben ist er dann, als meine Nachbarin ihn hütete. Er ist einfach kurz und schmerzlos vor Altersschwäche umgefallen. Das Grab musste die Nachbarin dann in unserem Garten schaufeln. Wir waren ja im Urlaub.
Aber nicht, dass wir dann endlich wieder ohne Haustiere gewesen wären! Da waren ja noch die zwei Wellensittiche, die auch ohne meinen Entschluss zur Familie gehörten. Und das war so gekommen:
Als unsere Älteste in der achten Klasse war, hatte ein rühriger Lehrer Kontakte zu einer Schule in der Ukraine geknüpft. Nun suchte er Schüler an seinem Gymnasium, die an einem Schüleraustausch interessiert waren. Unsere abenteuerlustige Große hatte natürlich Interesse daran und flog mit 14 Jahren nach Kiew, um dort zwei Wochen in einer Gastfamilie zu verbringen. Sie kam begeistert zurück. Sie liebte ihre Gastschwester und erzählte lebhaft von Begegnungen mit großartigen Menschen. Dass der Lebensstandard weit unter ihrem gewohnten Level war, hat sie kein bisschen gestört. Die wunderbare Gastfreundschaft hatte sie einfach umgehauen. Ein Jahr später kam der Gegenbesuch. Gastschwester Anja war zehn Tage bei uns. Anjas Papa wollte unbedingt ein Gastgeschenk mitschicken. Er war Hobbyzüchter von Wellensittichen. Also baute er einen winzigen Käfig um eines seiner Zuchttiere drum herum und steckte ihn – mit Vogel – in eine Plastiktüte. Denn damals musste ein lebendes Tier über die Grenzen geschmuggelt werden. Jedenfalls, wenn kein Geld für ordentliche Impfungen und Ausweise vorhanden war. Leider, leider konnten sich die ukrainischen Kinder keine Flüge leisten. Sie kamen mit dem Europabus. Nun kann man sich ja leicht vorstellen, dass eine fast dreitägige Reise in einem winzigen Käfig, der in einer Plastiktüte steckt, an einem Vogel nicht spurlos vorübergeht. Als der Wellensittich endlich bei uns angekommen war, hatte er einen gewaltigen Sprung in der Schüssel! Natürlich bin ich sofort losgezogen und habe ihm einen richtig großen Käfig gekauft. Wieder einmal musste ich ja um der Kinder willen gute Miene zum bösen Spiel machen.
Der große Käfig hat den armen Vogel leider auch nicht therapiert. Er wollte einfach nicht herauskommen und wellensittichmäßig durch das Zimmer fliegen. Es war, als ob er Angst hätte, sein neues Zuhause aufzugeben und wieder in den winzigen Reisekäfig eingesperrt zu werden. Das war jedenfalls meine laienhafte Psychoanalyse. Nicht, dass ich wirklich gewusst hätte, wie geschädigte Wellensittiche so ticken! Zumal ich ja kein Fan bin von Käfigvögeln, die einfach nur viel Dreck machen. Aber das Tier war nun mal da – und ich fühlte mich verantwortlich. Nicht umsonst nennt man mich in meiner Familie „Mutter Beimer“. Und genau deshalb bin ich dann in unser heimisches Zoogeschäft gestiefelt und habe einen zweiten Wellensittich gekauft. Das war ein Weibchen, und wir tauften es „Kira“. Unser Gastgeschenk hatte ja schon einen Namen gehabt, einen russischen natürlich: Kesha. „Kesha und Kira“ – das klingt nach einem exotischen Liebesroman. Und so etwas wie eine Romanze wurde es unter den Vögeln wohl tatsächlich. Zumindest vertrugen sie sich gut. Und der Psychovogel Kesha fing tatsächlich wieder an zu fliegen. Mit dem positiven Ergebnis meiner Psychotherapie habe ich die Verantwortung für die Vögel dann abgegeben. Sie gehörten ja unserer Großen, und somit wurde der Käfig auch in ihrem Zimmer geparkt. Sie war fortan zuständig für die Reinigung des Vogelheims und ihres Zimmers. Eine Aufgabe, die man Teenagern wirklich zumuten kann. Als Mutter lernt man dann auf jeden Fall, die Toleranzgrenze bezüglich Sauberkeit ein wenig auszudehnen …
Unsere Große hatte ihr Abi bestanden, erfolgreich ihre Ausbildung absolviert und zog aus. Kesha und Kira zogen mit. Seitdem sind mein Mann und ich endlich wie geplant haustierlos.
Zwischendurch haben wir allerdings für ein gutes Jahr noch einen Kater beherbergt. Den hatte ich mir auch nicht selbst ausgesucht, Elvis hat sozusagen uns adoptiert. Und er war das erste und einzige Haustier, in das ich von ganzem Herzen verliebt war – von Anfang an. Aber der Reihe nach:
Eines schönen Frühsommertages kam ich vom Einkaufen nach Hause. Das war eine ganze Weile, bevor Maxi das Zeitliche segnete und lange, bevor Kesha und Kira auszogen. Auf der Fußmatte vor unserer Haustür lag ein schwarz-weißer Hauskater. Damals dachte ich noch, er sei eine schwangere Katze, weil das Tier recht zierlich war und ein sehr rundes Bäuchlein hatte. Als ich mich der Tür näherte, sprang die vermeintliche Katze auf, maunzte freundlich und strich mir schmeichelnd um die Beine. Ich war sofort verliebt. Was auch an dem ziemlich bescheuerten, aber irgendwie liebreizenden Katzengesicht lag. Selbst bei geschlossenem Maul hing die Zungenspitze von Elvis immer ein Stückchen heraus. Man muss das wohl gesehen haben, um die Wirkung zu verstehen! Er war eben besonders.
Obwohl ich damals immer noch kein Experte bei Tieren war, ahnte ich: Sobald ich die Katze ins Haus lasse, haben wir verloren. So schlug ich ihr schweren Herzens erst einmal die Tür vor der Nase zu. Als die Kinder jeweils aus der Schule kamen, zog das Tier seine Schmeichelnummer nach und nach noch einmal durch. Und ein letztes Mal am Abend, als der Gatte von der Arbeit kam. Dann hatte Elvis gewonnen, und wir ließen ihn immerhin schon mal in die Diele. Am nächsten Morgen bin ich dann gleich zum Tierarzt. Alles war in Ordnung, die Katze ein kastrierter Kater, und ich kaufte die Entwurmungskur. Außerdem ein Katzenklo. Weitere zwei Tage später hatte unsere Hintertür dann eine Katzenklappe. Wir hatten instinktiv gespürt, dass unser Zulauf ein Freigänger war. Und tatsächlich benutze Elvis das Katzenklo höchst selten. Seine Geschäfte erledigte