Название | Wie kann man nur so oft umziehen? |
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Автор произведения | Adolf Klette |
Жанр | Биографии и Мемуары |
Серия | |
Издательство | Биографии и Мемуары |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961451173 |
Ein anderes Mal hat er von außen im Klofenster gesessen, weil das immer geöffnet war. Jetzt könnte man sagen, warum hat man darauf nicht geachtet und das Fenster zugemacht?
Aber gelüftet werden musste ja auch und das Fenster öffnen war ja nicht so einfach. Unser Klo bestand aus einem langen Raum wie ein Schlauch. Etwa in der Mitte des Raums stand der Topf und dahinter war ein Podest (gedacht für Koffer etc.), auf das man klettern musste und so kam man an das kleine Klo-Fenster. Für jeden Erwachsenen war es eine Tortur an das Fenster zu kommen, aber für meinen kleinen Bruder nicht. So kam es, dass er auf das Podest geklettert war und von außen im Fenster saß. Von dort hätte er auch zwei Etagen runter fallen können. Davor haben ihn die guten Geister bewahrt und meine Mutter. Sie ist so leise wie sie konnte auf das Podest geklettert und hatte blitzartig meinen Bruder am Pullover gepackt und vom Fenster weggezogen. Danach hat sie sich auf den Boden gesetzt und ganz doll geweint.
4.Mein 4. Umzug 1953 zur Lindenstraße
Ab Ende des 2. Schuljahres zog ich dann also auch in Düsseldorf-Flingern bei meiner Mutter, Richard und Bruder Reinhard, mit in die Wohnung ein. Meine restlichen Sachen hat mein Opa gebracht. Jetzt war unsere Familie mal komplett.
Ich hatte kein eigenes Zimmer. Ich schlief auf einer Bettcouch im Wohnzimmer.
Das Zimmer hatte einen Erker mit einem großen und zwei kleinen Fenstern. Aus den kleinen Fenstern konnte ich ziemlich unbeobachtet raus gucken.
Eines Tages wollte eine Frau am Haus vorbeigehen, während ich gerade schnell einmal spucken üben wollte und sie hatte das Ergebnis auf ihrem Revers.
Die Frau war aber nicht dumm. Sie hat sich dann an die Hauswand gedrückt und gewartet. Ich wollte jetzt aber auch nachsehen, was sie macht und habe vorsichtig raus geguckt. Da hat sie mich gesehen und bei uns geschellt. Meiner Mutter war das dann auch so peinlich, dass sie, meine Mutti, mich anschließend mit einem Holzlöffel bestrafen wollte. Deshalb sind Mutti und ich um den Küchentisch gelaufen, aber ich war schneller. Sie war auch noch ausgerutscht, lag halb unter dem Küchen-Tisch und dann haben wir beide uns weg gelacht.
Dann hat sie mir aber doch noch erklärt, warum man so etwas nicht macht und die Angelegenheit war erledigt. Zur Strafe musste ich allerdings nachmittags auf meinen kleinen Bruder aufpassen, denn der war ja nun mal sieben Jahre jünger als ich. Deshalb konnte ich nicht zu meinen Freunden zum Spielen auf die Straße. Wenn eine solche Aktion anstand, hatte ich immer einen dicken Hals.
Sonntags war das immer Usus. Das wusste ich ja mittlerweile. Nach dem Mittagessen war mein Einsatz. Ich nahm dann den Tretroller, den Bruder Reinhard vorne drauf und dann schoben wir durch Düsseldorf-Flingern.
Einmal schoben wir sonntags auch mal wieder los und waren schon fast zurück vor unserer Haustüre, da kam eine Frau aus der Nachbarhaustüre und schon war es passiert: Die Frau fiel über uns, lag auf dem Bürgersteig und hatte beide Knie verletzt und die guten Nylons waren kaputt. Wieder gab’s Ärger. Ich sagte mir aber, die Frau hat ja auch nicht aufgepasst. Na ja! Meine Mutter musste die dämlichen Nylons ersetzen und gut war’s.
Als ich dann zum Beginn des 3. Schuljahres in die Volksschule am Hermannplatz versetzt wurde, habe ich gedacht: ich kann mir das mit der Prügel nicht länger gefallen lassen, sonst sehe ich alt aus. Da ging es doch schon wieder los mit der nächsten Hänselei (Vorgänger des heutigen Mobbing). Ich schlug diesmal aber zurück und hatte auch Erfolg. Mein Gegenüber lag im Dreck und ich war seitdem der Held in der Schule.
Dann lernte ich meinen Schulfreund »Udo« kennen. Von da an waren wir zwei immer zusammen, bis zum Ende der Schulzeit. Udo hatte meist einen roten Pullover an und war immer in meiner Nähe. Deshalb nannten die Mitschüler den Udo: »meinen Verteidigungsminister in rot«. Wenn es einmal Probleme gab, war er auch immer zur Stelle. Udo war ein kräftiger, durchtrainierter Typ, aber ca. 5 cm kleiner als ich.
In der Mitte des »Hermann-Platzes« (an der Schule) war eine runde Betonwanne verbaut. Die war unser Kampfplatz. Wenn wir etwas zu erledigen hatten, haben wir uns mittags, nach dem Unterricht, dort getroffen. Manchmal zum Fußball spielen, oder zum Rollschuh laufen, oder eben auch zum Kämpfen.
Den sportlichen Teil unseres Lebens haben Udo und ich sowieso auch zusammen gestaltet. Sowohl in Sachen Leichtathletik, Judo wie auch Karate. Deshalb haben wir uns privat auch immer gesehen.
Eines schönen Tages lud mich Udo mal wieder zu sich nach Hause ein. Dabei sollte ich seine Freundin Gudrun kennen lernen. Da war dann die Überraschung groß. Als wir mal von unserer schönen Kindergartenzeit erzählten, stellten wir fest, dass Gudrun meine Kindergarten-Freundin war. Von da an haben wir drei zusammen viele schöne Jahre miteinander verlebt und uns in unserem Leben nie aus den Augen verloren.
Selbst bei unseren jeweiligen Hochzeiten haben wir als Trauzeugen zusammen gestanden.
Leider ist Udo 2016 verstorben.
Zwischen Richard und meinen Großeltern war das Verhältnis nicht immer ganz problemlos. Er, der Richard, musste ja bei jedem Wetter, von Düsseldorf-Flingern über Düsseldorf-Eller bis nach Düsseldorf-Reisholz, wo Opas Fabrik war, in die Nürnberger Straße mit dem Fahrrad fahren. Das waren immerhin ca. 12 km von Flingern aus.
Da das so weit und mühsam mit dem Fahrrad war (es gab ja noch keine E-Bikes), kaufte Opa dem Richard einen Lohmann-Hilfsmotor für sein Fahrrad zum anmontieren. Damit konnte Richard aber überhaupt nicht umgehen. Manchmal strampelte er sich ab, aber das Ding sprang trotzdem nicht an. Dann stieg er ab und ging ein Stück zu Fuß. Manchmal ging’s dann wieder. Eines Tages hatte er die Faxen dick.
Als er in der Firma in Reisholz ankam, montierte er den Hilfs-Motor ab, legte ihn auf den Amboss. Mit dem 10-Pfünder-Hammer hat er dann voller Wut den Motor zerschlagen.
Das gab aber wieder ein kleines Problem mit Opa. Der fand das nämlich nicht witzig.
Inzwischen war ich in die Knaben-Realschule in Düsseldorf-Flingern gewechselt. Das wiederum war insofern kein Problem, weil diese sich im selben Gebäude befand wie vorher die Volksschule. Somit kannte ich in der Schule schon alles und auch alle Mitschüler.
Mittlerweile konnte ich auch schon etwas besser mit meiner Geige umgehen. Ich konnte schon einige Lieder spielen! Oder war das doch mehr krächzen? Na ja, es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Für mich war die Schulzeit eigentlich eine schöne Zeit. Am Lernen hatte ich zwar nicht in allen Fächern Spaß. Ich hatte meine Lieblingsfächer (Deutsch, Englisch, Mathe, Zeichnen, Sport) und in denen war ich sehr gut und in anderen eben nicht, in Geschichte sogar überhaupt nicht! Kurz vor dem Einjährigen fragte mich unser Geschichtslehrer: »Wenn ich ihm jetzt sagen würde, was wir für den Tag lernen sollten, dann bekäme ich noch ein »mangelhaft«. Den Wunsch konnte ich ihm aber leider nicht erfüllen.
Mein absolutes Lieblingsfach war Mathematik. Den Lehrer hab ich angehimmelt und der hat mich auch meist unterstützt.
Einmal war ich bei unserem Geschichtslehrer wieder aufgefallen, weil ich die Hausaufgaben für Mathe schon im Geschichtsunterricht gemacht hatte und der schrieb dann ins Klassenbuch: Adolf macht Hausaufgaben. Dann hat unser Mathelehrer dahinter geschrieben: soll er auch!
Das hat uns alle in der Klasse begeistert und ich war wieder positiv im Gespräch.
Ein anderes Mal. Es war Winter und als nächstes hatten wir wieder Geschichtsunterricht. Da habe ich in der Pause alle Fenster in der Klasse ausgehängt und als unser Lehrer reinkam, war es eiskalt in der Klasse. Bis ich die Fenster dann wieder eingehängt hatte, war die Stunde rum.
Begeistert waren meine Klassenkameraden auch immer, wenn ich in meiner Spezialkleidung in die Schule kam. Und das war fast immer.
Als Hose hatte ich grundsätzlich getragene Jeans