Edgars Welt. Michael Oertel

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Название Edgars Welt
Автор произведения Michael Oertel
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783960083184



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mancher so oft (anerkennend!?) den Kopf schüttelte. Um es knapp zu halten, und jeder der ihn kennt, wird mir sicher beipflichten: Michael Oertel ist nicht sehr einfach zu erfassen in drei Sätzen gar beschreibbar. Oder möglicherweise doch?! Will es jemand probieren, so wie ich es an dieser Stelle versuche, die Zahl drei im altägyptischen Sinn für alles über die zwei Reichende gebraucht, so empfiehlt es sich unbedingt, von den bereits im Titel angegebenen Begriffen auszugehen.

      Ich kenne Michael Oertel seit nunmehr dreizehn Jahren, und, wie das Leben es so fügt, haben sich unsere Wege immer wieder aufs Neue gekreuzt und verbunden, wofür, merke ich an, es sich lohnt, diesem dankbar zu sein.

      Er ist ein konsequenter Querdenker, ein Niemals-Stillhalter, ein Möglichmacher, der in Netzwerken denkt und der Freude am Verbinden von Menschen und am Realisieren von Gedachtem hat, und, dieses sei nebenher erwähnt: Es auch sehr gekonnt beherrscht. Manche meinen, dass ein gehöriges Maß an Verrücktheit existieren muss, ein derartig vielfältiges Pensum von ambitionierten Projekten, Zielen etc. (meist gleichzeitig) verfolgen zu können. Offensichtlich sieht er das selbst ähnlich, –womit wir bei der Hommage an das „Verrücktsein“ wären. Ungerechtigkeiten, soziale Schieflagen und Missstände, wie z. B. den der Armut, kann der Autor nur sehr schlecht unangesprochen oder gar untätig hinnehmen. Als engagierte, soziale und politische Person, die sowohl in ihrer beruflichen Mission als Sozialarbeiter, wie auch als Künstler, mit beißendem und schwarzem Humor gegen die uns behindernden Zustände ankämpfend, die dazu beitragen, dass Menschen unverschuldet in das (gesellschaftliche) Abseits gebracht, stigmatisiert und benachteiligt werden. Seine Erklärungen, Handlungen, Kommentare, und nun auch Bilder, sind weithin wahrnehmbar. Aber, was wäre das alles ohne die Liebe? Nichts! Eitel Sinnen! Es wäre schlichtweg nicht möglich, mit derart viel Energie und Hoffnung durch das Leben zu gehen und anderen Menschen (weiterhin) vermögen zu helfen, sich helfen lassen zu können und zu träumen, ohne von einer grundsätzlichen und bedingungslosen Lieben zu den Menschen erfüllt zu sein. Ohne Liebe existiert keine hilfegebende Leidenschaft. Und Michael Oertel betreibt alles, was er beginnt, stets mit Seele, Herz und Leidenschaft. Vielleicht ist er einfach nur verrückt (oder mutig, den Begriff zum Bewussten fügend) genug, Worte, wie Liebeserklärung und Armut, in einen Satz zu packen?!

      Weshalb folgen wir also nicht seinem Beispiel und vertrauen uns seinem Blick auf ein Phänomen an, welches es benötigte, dass dagegen mit allen Mitteln angefochten werde –auch, und explizit mit künstlerischen: die Armut!, und ihren unseligen Gefährten, das Sich-daran-Gewöhnen, der Hohn, die Gleichgültigkeit!

      Robert Götze

      Leipzig, im Winter 2010

      „Edgars Welt! –Eine Liebeserklärung an die Armut, das Verrücktsein und an Dich!“

      Ein solcher Titel, ein solches Thema. Wie kommt man nur darauf und dazu? Vielleicht kann Chris Johns (Fotograf/​Oregon) eine Antwort, wenn auch in Bruchstücken, darauf geben.

      „Beim Fotografieren geht die Leidenschaft nie verloren. Du hörst nie auf, nach der Seele dessen zu suchen, was du fotografierst!“ Liebe, Armut und Verrücktsein. Dazu passt Seele gut. Nach der Seele suchen, die Seele finden, die Seele ansprechen, die Seele aufzeigen. Eine landläufige Assoziation zu Armut ist Asozialität! Also: Armut ist gleich asozial! Ist es das wirklich? Diese Frage soll sich die Fotoarbeit stellen, sie soll dem Betrachter Anregungen geben, über die Gleichung ins Gespräch zu kommen und nachzudenken.

      Armut hat, wie alles andere auch, viele und facettenreiche Gesichter. Jede der folgenden Gleichungen müsste im Konjunktiv und als Fragestellung geschrieben werden. Aber, es geht nicht um Politik und/​oder Grammatik, sondern um Kunst. Deshalb: Armut ist traurig. Armut ist grau/​trist. Armut ist freundlich. Armut ist Glück. Armut ist Liebe. Armut ist Anmut. Armut ist (auch nur) Leben.

      Interessanterweise steht z. B. im Matthäusevangelium (5, 3) geschrieben: „Selig sind, die da geistig ARM sind, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Auch aus diesem Blickwinkel wird Armut erkundenswert.

      Das Gegenteil von Armut ist Reichtum. Oder scheint es nur so? Kein Geld der Welt zeugt von Lieben! Armut hat es schwerer und leichter zugleich. Aus nichts Farbe zu machen, aus nichts Freude zu schenken, mit nichts zu lieben, mit nichts glücklich zu sein, aus nichts zu leben und zu genießen, das ist die Herausforderung. Das Kleine schätzen und von dem abgeben können, das ist Kunst.

      Die Fotos sollen einige der oben genannten Ideen und Mutmaßungen aufgreifen und darstellen. Die Aufnahmen sollen sich zwischen Realität, überspitzter Darstellung und Phantasie bewegen. Die Protagonistin wird sich sichtbar wandeln, dennoch die Gleiche bleiben.

      „Manches Mal erscheinen einem Engel auch unrasiert, dreckig und nach Alkohol riechend.“

      Wenn Menschen zulassen, dass sie über Ressourcen, über Fähigkeiten verfügen, wenn sie diese für andere einsetzen, dann werden sie sich wandeln, werden ein anderer Mensch werden, ein besonderer Mensch. Und wenn man dem Anderen Ressourcen und Fähigkeiten zugesteht, sie sucht, dann wird man sie finden. Plötzlich werden die Anderen zu besonderen Menschen. Auf einmal brennt in jedem Mensch ein Licht. Es ist nicht die Frage, ob das in einer Gesellschaft, die auf Defizite geeicht ist, gewollt ist, sondern ob dieses jeder Einzelne von uns zulässt. Davon erzählt die Fotogeschichte.

      (Fast) Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Es lohnt sich zweimal, dreimal … hinzuschauen, sich Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.

      Um den Fotos noch Texte beizufügen, wurden einerseits Schülerinnen und Schüler einer Berufsschule mit dem Thema „Armut“ konfrontiert, wurden ihnen Fragen gestellt, deren Antworten hier einfließen. Und es gibt einige Sprüche aus meinem Buch „Meine letzten Worte: Macht es besser!“, die zu den Themenbereichen der Fotos passen. Jede/​jeder darf Fotos und Texte für sich betrachten, für sich werten und für sich Schlüsse ziehen.

       (Traduit de l’allemand par Caroline Huyard)

       L’histoire

      Le monde d’Edgar! Une déclaration d’amour à la pauvreté, à la folie, et à toi!

      Un tel titre. Un tel sujet. Comment donc y vient-on? Peut-être que le photographe Chris Johns (Oregon) peut donner une réponse, même si elle est fragmentaire:

      „Lorsque tu photographies, la passion ne disparaît jamais. Tu ne cesses jamais de chercher l’âme de ce que tu photographies!“ L’amour, la pauvreté, et la folie. Cela va bien avec l’âme. Chercher l’âme, la trouver, l’aborder, la donner à voir.

      La pauvreté fait, dans notre pays, couramment penser à la marginalité! Par conséquent, la pauvreté est considérée comme nécessairement asociale. Mais est-ce vrai? C’est la question que veut poser le travail photographique présenté ici. Il doit inciter celui qui le contemple à se confronter à cette équation réductrice et à l’interroger.

      La pauvreté a, comme toute chose, des visages nombreux et divers. Chacune des identités suivantes devrait s’écrire au conditionnel et avec un point d’interrogation. Mais il n’est pas question ici de politique, ni de grammaire, mais bien plutôt d’art. Ainsi: la pauvreté est triste. La pauvreté est grise/​morne. La pauvreté est aimable. La pauvreté est bonheur. La pauvreté est amour. La pauvreté est beauté. La pauvreté (n’) est (que) vie.

      Il est intéressant par exemple que Saint Matthieu écrive dans son Évangile (5, 3): Heureux sont les PAUVRES en esprit, car le royaume des cieux est à eux“. Dans cette perspective aussi, la pauvreté mérite d’être explorée.

      Le contraire de la pauvreté est la richesse. Ou bien n’est-ce qu’une apparence? Il n’est pas d’argent au monde qui témoigne de l’amour. Pour la pauvreté, cela est à la fois plus difficile et plus facile. À partir de rien, produire