Fenster meiner Kindheit in Lyrik und Prosa. Heide Braasch

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Название Fenster meiner Kindheit in Lyrik und Prosa
Автор произведения Heide Braasch
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783960081098



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bleibt mir doch nichts anderes übrig“, antwortete der Esel wieder.

      Nach ein paar Tagen kam eine Kuh vorbei und fragte: „Was quälst du dich denn so?“

      Der Esel antwortete abermals: „Mir bleibt doch nichts anderes übrig.“ Auch die Kuh ging weiter.

      Am nächsten Tag kamen Pferd, Schaf und Kuh mit ihren Herden.

      Alle lachten über den Esel und riefen: „Spring doch über den Zaun!“

      Der Esel sagte: „Der Zaun ist viel zu hoch! Da breche ich mir die Beine!“ Alle lachten noch lauter und stürzten sich nacheinander auf den Zaun. Aber sie kamen nicht hinüber, sondern prallten jämmerlich ab. So probierten es die nächsten, aber ihnen ging es auch nicht anders. Plötzlich brach der Zaun und der kluge Esel konnte durch. Er trabte fröhlich davon. Inzwischen kam der Bauer, sah die vielen Tiere und freute sich. Er sperrte sie in den Stall, wo sie heute noch sind und an den klugen Esel denken.

       Moramie auf Abenteuer

      Moramie war ein kleiner Junge. Er lebte mit seiner Mutter auf einer Insel in einem kleinen Haus. Eines Tages schaute Moramie aufs Meer. Es war ein kühler Herbstmorgen. Er sah ein großes Schiff, das immer näher zu der Insel kam. Zwei Männer stiegen aus. Der eine sagte: „Wie ich gehört habe, wohnt hier der kleine Moramie. Er sei ein kleiner tapferer Junge. Darum möchten wir ihn mit auf unsere Reise nehmen.“ Moramie erschrak. Was hatte der Mann da gesagt? Er könnte mit auf die Reise kommen?

      Dann sagte er: „Ich muss erst meine Mutter fragen.“ „Tu das nur“, sagte der andere Mann. Moramie fragte seine Mutter. Die Mutter erschrak ebenso wie Moramie. Dann kam sie aber mit aus dem Haus. Dort standen immer noch die beiden Männer. Moramie bettelte die Mutter und zog sie am Arm, bis sie endlich einwilligte. Sie gab ihm noch einen vollen Koffer mit und verabschiedete sich von Moramie. Nun ging die Reise los.

      Auf dem Schiff war es sehr schön. Sie fuhren ein paar Tage, bis ein fürchterliches Gewitter aufzog. „Das halten wir nicht durch“, sagte der Kapitän, „wir müssen sofort eine Insel suchen!“ Sie hielten Ausschau und entdeckten auch bald eine. Aber, oh Schreck, auf der Insel wohnte eine riesengroße Maus, die Menschen fraß. Diese Maus wohnte in einem herrlichen Schloss. Alle traten ein. Zum Glück war die Maus noch nicht da. Sie verkrochen sich im Schloss. Nach einer Stunde kam die Maus und schnupperte. „Hier riecht es doch nach Menschenfleisch“, sprach sie und fing an zu suchen. Bald hatte sie alle entdeckt. Bloß Moramie hatte sie nicht gefunden. Sie verspeiste Tag für Tag einen von den Gefangenen. Moramie schlich sich in einer Nacht, als die Maus schlief, aus dem Schloss. Glücklicherweise entdeckte er ein Boot. Er schob es zum Wasser hin und setzte sich hinein.

      Das Gewitter war längst vorüber gezogen, und er fuhr ab. Sehr lange fuhr er. Manchmal fing er einen Fisch. Nach zwei Wochen sah er ein Haus auf einer Insel. „Das ist ja unser Haus!“, schrie er. Moramie legte das Boot an der Insel an und klopfte an die Tür. Die Mutter öffnete, und Moramie fiel ihr in die Arme. Die Mutter sah ihn erstaunt an, dann küsste sie ihn und sagte: „Wo kommst du denn her? Ich freue mich so, dass du wieder da bist.“ Moramie hatte der Mutter noch viel zu erzählen, aber das machte er am nächsten Tag.

       Das Saurierweibchen

      Die Saurier sind schon längst ausgestorbene Tiere. Man liest aber noch oft von ihnen in vielen Büchern und Zeitschriften. Manuela saß an einem schönen Tag ganz aufgeregt in ihrem Kinderzimmer und las ein Saurierbuch. Dort trug sich allerhand zu. Das war so:

      Dicht am Rande des Dschungels lebte einmal in einer riesigen Höhle ein Saurierweibchen. Das war ein ungewöhnliches Nachttier. Wenn es aus tiefem Schlaf erwachte, ging gerade die Sonne unter. Warum es gerade in diesem Moment erwachte, weiß man nicht. Des nachts aber flog es umher, kam mit reicher Beute zurück und fraß sie. Doch kaum war die Sonne aufgegangen, verfiel es wieder in tiefen Schlaf. So trug es sich einst zu, dass gerade zu dieser Zeit ein Gorilla-Baby geboren wurde. Das geht natürlich eigentlich nicht, denn zur Zeit der Saurier gab es noch keine Gorillas. Aber, wie man so sagt, in Märchen geht alles.

      Der kleine Gorilla lief oft an der Saurierhöhle vorbei, und eines Tages beschloss er, hinein zu gehen. Da es heller Tag war, hörte man in der Höhle lautes Schnarchen, was eine dumme Angewohnheit des Saurierweibchens war. Die Eltern und viele andere Gorillas hatten den Kleinen gewarnt, denn es wurde erzählt, der Saurier sei ein böses Ungeheuer. Es half aber nichts, der kleine Gorilla wollte das Saurierweibchen sehen. Er spazierte nun wagemutig in die Höhle hinein. Es war sehr duster in der Höhle. Kein einziges Fünkchen Licht. Doch da sah der kleine Gorilla in der Ferne etwas Helles. Er ging geradewegs darauf zu. Als er näher kam, sah er auf einer großen, mit Lichtern beleuchteten Bank das Saurierweibchen in Nachthemd und Schlafmütze liegen. Der kleine Gorilla rief aus Leibeskräften, doch das Saurierweibchen wollte ihn einfach nicht hören. Da zupfte sich der Kleine ein paar Haare aus und kitzelte das Saurierweibchen damit. Dieses fuhr sofort in die Höhe. Es freute sich sehr, den kleinen Gorilla zu sehen und erzählte ihm seine Geschichte, wie es hier viele Jahre einsam und verlassen gelebt hatte und niemand zu ihm gekommen war. Dem kleinen Gorilla tat das Saurierweibchen leid und er beschloss, es öfter zu besuchen. So wurden sie beide dicke Freunde.

       GEDICHTE IM ALTER VON 9 BIS 12 JAHREN

       Vergiss die Sorgen und denke daran,

       wie später alles fröhlich sein kann.

      

       Ich dichte

      Ich dichte ein Lied vom Frühling für dich,

      ein Lied voll lauter Sonne,

      ein Lied, in dem die Blumen erblühen,

      ein Lied voll Freud und Wonne.

      Ich dichte ein Lied vom Sommer für dich,

      ein Lied voll mit Fröhlichkeit,

      ein Lied, in dem wir oft baden gehen,

      ein Lied von der schönsten Zeit.

      Ich dichte ein Lied vom Herbste für dich,

      ein Lied voll lauter Trubel,

      ein Lied, in dem all die Blätter fliegen,

      ein Lied voll lauter Jubel.

      Ich dichte ein Lied vom Winter für dich,

      ein Lied voller Schnee und Eis,

      ein Lied, in dem wir gern Schlitten fahren,

      ein Lied, von dem jeder weiß.

      

       Reime

      Zum Fenster gehört der Rahmen,

      Die Pflanze hat viele Samen.

      Der Baum hat einen Stamm,

      das Kilo tausend Gramm.

      Der Vogel besitzt Federn,

      der Wagen fährt auf Rädern.

      Die Ähre hat Körner,

      die Ziege ihre Hörner.

      

       Vogelverse

      Der Zaunkönig Rumpel

      ist ein echter Kumpel.

      Amseltante Jette

      ist eine ganz Nette.

      Käuzchenkücken Pummel

      möchte gern zum Rummel.

      Buntspechtmutter Minde

      sucht Futter unter Rinde.

      Elsterfräulein Klimbim

      ist frech und eine Diebin.

      Starenvater