Fenster meiner Kindheit in Lyrik und Prosa. Heide Braasch

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Название Fenster meiner Kindheit in Lyrik und Prosa
Автор произведения Heide Braasch
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783960081098



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gut, nimm ihn mit“, sagte die Mutter, „er ist ja wirklich schön.“ Nadja freute sich, denn so einen Kasper hatte sie sich schon lange gewünscht. Jetzt hatte sie einen. „Der arme Kasper“, sagte sie zur Mutter. „Er wird sich erkältet haben. Zu Hause machen wir ihm ein schönes warmes Bad, nicht wahr, Mutti?“

      Die Mutter sagte: „Ja.“ Nadja freute sich, denn sie hatte den Kasper gleich lieb gewonnen.

       Sonnenstrahlen im Meer

      Tirni schaute heute zum ersten Mal aus dem Meer. Sie ist eine kleine Wassernixe, und heute war ihr 10. Geburtstag. Als sie nun zum ersten Mal aus dem Meer schaute, schien die Sonne wunderschön. Tirni freute sich. Sie betrachtete die Sonne und die Sonnenstrahlen ganz genau. Da bemerkte sie, dass ein Sonnenstrahl weit entfernt von der Sonne und von den anderen Sonnenstrahlen war. Da hatte sie einen guten Einfall. Sie holte sich aus dem Meer ein Kästchen aus Muscheln. Dann kam sie wieder hoch. Nun versuchte sie, den Sonnenstrahl, der von den anderen entfernt war, mit dem Kästchen zu fangen. Sie versuchte es lange, und plötzlich war er im Kästchen drin. Sie freute sich sehr. Sie blieb noch lange mit dem Kästchen sitzen unter dem schönen Sonnenschein. Dann aber schwamm sie wieder ins Meer. Sie versteckte das Kästchen für eine Weile in ihrem Versteck. Aber dann holte sie es hervor und zeigte es den anderen Wassernixen. Die anderen sagten: „Was ist denn das Besonderes, ein solches Kästchen hat doch jeder.“

      „Aber was da drin ist!“ Und sie machte es auf. Alle machten große Augen, als sie das sahen. Der Sonnenstrahl gluckerte im Meer herum und machte alles ganz hell. Bald waren es ganz viele Sonnenstrahlen. Nun hatten sie Sonnenstrahlen im Meer.

       Das Brot

      Es war einmal ein Brot, das hieß Landbrot. Es war ein besonderes Landbrot. Es hieß Thüringer Landbrot. Dieses Brot war stolz auf seinen Namen. Es erzählte jedem, dass es vom Lande kommt. Ein wenig neidisch waren die anderen Brote. Aber sie gönnten dem Brot die Freude. Nur das Zwiebelbrot war wütend. Aber die anderen lachten es aus. Nur das Thüringer Landbrot sagte: „Sei nicht traurig, dass du kein Thüringer Landbrot bist. Du bist doch dafür ein Zwiebelbrot.“

      „Das ist aber nicht so schön“, sagte das Zwiebelbrot.

      „Doch, das ist auch was Schönes“, sagte das Thüringer Landbrot.

      „Du hast Zwiebeln drin, und ich hab keine.“

      Da war das Zwiebelbrot glücklich und froh, und es rief mit Vergnügen: „Ich habe Zwiebeln drin, ich habe Zwiebeln drin, dralalalalala.“

       Das kleine e

      Es war einmal ein ganz kleines e. Es wohnte in dem Wort Erbse. Es war so winzig klein, dass selbst ein i größer war. Das kommt bestimmt davon, weil es am Ende der Erbse stand. Das e hatte keine Lust mehr, immer wieder das kleine e am Ende der Erbse zu sein. Da hüpfte es einfach in die Welt hinaus. Nun war die Erbse keine Erbse mehr, sondern nur noch ein Erbs. Das kleine e suchte ein anderes Wort. Es kam zu einem Schuh und wollte sich hintendran hängen. Doch plötzlich überlegte es eine Weile. Ein e von einem Schuh wollte es doch nicht sein. Dann hieße das Wort ja Schuhe. Das kleine e hüpfte einfach weiter. Nun kam es zu einem Pann und wollte sich wieder hintendran hängen. Doch es überlegte kurz, und hüpfte weiter. Denn wenn man an Pann ein e ran hängt, ergibt es eine Panne. Da traf es ein kleines i, ein kleines f und ein kleines n. „Hallo!“, sagten die drei. „Hallo!“, sagte das kleine e. „Wollen wir uns zu einem Wort bilden?“ Die anderen Buchstaben waren damit einverstanden. Alle überlegten lange, um ein Wort zu finden. Doch dann bildeten sie das Wörtchen fein. Das war wirklich fein.

       Veilchen auf der Tauwiese

      Dies ist eine gar wunderbare Wiese. Vom zeitigen Frühling bis zum späten Herbst blühen dort vielerlei Blumen. Gänseblümchen, Margeriten, Rittersporn, Nelken, Tulpen, Rosen und Maiglöckchen. Doch noch nie sah man Veilchen. An einem schönen Morgen, die Tauwiese war noch mit Tau betropft und die Vöglein sangen wie üblich, guckten kleine grüne Spitzen aus der Erde. Man sah sie zwischen dem Gras kaum. Von Tag zu Tag wurden die Spitzen größer und wurden zu kleinen Stängeln mit Blättern und kleinen Knospen. Die Knospen wurden bald zu Blüten. Zu Veilchenblüten.

       Kleine Prinzessin Silberklar

      1. Kapitel – Prinzessin Silberklar wird geboren

      Tief im Wald auf einer kleinen Lichtung wuchsen viele Blumen. An diesem Morgen öffnete sich eine kleine Rose und ein kleines Mädchen trat heraus. Dies war die Tochter vom Blumenkönig. Der Blumenkönig taufte sie auf den Namen ‚Prinzessin Silberklar’. Sie war wunderschön, hatte helles, blondes Haar, blaue Augen, Lippen rot wie Blut und ein prachtvolles Silberkleid. Der Blumenkönig ließ ein großes Fest veranstalten, zu dem jedes Blumenwesen eingeladen war. Nun begann der erste Lebenstag von Prinzessin Silberklar.

      2. Kapitel – Die Kühe auf der Weide

      An einem schönen Morgen bat Prinzessin Silberklar ihren Vater: „Bitte lass mich doch auf die Weide! Ich möchte nur einmal schauen!“ Der Blumenkönig war einverstanden, doch sagte ihr noch: „Sei bitte vorsichtig, denn Kühe können für uns Blumenwesen sehr gefährlich sein.“ Prinzessin Silberklar versprach alles und hüpfte von Blüte zu Blüte, von Grashalm zu Grashalm durch den Wald zur Weide. Dort weideten viele Kühe. Sehr viele Kühe. Man konnte sie kaum zählen. Mit einem Sprung hüpfte Prinzessin Silberklar über den Drahtzaun. Überall muhten die Kühe. Das klang ungefähr so: „Muh! Muh! Muhmuh! Muh!“ Doch das wurde Prinzessin Silberklar bald zu langweilig. Sie hüpfte wieder über den Drahtzaun und sagte noch: „Auf Wiedersehen, ihr Kühe!“. Dann hüpfte sie wieder nach Hause zur Wiese.

      3. Kapitel – Das ist noch einmal gutgegangen

      An einem schönen, sonnigen Tag beschloss der König, mit seiner Tochter Prinzessin Silberklar und ein paar Blumendienerinnen zum Großen Silbersee zu gehen. Dort sollten die Dienerinnen Prinzessin Silberklar beibringen, wie man auf dem Wasser läuft. Sie ließ es sich zeigen und stürzte sich gleich aufs Wasser, doch konnte sie sich nicht halten und kippte um. „Schnell, holt meine Tochter aus dem Wasser!“, rief der Blumenkönig. Schnell zogen die Dienerinnen die Prinzessin aus dem Wasser und legten sie sacht auf grünes Moos. Nach ein paar Minuten hatte sich Prinzessin Silberklar wieder erholt. Das war noch einmal gutgegangen. Von nun an war sie vorsichtiger und lernte doch noch, auf dem Wasser zu laufen. Bald konnte sie es besser als die Dienerinnen.

      4. Kapitel – Prinzessin Silberklar und der kleine Prinz

      Eines Tages kam ein kleiner Prinz auf die Blumenwiese. Er war nicht größer als Prinzessin Silberklar. Die Prinzessin wachte gerade auf und sah den Prinzen. Sie freundete sich gleich mit ihm an und fragte ihn: „Wie heißt du und woher kommst du, schöner Prinz?“

      Der Prinz antwortete: „Ich bin Prinz Tannengrün und komme aus dem Tannenwald.“

      Beide erzählten sich viel und verliebten sich. Prinzessin Silberklar zeigte ihrem Vater den schönen Prinzen. Dem Vater gefiel der Prinz mit seinen frischen Wangen und seinem grünen Tannenhut. Er trug eine goldene Krone auf dem Kopf, die der seiner Tochter glich. Er blieb noch ein paar Tage auf der Blumenwiese und verabschiedete sich dann, versprach aber, bald wieder zu kommen.

       Der kluge Esel

      Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Esel. Dieser musste Tag für Tag schuften und bekam nur wenig Futter. Eines Tages kam ein Pferd vorbei und sagte: „Wieso quälst du dich?“

      Der Esel antwortete: „Es bleibt mir doch nichts anderes übrig.“

      Das Pferd trabte weiter.

      Ein