Ausbeutung - made in Germany. Frank Mehler

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Название Ausbeutung - made in Germany
Автор произведения Frank Mehler
Жанр Социальная психология
Серия
Издательство Социальная психология
Год выпуска 0
isbn 9783960081050



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schwer zu sagen, ob mir das hier wirklich liegt.«

      »Wie jetzt, ob Ihnen das liegt?« Die Mimik des Produktionsleiters verfestigt sich.

      »Ich meine, ich müsste die Arbeit zunächst einmal sehen. Zum Beispiel die Maschine, die ich bedienen soll. Welche Teile bearbeitet werden müssen, wie viel und was genau passiert. Dann kann ich erst sagen …«

      »Ach, eiern Sie doch nicht rum!«, stoppt der Produktionsleiter ab. »Interessiert Sie die Arbeit oder interessiert Sie das nicht?« Der Blick des Produktionsleiters wird herausfordernder.

      Viel schlechter als die Spülküche wird es wohl nicht sein, sage ich mir. Vielleicht eine ganz neue Erfahrung?

      »Gut, ich mache es«, sagt jetzt auch der »Kollege«.

      »Schön, dann nehmen Sie also die Herausforderung an. Sie werden gleich ab morgen in der Spätschicht eingesetzt, das heißt: Beginn ist 1345 Uhr und Ende um 2200 Uhr. Sie haben natürlich eine halbe Stunde Pause, und da richten Sie sich am besten nach den Kollegen. Sie brauchen bei uns keine Stundenzettel zu führen, die Abrechnung läuft dann direkt mit Ihrer Firma. Dafür bekommen Sie eine Zeit-Chipkarte, aber das erklären Ihnen die jeweiligen Schichtführer später genauer.«

      Er meint sicher die Stechuhr, die anzeigt, wann wir kommen und gehen.

      Jemand kommt zur Tür herein und fragt: »Wann sollen wir heute mit dem Verladen anfangen?«

      »Na, wenn ihr fertig seid!«, sagt der Produktionsleiter erstaunt. »Aber ich komme gleich …«

      »Okay.«

      Der Mitarbeiter verschwindet wieder.

      »Nun, das wäre noch sehr wichtig: Wurde bei Ihnen bereits die Arbeitsschutz- und Sicherheitsbelehrung für die Produktion durchgeführt?«

      »Ja, in der Firma.«, sage ich.

      Auch der »Kollege« nickt zur Bestätigung.

      »Gut. Sonst noch irgendwelche Fragen?«

      »Nein.«

      »Nein.«

      »Ach so! Eh ich das vergesse: In der Spätschicht müssen Sie natürlich Ihr Pausenbrot selbst mitbringen. Wenn Sie aber Frühschicht haben, kommt zwischen halb- und drei viertel neun immer ein Cateringservice bei uns vorbei. Da können Sie dann belegte Brötchen, Sandwichs und andere Kleinigkeiten käuflich erwerben. Kaffee und so weiter gibt es am Automaten, 40 Cent der Becher. So, und jetzt kann ich Ihnen beiden nur noch einen guten Start für morgen wünschen.«

      Er schließt die Personalakte und steht auf.

      Wir stehen ebenfalls auf.

      Er weist zur Tür und lässt uns den Vortritt. Ein kräftiger Händedruck besiegelt die mündliche Vereinbarung.

      Auf dem Weg nach draußen bin ich recht zuversichtlich und frage den »Kollegen«, bei welchem Autohersteller er früher gearbeitet hat.

      »Bei Opel«, sagt er kurz und knapp.

      »Die haben wohl wieder Stellen abgebaut?«, frage ich weiter.

      »Ja«, sagt er und legt einen Schritt zu. Offenbar will er nicht wirklich darüber reden.

      Es geht los: Die Uhr zeigt genau 1345 an und der Kollege und ich warten in einer riesigen Werkhalle – links von uns stapeln sich Bleche aus Edelstahl in Regalen. Wir sind neugierig darauf, was kommt. Gegenüber stehen Zuschnitt- und Stanzmaschinen, die jetzt zum Schichtbeginn gerade neu eingerichtet werden. Der Schichtführer kommt auf uns zu.

      »Nun, wie mir mitgeteilt wurde, seid ihr beide heute für die Laufer-Presse eingeteilt«, gibt er zur Kenntnis.

      Wir schauen uns an und ich sage: »Ja, wenn Sie das sagen …«

      »Also, einer von euch beiden kann aber nur an der Presse arbeiten, das heißt: Einer geht rüber in den Zuschnitt und einer bleibt hier. Wer von euch geht heute als Erster an die Presse?«

      Wir zucken mit den Schultern.

      »Gut, dann gehst du zuerst«, legt er für den Kollegen fest. »Und du, du meldest dich am besten gleich mal beim Einrichter dort hinten. Das ist der Tätowierte mit den großen Muckis! Siehst du ihn?«

      Ich sehe ihn – ein großer Kerl, der nicht zu übersehen ist.

      Der Schichtführer geht mit dem »Kollegen« und ich gehe geradewegs zum Einrichter. Die Arbeit, denke ich, kann eigentlich gar nicht so schwer sein.

      »Ich soll mich bei Ihnen melden …«

      »Ah, du bist sicher einer von den Neuen, nicht?«

      Ich nicke.

      »Siggi!«, ruft er sofort lauthals um die Ecke.

      »Jahaaa!«, ruft Siggi zurück.

      »Kommst du mal her?«

      Ein kleiner, aber dennoch kräftig wirkender Typ taucht hinter einer Raumabgrenzung auf. »Ah, die Aushilfe ist da!«, sagt er erfreut und kommt näher.

      »Ja, nimm den Neuen hier erst einmal mit zum Drehmeln.«

      »Geht klar«, sagt Siggi und grinst. »Drei volle Aufträge haben wir noch stehen.«

      »Hm!«, macht der Einrichter und runzelt die Stirn. Auf jeden Fall scheint es viel Arbeit zu bedeuten.

      Siggi, der Mann vom Fach, führt mich dann zum Ort des Geschehens. Wir stellen uns nicht weiter einander vor. Es geht auch so seinen Weg in Metall, als dass wir jedes Mal förmlich sein müssen. »Schon mal gedrehmelt?«, fragt er und zeigt mir das Werkzeug dazu.

      »Nein.«

      »Okay. Ist aber nicht allzu schwer.« Er nimmt ein gelochtes Tablett und das Werkzeug in die rechte Hand, er schaltet es ein und sagt dann: »Schau her! Das Werkzeug stets im 45° Winkel zur Tablettkante halten und dann mit Gefühl gleichmäßig entlangziehen, siehst du?«

      »Ja.«

      »Und so fährst du mir vorsichtig an allen vier Seiten um das Werkstück herum, und nicht zu doll aufdrücken, ja, sonst gibt es schnell Unregelmäßigkeiten. Dann probierst du das jetzt.«

      »Gut.« Irgendwie wird es schon gehen, denke ich.

      »Ach so! Zuerst das Wichtigste noch: Hier an der Seite geht das Werkzeug ein- und auszuschalten.« Er schaltet es ein und wieder aus. »Alles klar so weit?«

      »Ja«, sage ich. Ich nehme das Werkzeug und ein Tablett, schalte das Werkzeug ein und setze es im gezeigten Winkel am Werkstück an, und ich drehmle natürlich gleich viel zu viel Material weg. Mist! denke ich.

      »Etwas weniger Druck!«, sagt er.

      Ich mache weiter, aber der Drehmelkopf scheint einfach zu viel von der Kante wegzufressen. Ich denke, ich bin zu verkrampft.

      »Noch etwas sanfter«, rät er mit leicht schwingender Handbewegung.

      Schließlich bin ich rundherum. Es ist mein erstes Metallwerkstück und ich sage dazu: »Na ja …«

      »Na ja, es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. Schau, das ganze noch mal von vorn.« Er nimmt ein neues Tablett. »Siehst du, an der Kante hier ganz leicht entlangziehen. Es soll quasi nur der scharfe Grat dabei entfernt werden, verstehst du das?«

      »M-hm«, mache ich.

      Er legt das Tablett beiseite und meint: »Eigentlich ist es ganz einfach …« Er reicht mir das Werkzeug mit einem neuen Tablett. »Jetzt du wieder.«

      Ich gebe mir Mühe und es wird besser, zumindest so in der Richtung.

      Er hingegen schaut skeptischen Blickes und sagt: »Ja, das war jetzt aber ein bisschen zu wenig gewesen. Fahre noch mal leicht darüber …« Er schaut jetzt genauer. »Okay«, sagt er. »Dann mach gleich