Название | Lombok |
---|---|
Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957771032 |
Sie bestätigten, bekamen aber keine Antwort mehr. Nur das grüne Symbol der Lokalen blinkte drohend am oberen rechten Rand ihres Sichtfeldes und informierte sie darüber, dass die INSTRUCTOR nach wie vor online war.
Zu sechst standen sie im Sand. Rechts und links neben ihnen warteten die beiden verbliebenen Fahrzeuge darauf, die Mitglieder der drei Teams zum Mutterschiff zu bringen. Vor ihnen klaffte der Krater, den das tonnenschwere Gespann aus Stallion und Anhänger in den unterhöhlten Grund gerissen und durch die Explosion seiner Generatoren noch vergrößert hatte. Blauschwarzer Rauch fädelte heraus und gab dem eitergelben Dampf der Fumarole eine eigene Note. Er war wie eine Kontur, die ein safranfarbenes Aquarell umrandete und abschloss.
Sie verteilten sich auf die Fahrzeuge und fuhren los. Da sie jetzt genaue Zielkoordinaten hatten, das Gelände kannten und keine Stopps mehr einlegten, bewältigten sie den Weg, für dessen Erkundung sie mehrere Tage benötigt hatten, in wenigen Stunden. Noch in der geheimnisvoll glimmenden und glosenden Nacht von Tawri, die wie ein vulkanisches Spektakel aufgemacht war, langten sie bei dem Enthymesis-Explorer an, der als geduldiges Leittier, dreihundert Meter lang, den kantigen Schädel wie in einem Schlaf gesenkt, in seiner großen Kuhle stand und wartete.
Sie brachten die beiden Stallions in die Ladebucht und bestiegen den Frachtraum über die hintere Rampe. Dort hatte man die Feldliegen der Rekruten inzwischen beiseite geräumt und an der Backbordseite gestapelt, so dass das Deck erstaunlich groß wirkte. Es war erfüllt von den Mannschaften und Offizieren, die auf dem Mutterschiff geblieben waren, um den Betrieb der Zentrale aufrecht zu erhalten und die Außenteams zu koordinieren.
Die sechs Rückkehrer passierten das Spalier der Kameraden, die ihre Häme auf Kurtz herabregnen ließen, Arch und seinem Partner auf die Schulter klopfte und Norton und Ladana mit spitzen Bemerkungen und hochgezogenen Augenbrauen weiterstießen.
Sie ließen das über sich ergehen und beeilten sich, das Schott zum Hauptkorridor zu erreichen, wo es zu den Duschen ging. Wenige Schritte, bevor sie den Durchgang erreichten, kam ihnen General Rogers entgegen. Seine Reaktion glich der der übrigen Etappenschweine aufs Haar. Er schoss einen väterlichen Spott auf Kurtz und seinen Begleiter ab und dankte den beiden Männern von Team 10 für ihr beherztes Eingreifen. Die beiden marschierten mit stolzgeschwellter Brust in Richtung der Gemeinschaftsnasszellen, während die Kadetten von Team 11 sich wie zwei geprügelte Hunde davonschlichen.
Ladana und Frank wurden von dem Kriegshelden abgefangen. »Ihr kommt mit mir.«
Ohne auf das Gejohle der anderen Rekruten einzugehen, drehte Rogers sich um und stiefelte wieder nach vorne. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Der General führte sie in eines der kleinen Besprechungszimmer, die es vorne auf der INSTRUCTOR zwischen Labor, Med-Station und Brücke gab. Er ließ die Tür hinter ihnen zugleiten, bot ihnen zwei Plätze hinter dem Tisch an und setzte sich selbst an die gegenüberliegende Seite.
»Also«, sagte er ohne weitere Umschweife. »Was ist passiert.«
Frank holte tief Luft. Während der Fahrt hatten sie halblaut verabredet, dass er das unausweichliche Gespräch an sich ziehen sollte. Wenn es nicht anders ging, sollte er sich als »Täter« hinstellen, die Verantwortung übernehmen und versuchen, Ladana als »Opfer« dastehen zu lassen, damit sie von Konsequenzen verschont blieb.
»Es gab einen Staubsturm«, sagte er mit fester Stimme. »Wir waren gerade dabei, das Zelt zu testen. Es erschien uns sicherer, dort zu bleiben und abzuwarten, statt durch den Sturm zum Stallion zurückzukehren. Dabei ist die Kommunikation zusammengebrochen.«
Er zwang sich, Rogers’ Blick und seinem Schweigen standzuhalten.
Der Held von Persephone sah ihn lange an. Er sagte keine Wort und rührte sich nicht.
Frank bemerkte, wie er anfing zu schwitzen und wie ihm das Stillsitzen immer schwerer wurde.
»Haben Sie etwas hinzuzufügen oder zu ergänzen, Rekrutin Zol?«, fragte Rogers endlich.
»Mein Teamleiter hat alles korrekt dargestellt«, sagte sie förmlich.
»Und was haben Sie in diesem – Zelt gemacht?«, erkundigte sich der General.
Aus dem Augenwinkel nahm Norton wahr, wie Ladana rot wurde. Er beeilte sich, das Wort wieder an sich zu ziehen. »Wir haben die Instrumente geprüft, die Selbsttests durchgeführt, die Standardroutinen gefahren.«
»Und dann? Wenn mich nicht alles täuscht, ist man damit in zehn Minuten fertig. Sie waren aber mehr als eine Stunde offline.«
»Dann haben wir gewartet, dass der Sturm sich legt oder soweit nachlässt, dass wir das Zelt verlassen und ins Fahrzeug zurückkehren können.«
»Das Seltsame ist«, führte Rogers nachdenklich aus, »dass keines der anderen Teams etwas von diesem Sturm bemerkt hat, auch unsere Sensoren hier auf der INSTRUCTOR übrigens nicht.«
»Es muss eine lokale Sache gewesen«, improvisierte Norton. Er hatte sich die ganze Nacht lang damit beschäftigt, sich das unvermeidliche Verhör zurechtzulegen. Aber jetzt wich er doch von seinem inneren Script ab. »Eine Art Staubteufel.«
»Ein Staubteufel?« Rogers sah ihn ungläubig an.
Er musste aufpassen, in dem Veteranen nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, dass er ihn zum Besten hielt. Bis jetzt hatte er immer alle Sympathien des knorrigen Texaners genossen. Das konnte sich schlagartig ändern, wenn dieser sich von ihm verscheißert fühlte.
»Ein lokales Phänomen«, schob er rasch nach. »Vielleicht auch ein Fallwind. Wir waren im Rücken des Randgebirges, das das Mare Inconcussum nach Süden abschließt, und ...«
Rogers brachte ihn mit einer barschen Handbewegung zum Schweigen. »Ersparen Sie uns das, Rekrut Norton.«
Die Miene des Generals schillerte zwischen Verdruss und Amüsement.
»Ich glaube, der einzige Wirbelwind, den es da draußen gab, ist diese Kadettin mit den bezaubernden Mandelaugen.«
Ladana wandte den Blick ab. Norton bemerkte, wie sein Mund trocken wurde. Sollte er auf seiner Version bestehen und einer technischen Überprüfung ins Messer laufen? Sie hatten zwar an den Planen gerüttelt und auf die Sensoren eingedroschen, bis Teile des Systems tatsächlich zusammengebrochen waren, aber einer internen Untersuchung, die auch alle möglichen anderen Daten zu einem komplexen Crosscheck heranzog, würde ihr aus dem Stegreif geborenes Vorgehen nicht standhalten.
»Sie können von Glück sagen«, fuhr Rogers in milderem Ton fort, »dass bei Team 11 keine Personen zu Schaden kamen. Psychologisch kommt ihnen außerdem zupass, dass Kurtz einen einschlägigen Ruf genießt. So ist es nur ein Gespann, das wir verloren haben. Das Nur in Anführungszeichen. Wir haben den Materialwert noch nicht beziffert, da wir erst nachsehen müssen, welche Systeme Team 11 im einzelnen auf seinem Hänger hatte. Ich schätze, dass wir irgendwo zwischen anderthalb und zwei Millionen herauskommen. Steuergelder. Für die viele Bürger der Union an sehr vielen Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen müssen.«
Er ließ die Blicke zwischen den beiden hin und her gehen, die versuchten, der Befragung standzuhalten. Aber ihre Fassung bröckelte von Minute zu Minute.
»Drauf gekackt«, sagte der General. »Diese Mission schlägt insgesamt mit einer halben Milliarde zu buche. Da ist ein Stallion zu verkraften. Verlust gibt es immer, und letztlich sind es Vorfälle dieser Art, wegen denen wir das Ganze überhaupt machen. Genauer gesagt: Die Frage, wie man mit solchen Zwischenfällen umgeht.«
Er sah Norton direkt ins Gesicht.
»Was ich dagegen nicht hinnehmen kann, ist die Subordination, die meiner Meinung nach in diesem Falle vorliegt.«
»Sir?«
»Nix Sir. Lassen Sie mich ausreden!« Von einem Moment zum Nächsten wurde Rogers dunkelrot. Seine cholerischen Ausbrüche waren im Ausbildungsbataillon gefürchtet. »Ich habe mit den Wachhabenden gesprochen, die Sie während der vergangenen Tage betreut