Meine Geparden sind auf dem Weg. Vahid Monjezi

Читать онлайн.
Название Meine Geparden sind auf dem Weg
Автор произведения Vahid Monjezi
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783954885893



Скачать книгу

langsam den Kopf.

      Khozeyme sah mir mit großer Freude zu und wartend rieb er sich die Hände und lächelte mich an.

      Khozeyme: „Schnell, mein Sohn, lass deinen Vater nicht so lange warten.“

      Zögernd stand ich auf.

      Herr Esfandiary zeigte Mullah Khozeyme den erhobenen Zeigefinger.

      Esfandiary: „Aber nur eine Minute.“

      Khozeyme: „Selbstverständlich, Bruder. … Gott begnadet, mein Herr.“

      Khozeyme legte freundschaftlich seine Hand auf meine Schulter und öffnete die Tür.

      Khozeyme: „Komm mit, mein Sohn.“

      Ich schaute Herrn Esfandiary bittend an, aber er merkte es nicht.

      Als Khozeyme die Tür hinter uns geschlossen hatte, rutschte seine Hand höher und packte mich am Hals. Er schob mich nach vorne und knurrte mich an.

      Khozeyme: „Du Hundesohn! Hast du mich beobachtet, ha?!“

      Ich wünschte mir so sehr, dass jetzt jemand den Korridor entlang kam. Aber es kam niemand.

      Er schleppte mich zum Lehrerzimmer, drückte mich gegen die Wand und schloss hinter uns die Tür ab. Dann ging er zum Fenster und verdunkelte die Jalousien.

      Khozeyme: „Warum spionierst du mir hinterher?“

      Ich zitterte vor Angst am ganzen Körper. Mehr als vor jedem Prügeln fürchtete ich mich vor diesen Augen, die mich voller Hass anblickten. Er hob seine Hand und gab mir eine schallende Ohrfeige.

      Ich hörte einen langen Pfeifton.

      Khozeyme: „Wer sagte, dass du mich beobachten sollst? Sag, du Bastard!“

      Er fasste mit seiner Faust unter mein Kinn und hob so meinen Kopf hoch. Sein Gesicht kam nah an meines. In seinen Mundwinkeln sammelte sich sein Speichel. Seine Zähne waren gelb und sein Mund gab einen verwesten Geruch frei.

      Er schlug mich wieder ins Gesicht und riss dabei meine Lippe auf. Ein salziger Geschmack verbreitete sich in meinem Mund. Es tropfte Blut auf das alte Mosaik.

      Khozeyme atmete sehr schnell.

      Khozeyme: „Ich schwöre es, wenn du mir nicht sagst, wer dich beauftragt hat, mich zu verfolgen, sorge ich dafür, dass du heute noch von der Schule fliegst.“

      In mir stieg ein gewaltiger Zorn auf, ich streckte meinen kleinen Körper nach hinten und sagte stotternd:

      Mariwan: „Ich … ich wollte … nu … nur … Krei… Kreide holen.“

      Khozeyme: „Kreide?!“

      Mariwan: „Ja, Herr, wir hatten nichts mehr zum Schreiben … Ich wollte nur Kreide.“

      Khozeyme: „Denkst du, ich bin dumm, du kleiner Lügner?“

      Khozeyme holte wieder aus. Ich nahm meine Hände vor das Gesicht. Mein Mund war immer noch salzig.

      Mariwan: „Bitte Herr, … ich sage die Wahrheit. … Fragen sie selber.

      Der Herr Direktor sagte mir, ich soll Kreide aus dem Keller holen.“

      Khozeyme schaute hoch und strich sich ein paar Mal mit der Hand über seinen Bart, ging einen Schritt zurück, ohne dass er seinen Blick von mir abwandte. Er füllte ein Glas Wasser und trank es in einem Zug aus. Tief durchatmend fragte er mich zweifelnd.

      Khozeyme: „Was hast du dort gesehen?“

      Mariwan: „Im Keller, Herr?!“

      Khozeyme: „Ja, im Keller!“

      Mariwan: „Es war dort überall dunkel.“

      Khozeyme: „Was hast du in der Dunkelheit gesehen?“

      Ich spürte eine wachsende Unruhe in mir. Was sollte ich nur tun. Ich war verwirrt.

      Ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war.

      Stotternd antwortete ich: „Ich … ich … habe … Sie gesehen.“

      Khozeyme: „Nur mich?“

      Mariwan: „Auch die Kunstlehrerin.“

      Khozeyme: „Gut, was hast du noch gesehen?“

      Mariwan: „Sie waren irgendwie anders, Herr. Sie atmeten sehr schnell … und Sie hatten auch nichts an.“

      Der Blick von Khozeyme änderte sich langsam.

      Er nahm ein langes Metalllineal vom Tisch, trat einen Schritt auf mich zu und bedeutete mir, dass ich meine Hände nach vorne hochheben soll.

      Khozeyme: „Erzähl weiter!“

      Mariwan: „Herr, ich schwöre es, ich habe nichts getan.“

      Khozeyme: „Heb hoch, du Bastard!“

      Ich versteckte meine Hände auf dem Rücken. Khozeyme kam zu mir und zog meine Hände mit Gewalt nach vorne. Ich spürte Tränen in meinen Augen.

      Meine Finger hatte ich fest zu einer Faust geschlossen. Er zog sie nach oben und schlug mir mit seinem Handrücken ins Gesicht, drückte mein Handgelenk und öffnete so wutentbrannt meine Faust.

      Ich konnte meine Finger nicht mehr zusammenhalten. Er hob das Lineal hoch und schlug mit voller Wucht auf meine geöffnete Hand.

      Das Lineal war kalt, aber es brannte auf den Fingern. Als es auf meine Hand aufschlug, federte es nach und die Schmerzen zogen sich bis in meine Schulter. Khozeyme: „Sag mir, was du gesehen hast … Ich will endlich die Wahrheit hören. Ist das klar, du Hurensohn!“

      Ich hatte jetzt begriffen, welch großen Fehler ich gemacht hatte.

      Mariwan: „Nichts, Herr, nichts.“

      Er zog das Lineal hoch und schlug wieder auf meine Finger.

      Die Schmerzen schossen bis in meinen Rücken.

      Khozeyme: „Heul doch, du Gottloser! … Ich will wissen, was du gesehen hast?!“

      Mariwan: „Ich wollte überhaupt nichts sehen … ich habe nichts gesehen.“

      Khozeyme: „Ja, nichts ist gut! Du hast nichts gesehen!“

      Er schlug von unten mit dem Lineal so gegen meine Hände, dass ich sie höher nehmen musste.

      Die Tränen liefen mir über die Wangen, auf die Lippen und brannten in meiner Wunde.

      Er schlug noch einmal zu.

      Khozeyme: „Ich will es noch mal hören, wiederhole, was du gesehen hast!“

      Mariwan: „Hab ich nichts, nichts, nichts gesehen.“

      Khozeyme: „Ja, du hast nichts gesehen. Du warst nie in dem Keller. Haben wir uns verstanden?“

      Mariwan: „Ja, Herr, ich schwöre es.“

      Khozeyme: „Ab jetzt bist du stumm. Ist das klar!?“

      Mariwan: „Ja, Herr, ich schwöre es.“

      Khozeyme: „Ja, schwören ist gut … Aber vergiss nie …